Schöne idee, mittelmäßige Ausführung; mehr was für zwischendurch
Close to youViolet zieht von Florida nach Maine zum Studieren, wobei der Neuanfang eher einer Flucht gleicht. Sie beendet beinahe jeden Kontakt zu Leuten aus ihrer alten Heimat, nur ihr bester Freund Jackson nimmt ...
Violet zieht von Florida nach Maine zum Studieren, wobei der Neuanfang eher einer Flucht gleicht. Sie beendet beinahe jeden Kontakt zu Leuten aus ihrer alten Heimat, nur ihr bester Freund Jackson nimmt da eine Sonderstellung ein, eine Stellung, die er wohl auch schon vor ihrem Umzug gehabt hat. Schon bei der Ankunft trifft Violet auf Aiden, der zwar schön ist, aber sehr abweisend. Trotz seines wenig einladenden Verhaltens geht er ihr nicht mehr aus dem Kopf und irgendwie scheinen die beiden immer wieder zusammenzustoßen. Auch mit Dorian, den sie auf einer Party trifft und Cloe, die wie ein Wirbelwind in ihr Leben stürmt, freundet sie sich bald an.
Meinung:
Erst einmal muss ich sagen, dass ich es sehr schade fand, dass im Klappentext schon so viel von der Handlung verraten wurde. Meiner Meinung nach hätte nicht erwähnt sein müssen, dass sie durch Zufall in der Wohnung von Aiden landet, weil es ein Überraschungsmoment schon vorwegnimmt!
Der Einstieg in die Geschichte fällt sehr leicht, weil man direkt in die Handlung hineinkommt, ohne dass eine lange Einleitung nötig wäre, aber ich hab mich etwas schwer getan, Violet im ersten Abschnitt zu verstehen. Ihre Handlungen und Gedanken waren oft sehr zwiespältig: Einerseits hat sie Panikattacken und lässt keinen Menschen an sich heran, auch schon, bevor sie nach Maine gekommen ist, andererseits zieht es sie zu dem abweisendsten und aggressivsten Jungen an ihrem College hin, bevor sie auch nur die leiseste Ahnung von seiner „guten Seite“ hat. Ich hätte es glaube ich besser verstanden, wenn sie ihm am Anfang etwas skeptischer gegenüber gestanden hätte und erst nach der ersten Schlüsselszene (Milchszene :)) ihre Einstellung überdacht hätte. Auch ging es mir „zu schnell“ dass die beiden von Liebe sprechen, weil sie irgendwie keine schönen, keine einfachen Momente erleben können, immer scheinen sie von einem Problem, von einem Missverständnis ins nächste zu schlittern.
Was mich an der Beschreibung von Violet richtig gestört hat, war das plötzliche Ausbleiben ihrer Panikattacken und auch die Willkürlichkeit mit der sie auftreten. Situationen, die sie einmal nicht handhaben kann, die sie erstarrt zurücklassen sind beim nächsten Mal plötzlich kein Problem mehr. Schade eigentlich, weil es schön gewesen wäre, wenn Aidens Probleme nicht immer Violets überdeckt hätten und nur, wenn Aiden grade mal „normal“ war, sind Violets Attacken wieder aufgetreten, damit es ja nicht zu einfach zwischen den beiden wird.
Aiden als Charakter hingegen fand ich gut gezeichnet. Er hat lange gebraucht, um sich zu öffnen, aber nicht so lange, dass es langatmig geworden wäre. Auch die Erklärung, warum er ist, wie er ist, fand ich gelungen und nachvollziehbar. Insgesamt ist er ein viel durchgängiger und beständigerer Charakter als Violet. Seine Gewaltausbrüche fand ich etwas verharmlost dargestellt.
Ab dem zweiten Drittel des Buches fand ich die Interaktion der beiden sehr gut beschrieben, die Gefühle waren gut formuliert, ohne in den Kitsch abzurutschen.
Schön beschrieben waren auch die Nebencharaktere Chloe und Dorian, vorallem in der ersten Hälfte. Ab der Mitte haben beide etwas gelitten, weil sie sehr in den Hintergrund geraten sind. Chloe als der selbstbewusste Wirbelwind war mein Lieblingscharakter, war dann aber zu sehr mit sich selbst beschäftigt und Dorian hätten vielleicht ein paar Ecken und Kanten gut getan, so war er doch etwas zu perfekt. Von Chloe hätte ich gern noch mehr gelesen. Von den Charakteren hat mir Jenna am wenigsten gefallen, weil sie so klischeehaft war und so wenig Innovatives bereithielt.
Die Geschichte ist ganz nett zu lesen, und gut für zwischendurch geeignet, die Hinweise auf Klassiker und die Andeutungen von aktuellen Serien und Musik haben mir sehr gut gefallen, aber aus den guten Ansätzen ist meines Erachtens nach zu wenig gemacht worden. Sowohl die Panikattacken gehen unter wie auch die ganze Stalkergeschichte, auf die ich mich eigentlich am meisten gefreut hatte, weil sie mal was Neues ist, etwas, das ich so noch nicht gelesen hatte. Aber erstens stand leider schon viel zu früh fest, wer der Täter sein muss und zweitens ist sie am Anfang zwar stark angefangen, in der Mitte dann fast gar nicht mehr präsent und am Ende dann viel zu schnell und zu überhastet aufgeklärt. Es wird dabei dann auch gar nicht mehr auf Violets Gefühle eingegangen, obwohl es für sie eigentlich schon ein Schock gewesen sein dürfte.