ich war noch nie in Albanien, merke aber selber durch Social Media, das Albanien als Reiseziel immer beliebter wird. Bis auf wunderschöne Strände habe ich aber ansonsten wenig von Albanien gesehen und wusste sehr wenig über das Land.
Da kam dieses Buch über Albanien gerade recht, um mir endlich mal ein besseres Bild von diesem Land machen zu können. Das Buch lässt sich schlecht betiteln, ich würde es noch eher als Reisebericht beschreiben. Doch geht die Verbundenheit zu Albanien noch ein wenig tiefer, denn Etleva Shemai, Opernsängerin und Solistin, stammt aus Albanien und lässt ihre Empfindungen und Erinnerungen gekonnt von Luisa Hillmann einfangen. Es ist also eine Mischung aus Reisebericht und persönlichen Erfahrungen.
Vervollständigt wird das Buch mit etlichen Fotografien von Lutz Jäkel.
Die Mischung aus Informationen, Fakten und Daten mit sehr persönlichen Eindrücken, Erinnerungen oder Erfahrungsberichten fand ich sehr gut. Die Verbundenheit zu Albanien war immer zu spüren, auch wenn Dinge mal etwas kritischer dargestellt wurden. Leider blieb vieles sehr oberflächlich, was ich zum einen verständlich, zum anderen aber auch etwas schade finde. Eine detaillierte Auseinandersetzung in positiver oder kritischer Weise hätte definitiv den Rahmen des Buches gesprengt. Da so viele Orte abgedeckt wurden, konnte nicht immer mehr in die Tiefe gegangen werden und so wurde meist nur ein wenig an der Oberfläche gekratzt.
Jedes Kapitel dreht sich thematisch geordnet um einen oder mehrere Orte in Albanien. Am Ende jedes Unterkapitels finden sich in typischer Reiseführer-Art gesammelt Informationen zum jeweiligen Ort wie Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Übernachtungsmöglichkeiten oder andere erwähnenswerte Dinge.
Optisch werden die Seiten aufgelockert mit Bildern, sehr kurzen Absätzen und Infoboxen.
Leider fehlte mir immer wieder der rote Faden. So gut es mir theoretisch gefiel, dass Informationen und persönliche Erfahrungen miteinander verknüpft wurden, praktisch klappte dies leider nicht immer. Die Unterkapitel sind schon recht kurz gehalten und bestehen aus einzelnen Absätzen, die teilweise nur eine halbe Seite lang sind. Auf so wenig Platz dann noch beides miteinander verbinden zu wollen, klappte einfach nicht immer. So fühlte es sich häufig so an, dass die Informationen über den Ort untergebracht werden mussten und dann ein wenig auf Krampf noch etwas persönliches, damit es sich nicht wie ein trockener Reiseführer liest. Öfters passten dann die persönlichen Schilderungen auch nicht ganz zum informativen Teil und drehten sich um etwas vollkommen anderes. Das gilt auch für die kleinen Infoboxen, die man sich ab und an hätte sparen können, um mehr Platz für den Text zu haben. Kleine Übersetzungen und einzelne, wichtige Sätze auf albanisch finde ich gut, das hätte aber entweder im Text selber aufgegriffen oder einfach im Appendix untergebracht werden können. Die Infoboxen "Hätten Sie's gewusst?", in denen Hintergrundinformationen bereitgestellt wurden, haben mir hingegen sehr gut gefallen.
Vereinzelt gab es mir zu krasse Sprünge. Ein Absatz endete mit einem gemütlichen Abendessen, es folgt dann ohne weitere Überleitung ein Interview mit dem Direktor eines Museums.
Ein weiterer Kritikpunkt von mir ist der Preis. Ja, durch die Papierkrise sind Bücher im allgemeinen teurer geworden. Aber ein Paperback mit noch nicht einmal 200 Seiten für 19,99€ finde ich schon arg teuer.
Ich bin neugierig geworden auf dieses wirklich wunderschöne Land, seine Bewohner:innen, die Kultur und das Essen. Dieses Buch aber kann ich leider nur bedingt weiterempfehlen.