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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2017

Hervorragendes Debüt

Der Frauenchor von Chilbury
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Jennifer Ryan greift in ihrem ersten Werk die Geschichte ihrer Großmutter in einem kleinen englischen Dorf während des 2. Weltkrieges auf. Auf 480 Seiten schafft sie es, über die Zeit von März bis August ...

Jennifer Ryan greift in ihrem ersten Werk die Geschichte ihrer Großmutter in einem kleinen englischen Dorf während des 2. Weltkrieges auf. Auf 480 Seiten schafft sie es, über die Zeit von März bis August 1940 flüssig und kurzweilig zu berichten.

Die Männer des Dorfes wurden entweder eingezogen oder sind in London und nun soll auch noch aufgrund von mangelnden Männerstimmen der Chor aufgelöst werden. Doch die Frauen lehnen sich gegen die Entscheidung auf und stellen mit Hilfe von Primrose, einer Musikprofessorin, einen Frauenchor auf die Beine. Sie benötigen nicht nur beim Chor keine Bässe und Tenöre, sondern bewerkstelligen auch ihren oft schwierigen Alltag alleine.

Das Buch beinhaltet Briefe und Tagebucheintragungen von fünf ganz unterschiedlichen Frauen. Diese lassen uns, jede aus ihrem Blickwinkel, in die damaligen Geschehnisse blicken. Der Leser kann auf die Charaktere der Schreiberinnen schließen, die Intrigen planen und heimliche Liebschaften haben. Es werden aber auch Themen angesprochen, die weit über das Dorfleben hinausgehen wie der Luftkrieg zwischen Deutschen und Briten, die fürchterlichen Schlachten in der Normandie, geflüchtete Juden, die in England aufgenommen wurden uvm. Ryan vermittelt dem Leser aus der Sichtweise dieser Frauen ein ganzheitliches, wie ich finde sehr realistisches Bild der damaligen Zeit.

Ich wage es, diesen Roman als Frauenroman einzustufen. Er berichtet über Frauen, von Frauen und ich glaube, dass die Erzähl- und Sichtweisen der einzelnen Frauen, Leserinnen weitaus näher stehen als einem Leser.

Dieser Debütroman ist unbedingt lesenswert und ich hoffe sehr, bald weitere Werke von Jennifer Ryan lesen zu können.

Veröffentlicht am 11.08.2017

Probleme einfach wegklopfen

EFT Klopftechnik für Hochsensible
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Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen und bin rundum begeistert.

Auf den ersten Seiten beschreibt Monika Richrath wie sie zu EFT (Emotional Freedom Techniques) kam und erklärt div. Begriffe ...

Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen und bin rundum begeistert.

Auf den ersten Seiten beschreibt Monika Richrath wie sie zu EFT (Emotional Freedom Techniques) kam und erklärt div. Begriffe wie z.B. Stress, EFT, Hochsensibilität sowie die Klopftechnik an sich. Dann beginnt auch schon der praktische Teil, mit dem ich mich sehr ausführlich und praktisch befasst habe. Richrath stellt an die Kapitelanfänge div. detailliert beschriebene Übungen, mit denen sich der Leser auseinandersetzen soll, um sich z.B. persönliche Klopfsätze zu erarbeiten. D.h. die Anwendung wird individuell, somit wirkungsvoll und man befasst sich aktiv mit seinen eigenen Problemen bzw. seiner eigenen Situation und kann sofort an sich üben. Diesen Ansatz finde ich sehr intelligent und hilfreich, da der Leser sofort loslegen kann. Es folgen nun Übungen zu div. konkreten Situationen, die man wegklopfen kann, wie z.B. bei Erschöpfung, chronischer Krankheit, Perfektionismus usw.

Sicherlich mag der eine oder andere von der Technik etwas irritiert sein, deshalb ist es umso wichtiger, unvoreingenommen an die Sache heranzugehen und sie einfach auszuprobieren. Für wen das Klopfen etwas befremdlich ist oder die Technik noch nicht ganz klar, kann sich außerdem div. Youtube-Videos anschauen. Die Links dafür sind im Buch aufgeführt.

Beim Lesen und Üben dachte ich oft, ob die Übungen nicht für jedermann/frau geeignet wären, wobei vermutlich die "Nicht-Hochsensiblen" die beschriebenen Probleme und Situationen gar nicht so wahrnehmen wie es die Hochsensiblen tun. Diese Tatsache vergesse ich auch oft im Alltag, wenn ich z.B. denke, dass meinen Kollegen bestimmte Dinge auch auffallen müssten. Tun sie aber nicht!

Ich habe von diesem Buch sehr profitiert, der Zeitaufwand ist gering, der positive Effekt groß, wobei ich sicherlich noch einige Zeit für die Übungen benötige und noch den einen oder anderen Übungsbogen ausfüllen werde, bis die Technik in Fleisch und Blut übergeht. Zum einen möchte ich EFT an sich empfehlen, zum anderen aber auch genau dieses Buch, weil es alltagstauglich und parxisnah ist sowie schnell Abhilfe schaffen kann.

Ich bin begeistert und EFT ist mittlerweile ein fester Bestandteil in meinem Alltag. Herzlichen Dank an Monika Richrath für die außergewöhnlich gute Umsetzung in ihrem Buch "Klopftechnik für Hochsensible".

Veröffentlicht am 02.08.2017

Bald ein Klassiker?

Heimkehren
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Ich lese gerne Bücher von afrikanischen bzw. afrodeutschen, -französischen, -amerikanischen usw. Schriftstellerinnen. Gerade erst habe ich Swing Time von Zadie Smith aus der Hand gelegt, von dem ich aber ...

Ich lese gerne Bücher von afrikanischen bzw. afrodeutschen, -französischen, -amerikanischen usw. Schriftstellerinnen. Gerade erst habe ich Swing Time von Zadie Smith aus der Hand gelegt, von dem ich aber etwas enttäuscht war. Umso mehr freue ich mich über das absolut gelungene Debüt von Yaa Gyasi.

Die junge Autorin wurde in Ghana geboren, ist in den USA aufgewachsen, hat an der Standford University studiert und bereits für ihr erstes Buch eine Auszeichnung erhalten. Gyasi ist im Herbst sogar auf Lesereise in Deutschland und in der Schweiz.

Die Geschichte spielt im 18. Jahrhundert und handelt von den Schwestern Effia und Esi, die bereits als Kinder getrennt werden und sich nie kennenlernen. Effia heiratet einen Engländer, der aufgrund des Sklavenhandels zu etwas Wohlstand gekommen ist. Zuerst war ich über diese binationale Ehe irritiert. Wie kann man auf der einen Seite Sklaven verkaufen und auf der anderen Seite eine Frau aus diesem Land zur Ehefrau nehmen? Allerdings kamen solche Konstellationen wohl gar nicht so selten vor. Esi dagegen wird Sklavin und kämpft auf den amerikanischen Baumwollfeldern ums Überleben. Das Buch wird von diesen zwei Handlungssträngen bestimmt, deren Entwicklung über mehrere Generationen hinweg bis in die Gegenwart hinein beschrieben wird. D.h. jedes Kapitel stellt eine Person der nächsten Generation vor, entweder aus Effias Linie oder aus Esis. Gyasi schneidet zwar viele Leben an, ist dabei aber kein bisschen oberflächlich, sondern beeindruckend und kraftvoll, die politische Aktualität und Brisanz wird glasklar. Zusätzlich erfährt der Leser nützliche politische und geschichtliche Informationen, die wichtig sind, um u.a. die Aktualität der Flüchtlingsproblematik zu verstehen. Abgesehen vom Inhalt schreibt Gyasi einfach schön und jede Seite ist ein wahrer Lesegenuß.

Ich hoffe, noch möglichst viel von dieser jungen, vielversprechenden Schriftstellerin zu lesen. Großes Lob von mir und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.07.2017

Herzallerliebst

Ausgefressen
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Ich bleibe bei meiner These: Ein Hörbuch steht und fällt mit dem Sprecher. In diesem Fall liest Christoph Maria Herbst großartig. Noch eine These: Manche Bücher sind nur als Hörbuch richtig gut. Ausgefressen ...

Ich bleibe bei meiner These: Ein Hörbuch steht und fällt mit dem Sprecher. In diesem Fall liest Christoph Maria Herbst großartig. Noch eine These: Manche Bücher sind nur als Hörbuch richtig gut. Ausgefressen ist so eins.

Ray, cleveres Erdmännchen und unglücklich verliebt in eine laszive Chinchilla-Dame, lebt mit seiner Großfamilie im Zoo. Als dort eine Leiche entdeckt wird, nimmt die Geschichte Fahrt auf. Privatdetektiv und Alkoholiker Phil beginnt zu ermitteln, versteht erdmännisch und tut sich mit Ray zusammen. Außerdem gibt es mafiöse Ratten, beleidigte Flußpferde, eine Hyäne, die gerne Parfum mag, reiche Rentner und kriminelle Menschen.

Die Charaktere sind alle skurril und sympathisch; gerade die Stereotypen sind lustig. Das Buch hat sicherlich keinen besonderen Tiefgang, braucht es aber auch nicht. Es ist simpel, leicht, fröhlich und unterhaltend. Auch solche Hörbücher haben ihre Daseinsberechtigung.

Veröffentlicht am 06.07.2017

Wunderschöne Sommernovelle

Die Badende von Moritzburg
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Ralf Günther gelang eine wunderbare, leichte, jedoch ganz und gar nicht oberflächliche, sauber recherchierte Novelle, Seite für Seite eine Lesefreude. Dazu noch schön gestaltet mit einer Kirchnerskizze ...

Ralf Günther gelang eine wunderbare, leichte, jedoch ganz und gar nicht oberflächliche, sauber recherchierte Novelle, Seite für Seite eine Lesefreude. Dazu noch schön gestaltet mit einer Kirchnerskizze auf dem Titelbild und Lesebändchen.

Clara Schimmelpfenninck, wohlerzogene Tochter aus gutem Haus, wird aufgrund von ungeklärter Atemnot in ein Dresdner Sanatorium eingewiesen. Der junge Doktor Brandstetter, begeisterter Freud-Anhänger, verschafft ihr ein paar freie Tage, die Clara nutzt, um in der Moritzburger Schilflandschaft umherzustreifen. Dort stößt sie auf eine außergewöhliche Gruppe junger Menschen, alle nackt, Künstler und ihre Modelle, Freigeister. Vor allem Ernst Ludwig Kirchner fühlt sie sich von der jungen Frau besonders angezogen. Sie erleben eine gemeinsame stürmische Nacht, weit entfernt von Claras bürgerlichen Vorstellungen. Ihr eröffnen sich neue Horizonte durch den zufälligen Kontakt zu den Künstlern. Dennoch bleibt sie in ihrer kleinen Welt gefangen, macht was ihr Vater und die Gesellschaft von ihr erwarten und entschließt sich letztendlich für eine gutbürgerliche, jedoch leidenschaftslose Ehe mit Dr. Brandstetter.

Auf wenigen Seiten schafft es Günther, mir das Leben junger Menschen Anfang des 20. Jahrhunderts näher zu bringen. Er hat auf den letzten Seiten noch "Einige Anmerkungen zum historischen Hintergrund" hinzugefügt, die ich sehr interessant und hilfreich finde. Zum einen werden die gesellschaftlichen Zwänge gut klar, zum anderen gab es aber auch eine Bewegung, die frei sein wollte, gesund und mit der Natur leben wie z.B. Kirchner und die später von ihm in Dresden gegründete Künstlergruppe "Brücke" oder die sog. Lebensreformer, die eine naturnahe Lebensweise, alternative Medizin und Ernährung anstrebten.

Die Novelle ist ein empfehlenswerter Sommerlesespaß und erhält für Inhalt, Titelbild, Stil und Sprache volle 5 Punkte.