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Veröffentlicht am 01.05.2023

Tempe Brennan wird mit Fällen aus ihrer Vergangenheit konfrontiert.

Kalte, kalte Knochen
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Es ist eiskalter Winter in Charlotte, und die forensische Anthropologin Temperance Brennan hilft ihrer heimgekehrten Soldaten-Tochter Katy beim Einzug in die neue Wohnung.
Bis eines Tages ein Augapfel ...

Es ist eiskalter Winter in Charlotte, und die forensische Anthropologin Temperance Brennan hilft ihrer heimgekehrten Soldaten-Tochter Katy beim Einzug in die neue Wohnung.
Bis eines Tages ein Augapfel auf Tempes Veranda liegt. Mit eingravierten Koordinaten, die zu weiteren grausigen Funden in einem Kloster führen.
Kurz darauf wird eine mumifizierte Leiche in einem Nationalpark gefunden und Tempes Instinkt sagt ihr, dass diese scheinbar unzusammenhängenden Fälle doch irgendwie zusammengehören. Und wodurch sie sich natürlich selbst in Gefahr bringt.
Auch die Story um Katy und ihre Army-Veteranen finde ich spannend und toll, wie sich Katy für diese einsetzt.

Der Schreibstil ist wie gewohnt trocken-humorig, ich mag diese nüchterne Erzählung in ich-Form von Tempe in kurzen, oft nur 1-Wort-Sätzen. Man kann so noch besser mit ihr mitfühlen bzw. sich in sie hineinversetzen. Und die Cliffhanger, mit denen alle Kapitel enden, machen es einem unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen.
Man trifft wieder auf alte Bekannte, u.a. ihren Freund Andrew Ryan und selbstverständlich der eigenwillige Kater Birdie.

In ihrem 21. Fall muss Tempe nicht nur wieder interessante Untersuchungen von Knochen (bzw. Mumien) durchführen, sondern sie wird auch mit ganz vielen ihrer alten Fälle konfrontiert - was sie natürlich nur aufgrund ihrer perfekten Kombinationsgabe erkennt.
Der versierte Leser wird selbstverständlich alle Fälle wiedererkennen - mir hat es großen Spaß gemacht, besonders die erst kürzlich zurückliegenden Bände wieder in Erinnerung gerufen zu bekommen. Daher fände ich bei diesem Teil gut, wenn man einige Vorgänger-Fälle von Tempe kennt.
Die Auflösung war mir dann doch etwas zu wenig glaubwürdig.


Fazit:
Auch der 21. Fall für Tempe Brennan ist wieder packend; und diesmal wird sie mit vielen ihrer alten Fälle - die man als Fan natürlich kennt - konfrontiert.

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Veröffentlicht am 29.04.2023

Was wiegt stärker? Mutterliebe oder der Hippokratische Eid?

Die Herzchirurgin
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Anna Jones ist erst vor kurzem von London aus der Stadt in ihr neues Haus gezogen und arbeitet als Herzchirurgin im dortigen Krankenhaus.
Eines Tages wird sie für die Operation des Politikers Ahmed Shabir ...

Anna Jones ist erst vor kurzem von London aus der Stadt in ihr neues Haus gezogen und arbeitet als Herzchirurgin im dortigen Krankenhaus.
Eines Tages wird sie für die Operation des Politikers Ahmed Shabir eingeteilt, was natürlich alles geheim ist; denn niemand soll wissen, dass der angehende Premierminister ein Herzleiden hat.
Doch irgendjemand wusste davon, denn zwei Tage zuvor ist Annas Nachbarin tot, und ihr 9jähriger Sohn Zack verschwunden, ihr Haus mit Kameras verkabelt.
Und Anna bekommt ein Ultimatum gestellt: entweder sie lässt Shabir auf dem OP-Tisch sterben (natürlich so, dass es wie ein natürlicher Tod aussieht), oder ihr Sohn stirbt. Ebenso, wenn sie auffliegt.

Man kann sooo gut mit Anna mitfühlen, besonders als Mutter. Selbstverständlich will man sein Kind retten, das ist doch das Allerwichtigste! Doch natürlich ist für sie als Ärztin auch der Hippkratische Eid, dem sie sich verpflichtet hat, wichtig. Wobei ich seltsam fand, dass sie tatsächlich die Gründe für und wider abgewogen hat.
Und ihre psychische Krankheit, sich ständig sämtliche Körperbehaarung auszureißen, ist sehr befremdlich.

Krankenschwester Margot, Annas Assistentin im OP, die jede Menge Schulden hat und alle Kollegen und Kolleginnen beklaut, ist ein egoistischer und seltsamer Charakter.
Doch sie hat Bauernschläue und bei der OP bemerkt, dass Anna sich eigenartig verhält und sie deshalb genau beobachtet - und will nun daraus Geld schlagen, um endlich aus ihrer Schuldenspirale rauszukommen.

Und dann ist da noch die Ermittlerin Rachel Conaty, die ein schweres Trauma aus der Vergangenheit mitschleppt und genau spürt, dass mit dem Sohn von Anna etwas nicht stimmt; und sich in den Fall verbeißt.

Die Geschichte wird aus Sicht dieser 3 Frauen erzählt, jeweils in ich-Form. An der Überschrift erkennt man die erzählende Person, inkl. Datum und Uhrzeit. Trotzdem fiel es mir manchmal schwer umzuswitchen und mich neu in die Figur einzudenken, eben weil alle 3 in ich-Form erzählen.
Die Figur der Rachel und deren Verbissenheit macht es spannender; wenn jemand Anna ständig im Genick sitzt und sie Gefahr läuft, jederzeit auffliegen zu können. Denn ihre Tat darf natürlich nicht entdeckt werden, wenn sie ihren Sohn jemals wiedersehen will.
Warum die Geschichte aber ausgerechnet im Jahr 2019 spielt, hat sich mir nicht erschlossen.

Der Autor fasziniert mich jedenfalls - Er hat es nämlich geschafft, derart unsympathische Protagonistinnen zu erschaffen, die alle auf verschiedene Arten totale Wracks sind, und man trotzdem wie gebannt das Geschehen und deren Handeln verfolgt.
Auch eine packende Schreibweise und der rasche Wechsel der Erzählungen aus Sicht der Herzchirurgin Anna, ihrer pleiten Assistentin Margot und der traumatisierten Polizistin Rachel lässt einen nur so durch das Buch fliegen.
Die Auflösung war... naja... ein klein wenig an den Haaren herbeigezogen (nach meiner behüteten Ansicht) - aber wer weiß, vielleicht gibt es diese raue Gewalttätigkeit und die Motive dafür in Millionenmetropolen ja wirklich.


Fazit:
Unsympathische Protagonistinnen, aber eine packende Schreibweise und kurze Kapiteln peitschen einen durchs Geschehen. Deshalb gibt es trotz einer mMn etwas an den Haaren herbeigezogenen Erklärung und teilweise konstruiert erscheinenden Geschichte 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.04.2023

Rache für missbrauchte Frauen? brutaler Thriller, nichts für schwache Nerven.

Stigma (Milosevic und Frey ermitteln 1)
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In Hamburg wird eine Männerleiche gefunden: mit einem schwarzen Plastikmüllsack und einem Kabelbinder erstickt; die Augen rausgetrennt.
Kurz darauf noch ein Toter. Die selbe Vorgehensweise, nur diesmal ...

In Hamburg wird eine Männerleiche gefunden: mit einem schwarzen Plastikmüllsack und einem Kabelbinder erstickt; die Augen rausgetrennt.
Kurz darauf noch ein Toter. Die selbe Vorgehensweise, nur diesmal die Ohren abgeschnitten.
Geht ein neuer Serientäter um?

Die Kriminalermittlerin Jagoda "Milo" Milosevic und ihr Partner Vincent Frey gehen der Sache nach und entdecken grausame Details aus den Leben der Toten, die einen Grund für die Ermordung darstellen: diese Männer haben Frauen Gewalt angetan. Ist es ein Serientäter, der die Gewalttaten gegenüber Frauen rächt?
Die Darstellungen sind oft sehr brutal, es ist also nichts für schwache Nerven.

Die Ermittlungen reichen von einer Selbsthilfegruppe für missbrauchte Frauen bis hin in die höchsten Kreise.
Gerade als Frau kann man hier besonders mitfühlen, und noch dazu, wenn die Männer - aus welchen Gründen auch immer- ihrer Strafe entgehen und 'fröhlich weitermachen', kann man die Rache nachvollziehen. Auch wenn Mord natürlich nie eine Lösung sein darf.

Die beiden Ermittler harmonieren perfekt; die Figur der Milo kam mir jedoch von Anfang an bekannt vor, da es eine ähnliche Ermittlerin in einer anderen Thriller Reihe gibt - das hat mich aber nicht gestört.
Denn Milo ist wirklich taff; sogar als sie selbst bedroht wird, will sie unbedingt der Gerechtigkeit genüge tun und den Fall aufklären. Sie hat auch einen guten Instinkt, eine ausgezeichnete Kombinationsgabe und immer den richtigen Riecher.

Wer der Täter ist, hat mich dann tatsächlich nicht erstaunt, auch wenn die Geschehnisse in eine andere Richtung hätten deuten sollen; der komplette Hintergrund dazu hat mich andererseits überrascht.
Am Ende kommt es jedoch zu einem überraschenden Ereignis, das mir persönlich leider gar nicht gefallen hat.
Trotzdem würde ich mich freuen, mehr von Milo zu lesen.


Fazit:
Eine unkonventionelle Hamburger Polizistin, die zu einem Thema ermittelt, das leider immer aktuell und brisant sein wird. Nichts für schwache Nerven.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Das Fräulein vom Amt ermittelt in ihrem 2. Fall auf dem Ägyptenball

Fräulein vom Amt – Der Tote im Kurhaus
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Baden-Baden, 1924. Im Kurhaus wird die Oper "Aida" aufgeführt mit anschließender Premierenfeier, auf der jedoch der Tenor ermordet aufgefunden wird - mit einer Requisite aus dem beliebten Nil-Thema, die ...

Baden-Baden, 1924. Im Kurhaus wird die Oper "Aida" aufgeführt mit anschließender Premierenfeier, auf der jedoch der Tenor ermordet aufgefunden wird - mit einer Requisite aus dem beliebten Nil-Thema, die sämtliche Räumlichkeiten zieren, erschlagen.
Die Telefonistin Alma Täuber war auch zu Gast auf der Feier, da ihre Freundin Emmi Wolke die Feierlichkeit mit der Blumendekoration ausgestattet hat. Deren eifersüchtiger Freund wird zum Hauptverdächtigen, da Emmi mit dem Tenor geflirtet hat. Doch Emmi weiß: August war es bestimmt nicht! Sie überzeugt Alma, wieder zu ermitteln, da sie eine hervorragende Kombinationsgabe hat, die ich schon im ersten Teil sehr mochte.

Doch in diesem Band kommt die Spannung leider etwas zu kurz; und auch über einige Dinge habe ich mich gewundert - v.a. die Frage, warum der künstlerische Leiter ein einziges originales Artefakt zwischen lauter Repliken beim Ägyptenball zur Dekoration benutzt hat?

Doch ansonsten wird man wieder durch die gute Zusammenarbeit von Alma und Emmi unterhalten; das Private kommt nicht zu kurz (Almas Gefühle zu Kriminalkommissar Ludwig Schiller werden stärker) - hier bekommt man jedoch sehr gut die innere Zerrissenheit vieler Frauen zur damaligen Zeit vor Augen geführt: sich für die Liebe (also Ehe und das damit verbundene Verbot zur Arbeitsausübung) entscheiden - oder doch für einen erfüllenden Job? Ich bin wirklich froh, in der heutigen Zeit zu leben.
Dann bekommt man natürlich auch hautnah und immer wieder die nahende Bedrohung durch die Nationalsozialisten mit; und die damalige Vernarrtheit auf alles, was mit Ägypten zu tun hat (nicht nur Mumien, auch Kunstraub, Mumienparties und der Irrglaube von Mumienstaub als Allheilmittel), sowie die Eifersüchteleien und Dramen Backstage eines Opernensembles.


Fazit:
Historischer Cosy Crime in der Kurstadt Baden-Baden mit viel Ägypten-Flair und zwei taffen Mädels vom Amt, der sehr gut unterhält, jedoch nicht ganz an den ersten Band herankommt.

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Veröffentlicht am 22.04.2023

interessante psychologische Charakterstudie: wer lügt, wer betrügt, wer tötet?

One of the Girls
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Ein Junggesellinnenabschied auf einer (fiktiven) griechischen Insel deckt nach und nach die Geheimnisse der Teilnehmerinnen auf - bis es außer Kontrolle gerät und jemand stirbt.
Mir hat der ständige Perspektivwechsel ...

Ein Junggesellinnenabschied auf einer (fiktiven) griechischen Insel deckt nach und nach die Geheimnisse der Teilnehmerinnen auf - bis es außer Kontrolle gerät und jemand stirbt.
Mir hat der ständige Perspektivwechsel der Protagonistinnen in kurzen Kapitel sehr gut gefallen - so bleibt die Spannung aufrecht, und man erfährt immer neue Details der Frauen. Und muss sich aber auch immer fragen: erzählen alle die Wahrheit?
Die Haupt-Protagonistin ist natürlich die Braut, Lexi. Sie war mir ein bisschen zu farblos und hatte zu wenig Tiefe, aber sie ist eigentlich die einzige, die einem von Anfang bis Ende gleichbleibend sympathisch ist.
Ihre beste Freundin und Trauzeugin Bella ist für meinen Geschmack einfach nur anstrengend. Sie ist laut, drängt sich immer in den Mittelpunkt, will alles bestimmen. Und stößt mit ihrem Verhalten die anderen oftmals vor den Kopf und verletzt sie.
Ihre Lebenspartnerin Fen ist natürlich auch mit dabei. Diese ist anfangs eher im Hintergrund und gewinnt mit der Zeit immer mehr an Stärke.
Die Schwester des Bräutigams, Eleanor, ist eine schüchterne und zurückgezogene Person, die dem Verlust ihres Verlobten noch verarbeiten muss.
Dann ist da noch Robyn, die Freundin aus Schultagen, die mit Lexi und Bella ein Dreier-Gespann war, die sich jedoch auseinandergelebt und aus den Augen verloren haben.
Und Ana, die neue Freundin von Lexi aus dem Yogastudio.

Und so erfährt man immer mehr und mehr Details aus dem Leben der jungen Frauen, Geheimnisse und Lügen fügen sich Puzzlestück für Puzzlestück zusammen, die teilweise richtig überraschen! Und man erlangt Erkenntnisse über Geschehnisse aus der Vergangenheit, die das Handeln und Verhalten der Charaktere bis in die Gegenwart bestimmen. So kann man als Leser dann auch das Verhalten einiger Personen besser nachvollziehen, aber nicht immer gutheißen.

Teilweise war es etwas langatmig, weil sich einiges wiederholt hat, anderes nur am Rande angeschnitten wurde, und man als Leser natürlich ständig darauf wartet, wann endlich die "versprochene" Leiche präsentiert wird: welche der jungen Frauen wird es sein, und wer ist die Täterin; was ist das Motiv? Dadurch bin ich beim Lesen etwas ungeduldig geworden und hätte am liebsten vorgeblättert. Die Leiche gibt es nämlich erst ziemlich am Schluss, aber das hat auch einen Sinn so.
Und die Autorin hat es super geschafft, einen in die Irre zu führen und mit Plottwists zu überraschen.


Fazit:
Eine interessante psychologische Charakterstudie unter der heißen griechischen Sonne mit einigen Längen. Auch die Leiche hätte früher in Erscheinung treten können ;) Allerdings hat mich die Auflösung dann total überzeugen können.

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