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Veröffentlicht am 08.05.2023

Facetten der Mutterschaft

Eva
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MEINUNG:

Eva ist das erste Buch, welches ich von Verena Keßler gelesen habe, aber ich wollte die Autorin unbedingt für mich entdecken. Erst beim zweiten Hinsehen, ist mir aufgefallen, dass der Schriftzug ...

MEINUNG:

Eva ist das erste Buch, welches ich von Verena Keßler gelesen habe, aber ich wollte die Autorin unbedingt für mich entdecken. Erst beim zweiten Hinsehen, ist mir aufgefallen, dass der Schriftzug auf dem Cover einem Ultraschall-Bild entspricht. Mich hat hier vor allem das Thema sehr interessiert und zwar ob man in der heutigen Zeit noch Kinder bekommen möchte.

Es geht um vier Frauen - die Schwestern Sina und Mona, um die titelgebende Eva und noch um eine vierte Frau. Alle verbindet verbindet das Mutter sein, Mutter werden und die Frage, ob man Mutter sein möchte. Alle vier befinden sich unterschiedlichen Lebenssituationen. Eva, die Lehrerin ist hat die wissenschaftlich unterlegte These aufgestellt, dass Kinder bekommen dem Klima schadet und dass es über kurz oder lang keine gute Entscheidung mehr ist. Für diese radikale Meinung muss sie enorme Kritik einstecken, die auch ihr Berufs- und Privatleben beeinflusst. Sina plagt sich selbst mit dem Kinderwunsch, der sich nicht erfüllen möchte. Mona hat drei Kinder und zweifelt daran, ob die Entscheidung Mutter zu sein, die richtige war.

Jeder der vier Protagonistinnen ist ein separater Abschnitt gewidmet, aber alles Kapitel und auch alle Frauen hängen direkt oder indirekt miteinander zusammen. In jedem Abschnitt lernen wir die einzelnen Frauen besser kennen. Beginnen tut es mit Sina, die mit ihrem Freund zusammen ist, der sich sehnlichst ein Kind, aber es klappt einfach nicht. Die Autorin beschreibt diesen Wunsch aus der Sicht von Sina in einer klaren, einfachen Sprache, aber deswegen nicht minder emotional. Manchmal war ich mir nicht so sicher, ob sie überhaupt Kinder möchte. Ihren Freund fand ich ziemlich schwierig, weil sehr einnehmend und sie bevormundend. Mona ihre Schwester hat das genau entgegen gesetzte Lebensmodell. Sie hat drei Kinder. Alle drei Kinder waren nicht so wirklich geplant. Mona genießt in ihrem Abschnitt einen Urlaub mit Sina, in dem sie Abstand und die Freiheit von der Familie so sehr genießt, dass sie sich vorstellt, wie es ohne Kinder wäre. Beide Schwester bilden einen krassen Gegensatz zu den möglichen Familienmodellen.

Eva steht mit ihrem Artikel hart in der Kritik und wird dafür von der Gesellschaft und den sozialen Medien auf das Übelste angefeindet. Es geht soweit, dass sie aufs Land flüchten muss, wo sie keiner kennt. Bei diesem Abschnitt hat ich ganz starke Juli Zeh Vibes. Es hat mich sehr an den Roman Über Menschen erinnert. Eva hat eine stark polarisierenden Meinung zum Thema Kinder bekommen im Zusammenhang des Klimawandels veröffentlicht, die allerdings wissenschaftlich belegt ist. Mal wieder hat es mich erschrocken, wie weit Hass aus dem Netz gehen kann und wie viel es zerstören, nur weil jemand sein Meinung geäußert hat und anderen diese nicht passt. Man bekommt den Eindruck, dass es gesellschaftlich nicht tragfähig ist, wenn eine Frau (Männer werden in dieser Debatte außen vor gelassen) sich aus welchen Gründen auch immer gegen Kinder entscheidet. Als wirkt fast so als dürfte sie darüber nicht selbst entscheiden. So kommt mir selbst auch manchmal vor. Den vierten Abschnitt fand ich am schwächsten im Kontext der anderen drei, aber emotional ebenfalls einnehmend und weitere Facette von Mutterschaft.

FAZIT:

Eva widmet sich dem wichtigen und tw. polarisierenden Thema der Mutterschaft im Kontext unserer heutigen Gesellschaft und dem Klimawandel in Form von vier Frauen. Jede der Frauen hat ihre eigene Sicht zum Mutterschaft. Einige sind Mütter, andere sind es nicht. Ein interessanter Roman, den ich gern gelesen habe. 

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Veröffentlicht am 05.05.2023

Club Paradies

Club Paradies - Im Glanz der Macht
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MEINUNG:

Caren Benedikt aka Ellen Carsta aka Petra Mattfeldt, ist eine Autorin, die nun ein paar Jahre lese, weil ich einfach den Unterhaltungswert ihrer Geschichten sehr schätze und diese gerne zwischendurch ...

MEINUNG:

Caren Benedikt aka Ellen Carsta aka Petra Mattfeldt, ist eine Autorin, die nun ein paar Jahre lese, weil ich einfach den Unterhaltungswert ihrer Geschichten sehr schätze und diese gerne zwischendurch einmal verschlinge. Club Paradies - Im Glanz der Macht ist der erste Teil einer Dilogie. Der zweite Teil erscheint im Herbst 2023.

Wir befinden uns 1976 in West-Berlin. Der berühmte Berliner "Baulöwe" Hanns Borchardt hat alles erreicht, wovon man nur träumen kann. Er ist reich und jeder möchte mit ihm Geschäfte machen. Allerdings beginnt dieser Eindruck am Anfang der Geschichte bereist zu brökeln. Hanns ist absolut kein sympathischer Charakter und ich denke, dass war genauso beabsichtigt. Es gibt in der Figur keine grauen Zwischentöne. Hanns behandelt eigentlich alle schlecht, auch seine eigene Familie und ganz besonders seine Frau. Er hat Affären, belügt und betrügt seine Familie und Geschäftspartner. Seine Frau Maria ist zu Recht absolut unglücklich, aber kann der Ehe auch nicht so richtig entkommen, denn 1. ist sie abhängig und 2. lässt sie sich von Hanns auch immer wieder so offensichtlich um den Finger wickeln. Für eine Frau dieser Zeit ist das recht ungewöhnlich.

Im starken Gegensatz dazu steht die Lea Stern, die Club-Besitzerin vom Golden Paradies. Sie ist eine unabhängige Frau, die ganz genau weiß, was und wen sie Leben möchte. Von dieser Art werde einige Familienmitglieder der Borchardts magisch angezogen. Diese Stellen haben mir gut gefallen, weil sie gut geschrieben waren. Caren Benedikt legt Lea Stern starke Sätze in den Mund, die einfach hängen bleiben. Einige Szene sind auch in Recht expliziter Sprache beschrieben, die passten, aber die ich bisher von der Autorin nicht gewohnt war. Spannend fand ich auch Hanna Borchardt, die Tochter von Hanns und Maria. Sie lässt im Gegensatz zu ihrer Mutter nicht von ihrem Vater so beeinflussen und möchte ihre eigenen Weg finden. Ich fand es gut, dass sie sogar eine Ausbildung macht, obwohl sie es vermutlich gar nicht nötig hätte. Neben Lea war sie mein Lieblings-Charakter. Auch ihr Bruder Holger möchte seinen eigenen Weg finden. Er studiert, wohnt nicht mehr Zuhause und treibt sich in Studentenverbindungen rum. Diese führen ihn dann auch zu einem RAF-Kontakt.

Ich mochte die gesellschaftlichen und historischen Bezüge, vor allem die Erwähnung zur RAF. Allerdings war ich etwas verwundert, dass es an keiner Stelle erwähnt worden ist, dass Berlin zu der Zeit eine geteilte Stadt ist und Deutschland ein geteiltes Land. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies in West-Berlin, wo wir uns in der Geschichte zeitlich befinden, keinerlei Einfluss hatte im Leben der BerlinerInnen. Die Schreibstil ist wie immer flüssig und ich bin schnell durch die Seiten gekommen. Ich mag immer die kurzen Aussagen von Personen am Anfang jedes Kapitels. So weiß man gleich, um wen es geht und um was es in dem Kapitel geht.

FAZIT:

Club Paradies - Im Glanz der Macht hat mich wieder sehr gut unterhalten. Es hat alles, was einen guten Unterhaltungsroman ausmacht. Nach dem Ende bin ich gespannt, wie es mit dem 2. Teil weiter gehen wird. Ich glaube, die Karten werden nochmal neu gemischt.

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Veröffentlicht am 09.04.2023

Von Neuanfängen

Weite Sicht
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MEINUNG:

Ich bin durch Zufall auf das Buch aufmerksam geworden, weil eine Freund gefragt hatte, ob wir auf eine Lesung dazu wollen. Bisher war mir Thorsten Pilz noch nicht bekannt. Ehrlich gesagt hätte ...

MEINUNG:

Ich bin durch Zufall auf das Buch aufmerksam geworden, weil eine Freund gefragt hatte, ob wir auf eine Lesung dazu wollen. Bisher war mir Thorsten Pilz noch nicht bekannt. Ehrlich gesagt hätte ich ohne den Tipp wohl auf Grund des Covers und den relativ nichtssagenden Titels - Weite Sicht wohl nicht zu dem Buch gegriffen.

Es ist die Geschichte von vier Frauen in 242 Tagen. Charlotte muss nach dem Tod alles in Fragen stellen, was sie von ihrem Leben zu wissen glaubte. Gesine, ihre Schwester, die mit dem Leben nicht so richtig zurecht kommt, aber nicht weiß, wie sie um Hilfe bitten soll. Sabine, eine Freundin der beiden, die einsam ist und den Tod ihres Mannes nicht los lassen kann. Und dann ist da noch die Dänin Bente, mit der der Kontakt von heute auf morgen zum Stillstand kam und die um ihre noch vorhandene Lebenszeit fürchtet.

Ehrlich gesagt bin ich manchmal skeptisch, wenn die ProtaginistInnen in Büchern schon in letzten Drittel ihres Lebens sind. Häufig wirkt es irgendwie verstaubt, eigenartig und verschroben, aber das war hier überhaupt nicht so. Alle vier Frauen sind noch vergleichsweise fit. Trotz ihrer Schicksalsschläge sind sie immer bereit neue Dinge anzugehen und auch nochmal das ganze Leben mit Anfang 70 umzukrempeln, genauso wie es Charlotte getan hat. Charlotte war auch mein Lieblingscharakter. Sie war am besten ausgearbeitet. Erst kommt der Tod von ihrem Mann, den ich absolut furchtbar fand - leider ein recht typischer alter, weißer Mann, der nach seinem Tod noch ein ziemlich großes Geheimnis offenbart. Charlottes Schwester Gesine fand ich ein bisschen anstrengend. Sie ist ziemlich extrovertiert, kommt aber nicht so richtig mit ihren Leben zurecht und ein offensichtliches Alkoholproblem. Dann ist da noch Sabine, die bei den Schwestern aufgewachsen ist. Sie trauert nach gefühlten Jahrzehnten immer noch ihrem Mann hinterher und kann dies nicht hinter sich lassen. Von sich selbst glaubt sie scheinbar ein recht unscheinbare sprichwörtliche graue Maus zu sein, obwohl das einige Personen ganz anders sehen. Bente, die vierte im Bunde, fand ich auch sympathisch, da sie so viel Lebensfreude hat und wie viele Dänen sehr direkt und ehrlich ist.

Ich mochte die Bezüge zu Dänemark, vor allem besonders den Bezug zu Karen bzw. Tania Blixen. Ich war selbst schon in Rungstedlund und konnte vieles vor meinem inneren Auge sehen. Es gibt immer wieder auch dänische Sätze. Der Autor hat die dänische Landschaft und Kultur gut eingefangen. Ich fand die Biographien der Frauen spannend gestaltet. Alle sind sehr unterschiedlich, dennoch fand ich das die Entwicklung von allen vieren nicht gleich gut gelungen ist. Vor allem bei Sabine und Gesinde hätte ich mir noch ein bisschen mehr "Futter" (gerne mehr Seiten) gewünscht. So richtig schlau bin aus beiden nicht geworden und wie sie sich ihre Zukunft vorstellen. Bei Charlotte und Bente ist absolut klar gewesen. Ihrer beider Geschichte hat mein Herz sehr berührt. 

FAZIT:

Weite Sicht hat mich überrascht, weil ich dem Cover und Titel nach nie zu dem Buch gegriffen hätte. Nun habe ich eine sehr warmherzige Geschichte von vier Frauen gelesen in einem sehr angenehmen flüssigen Schreibstil. Für mich hätte es gerne noch ein bisschen mehr Seiten sein dürfen. Die Geschichte zeigt, es ist nie zu spät für Neuanfänge.

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Veröffentlicht am 07.04.2023

Super spannend und erschreckend

Mind Gap
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MEINUNG:

Seit Aus schwarzem Wasser bin ich sehr begeistern von der neuen Richtung, die Anne Freytag eingeschlagen hat. Ich mochte auch ihre Liebesromane und ein paar von ihren Jugendbüchern. Vor allem ...

MEINUNG:

Seit Aus schwarzem Wasser bin ich sehr begeistern von der neuen Richtung, die Anne Freytag eingeschlagen hat. Ich mochte auch ihre Liebesromane und ein paar von ihren Jugendbüchern. Vor allem aber mag ich einfach, wie sie schreibt und ihre Charaktere. Es stand für mich außer Frage, dass ich Mind Gap lese.

Alles beginnt damit, dass sich plötzlich Silvies tot geglaubter Bruder wieder bei ihr meldet und gleich darauf kommen Leute vorbei, um ihr vom Selbstmord ihres Bruders zu berichten. Kann ihr Bruder zweimal gestorben sein? Silvie macht sich auf die Suche nach der Wahrheit. Schnell ist klar, dass alles mit dem NINK-Chip zusammenhängt, der eigentlich für die Militärforschung entwickelt worden ist, denn er kann dafür sorgen, dass traumatische Erfahrungen gelöscht werden und gleichzeitig auch sonst mühsam erlernte Techniken und Skills einfach darauf gespeichert werden. Dieser bahnbrechende Fortschritt scheint aber in die falschen Hände gelangt zu sein und hat große Auswirkungen auf den freien Willen der Menschen. Silvie gerät damit ziemlich schnell ins Visier, denn sie hat nämlich keinen solchen Chip...

Wir befinden uns hier in der Zukunft, genauer im Jahr 2030. Die Geschichte ist von Anfang an spannend. Die Kapitel sind oft sehr kurz, so dass der Lesefluss wird sehr hoch ist und bin förmlich durch die Seiten geflogen. Es wechselt immer wieder zwischen verschiedenen Sichten, wobei Silvie und eine gewisse Politikerin namens Dr. Irene Kallmann schon den größten Teil einnehmen. Ich würde sagen, dass viele der Charaktere einfach Mittel zum Zweck sind, sprich um die Handlung voran zu treiben. Ich habe keinen großen Sympathien aufgebaut. Fast alle spielen ihr eigenes Spiel und so darauf aus sich selbst zu profilieren. Eigentlich kann niemand irgendjemanden trauen, nicht mal dem eigenen Ehe-Partner.

Bis zum Schluss ist es mir ehrlich gesagt schwer gefallen all die Begriffe, die Anne Freytag mit ihrer Idee bzw. Welt geschaffen hat, auseinander zu halten. Ein Glossar wäre definitiv hilfreich gewesen. Allerdings war ich auch gleichermaßen fasziniert und habe größten Respekt davor, wie man sich so etwas ausdenken kann und daraus eine schlüßige Geschichte aufbaut. Ingesamt ist die Anne Freytags Story wirklich gut konstruiert. Es bleiben keine Fragen offen. Der Schluss ist wirklich stark und sehr gut gelöst. Ich hatte mich schon gefragt, wie man hier wieder rauskommen möchte, ohne, dass jemand die komplette Herrschaft an sich reißen wird oder viele Leute sterben müssen.

FAZIT:

Mind Gap ist ein wirklich erschreckendes Zukunftsszenario, was hoffentlich nie eintreten wird, aber bei der momentan Forschung vielleicht auch gar nicht so abwegig sein kann. Anne Freytag hat mal wieder bewiesen, dass jede ihrer Geschichte anders ist, aber in dieser Sparte von ihren Büchern immer mit aktuellen gesellschaftlichen Bezug.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Fesselnd und spannend

Die Herzchirurgin
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MEINUNG:

Ich lese gerne Thriller, aber eigentlich nicht so gerne Medizin-Thriller. Irgendwie hat mich Die Herzchirurgin aber dann doch gereizt, weil ich die Thematik einfach spannend fand, dass eine Ärztin ...

MEINUNG:

Ich lese gerne Thriller, aber eigentlich nicht so gerne Medizin-Thriller. Irgendwie hat mich Die Herzchirurgin aber dann doch gereizt, weil ich die Thematik einfach spannend fand, dass eine Ärztin relativ einfach jemanden töten kann, wenn sie es klug anstellt.

Alles beginnt damit, dass die Ärztin Anna Jones eines abends nach Hause kommt und ihr Haus nicht mehr so vorfindet, wie sie es verlassen hat und das Schlimmste ist - Ihr Sohne wurde entführt und ihre Nachbarin, die auf ihren Sohn aufpasst wurde ermordet. Sie bekommt ihren Sohn nur zurück, wenn sie einen bekannten Politiker, der als nächster Premierminister gehandelt wird bei einer Herz-Op, die sie als Herzchirurgin durchführen sollen, sterben lässt. Anna merkt ziemlich schnell, dass ihr kaum eine Wahl bleibt, um das Leben ihres Sohnes zu schützen. Dann ist da noch die OP-Schwester Margot, die in ihrem Leben ebenfalls vor einem großen Dilemma steht - sie hat so große Schulden, dass ihre KollegInnen bestehlen muss. Irgendwann ergibt sich eine Möglichkeit, die ihr Dilemma mit dem von Anna verknüpfen.

Die Story wird abwechselnd aus der Sicht von Margot, Anna und der Ermittlerin DS Rachel Conaty. Die Geschichte startet ohne Umschweife. Anna wirkt trotz allem Drama sehr kontrolliert und teilweise recht emotionslos, aber genau das lassen sie die schwierige Situation durchstehen, denn sie muss auch dafür sorgen, dass ihre Taten nicht auffliegen. Mir hat gefallen, dass der Autor sehr kompromisslos erzählt und Anna auch mit dieser Charakter-Eigenschaft versehen hat, denn Anna hat einfach keine Wahl. Oft wird in solcherlei Thriller ja irgendwie nach einem Ausweg gesucht, aber das passiert hier nicht. Auch Margot lädt Schuld auf sich und ist ebenfalls skrupellos, weil es schlichtweg um ihre Existenz geht. Beide Frauen sind in absoluten Extremsituationen. Jack Jordan zeigt auf, dass Extremsituationen dazu führen, dass Menschen nicht mehr objektiv entscheiden und auch zu Straftaten fähig sind. Eigentlich sind beide Frauen nicht wirklich sympathisch, aber irgendwie hatte ich eine Schwäche für Margot. Mir hat auch gefallen, dass der Autor gezeigt hat, dass (Straf-)Taten auch Konsequenzen haben und das nicht nur im rechtlichen Sinn. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es hier vielleicht nochmal einen zweiten Teil gibt.

Die Kapitel sind relativ kurz und ich bin förmlich durch die Seiten geflogen. Die Spannung wird konstant gehalten und es gibt viele spannende Wendungen, die ich so nicht erwartet habe. DS Rachel Conaty ist auch eine interessante dritte Person in dem Gespann der beiden anderen Frauen. Sie ermittelt in dem Fall der ermordeten Nachbarin und hat instinktiv den richtigen Riecher, was Anna angeht und dem Verschwinden von Zack, Annas Sohn. Anna tut alles dafür, dass Rachel ihr nicht auf die Schliche kommt, aber diese ahnt sehr viel mehr. Rachel hat allerdings selbst ein traumatisches Erlebnis gemacht, weswegen ihr Chef ihr nicht glaubt und denkt sie projiziert dies auf den Fall. Als LeserInnen wissen wir natürlich Rachel hat Recht. Manchmal wollte ich am liebsten losschreien, aber auch das hat Jack Jordan wieder clever konstruiert. Manches fand ich allerdings auch ein bisschen unglaubwürdig konstruiert, aber da muss man drüber hinweg sehen bzw. lesen. Ich glaube, es war genauso beabsichtigt vom Autor. 

FAZIT:

Die Herzchirurgin ist ein spannender, ungewöhnlicher und teilweise düsterer Thriller, der mich eher an amerikanische Thriller erinnert. Die Charaktere sind ziemlich skrupellos und schrecken vor Gewalt nicht zurück. Der Schluss war stark und auch ein wenig beklemmend.

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