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Veröffentlicht am 14.05.2023

Endlich Vergeltung

Dunkle Verbindungen
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Der 6. Krimi um Graciana Rosado und ihre Truppe beginnt schon mal gleich mit einem Mord an einer deutschen Hausverwalterin an der Algarve. Damit wird schnell klar, dass aus dem beschaulichen Herbst, dem ...

Der 6. Krimi um Graciana Rosado und ihre Truppe beginnt schon mal gleich mit einem Mord an einer deutschen Hausverwalterin an der Algarve. Damit wird schnell klar, dass aus dem beschaulichen Herbst, dem Renovieren des neu erstandenen Hauses und Leanders Hochzeit mit Soraia so bald nichts werden kann. Und es ist auch noch nicht abzusehen, dass dieser Tod eigentlich nur ein Kollateralschaden war, dem noch viel perfidere Verbrechen folgen werden. Kurz darauf kommt es zu einem brutalen Überfall auf einen Werttransporter, bei dem Miguel Duarte schwer verletzt wird. Das rücksichtslose Vorgehen der Kriminellen erinnert Graciana sehr an den Überfall im Jahr 2011, bei dem ihr Bruder zu Tode kam und ihr Vater so schwer verletzt wurde, dass er seitdem an den Rollstuhl gefesselt ist. Und damit sind wir schon mitten im Geschehen.
Leander hat sich mittlerweile zu einem anerkannten Mitglied der Ermittlergruppe entwickelt, die meisten können mit seinen Besonderheiten umgehen. Er sorgt mit seinem Rückgriff auf Dan B. Tuckers Kompendium der sinnlosen Sätze wieder für so manchen Lacher. Nur Miguel Duarte intrigierte immer noch und bat vor seiner Verletzung beim Innenministerium sogar um Leanders Entfernung aus dem Dienst. Da mutet es einen doch schon sehr großmütig an, dass es gerade Leander ist, der Duarte nach seinem Gedächtnisverlust die größte Stütze ist und ihn so langsam wieder in sein altes Leben zurückholt.
Auf Seiten der Verbrecher sind in erster Linie die Brüder César und Ulisses Cruz zu nennen. Ulisses ist ein Einzelgänger und ein genialer Planer, sein Bruder César gehört mehr zur brutalen und gewaltbereiten Spezies. Ulisses Verbrechensplan ist in der Tat ein Geniestreich und ihm ist gar nicht so einfach auf die Spur zu kommen. Wäre da nicht Leanders Logik, die die Ermittlertruppe auf die richtige Spur führt.
César erbt Ulisses Freundin Sol. Sie hat Ulisses eigentlich ganz gut durchschaut und sät Zwietracht zwischen den Brüdern. Und es ist genau diese familiäre Zwistigkeit, die letztendlich auch zum Scheitern des genialen Planes führen wird.
Ich hatte für mich das Gefühl, dass sich mit der Lösung dieses Falles ein Kreis schließt. Immer war da Elias Schatten, der nach seinem gewaltsamen Tod über allen Fällen und Ermittlungen hing und nach Rache und Vergeltung rief. Und dann stellt Graciana, als sie endlich Rache üben kann, fest, dass es gar nichts bedeutet. Da ist nur Leere in ihr, keine Genugtuung, kein Triumph. „Jedes Menschen Tod ist ein Verlust“. Der Familie scheint es ähnlich zu gehen, die Villa Elias wird, nachdem Soraia und Leander eine neue Villa für sich gefunden haben, verkauft. Auch hier also ein Schlussstrich, man lässt Elias endlich gehen.
Nachdem ich im Band 5 noch für den nächsten Band Carlos oder Gracianas Tod befürchtet hatte, bin ich sehr froh, dass beide noch leben. Ich könnte mir vorstellen, dass der Autor es in Band 7 erst mal ruhiger angehen lässt: Soraia und Leander heiraten, vielleicht finden auch Carlos und Graciana endlich zueinander und so gibt es viel Möglichkeiten, den landschaftlichen und kulinarischen Highlights der Algarve und dem Familienleben der Rosados neben einer kleineren Ermittlung etwas mehr Raum zu geben. Außerdem folge ich auch gerne Zara und Toninho. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

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Veröffentlicht am 10.05.2023

Trotz Morden viel Wohlfühlatmosphäre

Lorbeerglanz
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Lorbeerglanz war mein erstes Buch von Julie Dubois und hat mich so von sich überzeugt, dass ich mir gleich auch den ersten Band der Reihe bestellt und gelesen habe und Band 2 ist auch bereits auf dem Weg ...

Lorbeerglanz war mein erstes Buch von Julie Dubois und hat mich so von sich überzeugt, dass ich mir gleich auch den ersten Band der Reihe bestellt und gelesen habe und Band 2 ist auch bereits auf dem Weg zu mir.

Positiv eingestimmt war ich sicherlich auch dadurch, dass unser letzter Urlaub mehr oder weniger zufällig einen Zwischenstopp in der Nähe von Sarlat gefunden hat, also im Herz des Périgord und uns die Region ausgenommen gut gefallen hat.

Im Buch herrscht trotz mysteriöser Mordfälle Wohlfühlatmosphäre. Dazu trägt die gut beschriebene Landschaft ebenso bei, wie das herzliche Familienumfeld und die kulinarischen Hochgenüsse von Tante Léonie. Unbedingt genannt werden muss auch Georges, der mit seinen beiden Hängebauchschweinen für manchen Lacher gesorgt hat. Über die deutsch-französischen Familienbande öffnen sich dem Leser manche Horizonte zu einem besseren Verständnis unserer Nachbarn im Westen.

Aber eigentlich handelt es sich ja um einen Krimi und so dürfen natürlich auch ein oder mehrere Mordfälle nicht fehlen. Und die haben es in sich! Julie Dubois ist es gelungen, ihre Leser immer wieder auf eine falsche Spur zu setzen und zu verwirren. Trotzdem löst sich zum Schluss alles logisch auf und man kann die Motivation des Täters verstehen. Und ganz nebenbei hat man auch noch einiges über die erdgeschichtliche Vergangenheit des Périgord erfahren.
Ich gebe gerne volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 03.05.2023

Ermittlungen in der Sterne-Gastronomie

Sternenmeer
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Dieses Mal entführt uns Alexander Oetker mit Luc Verlain und Anouk Filipetti in die Welt der Spitzengastronomie und um den täglichen Kampf um Perfektion in der Küche.

Der Koch Auguste Fontaine ist seit ...

Dieses Mal entführt uns Alexander Oetker mit Luc Verlain und Anouk Filipetti in die Welt der Spitzengastronomie und um den täglichen Kampf um Perfektion in der Küche.

Der Koch Auguste Fontaine ist seit Jahren extrem erfolgreich und möchte mit einer weiteren 3 Sterne-Bewertung seinem Restaurant ewigen Glanz verleihen. Sein Team ist perfekt, einen Teil seiner Zutaten bezieht er aus dem sehr qualitätsbewussten eigenen Familienbauernhof, nichts scheint der Krönung seines Lebenswerks entgegenzustehen. Doch dann bricht der Restaurantkritiker Ugo Gennevilliers am Tisch zusammen, die Vorspeise war vergiftet.

Luc Verlain, der kurz vor seiner Rückkehr aus dem Vaterschaftsurlaub steht, wird um Hilfe gebeten und natürlich hat er auch wieder Anouk an seiner Seite. Baby Aurelie, die gerade einmal fünf Monate alt ist, wird zwischenzeitlich dem kinderlieben Brigadier Hugo anvertraut, der nebenbei noch die Online-Recherchen für seine Chefs durchführt.

Der Fall lässt sich verzwickt an, man weiß nicht, ob der Anschlag dem Restaurant oder dem Gastronomiekritiker galt. Die Gänsestopfleber, bei der sich aufgrund von Drohbriefen ein Ansatzpunkt ergibt, war allerdings nicht vergiftet.

Im weiteren Verlauf stellt sich dann heraus, dass es hier zwei Fälle zu lösen gibt. Laurent Aubry, Leiter der Police Nationale de Bordeaux, lässt auch in diesem Fall kein Fettnäpfchen aus und so gönnt man ihm sein weiteres Schicksal.

Alexander Oetker versteht es, spannend zu schreiben. Seine Krimis halten die Spannung bis zum Ende und auch hier ist die schlussendliche Auflösung eine Überraschung. Man hätte die Lösung zwar nicht auf dem Schirm gehabt, aber sie ist nachvollziehbar und verständlich.

Sternenmeer ist ein würdiger Vertreter in der Reihe der Krimis um Luc Verlain, auch wenn mir "Winteraustern" und "Baskische Tragödie" noch besser gefallen haben.


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Veröffentlicht am 21.04.2023

War es ein Unfall oder Mord

Südlich von Porto lauert der Tod
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Es ist Mariana da Silvas erster Krimi und schon das Cover ist ein Hingucker. Wenn man so wie ich Bücher schon mal nach dem schönen Titelbild kauft, dann fällt dieser Krimi auf jeden Fall auf.
Den blauen ...

Es ist Mariana da Silvas erster Krimi und schon das Cover ist ein Hingucker. Wenn man so wie ich Bücher schon mal nach dem schönen Titelbild kauft, dann fällt dieser Krimi auf jeden Fall auf.
Den blauen Azulejos kann man in Portugal nicht entgehen, ganze Bilder sind in Fliesen gelegt und eins ist schöner als das andere und so deutet die Auswahl an blauen und jeweils unterschiedlichen Fliesen schon auf ein Buch hin, das mit Portugal zu tun hat.

Ria Almeida ist eigentlich zu Beerdigung ihres Großvaters nach Portugal gekommen, normalerweise lebt sie in Stuttgart und hat sich dort vor einiger Zeit nach menschlichen Enttäuschungen im Ermittlungsdienst zur Streifenpolizei versetzen lassen. Nur, glücklich ist sie dort auch nicht. Ein Monat Abstand von der Arbeit soll ihren Kopf frei machen und ihr einen Weg weisen, wie ihr Leben weiter gehen könnte.
Schon kurz nach der Beerdigung wird in dem Dorf, in dem es eigentlich gar keinen Mord gibt, eine tote Frau gefunden. Zunächst wird der Fall auch als Unfall angesehen, aber dann verschwindet die Leiche aus dem Haus des Bestatters und für Rias Cousin Joao, den Polizisten des Dorfes, beginnt die erste Ermittlung in einem Kriminalfall. Ria hilft tatkräftig mit und selbst als die übergeordnete Polizei in Aveira den Fall an sich zieht und der sehr unsympathische Kommissar Baptista den Fall übernimmt, ist sie weiterhin mit von der Partie. Und tatsächlich bringen Ria und Joao die Ermittlungen weiter.
Der Krimi bleibt spannend bis zuletzt und die Auflösung war eine Überraschung für mich. Mehr soll aber auch nicht verraten werden.
Die portugiesische Küche kommt auf keinen Fall zu kurz, ganz oft würde man gerne mit am Tisch sitzen und auch die beschriebenen sehenswerten Orte der Region machen Lust auf einen Besuch.
Ich denke, dieses Buch könnte der Auftakt einer ganzen Reihe von Krimis um Ria und Joao sein. Ich gehe nach dem Schluss schon davon aus, dass Ria sich für Portugal entscheidet und wer weiß, vielleicht ist Baptista ja doch nicht ganz so unsympathisch, wie er sich gerne gibt.

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Veröffentlicht am 07.04.2023

Möge diese Dystopie niemals wahr werden!

Institut für gute Mütter
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Selten hat mich ein Buch schon auf den ersten Seiten so aufgeregt. Und das ist eher ein gutes denn ein schlechtes Zeichen.
Frida lebt mit ihrer Tochter Harriet allein in Philadelphia. Sie teilt sich mit ...

Selten hat mich ein Buch schon auf den ersten Seiten so aufgeregt. Und das ist eher ein gutes denn ein schlechtes Zeichen.
Frida lebt mit ihrer Tochter Harriet allein in Philadelphia. Sie teilt sich mit ihrem Ex-Mann die Aufsichtspflicht, dennoch liegt die Hauptlast der Pflege des Kleinkindes bei ihr. Nach mehreren durchwachten Nächten mit einer kränkelnden und weinenden Tochter, lässt sie die Kleine allein, um in ihrem Büro etwas abzuholen. Darauf werden die Nachbarn aufmerksam, die die Polizei verständigen. Und damit nimmt das Unheil seinen Lauf.
Natürlich sollte man Kleinkinder nicht – und auch nicht für vermeintlich kurze Zeit – sich selbst überlassen. Und schon gar nicht in diesem Staat, der hier geschildert wird. Ich fühlte mich relativ oft an Zukunftsdystopien wie „Der Report der Magd“ oder „1984“ erinnert, Science Fiction, die uns damals erschreckt hat. Auch hier geht es nicht um eine „Mütterschule“, die real existiert. Aber es wäre möglich und das ist schlimm genug. Überwachung ist in Teilen der Welt schon möglich und wird gehandhabt, nur bisher noch nicht in dieser Form. Aber denken wir an die Corona-Beschränkungen in chinesischen Städten, wo die Bevölkerung ganz engmaschig überwacht wurde.
Es sind mehrere Themen, die offen oder unterschwellig im Buch angesprochen werden.
Es geht um Denunziantentum.
Es geht darum, Selbstbewusstsein zu brechen.
Es geht um die totale Überwachung.
Es wird absoluter Gehorsam gefordert, Abweichungen von den Vorgaben oder eigene Entscheidungen sind nicht vorgesehen.
Es geht unterschwellig auch darum, dass Frida als Nachfahrin chinesischer Eltern immer etwas schlechter dasteht als weiße Mütter.
Und es ist außerdem immer wieder eine Machtdemonstration derer, die das Sagen haben. So verständnisvoll sie sich auch geben mögen.

Die rosa Uniformen und die rosa Dienstkleidung in der Schule sind im Umschlag als Grundfarbe aufgegriffen worden. Der Weg durch die farblich abgestuften Tore führt ins Ungewisse. Das hat Frida ein ganzes Jahr lang erleben müssen und so endet das Buch auch.
Für mich eine absolute Leseempfehlung und daher volle Punktzahl.

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