Nichts ist, wie es scheint
„Schließe alles aus, was unmöglich ist, und was dann noch übrig bleibt, das ist, so unwahrscheinlich es auch aussehen mag, die Wahrheit.“ (S. 129)
Andreas Pittler, Historiker und Autor zahlreicher Brücher, ...
„Schließe alles aus, was unmöglich ist, und was dann noch übrig bleibt, das ist, so unwahrscheinlich es auch aussehen mag, die Wahrheit.“ (S. 129)
Andreas Pittler, Historiker und Autor zahlreicher Brücher, unter anderem der grandiosen Reihe um David Bronstein, hat sich mit diesem Krimi in den Süden von Österreich, in die Büchsenmacherstadt Ferlach begeben.
Hier gehen die Uhren noch ein wenig langsamer als sonst irgendwo. Die Verbrechen spielen sich zwischen Falschparken und Fahrraddiebstahl ab. Als dann ein Wiener Wanderer aufgeregt einen Toten meldet, ist es mit der Beschaulichkeit vorbei. Denn nicht nur, dass der Mann erschossen worden ist, ist er ein bekannter Ortspolitiker.
Mord ist für die beiden Dorfpolizisten Obiltschnig und Popatnig schon von Amts wegen eine Nummer zu groß und deshalb reitet die Kavallerie aus dem nahen LKA Klagenfurt ein. Man ist einander nicht grün und die Kriminalbeamten behandeln die örtlichen Polizisten herablassend. Noch bevor die Ermittlungen so richtig in Fahrt kommen, stirbt ein weiterer Stadtrat, diesmal von einer anderen Partei.
Ist das etwas überdimensionierte Stadion, das sich die beiden Stadtrivalen auf dem Fußballplatz in Zukunft teilen müssen, der Stein des Anstoßes? Haben die beiden Toten vielleicht geheime Absprachen zu den Grundankäufen durch die Stadtgemeinde getroffen?
Als dann noch ein dritter Mann getötet, der nichts mit dem Rathaus zu tun hat, ermordet wird, ist guter Rat teuer.
Obiltschnig und Popatnig denken laut nach und erhalten von einer ungewohnten Stelle einen interessanten Hinweis. Was, wenn die drei Morde etwas Persönliches sind?
Meine Meinung:
Als halbe Kärntnerin und Fan von Andreas Pittlers Krimis hat mir dieser Krimi sehr gut gefallen. Ein bisschen schade finde ich, dass der Kärntner Dialekt dem (bundes)deutschen Publikums wegen kaum verwendet wird und auf hochdeutsch parliert wird. Die humorvollen Dialoge, in denen sich Obiltschnig und Popatnig die Bälle (oder wie man in Wien sagt: die Wuchteln) zuspielen, haben mich schmunzeln lassen.
Der schwarze Humor, den ich aus der Bronstein-Reihe kenne, blitzt immer wieder durch. So musste ich herzlich lachen, als zum Ende hin, die Klagenfurter wieder anrücken, die Polizeistation Ferlach einfach okkupieren und dabei ist das Verbrechen schon aufgeklärt.
Die Charaktere sind herrlich herausgearbeitet. Die gemütlichen Dorfpolizisten, die ihre Schäfchen kennen und gezielt Fragen stellen, stehen den Cowboys aus der Großstadt gegenüber, die letztlich beschämt die Heimreise antreten müssen.
Es dauert ein wenig, bis die Ermittlungen Erfolg haben und wir Leser sind der Polizei immer einen kleinen Schritt voraus. Für mich war bald klar, wer die drei Männer umgebracht hat. Das Motiv ist eine Summe von Kränkungen. Gut gefallen hat mir, dass das Privatleben der beiden eine eher untergeordnete Rolle spielt und nicht überhandnimmt.
Die Beschreibung von Ferlach und Umgebung macht Lust auf Urlaub in Kärnten, um auf der Koschuta oder dem Loibl zu wandern und einen Abstecher in die Landeshauptstadt zu machen.
Fazit:
Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung und gebe diesem Landkrimi vom Feinsten 5 Sterne.