Cover-Bild Lieblingstochter
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 221
  • Ersterscheinung: 14.02.2023
  • ISBN: 9783351041977
Sarah Jollien-Fardel

Lieblingstochter

Roman
Theresa Benkert (Übersetzer)

»Wie im Fieber geschrieben: ungeschminkt, lebendig und wahrhaftig.« Libération

Sarah Jollien-Fardel erzählt die Geschichte einer Befreiung, die unter die Haut geht: In den Walliser Bergen wächst die kleine Jeanne mit einem gewalttätigen Vater, einer verängstigten Mutter und der eingeschüchterten Schwester auf. Alle im Dorf wissen von der willkürlichen Brutalität des Vaters, alle schauen weg. Jeanne flüchtet in ihre Phantasie, in die Welt der Bücher und später ins Internat. Sie errichtet einen Schutzwall, der sie am Leben hält. Als junge Frau sucht Jeanne die körperliche Nähe von anderen Frauen. Mit jeder Begegnung rückt der Vater ein Stück weiter weg. Doch dann verliebt sich Jeanne in Paul, und sie muss sich entscheiden.

Sarah Jollien-Fardel schreibt so berauschend wie klar über eine Frau, die ihre Vergangenheit um jeden Preis abstreifen will – um frei zu leben und zu lieben.

»Roh und radikal.« Neue Zürcher Zeitung

»Sarah Jollien-Fardel hält den Wunden des Lebens die Kraft der Literatur entgegen.« Julia Schoch

»Ohne Voyeurismus oder falsche Scham erzählt Sarah Jollien-Fardel von dieser Vergangenheit, die zwar nicht ausgelöscht werden kann, aber jedem das Recht einräumt, sich neu zu erfinden.« Lire Magazine Littéraire

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.07.2023

Der Keim der Gewalt

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Die Schweizerin Sarah Jollien-Fardel thematisiert in ihrem Roman „Lieblingstochter“ eine familiäre Problematik, die sie selbst wohl auch kenne, dennoch sei ihr laut einem Interview wichtig zu betonen, ...

Die Schweizerin Sarah Jollien-Fardel thematisiert in ihrem Roman „Lieblingstochter“ eine familiäre Problematik, die sie selbst wohl auch kenne, dennoch sei ihr laut einem Interview wichtig zu betonen, dass es sich hierbei nicht um ihre eigene Geschichte handele.

Es geht um eine Frau, die in einem Dorf voller „Wegseher“ im Wallis zusammen mit ihrer älteren Schwester bei den Eltern aufwächst. Alle im Dorf sehen weg, wenn es darum geht, dass der Vater der Familie seine Ehefrau und die Kinder regelmäßig zusammenschlägt, die ältere Tochter sogar vergewaltigt. Um mit dieser Bürde psychisch irgendwie zurechtzukommen, verinnerlicht die ältere Tochter, dass sie die „Lieblingstochter“ des Vaters sei. Erzählt wird uns die Geschichte aus der Ich-Perspektive der Jüngeren. Diese begleiten wir bis in ihr Erwachsenenleben und erfahren dadurch, welche Folgen dieser Keim der Gewalt bei ihr hinterlassen hat.

Mit einer rauen, schnörkellosen Sprache, die die Autorin ihrer Protagonistin in den Mund legt, erfahren wir vieles aus dem Leben eines Mädchens und später einer Frau, welche scheinbar – bis auf ein einziges Mal – von der direkten körperlichen Gewalt des Vaters verschont geblieben ist. Sie erklärt es sich damit, dass sie dem Vater sehr ähnelt und er deshalb kaum an sie Hand angelegt habe. Dass der Vater einen aggressiven Keim in ihr gepflanzt hat, scheint bestätigt, wenn sie als Erwachsene und eigentlich dem Elternhaus Entwachsene selbst wütende Ausbrüche zeigt und mit ihren Liebsten ähnlich umzugehen scheint, wie dies damals ihr Vater getan hat.

Die stärksten Momente des Buches liegen dort, wo die Autorin mit ihrer unverblümten Sprache durch reines Erläutern des Geschehens, ohne viel Interpretation, die Wucht beschreibt, mit der der Vater handelt. Es bleibt einem beim Lesen der Atem weg, wenn der Vater noch die erwachsene Protagonistin angreift und sie zurückfällt in ihre aus der Kindheit tief verwurzelte Hilflosigkeit und Schockstarre. Auch kann man sich aus dem Text gut herleiten, wie die Beziehungsfähigkeit eines Menschen noch über viele Jahre hinweg durch eine solch gewalttätige Kindheitserfahrung geprägt wird.

Mir war das Buch aber insgesamt ein wenig zu stark verdichtet. Gern hätte die Autorin ein bisschen tiefer in die Psychologie der Figuren einsteigen dürfen. Außerdem empfand ich die Erzählperspektive an manchen Stelle nicht ganz stimmig. So scheint es, dass die Protagonistin ihre Geschichte aus der Zukunft heraus erzählt, hat sie doch z.B. das Wissen, wenn sie das erste Mal zu einem Psychotherapeuten geht, dass sie diesen noch mehr als zehn weitere Jahre besuchen wird und sagt uns dies auch. Wenn wir also davon ausgehen, dass die Erzählerin zu Beginn ihrer erzählten Geschichte bereits alles weiß, was die Erwachsene weiß, passt eine Sache gar nicht zusammen: Sie erwähnt zu Beginn, dass sie selbst als Kind vom Vater verschont geblieben sei, ihre Schwester hingegen sei sogar von ihm vergewaltigt worden. Später im Roman sagt sie jedoch, er habe auch sie vergewaltigt. Was aus der reinen Kindersicht Sinn macht, nämlich als Schutzmechanismus vor dem Trauma sich nicht an das Geschehene erinnern zu können, macht meinen Sinn mehr, wenn die an Erkenntnissen und vielen Jahren der Psychotherapie Gereifte uns ihre Geschichte von Anfang an erzählt. Aber vielleicht habe ich auch einfach etwas missverstanden…

Insgesamt empfinde ich dieses Buch als ein sehr wichtiges, welches sehr gut die Zusammenhänge von Gewalt in der Familie und zukünftige Beziehungsfähigkeit literarisch interessant darstellt. Lesenswert ist es auf jeden Fall und – wie ich finde – aufgrund der reduzierten Sprache auch „erträglich“ im Sinne von: man schafft es, das Schreckliche, was beschrieben wird, zu ertragen beim Lesen.

3,5/5 Sterne

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Veröffentlicht am 02.05.2023

Leben oder verrecken

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Inhalt:
„Sarah Jollien-Fardel erzählt die Geschichte einer Befreiung, die unter die Haut geht: In den Walliser Bergen wächst die kleine Jeanne mit einem gewalttätigen Vater, einer verängstigten Mutter ...

Inhalt:
„Sarah Jollien-Fardel erzählt die Geschichte einer Befreiung, die unter die Haut geht: In den Walliser Bergen wächst die kleine Jeanne mit einem gewalttätigen Vater, einer verängstigten Mutter und der eingeschüchterten Schwester auf. Alle im Dorf wissen von der willkürlichen Brutalität des Vaters, alle schauen weg. Jeanne flüchtet in ihre Phantasie, in die Welt der Bücher und später ins Internat. Sie errichtet einen Schutzwall, der sie am Leben hält. Als junge Frau sucht Jeanne die körperliche Nähe von anderen Frauen. Mit jeder Begegnung rückt der Vater ein Stück weiter weg. Doch dann verliebt sich Jeanne in Paul, und sie muss sich entscheiden. Sarah Jollien-Fardel schreibt so berauschend wie klar über eine Frau, die ihre Vergangenheit um jeden Preis abstreifen will - um frei zu leben und zu lieben.“


Schreibstil/Art:
Dieses Büchlein hat es in sich, denn Jeannes Kind- und Jugendzeit ist keinesfalls einfach gewesen. Die krassen bildhaften Beschreibungen über die Wutausbrüche und die körperlichen Misshandlungen, sind ungeschönt und brutal. Solche traumatische Erlebnisse prägen und formen einen Menschen, Jeanne ist leider das perfekte Beispiel hierfür. Die ständige Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit ist anstrengend und kräftezerrend, das spürt man hier förmlich.

Und trotz des bedeutungsvollen Themas, konnte mich das Buch leider nicht komplett überzeugen.
Der sperrige Schreibstil machte es mir schwer. Die Ich-Perspektive wirkte auf mich ziemlich nüchtern/neutral und stellenweise fast schon gefühlsarm. Ich fühlte mich stets distanziert. Zudem hatte ich Probleme mit den Zeitsprüngen im Fließtext.


Fazit:
„Er hat jede unserer Freuden beschlagnahmt. Er hat jede Lust niedergemetzelt.“

Ein Roman über häusliche Gewalt, Missbrauch aber auch Selbstfindung. Eine Geschichte die neue Wege beleuchtet, sich selbst zu befreien, neu zu erfinden. Konnte mich aufgrund des Schreibstils nicht packen aber die Thematik selbst schon.

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