„Ich habe mich mehr als einmal gefragt, ob es das wert ist: dass ich meinen Körper und meinen Geist zum Kämpfen zwinge, wenn ich doch das Gefühl habe, dass das Schicksal mich aufgegeben hat.“
(Hazel in In jedem Atemzug nur du)
Worum geht’s?
Mit dem Studienbeginn an der Lullaby University wird für Hazel ein Traum wahr. Nach ihrer Lungentransplantation hat sie sich gezielt dort beworben – und nicht nur, weil es eine Top-Uni für ihr Wunschfach Umweltwissenschaften ist … Über den für sie wichtigsten Grund, warum sie an der Lullaby University ist, spricht sie mit niemandem – bis sie Lewis kennenlernt. Seine ruhige, verlässliche Art beeindruckt sie so sehr, dass sie sich ihm anvertraut. Lewis verspricht, sie zu unterstützen – doch auch er trägt eine Last, von der sie nichts ahnt. Beide kommen sich näher und näher, bis sie eine Entdeckung machen, die sie auseinanderreißt …
In jedem Atemzug nur du ist Band 1 der Lullaby University-Reihe. Die Geschichte ist in sich geschlossen, die Charaktere von Band 2 kommen jedoch vor.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Hazel geschrieben. Das Buch beinhaltet sexuellen Content und behandelt potenziell triggernde Themen aus dem Bereich häusliche Gewalt.
Meine Meinung
Als ich die Dilogie von Jennifer Wiley in der Knaur Romance-Vorschau gesehen habe, wusste ich, dass ich auf jeden Fall diese Bücher lesen möchte. Die Thematik um die Organspende kombiniert mit einer idyllischen Umgebung und einer College-Geschichte, das kann doch nur was werden. Aber leider war am Ende das Lesen für mich eher ein Kampf als Genuss.
Hazel kommt frisch an die Lullaby-Universität. Durch ein Stipendium gehört sie einer besonderen Gruppe an, wohnt in einem besonderen Haus und muss als Red-Mitglied einige Aufgaben übernehmen. Was genau Red ist, habe ich leider bis zum Ende nicht erfahren. Jedenfalls ist Lullaby eine ungewöhnliche, relativ kleine Uni und das Wohnheim für Red-Mitglieder eher mit einer Luxus-Bergvilla zu vergleichen. Wieso Hazel Umweltwissenschaften studieren möchte, ist mir leider auch nicht klar geworden, aber die gesamte Ausrichtung des Buches ist sehr naturbelastet, voller Naturschutz-Thematiken und mit jeder Menge ausführlicher Umgebungsbeschreibungen nebst leichter Vogelkunde. Ich muss gestehen, dass ich dies am Anfang noch mochte, aber schon bald empfand ich es als langweilig, ausufernd und hatte das Gefühl, auch nach der Hälfte des Buches nur wahnsinnig wenig Handlung und Fortschritt erlebt zu haben.
Neben jeder Menge Unileben (zumindest außerhalb der Vorlesungen gibt es hier viel, was die Autorin beleuchtet) geht es im Kern um zwei Handlungen: Hazels Suche nach ihrer Organspenderin und Lewis‘ Problemen mit seiner Familie und dem Leistungsdruck, dem er dadurch ausgesetzt ist. Aber leider ist es so, dass beide Handlungen immer mal wieder kurz vorkommen und dann relativ lange nur relativ belanglose und wenig handlungsfördernde Elemente folgen. Hierdurch fehlte der rote Faden und es fühlte sich eher wie eine wiederkehrende, gestrichelte Linie an. Das fand ich wahnsinnig schade, insbesondere da mich das Thema um Hazel und ihre Transplantation sehr interessiert hat. Man erfährt hauptsächlich in Briefen an Ms. X, was in Hazel vorgeht und wie es damals mit der Organspende von ihr empfunden wurde. Ich hätte mir hier nur leider einfach so wahnsinnig viel mehr gewünscht, da es ein so seltenes und besonderes Thema ist. Die Geschichte um Lewis, den ständigen Streit mit seinem Bruder und seiner familiären Lage mit der Tyrannei seines Vaters empfand ich auch als interessant, aber auch hier wirkte es so kurzlebig und schnell abgehandelt. Vor allem hat mir hierbei leider auch gestört, dass Lewis als Charakter sehr wechselhaft ist, mal emotional tief getroffen und dann sehr aufbrausend und fast schon aggressiv. Entsprechend war ich von „dem großen Knall“ auch nicht wirklich überrascht. Die Problemlösung der Konflikte hat mich auch generell leider eher weniger überzeugt. Es fehlte für mich an vielen Stellen an tragbaren Entwicklungen, an Tiefe und greifbaren Erklärungen und belastbaren Entscheidungen. Ich muss gestehen, dass ab etwa 2/3 des Buches mich nur noch die Frage um Ms. X gereizt hat, weswegen ich bis zum Ende durchgehalten habe. Leider hat mich aber zu wenig an Lullaby und Red gereizt, dass ich für Band 2 nicht zurückkehren werde.
Mein Fazit
In jedem Atemzug nur du konnte mich leider nur bedingt abholen. Der angenehme Schreibstil verliert sich in sehr umfassenden Beschreibungen des Unilebens und von Naturschutzthemen, sodass es einem so vorkommt, als hätte das Buch viele Längen. Die Liebesgeschichte gelingt leider kaum, die Probleme der Charaktere sind sehr interessant, aber fühlen sich teils vernachlässigt an. Für mich leider nur eingeschränkt eine Empfehlung.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]