Eine Einladung zum Gedenken
Als Ingke Brodersen in die Berchtesgadener Straße 37 zieht, ahnt sie noch nicht, dass in dem Haus, in dem sie ab jetzt mit ihrer Familie leben 24 jüfische Mitbürgerinnen gelebt haben. Eines Tages wird ...
Als Ingke Brodersen in die Berchtesgadener Straße 37 zieht, ahnt sie noch nicht, dass in dem Haus, in dem sie ab jetzt mit ihrer Familie leben 24 jüfische Mitbürgerinnen gelebt haben. Eines Tages wird die Historikerin darauf aufmerksam, unter anderem durch eine Plakataktion in ihrem Stadtteil. Auch ein Stolperstein vor ihrem Zuhause. Sie beginnt nachzuforschen über die 24 Verschwundenen Bewohnerinnen ihres Hauses. Und sie schreibt die Geschichten ebendieser Menschen auf, welche 1942 deportiert wurden. Viele wurden im Holocaust ermordet. Einigen gelang die Flucht und sie konnten überleben. Aber das Grauen begann schon vorher. Mit der willkürlichen Stigmatisierung und immer neuen Einschränkungen im Leben. Frau Brodersen schreibt einfühlsam aber auch eindringlich gegen das Vergessen jüdischer/deutscher Geschichte. Ein für mich schwer zu greifendes furchtbares Verbrechen an Menschen, welche ich nie kennenlernen durfte. Einen erhobenen Zeigefinger habe ich während der Lektüre keinen gesehen. Für mich ist das Buch viel mehr eine Einladung. Eine Einladung zum Erinnern an die Ermordung Millionen jüdischer Mitbürger*innen. Eine Erinnerung daran, wie nachhaltig das Zusammenleben jüdischer und nicht jüdischer Menschen zerstört wurde. Ich kann euch allen wärmstens empfehlen die 24 Schicksale, welchen in "Lebewohl, Martha" von Ingke Brodersen nachgespürt wird, zu lesen. Denn Geschichte ist nicht nur Vergangenheit, Geschichte ist auch jetzt von Bedeutung.