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Veröffentlicht am 26.02.2018

Schöne idee, mittelmäßige Ausführung; mehr was für zwischendurch

Close to you
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Violet zieht von Florida nach Maine zum Studieren, wobei der Neuanfang eher einer Flucht gleicht. Sie beendet beinahe jeden Kontakt zu Leuten aus ihrer alten Heimat, nur ihr bester Freund Jackson nimmt ...

Violet zieht von Florida nach Maine zum Studieren, wobei der Neuanfang eher einer Flucht gleicht. Sie beendet beinahe jeden Kontakt zu Leuten aus ihrer alten Heimat, nur ihr bester Freund Jackson nimmt da eine Sonderstellung ein, eine Stellung, die er wohl auch schon vor ihrem Umzug gehabt hat. Schon bei der Ankunft trifft Violet auf Aiden, der zwar schön ist, aber sehr abweisend. Trotz seines wenig einladenden Verhaltens geht er ihr nicht mehr aus dem Kopf und irgendwie scheinen die beiden immer wieder zusammenzustoßen. Auch mit Dorian, den sie auf einer Party trifft und Cloe, die wie ein Wirbelwind in ihr Leben stürmt, freundet sie sich bald an.

Meinung:
Erst einmal muss ich sagen, dass ich es sehr schade fand, dass im Klappentext schon so viel von der Handlung verraten wurde. Meiner Meinung nach hätte nicht erwähnt sein müssen, dass sie durch Zufall in der Wohnung von Aiden landet, weil es ein Überraschungsmoment schon vorwegnimmt!

Der Einstieg in die Geschichte fällt sehr leicht, weil man direkt in die Handlung hineinkommt, ohne dass eine lange Einleitung nötig wäre, aber ich hab mich etwas schwer getan, Violet im ersten Abschnitt zu verstehen. Ihre Handlungen und Gedanken waren oft sehr zwiespältig: Einerseits hat sie Panikattacken und lässt keinen Menschen an sich heran, auch schon, bevor sie nach Maine gekommen ist, andererseits zieht es sie zu dem abweisendsten und aggressivsten Jungen an ihrem College hin, bevor sie auch nur die leiseste Ahnung von seiner „guten Seite“ hat. Ich hätte es glaube ich besser verstanden, wenn sie ihm am Anfang etwas skeptischer gegenüber gestanden hätte und erst nach der ersten Schlüsselszene (Milchszene :)) ihre Einstellung überdacht hätte. Auch ging es mir „zu schnell“ dass die beiden von Liebe sprechen, weil sie irgendwie keine schönen, keine einfachen Momente erleben können, immer scheinen sie von einem Problem, von einem Missverständnis ins nächste zu schlittern.
Was mich an der Beschreibung von Violet richtig gestört hat, war das plötzliche Ausbleiben ihrer Panikattacken und auch die Willkürlichkeit mit der sie auftreten. Situationen, die sie einmal nicht handhaben kann, die sie erstarrt zurücklassen sind beim nächsten Mal plötzlich kein Problem mehr. Schade eigentlich, weil es schön gewesen wäre, wenn Aidens Probleme nicht immer Violets überdeckt hätten und nur, wenn Aiden grade mal „normal“ war, sind Violets Attacken wieder aufgetreten, damit es ja nicht zu einfach zwischen den beiden wird.
Aiden als Charakter hingegen fand ich gut gezeichnet. Er hat lange gebraucht, um sich zu öffnen, aber nicht so lange, dass es langatmig geworden wäre. Auch die Erklärung, warum er ist, wie er ist, fand ich gelungen und nachvollziehbar. Insgesamt ist er ein viel durchgängiger und beständigerer Charakter als Violet. Seine Gewaltausbrüche fand ich etwas verharmlost dargestellt.
Ab dem zweiten Drittel des Buches fand ich die Interaktion der beiden sehr gut beschrieben, die Gefühle waren gut formuliert, ohne in den Kitsch abzurutschen.
Schön beschrieben waren auch die Nebencharaktere Chloe und Dorian, vorallem in der ersten Hälfte. Ab der Mitte haben beide etwas gelitten, weil sie sehr in den Hintergrund geraten sind. Chloe als der selbstbewusste Wirbelwind war mein Lieblingscharakter, war dann aber zu sehr mit sich selbst beschäftigt und Dorian hätten vielleicht ein paar Ecken und Kanten gut getan, so war er doch etwas zu perfekt. Von Chloe hätte ich gern noch mehr gelesen. Von den Charakteren hat mir Jenna am wenigsten gefallen, weil sie so klischeehaft war und so wenig Innovatives bereithielt.
Die Geschichte ist ganz nett zu lesen, und gut für zwischendurch geeignet, die Hinweise auf Klassiker und die Andeutungen von aktuellen Serien und Musik haben mir sehr gut gefallen, aber aus den guten Ansätzen ist meines Erachtens nach zu wenig gemacht worden. Sowohl die Panikattacken gehen unter wie auch die ganze Stalkergeschichte, auf die ich mich eigentlich am meisten gefreut hatte, weil sie mal was Neues ist, etwas, das ich so noch nicht gelesen hatte. Aber erstens stand leider schon viel zu früh fest, wer der Täter sein muss und zweitens ist sie am Anfang zwar stark angefangen, in der Mitte dann fast gar nicht mehr präsent und am Ende dann viel zu schnell und zu überhastet aufgeklärt. Es wird dabei dann auch gar nicht mehr auf Violets Gefühle eingegangen, obwohl es für sie eigentlich schon ein Schock gewesen sein dürfte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Geschichte
Veröffentlicht am 06.02.2018

Liebe mit Ablaufdatum

Cape Town Kisses
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Inhalt: Angela, alleinerziehende Mutter eines 12-jährigen Sohns, bekommt die Diagnose Hirntumor, unheilbar. Vor allem die Sorgen um ihren Sohn, den sie alleine zurücklassen wird, werfen sie dabei aus der ...

Inhalt: Angela, alleinerziehende Mutter eines 12-jährigen Sohns, bekommt die Diagnose Hirntumor, unheilbar. Vor allem die Sorgen um ihren Sohn, den sie alleine zurücklassen wird, werfen sie dabei aus der Bahn. Der Vater des Jungen ist ein Südafrikaner, mit dem sie während eines Urlaubs einen One-Night-Stand hatte und zu dem sie seither keinerlei Kontakt hat. Trotzdem macht sie sich auf, um ihn zu suchen, kehrt zurück nach Afrika, ein Land das sie damals schon total begeistert hat.
Die Beschreibungen von Südafrika, von der Atmosphäre und den Tieren haben mir wahnsinnig gut gefallen, davon hätte es sogar gern noch mehr geben dürfen. Man merkt, dass die Autorin dieses Land kennt und liebt und es wunderbar schafft, diese Liebe zu dem Land zu übermitteln, sodass man sich als Leser am liebsten gleich ins Flugzeug setzen möchte. Die Beschreibungen des Landes, aber auch aller Personen sind in einfacher, aber eindrücklicher Sprache verfasst, Kopfkino inklusive. Der Schreibstil war sehr flüssig, einfach lesbar und so konnte man den Roman sehr schnell durchlesen. Der Perspektivenwechsel zwischen Angela und George ist gut gelungen und lässt die Gefühlswelt beider Protagonisten aufleben.
Was ich auch sehr schön war, war die Tatsache, dass sich Angela an so vielem noch mal erfreut, dass sie auf Kleinigkeiten achtet (vor allem zu Beginn, seit sie dann George kennen gelernt hat, fehlt dieser Aspekt etwas, zu groß, zu wichtig ist ihr da die Liebesgeschichte...), etwas, das ich gern von ihr lernen will und das mir hoffentlich noch lange im Gedächtnis bleibt, quasi als die Quintessenz des Buches ;)
Einige Charaktere fand ich super (Hans z.B. und auch Renate, so klischeehaft sie am Anfang auch gewirkt haben mochte), mit anderen bin ich weniger warm geworden (zB den Pflegeeltern, die haben mich zu sehr an die Obermöllers erinnert - hysterische Frau, ruhiger Mann - und ich finde, diese Konstellation hätte einmal im Buch gereicht). Die Beschreibungen und Interaktionen von Angelas kleiner Familie, die nur aus ihrem Sohn Jasper und ihrem Bruder Carl besteht, waren herzerwärmend und absolut nachvollziehbar, eine kleine, eingeschworene Truppe, die sehr vertraut und liebevoll miteinander umgeht.
Charakterlich fand ich George recht gut, die körperliche Beschreibung und die Beschreibung der Beziehung war mir etwas zu "teeniemädchenmäßig", zu soap-haft. Ihm hätten einige Ecken und Kanten ganz gut getan, er war zu perfekt. Angela fand ich da schon besser, sie war etwas facettenreicher: Kämpferin, liebende Mutter, fürsorgliche Schwester, Geliebte, naiv auf der einen Seite (zB Suche nach Mojo), lebensklug auf der anderen (zB ihr Umgang mit dem Thema tod). Georges einzige Rolle war die des Geliebten, etwas zu einseitig für meinen Geschmack.
Was mich gestört hat, war die zeitliche Abfolge. Alles ging zu schnell. Ich kann ja verstehen, dass Angela keine Zeit mehr zu verlieren hat und sich daher mit Herz und Seele in die Affäre mit George stürzt, aber nach 3 Tagen schon von Liebe zu sprechen, war mit etwas zu viel. Auch die Tatsache, dass Angela und George dann nur 3 Tage zusammen verbringen, in denen es George gelingt, die Familie restlos von sich zu überzeugen, finde ich übertrieben. Beide Male hätten einige weitere Tage nicht geschadet. Es ist weniger die Handlung, die fehlt, sondern einfach Zeit. Dann wären die Tierbegegnungen auch plausibler gewesen, so aber schien Angela einfach unverschämt viel Glück zu haben in so kurzer Zeit so viele Tiere aufgespürt zu haben.
Ein weiterer kleiner Kritikpunkt war die Naivität, mit der Angela an die Suche nach Mojo herangeht, wie fest sie davon überzeugt ist, dass der leibliche Vater die Lösung ihrer Probleme sein könnte und wie schnell sie die Suche dann nach einem Rückschlag aufgibt.

Schöne Atmosphäre, Kopfkino, vorallem beim Afrikateil, es weckt das Fernweh und lässt einen sogar nachdenklich zurück, aber ganz realistisch ist das Ganze nicht, es ist zu idealisiert, um wirklich Eindruck zu hinterlassen meines Erachtens nach. Das Ende, das kein typisches Happy-End ist, schafft es aber dennoch, den Leser versöhnt zurückzulassen.

Veröffentlicht am 25.01.2018

gut gemachter Justizkrimi, aber kein Thriller

Cupido
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Inhalt: C.J. Townsend, vor 12 Jahren selbst Opfer einer brutalen Vergewaltigung, ist Staatsanwältin und kämpft sehr erfolgreich für Gerechtigkeit. Als sie den Prozess gegen einen Serienmörder leiten soll, ...

Inhalt: C.J. Townsend, vor 12 Jahren selbst Opfer einer brutalen Vergewaltigung, ist Staatsanwältin und kämpft sehr erfolgreich für Gerechtigkeit. Als sie den Prozess gegen einen Serienmörder leiten soll, glaubt sie, in ihm ihren Peiniger wiederzuerkennen. Ist es wirklich der selbe Mann? Steht sie den Prozess durch? Schafft sie die Verurteilung?
Meinung: Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven beschrieben, sodass der Leser manchmal durch den vorhergegangenen Abschnitt genau weiß, was sich an äußerer Handlung im nächsten Abschnitt abspielen wird, der das Ganze nur aus einer anderen Perspektive erzählt. Dadurch fällt es sehr leicht, sich in diesen Abschnitten nur auf die Gefühle und Gedanken der betroffenen Person zu konzentrieren, was vor allem dann eine Beklemmung auslöst, wenn aus Sicht der Opfer geschildert wird. Man bekommt als Leser den Kampf von Chloe, in ihrem Leben Normalität aufrecht zu erhalten, hautnah mit und der Blick wird, ungewöhnlich für dieses Genre, auf psychische Spätfolgen des Opfers gelenkt, was durchaus sehr interessant ist und auch zum Nachdenken anregt. Die Gewaltdarstellungen in diesem Buch sind oft aus der kalten, distanzierten Sicht des Gerichtsmediziners gemacht, wodurch es leider zu leicht fällt, sich auch als Leser davon zu distanzieren. Handwerklich gut gemachter Justizthriller, der Einblicke in das amerikanische Justizsystem gibt (und an manchen Stellen auch gehörig daran zweifeln lässt), der aber der Beschreibung als Psychothriller nicht gerecht wird. Es fehlt über weite Strecken die atemlose Spannung, bei der man als Leser jederzeit mit einem neuen Angriff rechnen muss. Da für mich einen guten Psychothriller nicht die Schrecken der Taten ausschlaggebend sind, sondern eigentlich die Spannung und die Angst VOR den Taten, das mitfiebern mit den Opfern, was hier komplett fehlt, ist dieser Roman für mich eher als Krimi zu lesen, aber als ein durchaus sehr Guter! Deshalb finde ich es schade, dass durch den Klappentext und den Vergleich mit Hannibal Lecter falsche Erwartungen geweckt werden. Schade ist auch, dass Motiven und Beweggründen des Täters keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Die Idee des persönlichen Showdowns zwischen Staatsanwältin und Täter ist vielversprechend, aber nicht überzeugend umgesetzt. Der Täter reagiert nicht richtig auf die Anklägerin, „spielt“ nicht mit ihr, muss es aber auch nicht, weil die Staatsanwältin auch 12 Jahre nach ihrer Vergewaltigung noch ein Nervenbündel ist, die der Konfrontation nicht gewachsen ist. Ich hätte mir etwas mehr Stärke, mehr Rächerin gewünscht, wenn es schon darum geht, das Rechtssystem zu beugen, um die eigenen Ziele durchzusetzen.
Alles in allem ein guter Roman, dem es zu Beginn auch gelingt, extreme Spannung und Thrill aufzubauen, sodass man als Leser lieber zweimal checkt, ob alle Fenster geschlossen sind, diese Spannung geht aber bald verloren und übrig bleibt ein Krimi, der die Untiefen des amerikanischen Justizsystems und die persönliche Geschichte der Staatsanwältin in den Vordergrund stellt. Ich war etwas zwiegespalten, wieviele Sterne ich vergeben soll. Als Kriminalroman wären es wohl 4 geworden, aber da ich finde, dass die Erwartungen als guter Thriller nicht wirklich erfüllt wurden, gibt’s nur 3.

Veröffentlicht am 13.01.2018

Spannende Dystropie, aber wohl eher ein Jugendroman

Wie Wölfe im Winter
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Nachdem die Welt im Kriegschaos versunken ist und die Mehrheit der Menschheit durch eine pandemische Grippe ausgelöscht wurde, haben sich Lynn, ihrer Mutter, ihr Bruder Ken, ihr Onkel Jeryl und dessen ...

Nachdem die Welt im Kriegschaos versunken ist und die Mehrheit der Menschheit durch eine pandemische Grippe ausgelöscht wurde, haben sich Lynn, ihrer Mutter, ihr Bruder Ken, ihr Onkel Jeryl und dessen Ziehsohn Ramsey in die unberührte Wildnis des Yukons zurückgezogen. 7 Jahre haben sie durch Anbau von Kartoffeln und Karotten und der Jagd auf Wildtiere überleben können. Diese trostlose Routine wird plötzlich durchbrochen, als ein Fremder auftaucht und Lynn ihn mit zu ihrer Familie nimmt. Jax, der geheimnisvolle Fremde, scheint Gefahr anzuziehen und verbirgt scheinbar Details seiner Vergangenheit. Können Lynn und seine Familie ihm trauen?

Meinung: Das Buch ist in Ich-Perspektive aus der Sicht von Lynn erzählt. Man ist direkt in der Geschichte drin und die Vergangenheit, die zur aktuellen Situation geführt hat, erfährt man peu à peu durch Rückblenden und Erinnerungen. Dadurch bleibt die Spannung lange Zeit erhalten, man will genauer wissen, was damals passiert ist. Dadurch, dass der Autor tatsächliche Begebenheiten (11. September, Terroranschläge) als Ausgangspunkt gewählt hat und darauf aufbauend erschreckend vorstellbar sein Untergangsszenario entwickelt, ergibt sich ein beängstigendes Bild. Die Beschreibung der Landschaft, der Einsamkeit und der insgesamten Lage der Familie ist sehr gelungen. An und für sich mag ich die Charaktere und vorallem Lynns Mutter, ihr Onkel Jeryl und auch Jax sind überzeugend dargestellt. Das einzige Manko ist Lynn selbst: Sie ist nicht durchgängig gezeichnet, oft verhält sie sich nicht ihrem Alter entsprechend, wodurch auch die Interaktion und Kommunikation mit Jax leidet. Die beiden wirken als Paar nicht und ich habe mich einige Male gefragt, was Jax als erwachsener Mann mit einem kleinen Mädchen will.
Die Sprache ist sehr einfach, sodass das Buch eher ein Jugendroman ist. Es ist aber sehr flüssig geschrieben, sodass das Lesen sehr leicht fällt. Die Spannung ist auch geschickt aufgebaut, man kann das Buch beinahe nicht mehr aus der Hand legen. Einige Logikfehler sind leider enthalten und manchmal stören die beim Lesefluss etwas, manchmal sind Erklärungen sehr vereinfacht. Das Ende wirkt überstürzt und das unnötige Happy-End deplatziert. Auch da erinnert es an einen Jugendroman.

Insgesamt ist der Roman eine schöne, spannende Geschichte, die aber leider einige Schwächen aufweist.

Veröffentlicht am 03.05.2023

Interessantes Setting

Tödlicher Schlaf
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Als ein neuer Patient in dem Krankenhaus eingeliefert wird, in dem Bakteriologe Carl-Jakob Melcher arbeitet, ist dieser gleich in mehrfacher Hinsicht interessant für Carl: Der Patient zeigt Symptome der ...

Als ein neuer Patient in dem Krankenhaus eingeliefert wird, in dem Bakteriologe Carl-Jakob Melcher arbeitet, ist dieser gleich in mehrfacher Hinsicht interessant für Carl: Der Patient zeigt Symptome der Schlafkrankheit, mit der sich Carl Berufs wegen beschäftigt, hat sich vermutlich in Afrika angesteckt, wo er mit Robert Koch geforscht hat, den Carl sehr bewundert und ist darüber hinaus noch ein alter Schulkollege von ihm. In den wenigen, kurzen lichten Momenten, die ihm die Krankheit lässt, macht er Carl-Jakob gegenüber Andeutungen von Unregelmäßigkeiten, die er in Ostafrika beobachtet haben will. Als er dann kurz darauf stirbt und die Ärzte von einem Tod in Folge der Erkrankung ausgehen, führt Carls Wissen um den Verlauf der Krankheit dazu, dass er ein Tötungsdelikt vermutet und beginnt, auf eigene Faust Ermittlungen zu unternehmen.
Carl-Jakob lässt den Leser als Ich-Erzähler an seinen Ermittlungen und Erfahrungen teilhaben. Der Fall ist geschickt aufgebaut und durch einige Wendungen und falsche Fährten bis zum Ende spannend. Durch viele Kleinigkeiten und Details ergibt sich eine dichte Geschichte, in der auch die Arbeitsbedingungen der damaligen Zeit, der Stand der Frau und die Auflehnung dagegen und vor allem die Kolonialpolitik ihren Platz finden.
Mit Carl-Jakob als Hauptcharakter musste ich erst warm werden – er war mir leider zu Beginn nicht ganz sympathisch. Da es sich bei diesem Buch schon um den zweiten Band rund um den ermittelnden Bakteriologen handelt, kann es gut sein, dass mir einfach ein paar Infos aus dem Vorgängerband gefehlt haben. Für die eigentliche Geschichte sind aber keine Vorkenntnisse erforderlich und so lässt sich Band 2 gut schon von Band 1 lesen. Da in Band 2 aber viel aus Band 1 aufgegriffen (und aufgeklärt) wird, ist es vielleicht dennoch ratsam, die Reihenfolge einzuhalten, wenn man beide Bücher lesen möchte.
Auch die Nebencharaktere haben mich ein bisschen gespalten zurückgelassen: einige, wie zum Beispiel Carls Freundin, waren mir zu blass, und dass, obwohl ihre Backgroundstory sehr außergewöhnlich wäre, andere dagegen haben mir sehr gut gefallen, wie zB sein bester Freund Martin oder auch Wirbelwind Agatha.
In die Erzählung der Ermittlung sind viele Themen und Besonderheiten der Zeit und Hamburgs eingewebt, die ein abwechslungsreiches Bild der Lebenswirklichkeit von Carl-Jakob und der Gesellschaft zu dieser Zeit ergeben. Für mich waren es beinahe zu viele Themen, die da beleuchtet werden sollten, weil einige auch eher irrelevant für den Fall waren und daher ein bisschen „konstruiert“ wirkten. Das hat dann auch dazu geführt, dass mir an anderen Stellen die Details gefehlt haben.
Ich hätte mir ein bisschen mehr den Schwerpunkt auf Wissenschaftsgeschichte gewünscht, nicht umsonst ist Carl-Jakob zuallererst einmal Bakteriologe, und weniger vielleicht auf der Frauenbewegung – die natürlich für sich selbst genommen auch spannend ist, in diesem Roman aber ein bisschen den Rahmen sprengt.
Die Auflösung führt alle Fäden zusammen und klärt alle offenen Fragen auf, sodass ein logischer Schluss gefunden wird. Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und sollte sich für Carl-Jakob mal wieder ein Fall ergeben, werde ich ihm vermutlich bei seinen Ermittlungen zusehen.

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