Auftakt einer stimmungsvollen Vampirsaga
Vampyria - Der Hof der FinsternisEuropa steht seit 3 Jahrhunderten unter der Herrschaft von Vampirkönigreichen, die alle unter der Herrschaft Ludwig des Unwandelbaren, dem Vampirkönig von Frankreich stehen. In dieser Welt hat die Sterbliche ...
Europa steht seit 3 Jahrhunderten unter der Herrschaft von Vampirkönigreichen, die alle unter der Herrschaft Ludwig des Unwandelbaren, dem Vampirkönig von Frankreich stehen. In dieser Welt hat die Sterbliche Jeanne alles verloren, musste eine neue Identität Diane annehmen und kommt so schließlich an die Eliteschule des französischen Hofes, wo die Jugend des sterblichen Adels ausgebildet wird. Und so beginnt sie die Ausbildung mit dem einzigen Ziel vor Augen, sich an den Vampiren für all das Leid zu rächen, dass ihr widerfahren ist.
Eigentlich greife ich sehr selten zu diesem Genre, nicht weil mich Drachen, Monster oder Vampire per se nicht interessieren würden, sondern weil mich die jeweiligen Umsetzungen bislang meist recht abgestoßen haben. Zu viel Kitsch und Logikfehler. Und nachdem ich gelesen hatte, dass Ludwig der Unwandelbare nun schon seit 300 Jahren reagiert, hatte ich die Befürchtung, mich in einer gegenwartslastigen Liebesgeschichte wiederzufinden, in der die Vampirwelt nur recht mäßig ausgebaut ist.
Allerdings habe ich recht schnell gemerkt, dass meine Befürchtungen recht unbegründet waren, der Entwicklungsfortschritt, den die Welt in der Gegenwart in diesen 300 Jahren durchgemacht hat, hat es in Vampyria nicht gegeben. Wir stecken immer noch im Absolutismus des Rokoko und dieses höfische pompöse gefühl wird dabei sehr toll herübergebracht, sodass ein richtig tolles Setting entsteht. Zwar gibt es vereinzelt Züge von sich anbahnender Liebe, allerdings bleiben diese nur in ihren Kinderschuhen. Viel mehr steht wirklich Jeanne, ihr Kampf darum, zwischen der Elite des sterblichen Adels nicht als Bürgerin erkannt zu werden, und der Durst nach Rache und Vergeltung im Vordergrund. Dabei lernen wir auch noch viele andere tolle Protagonist:innen kennen, die alle mit der Zeit recht unterschiedliche Geheimnisse preisgeben. Vor allem aber ist das Buch richtig spannungsgeladen. Zwar haben wir mit dem Wunsch der Auslöschung der Vampire ein großes Ziel vor Augen, worauf man sich beim Lesen hinarbeitet, dennoch werden dazwischen immer wieder richtig spannende Sequenzen eingestreut, die ein sehr hohes Lesetempo erzeugen. Jeanne trägt dabei selbst ihren Teil dazu bei, da sie immer wieder Dinge tut, oder ein Gesicht zeigt, mit dem man beim Lesen davor nicht gerechnet hat.
Dennoch finden sich vereinzelt auch gewisse Logiklücken, so ist eine der wichtigsten regeln für das Bürgertum, dass sie sie sich nur eine Meile von ihrem Wohnort entfernen dürfen, wobei ich stark daran zweifeln würde, dass das wirtschaftliche System des Staates dann noch funktionieren würde. Immerhin stelle ich mir Landwirtschaft, interkommunaler Handel und die pure Existenz von Städten als sehr schwierig vor. Insgesamt ist die Welt Vampyria aber sehr detailreich und spannend aufgebaut. Die Frage nach dem der Existenz anderer Staaten ist geklärt und verschiedene Dinge wie politische Divergenzen zwischen den einzelnen Vampirkönigreichen oder aber auch die Rolle der Kolonien werden immer wieder angedeutet und machen richtig Lust auf mehr. So bietet Vampyria Potential für viele weitere Geschichten.
Insgesamt bin ich trotz einiger Unlogiken von dem Roman richtig begeistert und freue mich schon richtig auf den zweiten Band. Die Kombination aus Vampirismus und dem Hof Ludwig XIV. hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht.