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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.08.2017

Die Rentnerclique ermittelt – hat mich aber nicht wirklich überzeugt

Böse Leute
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Von „Böse Leute“ hatte ich mir irgendwie mehr versprochen. Die Romane von Dora Heldt sind ja mittlerweile einem sehr breiten Publikum bekannt und ich hatte mich darauf gefreut, endlich auch mal einen davon ...

Von „Böse Leute“ hatte ich mir irgendwie mehr versprochen. Die Romane von Dora Heldt sind ja mittlerweile einem sehr breiten Publikum bekannt und ich hatte mich darauf gefreut, endlich auch mal einen davon zu lesen. Da ich passionierte Krimileserin bin, erschien mir dieser Roman am besten, um „einzusteigen“.

Aber leider war ich etwas enttäuscht von der ermittelnden Rentnerclique rund um den ehemaligen Revierleiter Karl. Der Fall selbst war ziemlich vorhersehbar, leider hatte ich schon nach kurzer Zeit einen Verdacht, warum die Einbrüche begangen werden – und genau das bestätigte sich dann auch nach etwas langatmigen 440 Seiten. Ganz ehrlich – ich fand die Handlung schon sehr auseinandergezogen, man hätte viel straffen können, vielleicht wäre dann auch mehr Spannung aufgekommen. So dümpelte ich zwischen Kaffee, Eierlikör und den (zum Teil durchaus liebenswerten) Schrullen der älteren Herrschaften herum und nur Maren, die Tochter eines der Rentner und selbst Polizistin, ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Lag vielleicht auch am Generationenunterschied – denn Maren und ich sind etwa gleichaltrig, während die Hauptfiguren eben doch einer ganz anderen Generation angehören.

Besonders Karl war mir überhaupt nicht sympathisch. Mit seiner herben, manchmal herrischen, Art ging er mir mitunter ganz schön auf den Zeiger und ein klein wenig konnte ich sogar den neuen Revierleiter verstehen, der ihm gehörig die Leviten gelesen hat, als er sich permanent in den Fall „einmsichte“. Auch wenn der Revierleiter natürlich als solcher Stinkstiefel dargestellt war, dass er ebenfalls keine Sympathiepunkte sammeln konnte. Alles in allem ganz schön eindimensional, die Figuren…

Ich weiß nicht, es war einfach nicht so recht meins und mehr als (mit Augenzudrücken) drei Sterne sind für die ermittelnde Rentnerclique einfach nicht drin. Schade eigentlich. Ob ich den Nachfolger „Wir sind die Guten“ noch lesen werde, steht in den Sternen… im Moment habe ich leider nicht wirklich Lust dazu.

Veröffentlicht am 11.08.2017

Zar und Zimmermann – und das Entstehen einer Metropole

Die Stadt des Zaren
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Martina Sahlers historischer Sankt Petersburg-Roman beleuchtet die Jahre 1702 bis 1712. Von der ersten Besiedlung des Newa-Ufers bis zur offiziellen Ernennung zur Hauptstadt Russlands spannt sich der Handlungsbogen, ...

Martina Sahlers historischer Sankt Petersburg-Roman beleuchtet die Jahre 1702 bis 1712. Von der ersten Besiedlung des Newa-Ufers bis zur offiziellen Ernennung zur Hauptstadt Russlands spannt sich der Handlungsbogen, der nicht nur die russische Aristokratie, sondern vor allem auch viele Handwerkerschicksale unter die Lupe nimmt.

Zar Peter hat es sich in den Kopf gesetzt – und was der unbeugsame Herrscher einmal geplant hat, davon lässt er nicht ab, mögen die Umstände auch noch so widrig sein. Im sumpfigen Newa-Delta soll Russlands strahlende Hauptstadt entstehen: Pieterburch.
Nachdem Peter in der Vergangenheit inkognito die europäischen Städte besucht und sich insbesondere in Holland dem Schiffbau und dem Zimmereihandwerk gewidmet hatte, schwebt ihm vor, seine eigene Stadt zu bauen. Mit einem großen Ostseehafen, der den russischen Handel beleben soll.

Diesem Projekt ordnet Zar Peter alles unter und schart Untergebene, aber auch die Leibeigenen seiner Fürsten um sich. Mit viel Schweiß, Blut und unzähligen Opfern setzt er sich durch. An der Newa erblüht Sankt Petersburg. Weder Fluten noch eisige Winter können Peter von seinem Ansinnen abbringen – für die ersten Siedler sind es jedoch entbehrungsreiche, unheimlich schwere Jahre und so mancher bereut den Schritt, nach Petersburg gekommen zu sein – oder bezahlt ihn sogar mit dem Leben.

Gewürzt wird der Roman von den Lebensgeschichten einiger Siedler: des holländischen Handwerkersohns Willem, der deutschen Arztfamilie Albrecht mit ihren Töchtern Helena und Paula, den italienischen Architekten Francesco und Matteo, aber auch der jungen Leibeigenen Zoja.

Auch wenn die hier dargestellte Geschichte sehr interessant ist, so hat mich doch der Roman als solches nicht ganz in seinen Bann ziehen können. Die Teile, in denen vom Entstehen der Stadt unter Zar Peter erzählt wird, muten eher wie ein historischer Bericht an. Für mich fühlte sich das leider immer ein bisschen wie eine Unterbrechung des Romans an, der ansonsten lebhaft die Geschichte der Siedler schilderte. Deshalb kam ich leider immer wieder etwas raus aus dem Lesefluss und das beeinträchtigte für mich das Leseerlebnis etwas.

Dennoch war es eine interessante Geschichtsstunde, umso mehr, weil ich St. Petersburg vor einigen Jahren selbst besucht habe und die Stadt sehr faszinierend fand.

Veröffentlicht am 30.07.2017

Leider nicht mehr viel Neues unter der bretonischen Sonne…

Bretonisches Leuchten. Kommissar Dupins sechster Fall
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Dupin in seinem sechsten Fall… der eigentlich gar keiner sein dürfte, da der Kommissar Urlaub macht. Seine Lebensgefährtin Claire hat ihn zu einer 14 tägigen Auszeit überredet – aber als im Urlaubsort ...

Dupin in seinem sechsten Fall… der eigentlich gar keiner sein dürfte, da der Kommissar Urlaub macht. Seine Lebensgefährtin Claire hat ihn zu einer 14 tägigen Auszeit überredet – aber als im Urlaubsort ein Diebstahl in einer Kirche begangen wird, frohlockt Dupin innerlich. Endlich kein Strand mehr! Endlich was zu tun! Glücklicherweise (zumindest für Dupin) verschwindet auch noch eine Dame aus seinem Hotel spurlos. Nun kommt der Kommissar außer Dienst erst so richtig in Fahrt – natürlich heimlich, denn Claire würde ihm was husten, wenn sie von seinen Eskapaden erführe.

Nun ja – was soll man sich auch immer für Fälle ausdenken? Früher oder später wird ja fast jeder Kommissar einer Krimi-Reihe mal in den Urlaub verfrachtet (und darf dort mehr oder weniger offiziell ermitteln). Dort lässt sich vielleicht einfacher etwas Neues konstruieren als im altbekannten Umfeld. Dennoch – mir erschien der Kommissar nicht in Höchstform. Vielleicht hätte er besser daran getan, tatsächlich mal Urlaub zu machen… Und auch der Fall (bzw. die Fälle) erschienen mir ein wenig wie eine zusammengestückelte Patchworkdecke – deren Nähte nicht immer ganz glatt saßen.

Es war zwar grundsätzlich eine entspannte Lektüre, die auch der Krimileser gut im Urlaub verwenden kann. Aber ich hätte mir trotzdem irgendwie mehr erwartet… Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf – vielleicht ist ja der nächste Fall für Dupin wieder richtig interessant. Ich würde es mir wünschen.

Veröffentlicht am 21.07.2017

Ein Bankräubertrio, eine resolute Omma und Rollmops-Burger en masse

Rollmopskommando
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Auch dieser Nordsee-Krimi war wieder ganz auf Schmunzeln angelegt. Ein Bankräubertrio und ein alter Geldkoffer sorgen für Aufregung im beschaulichen Fredenbüll. Und immer an vorderster Front dabei: Oma ...

Auch dieser Nordsee-Krimi war wieder ganz auf Schmunzeln angelegt. Ein Bankräubertrio und ein alter Geldkoffer sorgen für Aufregung im beschaulichen Fredenbüll. Und immer an vorderster Front dabei: Oma Ahlbeck, die Mutter des Bürgermeisters. Obwohl im Verlauf des Buches reichlich Tote zu beklagen sind, kann man die irgendwie gar nicht ernst nehmen, wenn dazwischen der Althippie Bounty über seine bewusstseinserweiternden Pilze philosophiert, Friseurin Alexandra die Vorzüge der neuesten Frisurenkreation „Marco-Reus-Bürste“ schildert und Dorfpolizist Thies seinen berühmten Kuhblick bekommt.

Mittlerweile – beim 3. Fall für Thies Detlefsen – birgt der Aufbau des Krimis und auch die Handlung kaum noch Überraschungen. Es ist aber auch schwer, das muss man zugeben, mit einer überschaubaren Anzahl handelnder Personen immer wieder neue und dennoch halbwegs glaubhafte Kriminalfälle zu konstruieren. Und dabei den Humor nicht totzulaufen, der in den ersten beiden Bänden noch frisch und unverbraucht rüberkam. Mittlerweile hat sich halt alles „eingeschuckelt“. Man kennt die „Hidde Kist“ mit seiner Wirtin und dem Stammtisch, als gehöre man schon selber dazu. Das einzig Neue waren diesmal die Rollmops-Burger.

Trotzdem hab ich mich wieder über Thies und seine schrullige Dorfgemeinschaft amüsiert. Und klar, auch die nächsten Bände werde ich lesen („Dreimal tote Tante“ und „Backfischalarm“). Auch wenn sich das Frische, Außergewöhnliche der Reihe mittlerweile etwas abgenutzt hat… es ist wie mit einem Ohrensessel. Am Anfang ist er neu und sitzt sich ungewohnt und es ist jedes Mal ein Erlebnis, sich hineinzusetzen. Und irgendwann ist er eben „normal“. Aber saubequem. Und auch das ist ja durchaus ein Pluspunkt

Veröffentlicht am 29.05.2017

Man taumelt mit Coralie de Lirac durch die Wirren des 2. Weltkriegs

Das Geheimnis der Hutmacherin
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Puh, was für ein Wälzer. 620 Seiten – da sollte einiges geboten werden, damit es nicht langweilig wird. Leider hatte das Buch dann doch die eine oder andere Länge und irgendwie war die Handlung den Kriegswirren, ...

Puh, was für ein Wälzer. 620 Seiten – da sollte einiges geboten werden, damit es nicht langweilig wird. Leider hatte das Buch dann doch die eine oder andere Länge und irgendwie war die Handlung den Kriegswirren, in denen sie spielt, angepasst: so richtig wusste man nicht, in welche Richtung es gehen soll.

Mal wurde die berufliche Karriere der Hutmacherin Coralie in den Mittelpunkt gestellt, mal die Schicksale von Coralies Freunden. Mal ging es um ihr privates Glück und Leid, dann wieder um ihr „Hineinrutschen“ in die Widerstandsbewegung Resistance. Die Handlung folgte irgendwie keiner geraden Linie – gut, es herrschte eben Krieg und kaum etwas entwickelte sich wie geplant – aber ich bin der Meinung, man hätte die Handlung straighter ausarbeiten können.

So taumelte ich mit Coralie durch die Kriegsjahre und frage mich im Nachhinein – was hat diese Geschichte mir gebracht? Und ich kann es leider nicht so recht greifen. Ja, die schlimme Zeit des 2. Weltkriegs wurde mir näher gebracht aus der Sicht einer Einwohnerin von Paris. Aber Coralie als Heldin des Romans wird mir leider nicht in Erinnerung bleiben.

Der Roman ist trotz dieser Schwächen gut wegzulesen und insofern hat mich auch die Länge von mehr als 600 Seiten nicht gestört. Dennoch finde ich man hätte die Handlung an einigen Stellen straffen können. Wer ausladende Bücher über eine historische Zeitspanne mag, wird hier sicher auf seine Kosten kommen. Für mich fehlte allerdings ein wenig der „rote Faden“ und die Dynamik der Hauptfigur.