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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.04.2023

Verblüffend, Spannend, Gut!

Die Wahrheit
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Von Beginn an weiß der Leser, dass ein Mann und eine Frau tot in einem noblen Haus aufgefunden wurden. Wie es dazu kam? Dies wird in einem Zeitraum ab 10 Wochen zuvor erzählt.
Diese Erzählung findet jeweils ...

Von Beginn an weiß der Leser, dass ein Mann und eine Frau tot in einem noblen Haus aufgefunden wurden. Wie es dazu kam? Dies wird in einem Zeitraum ab 10 Wochen zuvor erzählt.
Diese Erzählung findet jeweils aus der Perspektive der zumindest Betroffenen statt. Ob sie am Geschehen auch beteiligt sind, bleibt lange offen. Überhaupt steigert sich die Spannung im Buch von Seite zu Seite und man fragt sich, wohin das alles führt. Licht ins Dunkel bringen die geschickt zwischen den Kapiteln platzierten Vernehmungsberichte. In diesen wird sich immer wieder stückweise der Wahrheit genähert.
Wir lernen die Figuren ganz harmlos kennen. Nach und nach werden sie gehäutet wie eine Zwiebel. Ihre Vergangenheit, ihre Ängste und ihre Geheimnisse kommen ans Tageslicht. Dabei sind sie alle miteinander verwoben. Bisweilen tut es richtig weh zu lesen, wie sich die teilweise sehr sympathischen Protagonisten immer tiefer in den Schlamassel bringen, wie sie die Augen vor dem Offensichtlichen verschließen. Die Geschichte könnte sich genau so zutragen und das macht meines Erachtens einen Teil ihrer Stärke aus.
„Die Wahrheit“ ist ein Buch, das man nicht aus der Hand legen möchte, bis man weiß, wie alles endet. Absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 29.03.2023

Die unfassbaren Folgen eines richtig schlechten Tags

Institut für gute Mütter
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Ja, Frida hat einen Fehler gemacht. An ihrem richtig schlechten Tag war das. Als ihr alles zu viel wurde. Sie hat ihre kleine Tochter unbeaufsichtigt gelassen.
Und dies bleibt nicht unbeobachtet. In einer ...

Ja, Frida hat einen Fehler gemacht. An ihrem richtig schlechten Tag war das. Als ihr alles zu viel wurde. Sie hat ihre kleine Tochter unbeaufsichtigt gelassen.
Und dies bleibt nicht unbeobachtet. In einer Stadt, in der Menschen andere anzeigen, weil sie in ihren Augen Fehler machen. Oh, wie nah ist das an der Realität!
Auch Frida wird angezeigt. Und was dann passiert, ist so grausam, so unvorstellbar und doch phasenweise gar nicht so weit weg von der heutigen Welt. Nur konsequent zu Ende gedacht, was passiert, wenn die einen die Regeln machen und die anderen sie um jeden Preis einhalten müssen, so sinnfrei sie auch manchmal sind.
Frida kommt in das Institut der guten Mütter. Hier soll sie mit einer KI-Puppe lernen, wie sich gute Mütter verhalten. Und wenn das nicht klappt? Dann gibt es Entzug des letzten Bindeglieds zu den eigenen Kindern. Man darf nicht einmal mehr mit Ihnen telefonieren. Damit hat die Schule das größtmögliche Druckmittel überhaupt.
Die Beobachtungen in dieser Dystopie sind auf den Punkt. Fridas Gefühle und Gedanken, ihre Erinnerungen an ihre Tochter, ihre Sehnsucht, ihre Verzweiflung und Hoffnung sind sehr greifbar beschrieben. Teilweise hat man das Gefühl, mitten in dieser abstrusen Schule zu sein. Für mich wird dieses Gefühl durch das Schreiben in der Gegenwart verstärkt. Manchmal bleibt mir fast die Luft weg, so bedrückend sind die Szenen.
Ein paar Längen hat das Buch. Vielleicht hätte ich nicht jede Lerneinheit des „Instituts der guten Mütter“ so ausführlich gebraucht. Andererseits spürt man dadurch die Grausamkeit dieses einen Prüfungsjahrs für die Mutter um so mehr.

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Veröffentlicht am 26.04.2024

Stimmiges Finale

Verraten
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Das wars nun also mit dem Dezernat Q. Im 10. Band soll sich der Kreis um das außergewöhnliche Ermittlerteam schließen und alte Traumata sollen aufgelöst werden. Teilweise sehr geschickt bindet Jussi Adler ...

Das wars nun also mit dem Dezernat Q. Im 10. Band soll sich der Kreis um das außergewöhnliche Ermittlerteam schließen und alte Traumata sollen aufgelöst werden. Teilweise sehr geschickt bindet Jussi Adler Olsen alte Weggefährten in den aktuellen Fall ein, erinnert so an einzelne Fälle und stellt vor allem Carl in den Mittelpunkt des Geschehens. Durch alle Bücher zog sich ja die Frage, was ihm zu Beginn seiner Laufbahn widerfahren ist. Um das aufzudecken, muss Carl einen ziemlichen Leidensweg durchschreiten. Es ist förmlich spürbar, wie das Leben eines Polizisten im Gefängnis bedroht wird, in das er selbst etliche Insassen gebracht hat. Das ist für mich eine absolute Stärke des Buchs.
Der Fall selbst ist aus meiner Sicht verworren und ein bisschen an den Haaren herbeigezogen. In einigen Szenen hatte ich das Gefühl, dass der Autor eine Verfilmung direkt vor Augen hat. Die üblichen Interaktionen des Dezernat Q mit den wunderbaren Dialogen finden nur selten statt, da das Team im Grunde nie wirklich zusammen agieren kann. Erst am Schluss kommt hier wieder die Dynamik auf, die die vorigen Bücher auszeichnete. So habe ich das Dezernat Q eigentlich schon während des letzten Falls vermisst.
Dennoch ist es beeindruckend, wie Jussi Adler Olsen sich bis zur letzten Seite für seine Helden engagiert und für jeden einen stimmigen Abschluss sucht.

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Veröffentlicht am 13.04.2024

Unterhaltsamer Regionalkrimi

Mord unterm Reetdach
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Sympathische Protagonisten, Sylt Feeling und ein stimmiger Fall – für mich ein gelungener Auftakt einer neuen Krimireihe
Der Immobilienmakler Kristan Dennermann will gerade ein zum Verkauf stehendes Haus ...

Sympathische Protagonisten, Sylt Feeling und ein stimmiger Fall – für mich ein gelungener Auftakt einer neuen Krimireihe
Der Immobilienmakler Kristan Dennermann will gerade ein zum Verkauf stehendes Haus prüfen, da stolpert er direkt über die Leiche des Besitzers. Von Neugier getrieben fängt er an, eigene Nachforschungen zu betreiben. Und ist plötzlich sowohl Verdächtigter als auch Zielscheibe der Intriganten.
Eingebettet ist das Ganze in eine Sylter Wohlfühlatmosphäre. Landschaften und Orte werden bildhaft beschrieben. Dies geschieht vor allem der Sicht eines überaus menschlichen und sympathischen Immobilienmaklers. Hierin liegt für mich gleichzeitig das Risiko des Buches: Die Geschichten aus dem Makleralltag sind fast zu präsent. Wenn aus dem Krimi eine Reihe wird, kann das schnell zu viel werden.
Der Krimi an sich ist schlüssig und macht Spaß zu lesen. Die einzelnen Personen könnten noch ein bisschen vielschichtiger ausgearbeitet sein. Sie sind doch sehr auf ihre für das Buch notwendigen Eigenschaften beschränkt. Die Hauptperson Kristan ist zum Glück als Charakter greifbarer. Da finde ich es tatsächlich schade, dass er ausgerechnet Kochen als Hobby hat. Es kommt mir so vor, als wolle man bewusst auf jeden Zug aufspringen, der gerade „in“ ist. Das hat das Buch eigentlich gar nicht nötig.
Alles in allem ist „Mord unterm Reetdach“ ein gelungener Regionalkrimi. Ich würde – sehr gerne direkt vor Ort – weitere Bücher rund um Kristan Dennermann lesen.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Herzensprojekt

Der ehrliche Finder
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Das kleine Büchlein ist ein absolutes optisches Highlight. Man spürt überhaupt, dass es ein Herzensprojekt der Autorin ist.
Jimmy und Tristan werden zufällig Freunde. Jimmy ist ein Außenseiter, der gerne ...

Das kleine Büchlein ist ein absolutes optisches Highlight. Man spürt überhaupt, dass es ein Herzensprojekt der Autorin ist.
Jimmy und Tristan werden zufällig Freunde. Jimmy ist ein Außenseiter, der gerne Dinge sammelt und einen geregelten Ablauf benötigt. Und plötzlich tritt Tristan in sein Leben. Ein geflüchtetes Kind, der die Sprache lernen und Fuß fassen will in der neuen Heimat.
An einem Tag wird die ganze Geschichte dieser Freundschaft erzählt. Tristans Schicksal wird vorsichtig angedeutet, seine Verletzungen und Ängste werden in Einzelsituationen sichtbar. Und Jimmy – der nimmt ihn so wie er ist. Endlich jemand, dem er seine Welt zeigen kann. Die beiden Jungen könnten unterschiedlicher nicht sein. Ihre Erfahrungen klaffen weit auseinander und trotzdem brauchen und helfen sie einander. Und dann kommt dieser Tag, der alles verändert….
Die Stärke des Buchs liegt im Grunde im Nicht-Ausgesprochenen. Wir erfahren das Schicksal von Tristans Familie aus kleinen Gegebenheiten und spüren die große Geschichte dahinter. Es sind einzelne Momente, die im Gedächtnis bleiben.

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