Wer auf Chick-Lit steht, wird dieses Buch lieben. Wer mit überzogenem Humor nichts anfangen kann, sollte besser die Finger davonlassen.
Kopf aus, Herz anDer Roman „Kopf aus, Herz an“ von Jo Watson ist ein Liebesroman – im Bereich des Chick-Lit angesiedelt, der im Juni 2017 erschienen ist. Bei dem Buch handelt es sich um den ersten Teil der „Destination-Love“-Reihe. ...
Der Roman „Kopf aus, Herz an“ von Jo Watson ist ein Liebesroman – im Bereich des Chick-Lit angesiedelt, der im Juni 2017 erschienen ist. Bei dem Buch handelt es sich um den ersten Teil der „Destination-Love“-Reihe. Der zweite Teil „Herz auf Anfang“ ist im Dezember 2017 erschienen.
Nachdem Lilly den schlimmsten Tag ihres Lebens hinter sich hat – von ihrem Verlobten vor dem Traualtar stehen gelassen – versinkt sie in ihrem Kummer. Aus einer plötzlichen Eingebung heraus packt sie ihre Sachen und tritt alleine die Flitterwochen nach Thailand an. Bereits im Flugzeug lernt sie den düsteren Damien kennen und das Schicksal hält noch ein paar weitere Begegnungen der beiden für sie bereit. Damien zeigt Lilly wie das Leben fernab von Plänen und Struktur aussehen kann, doch Lilly muss erst lernen, ihren Kopf auszuschalten und auf ihre Gefühle zu hören.
Der Leser wird direkt in die geplatzte Hochzeit katapultiert, damit gewinnt die Protagonistin schon mal sehr viel Mitgefühl und Verständnis für ihre anschließenden Handlungen – auch wenn diese teilweise schon sehr überzogen erscheinen. Im Traumkleid vor der Traumhochzeit mit dem angeblichen Traummann verlassen zu werden, ist wohl der Albtraum von den meisten Frauen, so dass die anschließende Depression gut nachvollziehbar ist.
Allerdings neigt Lilly sehr dazu, sich von einer desaströsen Situation in die nächste zu begeben, was auf der einen Seite für die nötige Portion Humor im Buch sorgt, auf der anderen Seite aber teilweise auch schon sehr an den Haaren herbeigezogen wirkt.
Lilly ist ein sehr strukturierter Mensch, der für alles einen Plan hat und jede Eventualität mit einkalkuliert. Umso härter trifft sie der Schlag, als ihre ganzen Pläne mit einem Mal zerbrechen. Damien zeigt ihr, dass das Leben auch spontan sein kann, dass es nicht nur schwarz und weiß, sondern auch Grautöne gibt und hilft ihr, auch mal über den eigenen Schatten zu springen.
Die Entwicklung der Charaktere hält sich in Grenzen. Lilly macht einen sehr oberflächlichen, vorurteilsbehafteten Eindruck und strotzt – bedingt durch die Situation - nur so vor Selbstmitleid. Im Laufe des Buches zeigen sich zwar Ansätze einer Entwicklung hin zu mehr Spontanität und Tiefe, allerdings verfällt sie bis zum Schluss immer wieder in ihre alten Muster und urteilt vorschnell über ihre Mitmenschen.
Da die Geschichte aus der Sicht von Lilly geschrieben ist, bleibt Damiens Entwicklung (oder Nicht-Entwicklung) dem Leser verborgen. Trotzdem war er mir von seiner Art her sympathischer als Lilly. Auch wenn er den Eindruck eines unsteten Menschen macht, erscheint seine Lebenserfahrung deutlich größer zu sein als Lillys.
Der Schreibstil ist nicht anspruchsvoll (erwartet aber auch keiner bei dem Genre), dafür aber angenehm flüssig und liest sich sehr gut. Das Buch ist sehr humorvoll, auch wenn es teilweise schon ins Lächerliche abdriftet. Neben dem Humor gibt es auch ein paar romantische, gefühlvolle Stellen, die aber schnell wieder von der nächsten Katastrophe abgelöst werden.
Das Cover vereint Pastelltöne mit Schwarz und sorgt damit für den nötigen Hingucker, auch wenn das Motiv an sich recht unscheinbar ist.
Fazit:
Wer auf Chick-Lit steht, wird dieses Buch lieben. Wer mit überzogenem Humor nichts anfangen kann, sollte besser die Finger davonlassen. Es war für mich ein sehr kurzweiliges Buch, bei dem ich viel schmunzeln konnte, auch wenn es manchmal schon dem Fremdschämen nahekam.