Melancholisch, unterhaltsam, gesellschaftskritisch und philosophisch.
Das Glück meines BrudersZum Cover: Das Cover ist schwarz-weiß gehalten, ja schon graulich. Zu erkennen sind zum Einem im Vordergrund eine männliche Person, die dem Betrachter den Rücken zugekehrt hat und wie es scheint weg läuft. ...
Zum Cover: Das Cover ist schwarz-weiß gehalten, ja schon graulich. Zu erkennen sind zum Einem im Vordergrund eine männliche Person, die dem Betrachter den Rücken zugekehrt hat und wie es scheint weg läuft. Zum Anderen erkennt man im Hintergrund einen Vogelschwarm. Das Cover ist sehr schlicht, aber dennoch elegant. Es stimmt mich nachdenklich.
Zum Inhalt: Der Roman ist sehr gesellschaftskritisch und an einigen Stellen auch philosophisch. Es werden sehr viele Themen angerissen, meistens fast nebenbei. Dennoch sind diese wesentlich und wichtig.
Missbrauchserfahrungen aus der Kindheit, die nie verarbeitet wurden und nicht zwangsweise, aber doch häufig in Suchtverhalten und einer gewissen Lebensunfähigkeit enden.
Das Verhältnis von Eltern und Kindern, das dann problematisch wird. Wo die Erwartungen der einen Seite und die Träume der anderen auseinanderklaffen.
Das Verharren im was-hätte-sein-können, das lähmt und einem daran hindert das zu tun, was man eigentlich tun möchte.
Der Roman ist sehr realistisch und bezieht sich auf Themen in der Gegenwart.
Am Ende fragt man sich, wer von beiden das Glück gefunden hat und worin es besteht - wer von beiden der Gesündere oder der Beschädigte ist. Es scheint als würde die Ausgangskonstellation umgekehrt sein.
Botho, der sein Abitur nachgeholt hat, studieren gegangen ist und Lehrer geworden ist, der der nach Bochum gezogen ist und seine eigene Wohnung hatte. Er gerät gegen Ende in die Rolle des Verlorenen, des Suchenden.
Während Arno, der zunächst arbeitslos war, aber gegen Ende eine geregelte Arbeit findet und eine funktionierende Beziehung mit Anja hat.
Zum Schreibstil: Was auf dem ersten Blick auffällt, sind die endlos langen Sätze, die sogar meistens 3/4 der Seite einnehmen. Ich muss persönlich sagen, dass mich das an sehr vielen Stellen echt gestört hat und es dadurch auch sehr anstrengend wurde. Manchmal war es sogar so, dass ich den Faden verloren habe und einige Stellen mehrmals lesen musste.
Außerdem gibt es viele Dialoge, die Mehrheit davon auf Flämisch waren. Ich kann diese Sprache nun mal nicht und musste mir einige Stellen laut vorlesen. Es war jetzt kein Hindernis, was mich beim Lesen gehindert hatte.
Was dem Leser direkt auffällt, ist, dass der Roman nur aus einer Sichtweise geschrieben worden ist - und zwar die von Botho. Wir erfahren seine Gedanken und Gefühle, verstehen sogar sein Handeln.
Zusätzlich ist es so geschrieben, dass eine "Geschichte in einer Geschichte" haben. Botho erzählt einen Teil aus seiner Vergangenheit.
Meine Bewertung:
Stefan Ferdinand Etgeton hat keinen leichten Roman geschrieben. Es ist melancholisch, unterhaltsam, gesellschaftskritisch und philosophisch zugleich.
Außerdem kann man am Ende das Cover, den Titel, den Inhalt und natürlich den Schreibstil hinterfragen. Es hat alles seinen Sinn.
Ich denke, dass jeder Leser aus diesem Roman andere Lehren ziehen kann und wird. Dementsprechend kann ich dieses Buch nur empfehlen, aber ich kann ihm jedoch nur 4 von 5 Sternen geben.