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Veröffentlicht am 31.05.2023

Frauen töten mit Gift, Männer mit roher Gewalt – oder doch nicht?

Seht, was ich getan habe
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In „Seht, was ich getan habe“ wendet sich Sarah Schmidt einem historischen Mordfall zu:

𝟰. 𝗔𝘂𝗴𝘂𝘀𝘁 𝟭𝟴𝟵𝟮 Abby und Andrew Borden werden am helllichten Tag ermordet. Das Tatwerkzeug ist eine Axt – 19 bzw. ...

In „Seht, was ich getan habe“ wendet sich Sarah Schmidt einem historischen Mordfall zu:

𝟰. 𝗔𝘂𝗴𝘂𝘀𝘁 𝟭𝟴𝟵𝟮 Abby und Andrew Borden werden am helllichten Tag ermordet. Das Tatwerkzeug ist eine Axt – 19 bzw. 29 Hiebe sollen die Opfer getroffen haben. Zeug:innen gibt es keine, doch eine Verhaftung lässt nicht lange auf sich warten: Lizzie Borden, die jüngste Tochter, die ihren Vater tot aufgefunden hat, wird der Tat beschuldigt. Die Beweislage ist allerdings lückenhaft und widersprüchliche Aussagen möglicherweise auf Medikamente zurückzuführen. Ist es möglich, dass eine junge Frau ihre Stiefmutter und ihren Vater auf solch brutale Art tötet? Eine Frage, die bis heute ungeklärt bleibt.

So viel zur Historie. Der Roman ermöglicht einen ergänzend Blick hinter die Fassade der angesehenen Familie: Wie gut haben sich die Bewohner:innen des Hauses wirklich verstanden? Was hat sie bewegt, geärgert oder begeistert? Wie könnte der Tag der Tat sowie die davor und danach abgelaufen sein? Könnte Lizzie die Täterin sein?

Historischen Fakten verknüpft mit Fiktion. Ich muss sagen, dass diese Kombination für mich ziemlich verlockend klingt. Entsprechend neugierig war ich auf die Umsetzung der Geschichte. Ich hatte beim Auswählen des Buches allerdings erwartet, dass die Geschichte die Richtung eines historischen Krimis einschlägt, das Buch beleuchtet jedoch eher die Familiendynamik und zeigt innere Zerwürfnisse auf – verlorene und doch behütete Wünsche, beflügelnde und zerstörte Hoffnungen sowie ein Netz aus Abhängigkeit und Einsamkeit. Die Geschichte ist ruhig gehalten, die Sprache teilweise blumig und die Schilderung der Umgebung auch auf Sinneseindrücke wie Geruch und Geschmack ausgeweitet. Die eingestreuten Erlebnisse und Erinnerungen lenken die Sympathien durchaus in bestimmte Richtungen, haben Konfliktfelder aber auf verschiedene Arten unterstrichen. Meine Erwartungen waren insgesamt andere, schlecht gefallen hat es mir aber nicht!

Das „Lizzie Borden House“ ist in Fall River übrigens die Top 1 Aktivität bei Trip Advisor. Es sind nicht nur Touren durch das Haus buchbar, sondern auch Übernachtungen. Richtig gelesen, das Haus/Museum dient nach den Touren als Bed & Breakfast. So lässt sich z. B. dort schlafen, wo die Leiche von Abby gefunden wurde. Morgens erwartet einen dann ein Frühstück, das dem der Bordens am Tattag ähnelt. Verrückt oder?

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Lässt sich der Augenblick bestimmen, in dem sich ein Leben ändert?

Mothers
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Mothers stellt Figuren in den Mittelpunkt, die damit hadern zu sich selbst und/oder zu anderen eine Verbindung herzustellen. Es geht um eigene und fremde Erwartungen, zwiespältige Gefühle sowie Entscheidungen, ...

Mothers stellt Figuren in den Mittelpunkt, die damit hadern zu sich selbst und/oder zu anderen eine Verbindung herzustellen. Es geht um eigene und fremde Erwartungen, zwiespältige Gefühle sowie Entscheidungen, die alles oder aber nichts verändern könnten. Hierzu zählen zum Beispiel diese beiden im Klappentext angeteaserten Geschichten: „Auf einer Wanderung durch britisches Hügelland stellt ein frischverliebtes Paar fest, dass sie einander nicht genug mögen, um sich besser kennenlernen zu wollen. Eine Tochter kommt ihrer Mutter, die längst aus ihrem Leben verschwunden ist, nirgendwo so nahe wie in einem zerfledderten Reiseführer von Europa.“

Drei der insgesamt zehn Kurzgeschichten spiegeln einen Ausschnitt des Lebenswegs einer Person und ihrer Mitmenschen wieder, die anderen sind davon unabhängig. Rückblickend finde ich die zusammenhängenden Geschichten am interessantesten, vor allem, weil ich trotz Inhaltsverzeichnis nicht darüber gestolpert bin, dass die Teile eins ergeben. Erst als sich Namen gedoppelt haben, hat es „Klick“ gemacht. Man gönnt sich ja sonst keine Überraschungen. 😄

Thematisch war die Sammlung sehr interessant und einzelne Abschnitte haben mich durchaus zum Nachdenken angeregt (oder schlicht aufgeregt), allerdings kann ich nicht sagen, dass mich alle Geschichten noch nachwirkend länger beschäftigt hätten. Das könnte auch daran liegen, dass sich mir einige Teile nicht gänzlich erschlossen haben bzw. mich emotional nicht einfangen konnten. Allerdings ist das vielleicht auch gar nicht nötig. ☺️

„Könnte ich zu jenem Menschen zurückkehren und mit ihm reden, würde ich ihm sagen, öffne jede Tür, an die du kommst, solange du Gelegenheit dazu hast; es gibt nicht so viele, wie du denkst.“

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Die Sprache der Blumen

Vanitas - Schwarz wie Erde
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Geheime Botschaften und verborgene Hinweise: Wie würdet ihr eine Nachricht verschlüsseln, die kein Aufsehen erregen darf?

"Immer, wenn die Angst zurückkehrt, sehe ich mir Fotos meiner eigenen Beerdigung ...

Geheime Botschaften und verborgene Hinweise: Wie würdet ihr eine Nachricht verschlüsseln, die kein Aufsehen erregen darf?

"Immer, wenn die Angst zurückkehrt, sehe ich mir Fotos meiner eigenen Beerdigung an."

Für Carolin, deren Name bis vor einem Jahr noch ein anderer war, ist jeder Tag ein Spießrutenlauf, nachdem ihre Tarnung aufgeflogen und die Inszenierung ihrer eigenen Beerdigung nötig war. Inzwischen arbeitet sie in einem Blumenladen am Zentralfriedhof in Wien und setzt alles daran, unsichtbar zu bleiben. Sie scheint vorerst sicher zu sein – bis jemand eine Nachricht vor ihrer Tür hinterlässt: Eine einzelne Narzisse und Distel, zusammengebunden mit Paketschnur. Es ist eine Drohung und sie weiß, von wem sie kommt.

Der Einstieg in die Geschichte ist eher gemächlich und in Kombination mit der verängstigten Protagonistin war es für mich anfangs etwas zäh. Während mir einige Entscheidungen und Verhaltensmuster einleuchtend erschienen, konnte ich anderen nicht so recht folgen. Carolin kam mir stellenweise deutlich zu unüberlegt vor, wobei einige (Übersprungs-)Handlungen ggf. auch auf ihre traumatischen Erlebnisse zurückzuführen sind.

Die „Blumengrüße“ haben leider einen kleineren Anteil an der Geschichte ausgemacht als ich es gehofft hätte. Es war trotzdem ein sehr interessanter Ansatz, den ich in Thrillern so noch nicht gesehen habe. Auch ein paar andere Geheimnisse haben mir ziemlich gut gefallen. Eines habe ich recht spät entdeckt & mich gewundert, wie mir das entgehen konnte. Sowas liebe ich!

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die Geschichte gleichzeitig zu langsam und zu schnell war. Stellenweise passiert sehr viel auf wenigen Seiten, was im ersten Moment nichts zur Handlung beiträgt, während einige Puzzleteile mehrmals zum Greifen nah waren. Das Ende war voller Auflösungen, für meinen Geschmack etwas zu geballt.

Falls ihr euch nun direkt ans Werk machen wollt (liebe) Botschaften zu überbringen: Denkt daran, dass nicht nur die Blume, sondern auch ihre Farbe eine Rolle spielt.

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Skurril, aber ziemlich amüsant

Schloss Horroscu
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Die Jagd nach dem Buch der Mächte oder auch: In jedes Reiseproviant gehören Cognacbohnen.

Während gemunkelt wird, warum ein angesehener Mann unter seinem Stand heiratet (Hexerei?), wird im Geheimen statt ...

Die Jagd nach dem Buch der Mächte oder auch: In jedes Reiseproviant gehören Cognacbohnen.

Während gemunkelt wird, warum ein angesehener Mann unter seinem Stand heiratet (Hexerei?), wird im Geheimen statt besagter Hochzeit die Gründung der verborgenen Gesellschaft gefeiert. Eine erfolgreiche Mission jagt die nächste, doch dann entwischt ein besonders fähiger Schurke, verbreitet flüssige Dunkelheit und schickt einen summenden Spion…

Unser Ziel ist Schloss Horroscu im Tepes Tal – na, klingelt es bei Tepes? Genau: Es geht nach Transsilvanien! 🦇 Die Andeutungen sind mal mehr, mal weniger subtil: Aus „Lowcrafts Kompendium der Anderen Wesen“ lernen wir z. B., dass Vermisstenfälle, bei denen nur ein einzelner Schuh gefunden wird, ein Indiz für eine Ogerplage sind. 🧅

Zusätzlich werden wir mit Tipps & Tricks versorgt: Sollte jemand in eurer Nähe eine Mütze tragen, obwohl das Wetter nicht danach aussieht, seid gewarnt: Vielleicht werdet ihr belauscht. Bei Pelzmützen ist die Richtung, in die sich die Haare neigen ein verräterisches Anzeichen. Und auch Büroklammern haben versteckte Talente: Am Ohr getragen informieren sie darüber, wenn andere in Schwierigkeiten stecken: Bei Gefahr kneifen sie. 🖇️ Ein paar Spitzen sind auch dabei, z. B. dass die größte Gefahr an den Ghulen unter dem Berliner Innenministerium ist, dass sie sich unter die Abgeordneten mischen und bizarre Vorschläge machen, denen im Zweifel sogar zugestimmt wird. Diese wilden Ideen haben mir gut gefallen!

Was mich allerdings gestört hat, war die Sprache eines Agenten. Er reist viel, hat mit anderen Agent:innen eine ausgezeichnete Ausbildung genossen und nutzt trotzdem konstant eine andere Grundwortstellung (»Vielleicht er weiß, dass Sie mögen Tiere«). Für mich war‘s weder plausibel noch angenehm zu lesen.

Insgesamt ist das Buch etwas eigenwillig & damit perfekt dafür geeignet, um von mir vorgestellt zu werden. 🤌🏼 Wenn euch ein paar überspitze Darstellungen und ein nicht immer subtiler Humor (»War böse bis in die Knochen. Nur gut, dass sie so morsch waren.«) nicht stören, sollte einem unterhaltsamen Lesenachmittag nichts im Wege stehen.

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Veröffentlicht am 09.05.2023

Wenn fehlende Gerechtigkeit zu Vergeltung wird

Wer Furcht sät
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Was braucht es, damit aus Täter:innen Held:innen werden? Wann überlagert das Verlangen nach Vergeltung alles andere?

In „Wer Furcht sät“ muss sich Detective Max Wolfe einem Fall stellen, der auf viele ...

Was braucht es, damit aus Täter:innen Held:innen werden? Wann überlagert das Verlangen nach Vergeltung alles andere?

In „Wer Furcht sät“ muss sich Detective Max Wolfe einem Fall stellen, der auf viele Arten herausfordernd ist: Ein Kollektiv, der Club der Henker, jagt in London diejenigen, die dem Recht entkommen sind und führt sie der von ihnen als gerecht angesehenen Strafe zu: Tod durch Erhängen. Auf die Mithilfe der Öffentlichkeit kann sich Max nicht verlassen, denn durch die Vergangenheit der Opfer und der zuvor ausgebliebenen Gerechtigkeit erfährt der Club der Henker und dessen Lynchjustiz großen Zuspruch. Während ihn die Spurensuche durch längst vergessene Orte führt, muss er schließlich am eigenen Leib erfahren, wie schmal der Grat zwischen Unschuld und Schuld ist…

Max ist grundsätzlich ein recht typischer Ermittler: Gebeutelt vom Leben und mit einem Bein in der Vergangenheit. Daher fand ich den Versuch einen Anker im „Jetzt“ einzubauen (er ist alleinerziehender Vater) recht geschickt.

Thematisch war der Fall sehr spannend und auch die zwischenmenschlichen Konflikte kamen mir überwiegend authentisch vor – abgesehen von der kurzen Episode zum Anbandeln mit einer am Fall beteiligten Person, das war für mich höchst eigenartig zu lesen.

Dafür waren die historischen Exkurse zu z. B. unterirdischen Flüssen, stillgelegten Bahnhöfen und einem berüchtigten Henker ausgesprochen interessant. Diese Bezüge haben den Krimi für mich merklich aufgewertet und zur unheilvollen Atmosphäre beigetragen.

Einige Szenen waren zwar etwas wunderlich (z. B. die inneren Zerwürfnisse über die potentielle Kastration seines Hundes und dessen mögliche Gedanken hierzu), aber grundsätzlich habe ich „Wer Furcht sät“ als gelungene Zuglektüre empfunden.

(Das Buch ist der dritte Teil einer Reihe, was mir erst im Nachgang aufgefallen ist. Inzwischen habe ich den Auftakt ebenfalls gelesen: Man verpasst nichts.)

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