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Veröffentlicht am 06.05.2023

Faszinierende Geschichte über den Bau des Eiffelturms

Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe
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In ihrem Roman ,, Mademoiselle Eiffel  und der Turm der Liebe " hat mich die Autorin Sophie Villard  von der ersten bis zur letzten Seite nach Paris in die Jahre von 1886 bis zur Eröffnung des Eiffelturms ...

In ihrem Roman ,, Mademoiselle Eiffel  und der Turm der Liebe " hat mich die Autorin Sophie Villard  von der ersten bis zur letzten Seite nach Paris in die Jahre von 1886 bis zur Eröffnung des Eiffelturms am 6.Mai 1889 entführt.  

Im Prolog steht die Eröffnung des Eiffelturms unmittelbar bevor und Claire ist mit ihrem Sohn Robert auf dem Weg dorthin, aufgeregt, aber auch mit bangen Gefühlen,  was auf sie zukommen wird. Auf diesem Weg  überreicht  Robert ihr einen kleinen Zweig mit Kirschenblüten. Dieser Zweig ist schon auf dem  Buchcover zu sehen  und  auch am Anfang jedes Kapitels befindet sich eine Zeichnung davon.. Ich finde es wunderschön und rieche förmlich den Duft. 

Gustave Eiffel hat für die Weltausstellung zum 100. Jahrestag der Französischen Revolution den Zuschlag bekommen, seinen Plan eines gigantischen Turms in die Wirklichkeit umzusetzen.  Mit sehr großem finanziellen Einsatz und Risiko  beginnt der Bau mitten in Paris . Nicht zur Freude aller, denn viele am Montmartre ansässigen Künstler und andere hochrangige Pariser sind gegen dieses ,, hässliche und gefährliche Ungetüm ".  

Aus der Sicht seiner ältesten Tochter Claire wird die Geschichte erzählt.  Den Leser erwartet eine äußerst fesselnde Geschichte .  Perfekt recherchierte historische Fakten über Kosten, Pläne , Anträge, Genehmigungen ,dem gesamten Umfeld der Baustelle,  sind mit der  persönlichen Geschichte von Claire und  ihrer Familie verwoben. Die Autorin beschreibt die Protagonisten so lebendig und authentisch,  daß ich mich ganz schnell  in ihre Gedanken,  ihre Gefühle,  ihre Freude , aber auch Sorgen und Ängste hineinversetzen konnte. Claire ist mir auf Anhieb sympathisch und ich habe sie sofort liebgewonnen.  Sie ist eine starke Persönlichkeit. Schon  in jungen Jahren hat sie sich nach dem Tod ihrer Mutter um ihre jüngeren Geschwister gekümmert und wurde so im  Laufe der Zeit auch für ihren Vater  Gustave eine wichtige Stütze. Sie interessiert sich für seine Arbeit und Bauwerke , zu denen auch zahlreiche Brücken zählen. Ihr persönliches Glück hat sie in ihrem Mann Adolphe ( Adi ) gefunden, der als Ingenieur bei Eiffel arbeitet . Ihr Sohn Robert ist ihr ganzer Stolz.  Zur damaligen Zeit ungewöhnlich ; Frauen ihrer Gesellschaftsschicht waren nicht berufstätig;  nimmt sie als Privatsekretärin ihres Vaters großen Anteil an der Lösung den zu bewältigenden Aufgaben , Problemen und Hindernissen.  Gerade die italienischen Arbeiter und ihre Familien liegen ihr am Herzen.  Die 2jährige Bauzeit fordert viel Einsatz aller , es bleibt nicht viel Zeit für ihre  kleine Familie übrig.  Als der Journalist Gordon Bennett und die amerikanische Industriellentochter Elisabeth  in ihr Leben treten , wird es noch schwieriger für Claire und sie muß um ihr eigenes Glück bangen. Gleichzeitig muß sie sich Sorgen um ihre jüngere Schwester Valentine machen. Wird sie es schaffen, all diese Herausforderungen zu meistern? 

Sophie Villard  hat einen so fulminanten Roman über diese außergewöhnliche Frau geschrieben,  die genauso hätte sein können.  Die Beschreibungen der Stadt,  der Mode und der einzelnen Bauphasen ließen so exakte Bilder vor meinen Augen  entstehen, daß ich das Gefühl hatte mittendrin und ganz nah dabei zu sein. Faszinierend ist auch zu lesen, welche weiteren berühmten Künstler und Erfinder zu dieser Zeit in Paris tätig oder zu Besuch waren . Welche Erfindunen und Werke in diesen Jahren entstanden.  . Van Gogh, Edison und Jules Verne sind nur einige davon. Und viele waren miteinander bekannt. 

Die bildhafte und flüssig zu lesende Sprache ließen die Seiten nur so fliegen.  Ich war so gefesselt und konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen musste,  wie es weitergeht. Am Ende war ich ein wenig traurig,  ich hätte am liebsten ewig weitergelesen. 

Nach diesem Roman betrachte ich dieses großartige Bauwerk nochmal mit ganz anderen Augen. Sophie Villard hat die Entstehung für mich soviel greifbarer gemacht.  Hochachtung vor dieser gewaltigen Leistung , bei der es tatsächlich nur einen einzigen Unglücksfall gab.

Von Sophie Villard war es mein erstes Buch, aber ich werde baldmöglichst ihre anderen Werke lesen. 

Von ganzem Herzen empfehle ich diese grandiose Romanbiographie , diese perfekte Kombination aus historischen Fakten und der persönlichen fiktiven Geschichte von  Claire Eiffel, an alle weiter, die in die faszinierende Stadt der Liebe eintauchen wollen.  Für mich ein absolutes Lesehighlight.  


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Veröffentlicht am 30.04.2023

Neuanfang in der Toskana

Sommernächte im Bistro Romantico (Verliebt in Italien)
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In ihrem Roman ,, Sommernächte im Bistro Romantico " nimmt die Autorin Hanna Holmgren den Leser mit auf eine traumhafte Zeit in den kleinen Ort Camaiore in der Toskana.  Es ist der zweite Band von ,, Verliebt ...

In ihrem Roman ,, Sommernächte im Bistro Romantico " nimmt die Autorin Hanna Holmgren den Leser mit auf eine traumhafte Zeit in den kleinen Ort Camaiore in der Toskana.  Es ist der zweite Band von ,, Verliebt in Italien ". 

Die 30 jährige  Halbitalienerin Mariella will nach ihrer Scheidung von ihrem sizilianischen Mann zurück nach Berlin,  wo ihre Familie wohnt, als sie die Nachricht bekommt , daß ihre Großmutter verstorben ist. Weil  sie die Erbin ihres Hauses in der Toskana  ist, beschließt sie,  zunächst dorthin zu fahren.  Sie hatte schon lange keinen Kontakt mehr zu ihrer italienischen Nonna Maria , weil ihre Mutter mit ihr und ihren Brüdern wegen eines Streits nicht mehr die Ferien in der Toskana verbracht hatte. Als sie älter wurde, war anderes wichtiger als die Großmutter zu besuchen.  

Als sie das Haus und den darin befindlichen Delikatessen- Laden sieht, beschließt Mariella,  daß sie erstmal hier bleiben möchte und den Laden weiterführt, der ihrer Großmutter viel bedeutet hat. Sie hat mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen und als ihr der attraktive Koch Celio über dem Weg läuft,  gerät zusätzlich ihr Gefühlsleben durcheinander.  Die beiden liefern sich so  anscheinend Wortgefechte , über die ich so manches Mal schmunzeln musste.  Einfach herrlich,  wie das italienische Temperament zu spüren ist. 

Bei Rückschlägen findet sie Halt und Unterstützung bei den neugewonnenen Freunden aus dem Ort, die ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen . Trotzdem ist sie so manches Mal kurz davor , alles hinzuschmeißen. Durch das  Tagebuch ihrer Nonna, erfährt sie nach und nach vieles aus dem Leben von Maria. Eine interessante und starke Frau, deren Leben alles andere als einfach und schön war. Wird Mariella in der Toskana den Neuanfang schaffen und mit ihrem Erbe eine glückliche Zukunft erleben? 

Hanna Holmgren hat mich mit ihren bildhaften , authentischen Beschreibungen der Umgebung und der überaus sympathischen Protagonisten mitten in die Toskana entführt.  Ich konnte die Personen direkt  vor mir sehen,  bin mit durch den Ort gegangen, habe im Bistro gesessen und natürlich die leckeren kulinarischen Spezialitäten gerochen. Am liebsten hätte ich gleich mitgegessen. 

Die Protagonisten sind  äußerst sympathisch,  haben wie im echten Leben Ecken und  Kanten. Manche sind überaus hilfsbereit,  während andere auf ihren eigen Vorteil bedacht sind. Sehr schön finde ich, daß ich die sympathischen Protagonisten    Emilia,  Aurelio und Giampaolo  aus ,, Pinienduft im Hotel Toscana Mare " wieder getroffen habe.  Beide Teile sind aber auch unabhängig voneinander zu verstehen.  

Die Geschichte ist so fesselnd und kurzweilig erzählt, daß ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Der italienische Flair lädt zum Träumen ein. Ein echter Wohlfühlroman , der zeigt, daß jeder Mensch etwas anderes als Glück empfindet.  

Auf den letzten Seiten befinden sich einige Rezepte von italienischen Köstlichkeiten,  die in der Geschichte vorkommen. So lecker, macht Lust auf einen typischen toskanischen Abend mit Freunden und Familie.  

Von ganzem Herzen empfehle ich diese tolle Geschichte weiter. Lasst Euch mitnehmen in Mariellas Leben und besucht die wunderschöne Toskana.  

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Veröffentlicht am 25.04.2023

Herzerfrischende Geschichte mit wunderbaren Hebammen

Storchenherzen
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In ihrem Roman ,, Storchenherzen- Wenn das Glück vom Himmel flattert " erzählt  Fritzi Teichert ( das Autorenduo  Friederike Grauf und Mina Teichert ) Geschichte über die Hebammenpraxis Storchennest , ...

In ihrem Roman ,, Storchenherzen- Wenn das Glück vom Himmel flattert " erzählt  Fritzi Teichert ( das Autorenduo  Friederike Grauf und Mina Teichert ) Geschichte über die Hebammenpraxis Storchennest ,  ihre Hebammen Helga und Madita und all ihre wunderbaren zu betreuenden werdenden Eltern.  

Als die Bewertungen für die Hebammenpraxis Storchennest schlechter werden, weil die betreuten Schwangeren sich immer weniger mit der ruppigen und manchmal nicht so netten Art von der Hebamme Helga abfinden , wird mit eine zusätzliche junge Kollegin eingestellt.  Madita ist nach ihrem Job im Krankenhaus und der Trennung von ihrem Freund bereit ,sich auf eine neue Herausforderung in der Kleinstadt einzulassen. 

Sie ist das genaue Gegenteil von Helga . Lebenslustig,  quirlig und mit ihren rosa gefärbten Haar ein Farbkleks im Alltag. Helga ist 43 Jahre alt und hat in ihren vielen Jahren als Hebamme sehr viel Berufserfahrung und unzähligen Babys auf die Welt geholfen.  Madita hat noch einiges zu lernen, aber sie hat frische Ideen und eine unbändige Lust, diese im Storchennest einzubringen. Leider prallen dabei ihre unterschiedlichen Charaktere aufeinander.  Helga ist zunächst von ,, der Neuen " als andere als begeistert und kann ihren Unmut nicht gut unterdrücken.  Doch Madita lässt sich davon nicht unterkriegen und so nach und nach nähern sie sich an. Besonders als Madita in einer brenzligen Situation beherzt die richtige Entscheidung trifft und damit Mutter und Kind rettet,  erkennt die erfahrenere Kollegin das Potential in ihr. Durch ihre lebenslustige und besonders sympathische und empathische Art gewinnt Madita schnell das Vertrauen der zukünftigen Eltern, ist für alle Fragen offen und nimmt sich auch außerhalb ihres eigentlichen Aufgabenbereiches Zeit für Sorgen, Nöte und Bedürfnisse der Schwangeren und ihrer Partner. Schnell ist sie der Sonnenschiein der Praxis.  Auch als es bei Helga im Leben etwas kompliziert wird, steht sie ihr als liebe Kollegin und  Freundin (?) mit Rat und Tat zur Seite . Auch ungefragt.  Als sie durch ihre  chaotische Art nicht weiter in der WG wohnen kann, steht sie mit Sack und Pack bei Helga vor der Tür. Kann sie bei Helga ein paar Tage Unterschlupf finden?  Kann das gut gehen?  Schließlich ist Helga der Kaffeejunkie, während Madita heiße Schokolade, schön süß und mit viel  Sahne bevorzugt.  

Madita und auch Helga waren mir schon nach wenigen Seiten sympathisch.  Über Maditas chaotisches , aber liebenswert quirliges Wesen musste ich häufig lachen , so eine Kollegin kann das Arbeiten nur schöner machen.  Helga ist zwar etwas ruppiget in ihrer Art, hat aber ein weiches Herz, was nur ein wenig mehr Zeit braucht, um in Erscheinung zu treten.  

Die junge, hilfebedürftige  Viktoria und der Polizist Silas,  den Madita schon bei ihrer Ankunft in der Kleinstadt vom Rad holt und ihr immer wieder über den Weg läuft,  waren  mir schnell sympathisch. Vom  Nachbarn ,,Jim "  hatte ich direkt Bilder vor meinen Augen.

Die Autorinnen haben in einem flüssigen und lebendigen Schreibstil einem wunderbaren lustigen und spritzigen Roman geschaffen,  der schnell Gute- Laune verbreitet.  Sie beschreiben das Leben und Wirken der Hebammen detailreich und authentisch.  Ihre Erlebnisse sind mitten aus dem Leben gegriffen. Es ist nicht immer nur Friede-Freude-Eierkuchen, sondern auch Traurigkeit dabei,  wenn zum Beispiel die Geburt eines Sternenkindes beschrieben wird. Doch auf eine so einfühlsame Art,  wie man es sich im Leben nur wünschen kann. Während des Lesens habe ich vieles über Schwangerschaft und Geburt neu erfahren, oder auch meine eigene Erlebnisse erinnert.  Das private Leben der Beiden läuft auch nicht immer rund und sorgt für einige Wendungen.  

Genau diese wundervolle Kombination aus Kompetenz,  Sensibilität,  Einfühlungsvermögen, liebevolle und auch mal bestimmendere Ratschläge und Anweisungen,  wie Helga und Madita sie vereinen, wünsche ich werdenden Eltern bei der Vorsorge, der Geburt und der Nachsorge.  Sie sind mit soviel Herzblut bei ihrer Arbrit dabei.  Es wird so schön beschrieben,  was für ein beglückendes Erlebnis es ist, bei der Geburt eines neuen Erdenbürgers dabei zu sein. Der Leser bekommt aber auch einen sehr realistischen Einblick in das Berufsleben der Hebammen,  wo vieles zeitlich nicht planbar ist, weil Babys sich nun  mal nicht an Termine halten. Immer auf Abruf , immer im Einsatz und eben nicht nur Beruf , sondern Berufung. Ich habe mich mit ihnen gefreut,  habe aber auch  geweint und immer gehofft, daß alles bei allen Schwierigkeiten gut ausgehen wird.  Durch die wunderbare Schreibweise und Beschreibungen konnte ich mich schnell in die Protagonisten hineinversetzen,  ihre Gefühle  und Gedanken nachvollziehen  und habe sie schnell liebgewonnen.  

Dieser Roman hat mir so schöne Lesestunden beschert , daß ich am liebsten immer weiter gelesen hätte. Ich freue mich , wenn es eine Fortsetzung geben wird. 

Eine ganz klare Leseempfehlung für alle  ( werdenden ) Eltern  und alle anderen , die Lust auf ein Wohlfühlbuch haben. 


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Veröffentlicht am 23.04.2023

Bewegende und fesselnde Nachkriegsgeschichte

Flüchtlingskind
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In ihrem Roman  ,,Flüchtlingskind -Ein Junge zwischen zwei Müttern " erzählt die Autorin Marion Kummerow die hochemotionale und dramatische Geschichte  von Jakob, der als 4jähriger Junge im Winter 1945 ...

In ihrem Roman  ,,Flüchtlingskind -Ein Junge zwischen zwei Müttern " erzählt die Autorin Marion Kummerow die hochemotionale und dramatische Geschichte  von Jakob, der als 4jähriger Junge im Winter 1945 durch die Flucht vor den Russen aus seinem  behüteten Leben gerissen wird.

Jakob lebt mit seinen Eltern Emma und Herbert, sowie seiner 7 Jahre alten  Schwester Sophie in Lodz( Litzmanstadt ). Sein Vater ist als Soldat im Kriegsdienst. Vom Krieg ist hier außer der schlechteren Versorgung nicht viel zu spüren, bis die Front, die Rote Armee immer näher rückt und in den eroberten Gebieten  sich barbarisch verhält.  Aus Angst und Sorge um ihre Kinder entschließt  Emma  schweren Herzens,  sich einem Treck gen Westen anzuschließen. Kein guter Zeitpunkt,  denn es herrscht eisiger Winter, doch es geht nicht anders. Der Fußmarsch ist äußerst beschwerlich,  geprägt von Hunger, Kälte , Entkräftung und auch Tod. Der kleine Jakob wird schwer krank und als sie endlich das von den Nazis besetzte Posen erreichen,  kann Emma ihn endlich in ein Krankenhaus zur Behandlung bringen. Sie muß ihren kleinen Liebling alleine dort lassen und  mit Sophie und den anderen Flüchtlingen aus Lodz im Lager übernachten.  Die Lage spitzt sich zu, die Rote Armee rückt auch hier sehr schnell näher,  weshalb das Krankenhaus evakuiert wird. Als Emma endlich nach Stunden dort ankommt, bietet sich ihr ein Bild der Verwüstung und Jakob ist nicht aufzufinden.  Irena , die polnische Krankenschwester hat ihn mit zu sich nach Hause genommen,  als sie ihn als letztes Kind weinend und verängstigt im Krankenzimmer vorfand, ohne Versorgung hätte er die Nacht  außerdem wahrscheinlich nicht überlebt So schützt sie ihn vor den anrückenden Russen, die alles niedermetzeln , was deutsch ist. Sie selbst hat ihr ungeborenes Kind durch brutale SS-Soldaten verloren . Auch am nächsten Tag kann sie seine Mutter nicht finden, denn Emma musste mit Sophie als eine der letzten Deutschen die Stadt verlassen.  Sie hofft, daß auch Jakob bei der Evakuierung in einen Zug nach Westen gesetzt wurde. Irena und Luka nehmen Jakob bei sich auf, kümmern sich um ihn, als sei es ihr eigenes Kind und so langsam fasst er Vertrauen in sie, nachdem er anfangs kein Wort polnisch versteht, die Sprache zügig lernt. Er wird beim Roten Kreuz als gemeldet, daß er seine Mutter sucht. Auch Enma meldet ihn als vermisst beim Suchdienst,  als sie endlich im Westen im Lager Friedland ankommt. Durch das Ende des Krieges und der Einteilung in  Besatzungszonen kann man nicht einfach überall hinreisen, um Angehörige zu suchen. Wird die Suche nacheinander erfolgreich sein? Wie ergeht es Jakob bei Irena und Luka , die ihn adoptieren,  um ihn vor Anfeindungen als deutsches Kind zu schützen?  Kann Emma es ertragen,  daß eine Kind gerettet zu haben und dafür Jakob zurück gelassen zu haben? 

Marion Kummerow hat mich mit ihrem flüssigen , mitreißendem, und sehr bildhaften Schreibstil schon nach wenigen Sätzen in den Bann gezogen. Ich fühlte mich mitten im Geschehen.  Durch die wechselnden Perspektiven von Emma, Irena und Jakob konnte ich mich sehr gut in die Gefühle und Gedanken der Personen hineinversetzen.  Ich habe durchgehend mit ihnen mitgefühlt,  gehofft, um ihr  Leben   gebangt, große Ängste ausgestanden und auch ihre  tiefe Liebe gespürt.  

Auch wenn es eine fiktive Geschichte ist, hat diese gefühlvolle,  tiefgründige und hochemotionale Geschichte genauso stattfinden können.  Es wird unzählige Schicksale we die von  Jakob und Emma gegeben haben. 

Dieser Roman hat mich sehr berührt,  so manches Mal hatte ich Gänsehaut und Tränen in den Augen. Uneingeschränkt empfehle ich diese  dramatische und bewegende Geschichte weiter, die ich kaum aus der Hand legen konnte und die mich auch im Nachhinein sehr beschäftigt und sprachlos macht. . Auch heute ist dieses Thema  u.a. durch den Ukraine-Krieg leider aktuell.  Auch die weiteren Informationen im Nachwort haben mir sehr gefallen

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Marion Kummerow für das Rezensionsexemplar.  

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Veröffentlicht am 22.04.2023

Jetzt ein leckeres Eis am Stiel

Träume aus Eis
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In ihrem Roman ,,Träume aus Eis " lässt die Autorin Franziska Winkler den Leser am Leben und Wirken der Münchner Familie Pankhofer teilhaben.
Im April 1929 geht ein großer Traum von Josef und Erna Pankhofer ...

In ihrem Roman ,,Träume aus Eis " lässt die Autorin Franziska Winkler den Leser am Leben und Wirken der Münchner Familie Pankhofer teilhaben.
Im April 1929 geht ein großer Traum von Josef und Erna Pankhofer in Erfüllung. Sie eröffnen ihren eigenen Eissalon in der Kaufingerstraße nahe der Frauenkirche. Damit sind die Zeiten vorbei, mit dem Eiswagen durch die Stadt zu fahren , um ihren Lebensunterhalt zu verdienen . Sie erhoffen sich mit der Eisdiele ein finanziell besseres Leben. Ihre 18 jährige Tochter Frieda und die 2 Jahre jüngere , etwas tolpatschige Lotte müssen im Geschäft mit anpacken. Als Frieda sich verliebt schwebt sie zunächst auf Wolke 7 , doch es ist ausgerechnet der Sohn des Kaffeehauses Großglockner , den ihr Vater als große Konkurrenz ansieht und daher diese Verbindung nicht akzeptieren würde. Wird es für Frieda und Erich eine gemeinsame Zukunft geben ?
Als es zu einem Streit zwischen Frieda und Lotte kommt, passiert ein großes Unglück, bei dem Lotte sehr schwer verletzt wird. Die Familie hofft auf komplette Heilung, doch wird sie es schaffen?
Auch im Eissalon läuft es nicht so üppig wie Josef und Erna es sich erträumt hatten. Um neue Kunden anzulocken , experimentiert Joseph an neuen Geschmacksrichtungen, mal mehr und mal weniger genießbar, bis er auf die Idee kommt, das Eis am Stiel herzustellen.
Diese Erfindung von dem real existierenden Josef Pankhofer,hat Franziska Winkler zum Anlass für diese Geschichte genommen. Er hat tatsächlich 1929 das JoPa - Eis erfunden, das erste Steckerl- Eis.
Den Leser erwartet eine interessante Geschichte mit starken Frauen, alles für die Familie tun, aber auch für ihren Weg kämpfen. Es gibt Höhen und Tiefen, Freude und Leid, Träume , Hoffnungen und Verluste und auch die Liebe ist dabei.
Die Protagonisten habe ich schnell liebgewonnen : Erna als Ehefrau und Mutter ;Frieda und Lotte als Geschwister, die sich auch streiten , aber trotzdem füreinander da sind ; Josef als Träumer und Erfindergeist und besonders Fanny, die gute Seele vom Eissalon mit ihrem charmanten bayrischem Dialekt ( konnte sogar ich als Norddeutsche gut verstehen).
Das charmante Münchner Leben , die Schauplätze und Straßen, sowie die Mode sind anschaulich und bildhaft beschrieben. Ich hatte schnell das Gefühl mittendrin zu sein und ein leckeres Eis zu genießen.
Der Text liest sich richtig schön flüssig, die Seiten fliegen nur so dahin. Die einzelnen Kapitel sind jeweils mit dem Datum versehen und aus den Perspektiven der verschiedenen Protagonisten geschildert. Dadurch bleibt die Geschichte lebendig und ich konnte mich in alle Personen gut hineinversetzen.
Das Buchcover passt sehr gut zur Geschichte. Ein Paar ( Josef und Erna oder Frieda und d Erich ) laufen dem Betrachter händchenhalten entgegen. Abgebildet auf der Silhouette eines Eis am Stiel. Mir gefällt es auch in der Farbgebung sehr gut, passend zur damaligen Zeit.
Wer gerne in Familiengeschichten eintaucht, ist mit dieser gelungenen Geschichte gut versorgt. Am besten man hat etwas Eis im Haus, denn der Appetit darauf kommt bestimmt.

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