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Meine Meinung:
Was ist dran am FerranteFever? Ist es gerechtfertigt? Das war auch meine Frage, als ich an dieses Hörbuch ging.
Ferrante erzählt die Lebensgeschichte von den beiden jungen Mädchen Lila ...
Meine Meinung:
Was ist dran am FerranteFever? Ist es gerechtfertigt? Das war auch meine Frage, als ich an dieses Hörbuch ging.
Ferrante erzählt die Lebensgeschichte von den beiden jungen Mädchen Lila und Elena, welche in den 50er Jahren in Neapel wohnen. Es ist eine Geschichte von Freundschaft, Hass, Neid, Missgunst, Glück, Unglück, Liebe, Kampf, Vertrauen, Enttäuschung usw. Ferrante bedient hier eine große Palette der Gefühle. Die Erzählung beginnt unscheinbar, baut aber mit der Zeit langsam einen Spannungsbogen auf. Mir hat das gut gefallen. Es handelt sich hier vorwiegend um einen Beziehungsroman. Die Autorin beweist Feingefühl für Beziehungen. Deshalb kann sie diese auch sehr authentisch darstellen. Ich habe ihr jeden Charakter genau so abgenommen wie er ist.
Die Mädchen verbindet eigentlich eine Hass-Liebe. Keiner kommt damit klar, wenn der andere besser ist und mehr erreicht. Jede möchte die Beste sein. Im Italien dieser Zeit war es sehr wichtig sich hervorheben zu können. Als Frau war es wichtig mit wem man zusammen war und wen man heiratete. Die Mädchen konkurrieren in allen Lebenslagen. Trotzdem ist ihre Freundschaft besonders. Ihr ärmliches Umfeld ist auch von Gewalt gegen Frauen und Minderwertigkeit von Frauen geprägt. Das wirkt zwar alles erschrecken, aber leider erschreckend authentisch. Man leidet und fiebert mit den beiden mit und hofft, dass sie einen sozialen Aufstieg schaffen werden.
Mich hat diese Geschichte gepackt, berührt. Mich konnte sie in ihren Bann ziehen. Ich finde, dass die Autorin sehr subtil schreibt und mich menschlich dabei überzeugen konnte. Die sehr detailliert ausgearbeitet Charaktere können überzeugen und binden mich an ihr Schicksal. Ich finde diese Art von Freundschaft gar nicht mal so abwegig. Ich denke, dass jede Frau schon mal Aspekte dieser Freundschaft zwischen Elena und Lila in einer eigenen Freundschaft erlebt hat. Es hat durchaus einen wahren Kern. Konkurrenz unter Frauen ist auch nicht zu unterschätzen.
Die Stimme der Sprecherin ist angenehm. Ich finde, dass sie die beiden Protagonisten sehr authentisch in Szene setzt. Ich nehme ihr die Charaktere ab. Dabei gelingt es ihr jeder der beiden ihren ganz eigenen Charakter zu geben. Man kann sie gut unterscheiden. Auch das Zusammenspiel der Charaktere gelingt ihr. Ich mag ihre Umsetzung.
Sehr wahrscheinlich ist es die Authentizität in Verbindung mit dem sozialen Kontext der Charaktere, die den Leser so fesseln. Ich kann nach diesem Hörbuch verstehen, dass das FerranteFever ausgebrochen ist. Ich werde diese Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen.