Wenn das Glück vom Himmel fällt
Die Kinder der LuftbrückeEs ist 1948. Der Krieg ist zu Ende, doch die Not der Menschen noch lange nicht. Noras Mann ist bisher aus dem Krieg nicht zurückgekehrt. Niemand weiß, ob er jemals wiederkommt. Nora trägt allein die Verantwortung, ...
Es ist 1948. Der Krieg ist zu Ende, doch die Not der Menschen noch lange nicht. Noras Mann ist bisher aus dem Krieg nicht zurückgekehrt. Niemand weiß, ob er jemals wiederkommt. Nora trägt allein die Verantwortung, ihre Familie durchzubringen. Zusammen mit ihrer Mutter, ihrer Schwester und ihren zwei Kindern lebt sie in einem Mietshaus mitten in Berlin. Das Essen ist knapp und Rationen werden nicht in der Menge rausgegeben, wie sie es sollten. Da ist es ein Segen, als Nora eine Stelle als Übersetzerin bei den US-Alliierten am Flughafen Tempelhof annehmen kann. Dort begegnet sie dem Piloten Matthew. Obwohl Nora es nicht, wie viele andere der jungen Frauen, darauf anlegt, einen Mann kennenzulernen, verguckt sie sich in den jungen Piloten. Doch zu schwer wiegt ihr schlechtes Gewissen ihrem verlorenen Mann gegenüber. So einfach kann sie ihren Gefühlen nicht freien Lauf lassen. Schließlich warten ihre beiden Kinder zu Hause noch immer auf ihren vermissten Vater.
Wer den Klappentext dieses Buches liest, kann erahnen, dass es sich hier um eine sehr dramatische und emotionale Geschichte handelt. Genau so habe ich diesen Roman auch empfunden. Die Nöte, die die Menschen in der Nachkriegszeit auf sich nehmen mussten, waren deutlich spürbar. Mein größter Respekt gilt all jenen, die dieser furchtbaren Zeit ausgesetzt waren. Doch für die Protagonistin Nora waren nicht nur die mangelnden Lebensmittel und der Verlust ihres Mannes eine Bürde, sondern besonders ihre ungünstige Lebenssituation. Der Mann kehrt aus dem Krieg nicht zurück, die Frauen müssen allein für die Familie und ums Überleben kämpfen und plötzlich schleicht sich eine neue und verbotene Liebe dazwischen. Eine Beziehung zu den Amerikanern war nicht gern gesehen, erst recht dann nicht, wenn die Frau bereits verheiratet war. Zwar galt Noras Mann im Krieg als verschollen, doch für tot erklärt wurde er bisher nicht. Er konnte also jederzeit zurückkehren. Was für ein furchtbarer Gedanke, wenn der vermisste Ehemann, geschunden vom Krieg, plötzlich wieder vor der Tür steht und die Frau, die er liebt, jemand anderen hat. Hinzu kam, dass auch in Noras Umfeld nicht jeder von einer neuen Liebe angetan war. Zwar wusste niemand, wie viele Jahre sie noch auf eine Rückkehr warten sollte, doch gleich einen neuen Mann an Noras Seite zu akzeptieren, schien einigen Menschen aufzustoßen. Nora saß praktisch in einer Zwickmühle und konnte nur dabei zusehen, wie sich um sie herum alles veränderte. Sie aber musste hilflos in ihrer Situation ausharren. Auch wenn ihr Herz sich noch so sehr nach der Liebe dieses Piloten sehnte, Nora passte sich ihrem Pflichtbewusstsein an, setzte stets das Wohl aller, insbesondere ihrer Kinder, an erster Stelle und verzichtete auf ihr eigenes Glück. Dieses Drama zu verfolgen, tat mir in der Seele weh. Nicht nur einmal war ich den Tränen nahe. Von Herzen hätte ich Nora eine glückliche und erfüllte Liebe gegönnt. So manches Mal hätte ich auch gern ihre Tochter in die Schranken gewiesen, die mit kindlicher Unwissenheit das Glück der Mutter nicht zuließ.
Die Geschichte um die Berliner Luftbrücke habe ich bisher noch in keinem Roman gelesen. Ich war gefesselt von den geschichtlichen Entwicklungen im Zusammenspiel mit den großen Gefühlen. Für mich ein wunderbares und spannendes historisches Nachkriegsdrama.