Wahrheit oder Fiktion?
Dieses Buch legt den Finger in die Wunde. Machtmissbrauch im Job. Was ist einvernehmlich? Gibt es das überhaupt in der Konstellation Chef und Angestellte? Wie schwer ist es, sich zu öffnen und anzuklagen, ...
Dieses Buch legt den Finger in die Wunde. Machtmissbrauch im Job. Was ist einvernehmlich? Gibt es das überhaupt in der Konstellation Chef und Angestellte? Wie schwer ist es, sich zu öffnen und anzuklagen, wenn der Chef weiterhin die Macht hat? Doch das ist nicht das einzige Thema, das hier behandelt wird. Es geht auch um eine Männerfreundschaft, die zittert und bebt und unter dem Druck der Geschichte schließlich zusammenbricht. Ich mag die Bücher und den Schreibstil von Stuckrad-Barre, war schon bei einigen Lesungen und habe beim Lesen auch diesen besonderen den Ton im Ohr. Ja, durch die vielen Großschreibungen und komplexen Sätze ist das Buch nicht leicht zu lesen. Es ist ja auch kein leichtes Thema. Dennoch schwingen die Sätze und jeder ist auf den Punkt. Die Ironie, die Dringlichkeit, auch immer mal wieder Witz, aber auch Wut, kommen durch den Wechsel von Groß- und Kleinschreibung sehr gut zum Ausdruck. Die großen und kleinen Figuren sind gut gezeichnet und die Gefühlslage der Hauptfigur sehr eindringlich eingefangen. Ich habe das Gefühl, dass die Freundschaft und das Ringen um den Freund, der zum Exfreund wird, dem Autor ein sehr wichtiges Anliegen ist. Ich muss beim Lesen immer an die realen „Vorbilder“ denken. Was ist Wahrheit? Was Fiktion? Diese Frage stellt sich natürlich beim Lesen. Aber ist das wirklich wichtig? Das wichtigere Thema ist doch, dass Machtmissbrauch im Job überall vorkommen kann. Der Zwiespalt der Frauen ist auch sehr bewegend beschrieben. Für mich ein toll geschriebenes Buch über ein wichtiges Thema, das es dem Leser nicht leicht macht, aber gerade deshalb noch lange in mir nachwirken wird.