Mikrokosmos Ruhrgebiet mit seinem Bergbau
Der Roman erzählt die Geschichte einer durchschnittlichen Familie im Ruhrgebiet, dessen Familienvater in dritter Generation als Arbeiter im Bergbau arbeitet. In der Familie sind drei Söhne aufgewachsen, ...
Der Roman erzählt die Geschichte einer durchschnittlichen Familie im Ruhrgebiet, dessen Familienvater in dritter Generation als Arbeiter im Bergbau arbeitet. In der Familie sind drei Söhne aufgewachsen, von denen der jüngste Sohn nicht in unmittelbarer Nähe wohnt, nachdem der Vater vor wenigen Jahren verstorben ist. Als jüngster Sohn mit größerem Altersunterschied zu seinen Brüdern, fühlt er sich verpflichtet, seine Mutter zwar zu besuchen, aber er verweilt in der Regel nicht länger als drei bis vier Tage bei seiner Mutter. Einer seiner Brüder wohnt mittlerweile nur wenige Häuser von der Mutter entfernt. Anhand von Utensilien erinnert sich der Sohn an die Zeit, als er Posaune spielte in einem Orchester, und eigentlich berühmt werden wollte. Seine Leidenschaft war damals die Marschmusik. Marschmusik in einem Spielmannszug zu spielen. Große Vorbilder motivierten ihn anfangs. Aber neben der Marschmusik spielte auch der Bergbau, für den der Vater bis zur Rente gearbeitet hatte, eine Rolle. Sein Vater war viele Jahre mit dem Kollegen Harald Hartmann befreundet, von dem der jüngste Sohn noch Einiges erfahren wird.
Martin Becker erzählt eine Familiengeschichte, die nicht typischer sein könnte für die Zeit der 1960er bis 1990er Jahre mitten im Ruhrgebiet. Der Ich-Erzähler fungiert in der Rolle des jüngsten Sohnes. Der Sohn, der nicht mehr zu Hause lebt, der damals das Nesthäkchen gewesen ist. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Eltern, der Bergbau und die Marschmusik. Der Sohn pflegt ein räumliches und emotional distanziertes Verhältnis zu seiner Mutter. Rückblickend in die 1960er Jahre zurück lernt man den Mikrokosmos der Familie kennen, indem das Kennenlernen der Eltern, die Familiengründung bis hin zum Hausbau die Geschichte erzählt wird. Zum Teil erinnern die Szenen an die eigene Kindheit und das Elternhaus der 1970er und 1980er Jahre. Das Leben des Vaters war geprägt von seiner Arbeit und eines festen Lebensstruktur bis er eines Tages krank wurde, und die Strukturen Risse bekommen. Der Ich-Erzähler agiert teilweise als Außenseiter. Deshalb stößt er auf das Spielen von einer Posaune, was ihn zu Selbstvertrauen verhelfen soll. Sprachstil ist einfach gestaltet, so als ob jemand ein Tagebuch führen würde. Die Sätze sind teilweise kurz und knapp, aber dennoch unterhaltsam. Innerhalb der Geschichte werden die Perspektiven gewechselt von der Gegenwart in die Vergangenheit. Mal aus der Sicht des Vaters, mal aus der Sicht des Sohnes.
Bei diesem Roman fühlt man sich teilweise heimisch. Denn die einfachen Leute werden hier gut wiedergegeben. Der Roman wirkt einfach, aber hinter der Fassade des Hauptprotagonisten beginnt die Tiefgründigkeit in den Sinn des Lebens, des Bergbaus und in die Marschmusik. Letztere ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Manchmal bekommt man die Atmosphäre des Sauerlandes, des Ostwestfälischen oder Münsterlandes zu spüren.