Keineswegs lustig!
Tagebuch einer furchtbar langweiligen EhefrauTagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau ein Roman von Marie-Renee Lavoie
"Draußen warf ich alle Kissen auf den frisch gemähten Rasen. Dann ging ich in den Keller und holte einen Vorschlaghammer. ...
Tagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau ein Roman von Marie-Renee Lavoie
"Draußen warf ich alle Kissen auf den frisch gemähten Rasen. Dann ging ich in den Keller und holte einen Vorschlaghammer. Mit der letzten mir verbliebenen Energie zertrümmerte ich das Sofa und schlug dabei versehentlich ein großes Loch in die Wand. Es fühlte sich gut an. ...S.14
Dieses Loch in der Wand sollte noch eine bedeutende Rolle spielen!
Diane, 48 Jahre alt, Mutter, Betrogene steht kurz vor ihrer Silbernen Hochzeit und macht sich auf die Suche nach den Fehlern, die sie in ihrer langjährigen Ehe begangen hat. Auf ihrem Weg, welcher von Wutausbrüchen, Weinkrämpfen, Zusammenbrüchen, Selbstzweifeln und kämpferischen, zumeist ehrlichen Aktionen gezeichnet ist, begleitet sie ihre Freundin Claudine. Die Moral und die Wirkung der Geschichte und welche Schlussfolgerungen Diane bei der ganzen Sache zieht, sind Interpretationssache und bleiben jeden Leser selbst überlassen, diese zu beurteilen.
Dieses Buch ruft eine gewisse Ambivalenz in mir hervor. Einerseits finde ich Dianes spontanen Reaktionismus und ihre Schuldgefühlen abschreckend. Andererseits wirken die Entwicklung von Diane, dieser ganz andere Schreibstil der Autorin und die Art der Dialoge spannend. Ich kann diese Lektüre weder verteufeln, noch für unheimlich gut befinden, eben genau wie Dianes Stimmungsschwankungen.
Besonders gut haben mir die Untertitel zu den einzelnen Kapiteln gefallen.: Kapitel 2 in dem ich langsam untergehe, hinabgezogen durch mein eigenes Gewicht oder Kapitel 5 in dem ich meinen sechsten Zeh preisgebe. Dies hat mich zum Weiterlesen animiert. Und doch finden sich einige Ungereimtheiten, gerade in Bezug auf die Besitzverhältnisse des gemeinsamen Eigentums, einseitige Betrachtungen der hiesigen Umstände und der gesamten Ehe. Man bekommt hinreichend Futter und Einblicke in Dianes Leben, doch ihr Mann Jacques kommt wenig, nur zu Anfang und dann klischeehaft, einseitig zu Wort. "Ich habe mich in eine andere Frau verliebt." ,"Diane ...ich wollte das nicht ...es liegt nicht an dir, aber..." und "Diane, ich gehe." Das die Geliebte wesentlich jünger ist als Diane, bedient ein weitere Üblichkeit und ist mittlerweile nichts Besonderes mehr.
Ein wenig geärgert hat mich Kapitel 1 in dem ich erkläre, was ich von der Ehe halte. Dies beschreibt, wie sich Diane auf ihrer Ehe ausgeruht und ihren Ring am Finger als Sicherheit betrachtet hat. Eigentlich haben wir da schon die Antwort auf die Ausführungen im Buch. Vielleicht darf man nicht glücklich verheiratet sein, um diese Lektüre verstehen zu können!?
Fazit: Überraschend anders, aber nicht überraschend gut und keineswegs lustig, zwiegespalten und ein wenig unzufrieden lässt mich die Lektüre der furchtbar langweiligen Ehefrau zurück. Die Fortsetzung werde ich mir ersparen.