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Veröffentlicht am 02.05.2023

Eine talentierte Malerin des Mittelalters

Die Farben der Welt
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Ida, ein wissbegieriges kleines Mädchen verliert völlig unerwartet innerhalb von nur wenigen Tagen sowohl ihren Vater als auch ihre Mutter. Glücklicherweise findet sie Aufnahme bei ihrem Onkel Basilius, ...

Ida, ein wissbegieriges kleines Mädchen verliert völlig unerwartet innerhalb von nur wenigen Tagen sowohl ihren Vater als auch ihre Mutter. Glücklicherweise findet sie Aufnahme bei ihrem Onkel Basilius, dem Bruder ihrer verstorbenen Mutter. Basilius Basler verfügt nicht nur selbst über erhebliches Wissen, da er als Stadtapotheker tätig ist, sondern steht dem Wunsch seiner verwaisten Nichte Ida auf eine weitergehende Schulausbildung sehr offen gegenüber. Dank ihm erhält Ida Zugang zu einer gehobeneren Schulausbildung, die sie mit großem Eifer beginnt und durchläuft, wenn da nicht ihre Schulkameradinnen Paula und Elisabeth wären, die Ida deren ärmliche Herkunft immer wieder deutlich spüren lassen. Glücklicherweise findet Ida in der der gehobenen Gesellschaftsschicht angehörenden Luisa nicht nur eine treue Freundin, sondern erhält durch Luisas Mutter Zugang zu einer ihr bis dahin unbekannten Welt: die Malerei.
Talentiert, kreativ, intelligent, selbständig – dass die eigenverantwortliche Lebensgestaltung einer Frau in der damaligen Zeit weder akzeptiert noch toleriert wird, erfährt Ida im Laufe der Zeit immer wieder. Hinzu kommt der zunehmende Hass und die Feindschaft von Paula und Elisabeth, die vor Intrigen und Verleumdung nicht zurückschrecken.
Ein wunderbarer farbenprächtiger Ausflug in die Welt des Mittelalters. Wieder einmal hervorragend gelungen auch dank der sehr detaillierten und aufschlussreichen und faszinierenden Beschreibungen des damaligen Alltags. Zudem verwoben mit faszinierende und sehr verständlichen Einblicken in die Malerei, wobei gerade die Einbeziehung der zur damaligen Zeit bekannten und auch berühmten italienischen Malerin Artemisia Gentileschi dem Roman eine besondere Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit verleihen.
Doch es finden sich in diesem Roman nicht nur neue Charaktere, vielmehr findet sich mit dem Zuckerbäcker Julius Reber ein bereits aus dem vorhergehenden Band bekannter Zeitgenosse wieder. Eine wunderschöne Kombination, bereits bekannten Protagonisten auch in einem Folgeroman wieder Raum zu geben, wenn auch nur – wie hier – in einer Nebenrolle.
Der Roman wie gewohnt auf bekannt leichte Weise geschrieben, lässt sie ebenso leicht lesen. Mit spannenden, aufregenden, berührenden und auch lustigen Ereignissen und Entwicklungen, die dafür sorgen, dass man den Roman nach Beendigung seufzend zur Seite legt und gleichzeitig darauf hofft und vertraut, dass es schon bald ein Wiedersehen mit bekannten und auch Unbekannten Freunden aus dem Mittelalter gibt.

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Grenzenlose Hilfsbereitschaft und Kampf gegen Kriminalität

Die Bahnhofsmission
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Dem Roman liegt die bereits im Herbst 1894 am Schlesischen Bahnhof in Berlin gegründete erste Bahnhofsmission in Deutschland zu Grunde.
Die Romanhandlung selbst beginnt fast 15 Jahre später, im Jahr 1908. ...

Dem Roman liegt die bereits im Herbst 1894 am Schlesischen Bahnhof in Berlin gegründete erste Bahnhofsmission in Deutschland zu Grunde.
Die Romanhandlung selbst beginnt fast 15 Jahre später, im Jahr 1908. Ende des 19. Jahrhunderts gestartet als Organisation von Frauen für Frauen widmet sie sich auch im Jahr 1908 den unterschiedlichsten Problemen der An- und Abreisenden. Vorrangig aber verstehen sie ihren Auftrag in der Aufklärung von jungen Frauen, die mit vagen Zusagen auf gute Anstellungen in der Stadt Berlin hoffend, um sie davor zu bewahren, Opfer sexueller Ausbeutung zu werden.

Natalie, in einem Wanderzirkus aufgewachsen und mit einer bewegten Vergangenheit, leitet die Bahnhofsmission. Dank ihren Erfahrungen und ihrem aufmerksamen Blick, aber auch ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Durchsetzungskraft setzt sie sich mehr als einmal gegen Anfeindungen des teilweise kriminellen Umfelds in Bahnhofsnähe durch.

Alice, Arzttochter und damit der gehobenen Gesellschaftsschicht angehörend, pragmatisch veranlagt, hilfsbereit und die sich bisher erfolgreich der Erwartungshaltung Ehefrau und Mutter zu werden, erfolgreich widersetzen konnte und um eine eigenständige berufliche Tätigkeit regelrecht kämpft, wird durch eine zufällige Begegnung am Bahnhof auf Alice bzw. die Bahnhofsmission aufmerksam.

So unterschiedlich die Herkunft und das Aufwachsen verbindet beide der gemeinsame Wunsch, Menschen, vor allem aber Frauen, in Not helfend zur Seite zu stehen. Beide Charaktere mit authentischen menschlichen Stärken und Schwächen sind lebensecht ins Leben gerufen worden und haben mich von Anfang an überzeugt.

Neben den unterschiedlichen Aufgaben und zunehmenden Problemen der Bahnhofsmission finden in zunehmendem Maße kriminelle Machenschaften Einfluss in das Romangeschehen.
Auch dazu werden in der Person von Maxim, den in vergangenen Jahren mehr als nur Freundschaft mit Natalie verbunden hat, und einem sehr üblen Zeitgenossen, Pavel, der sich während des gesamten Romangeschehens nur schwer greifen lässt, undurchsichtig, nebulös, gerissen und brutal in Erscheinung tritt, trotz allemsehr interessante Charaktere geschaffen.

Und dann noch Baba, eine obdachlose, traumatisierte Frau, die lediglich Natalie, später auch Alice, vertraut. Gepeinigt und verfolgt von schrecklichen Ereignissen und Flucht fristet sie ein eher unmenschliches Leben in einer versteckten Ecke des weitläufigen Bahnhofsgeländes.

Erscheint der Roman nach den ersten Seiten als leichte und unterhaltsame Lektüre, so entwickelt sich eine zunehmende Dynamik gepaart mit steigenden Spannungsmomenten, hin zu einem furiosen und überraschenden Ende. Dabei überzeugt jede einzelne Figur mit individuellen Charakterzügen, die sich zum Teil durch Rückblicke in die jeweilige Vergangenheit sehr gut verdeutlichen und nachvollziehen lassen. Auch die überaus spannende Rahmenhandlung wird detailreich und realitätsnah vermittelt, sodass sich ein überaus fesselnder Lesegenuss entwickelt, der gerade auch unter Berücksichtigung des leichten Schreibstils nicht innehalten lässt.

Die schriftstellerische Verbindung der hilfreichen und den Menschen zugewandte Tätigkeit der Mitarbeiterinnen einer Bahnhofsmission in Verbindung mit übelsten kriminellen Verstrickungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist in diesem Roman hervorragend und überzeugend gelungen. Auf Grund des doch offenen Endes ist davon auszugehen, dass die Geschichte um Natalie und Alice noch nicht beendet ist und eine Fortsetzung, die ich sehnlichst herbeisehne, folgen wird.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Dem Elend der Welt Paroli bieten – Wunder inbegriffen

Ein Mann. Ein Leben. Ein Auftrag.
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War mir die Tätigkeit von GAiN (Global Aid Network) bereits bekannt, wurden mir mit diesem überaus empathischen, ehrlichen, fesselnden und erstaunlichen Buch des Gründers dieses Hilfswerks sehr persönliche ...

War mir die Tätigkeit von GAiN (Global Aid Network) bereits bekannt, wurden mir mit diesem überaus empathischen, ehrlichen, fesselnden und erstaunlichen Buch des Gründers dieses Hilfswerks sehr persönliche Einblicke "hinter die Kulissen" ermöglicht.
Beginnend mit einem unerwarteten Berufswechsel, heraus aus einem abhängigen Arbeitsverhältnis hin zu einer mehr oder weniger freiberuflichen Tätigkeit, die zudem ausschließlich auf Hilfs- und Spendenbereitschaft angewiesen ist, lässt Klaus Dewald teils auf sehr unterhaltsame Weise, teils aber auch auf berührende Weise an dem Aufbau dieses Hilfswerks teilhaben. Sehr offen berichtet er über so manches persönliche Ereignis, das lebensverändernde Entwicklungen nach sich zog. Aber auch Erlebnisse, die mit keinem anderen Begriff als "Wunder" zu bezeichnen sind und ihn auf dem Weg, der er eingeschlagen hat, bestätigten. Man kommt nicht umhin, seine Tätigkeit nicht als Beruf, sondern als Berufung zu bezeichnen, wobei ihm seine Herzenswärme, sein Interesse an Menschen, sein aufmerksames beobachten und hinterfragen, vor allem aber seine Kreativität, Spontanität, teils auch Unbekümmertheit Türen öffnen lässt, um Hilfe zu bringen, Not, Leid und Elend zu lindern.
Über allem spürt man auf jeder Seite seinen unerschütterlichen christlichen Glauben und auch Vertrauen auf den, der auch heute noch Wunder vollbringen kann. Und diese Wunder erlebt Klaus Dewald mehr als einmal und man kommt gemeinsam mit ihm ins Staunen über – im wahrsten Sinne des Wortes – wundervolle Entwicklungen.
Die Seiten fliegen beim Lesen nur so dahin und man ist schneller auf der letzten Seite angelangt, als man vermutet hat. Als besondere Bereicherung und Ergänzung viele Bilder, die – so mein Eindruck – die ganz besondere Beziehung zwischen Klaus Dewald und den Menschen, denen er auf seinen Reisen begegnet, zum Ausdruck bringt.
Eine spannende, faszinierende und aufregende Lesezeit – wobei auch der eigene Blick für Unterstützungs- und Hilfsmöglichkeiten geschärft wird und man dank der hautnahen Berichte auch ganz neue Eindrücke und Informationen über Land und Leute erhält.
Faszinierend, sehr empfehlens- und lesenswert.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Ein etwas anderer Begleiter durch das Jahr

Pioniere und Propheten
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In dem seitenstarken Werk finden sich insgesamt 366 Lebensbilder/Biographien von Männern und Frauen, die keinen Hehl daraus machten, wie wichtig ihnen ihr Glaube war, wie sie in im Alltag lebten und verwirklichten. ...

In dem seitenstarken Werk finden sich insgesamt 366 Lebensbilder/Biographien von Männern und Frauen, die keinen Hehl daraus machten, wie wichtig ihnen ihr Glaube war, wie sie in im Alltag lebten und verwirklichten. Dem Glauben folgten oft Taten, wie die Gründung von christlichen Werken, die noch heute Bestand haben.
Jeder Person sind in dem Buch zwei Seiten gewidmet, wobei neben einem kurzen Überblick ihres Lebens, mit Angabe von Geburts- und Sterbejahr, auch sehr informative und interessante christliche Aspekte über sie zu finden sind. Neben Liederdichtern und Liederdichterinnen, deren Lieder sich noch heute in christlichen Liederbüchern finden, werden auch bekannte Persönlichkeiten der s.g. Erweckungs- und auch Reformationsbewegung vorgestellt. Aber auch andere bekannte Persönlichkeiten, deren christlicher Glaube mir bisher nicht bekannt war und die wichtige Aufgaben im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben nicht nur Deutschlands wahrgenommen haben, haben mich überrascht.
Zusätzlich enthält jeder Lebensbericht noch ein Bild der vorgestellten Person, wobei sich die Darstellung zeitgemäß von zunächst gemalten Bildern hin zu Fotografien ändert. Und, für mich ein ganz besonderes highlight: ein kurzes und sehr eindrucksvolles Zitat der jeweiligen Person. Gerade dadurch erhalten die dann nachfolgenden Informationen eine viel tiefere Bedeutung und Aussagekraft.
Alles in allem eine überaus gelungene, informative und aufschlussreiche Zusammenstellung. Ein auf Grund der Seitenzahl recht umfangreiches Werk, doch durch das Lesebändchen lässt sich der aktuelle Lesestand hervorragend markieren. Für mich immer etwas Besonderes: ein Buch mit Lesebändchen

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Veröffentlicht am 12.03.2023

Amerikanischen Bürgerkrieg: Südstaatenleben adé?

Das Schimmern der Träume - Töchter der Freiheit
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"Das Schimmern der Träume" – der bereits dritte Roman einer mehrbändigen Familiensage, die Einblicke vor und nun auch während des amerikanischen Bürgerkriegs ermöglicht. Und dies auf eine sehr überzeugende ...

"Das Schimmern der Träume" – der bereits dritte Roman einer mehrbändigen Familiensage, die Einblicke vor und nun auch während des amerikanischen Bürgerkriegs ermöglicht. Und dies auf eine sehr überzeugende und realistische Weise, wobei auch die damalige oft sehr unmenschliche und menschenverachtende Beziehung zwischen den reichen Plantagenbesitzern der Südstaaten den dort lebenden und für sie arbeitenden Sklaven auf erschreckende Weise mit unterschiedlichen Ereignissen Berücksichtigung findet. Aber auch die Unmenschlichkeit des Krieges als solcher, Fehlentscheidungen von militärischen Führungen, mangelhafte Ausstattung der Soldaten und noch vieles mehr werden aufgegriffen und Thematisiert.

Auch in diesem Band um die Südstaatenplantage Birch Island mit Annie, der Lehrerin aus den Nordstaaten und ihrem inzwischen (nur heimlich) Verlobten David, Sohn des Plantagenbesitzers Richard Williams findet man sich mitten in den Wirren des Unabhängigkeitskrieges wieder. Nicht genug mit der kriegsbedingten Abwesenheit von Richard und Davids übernimmt Annie auf Bitte von Richards die Verantwortung für den Betrieb der Plantage. Dies allerdings ein Auftrag, den sie nur widerwillig übernimmt, ist sie sich doch der Brisanz dieser Aufgabe auf Grund ihrer Stellung als angestellte Lehrerin bewusst und es fällt ihr zunehmend schwer, dieses Geheimnis zu wahren.

Werden mit Hilfe von Annie die zunehmenden Probleme und Schwierigkeiten der Plantagenbesitzer der Südstaaten sehr aufwühlend, packend, ergreifend, berührend dargestellt, so offenbart sich mit Hilfe von David, als Arzt in der Armee der Südstaaten tätig, das damalige Elend in der Armee mit teils dramatischen persönlichen Schicksalen.

Neben diesen beiden Schauplätzen wird ein bereits in der damaligen Zeit vorhandenes aber von der Gesellschaft ignoriertes Thema, Misshandlungen von Frauen und Kinder durch Ehemänner bzw. Väter, sehr treffend und überzeugend mit einbezogen. Betreiben doch Marcus Tanner, ein Cousin Annies, mit seiner aus der Nachbarschaft von Birch Island stammenden Ehefrau Susanna Belle in der Großstadt Washington ein heimliches Netzwerk zur Aufnahme solcher Frauen und Kinder. Eine nicht ungefährliche Tätigkeit, wenn man die Suche nach den Vermissten durch die Familienangehörigen, insbesondere die gewalttätigen und gewalttätigen Ehemänner denkt.

Und ein weiterer, auf den ersten Blick möglicherweise beschaulicher Handlungsort: eine kleine Farm in Kansas, die von Annies jüngerer Schwester Sophie und deren Ehemann Philipp betrieben wird. Doch dass neben der kräftezehrenden Tagesarbeit, zunächst harmlose Ereignisse schicksalhafte Folgen haben können, wird ergreifend an dieser Familie dargestellt.

Eine nicht nur durch die verschiedenen Handlungsorte spannende, abwechslungsreiche und oftmals auch berührende Geschichte. Jeder Handlungsort ist mit ganz eigenständigen und unterschiedlichen Problemen und Personen, die aber alle in einem familiären oder freundschaftlichen Verhältnis miteinander verbunden sind, verknüpft. Der Wechsel zwischen diesen unterschiedlichen Bereichen innerhalb des Romans gestaltet sich sehr leicht und problemlos.

Das Personenregister zu Beginn des Romans rundet den hervorragenden Gesamteindruck ab, da diese neben dem Namen auch die verwandtschaftliche oder sonstige Beziehung der einzelnen Charaktere beinhaltet Neben bereits bekannten Charaktere aus den vorhergehenden Bänden sind einige neue hinzugekommen. Und es ist gerade zu Beginn spannend, auf welche Weise man die noch unbekannten Charaktere kennenlernt.

Eine gelungene und hervorragende weitere Fortsetzung – und die erwartungsvolle Spannung auf den möglicherweise letzten Band steigt.

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