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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.08.2023

Humorvoll und unterhaltsam

Herr Kuranaga
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„Herr Kuranaga“ von Günther Mayr ist ein Kriminalroman der Österreich und Japan verbindet. Schwere Erkrankungen nach Corona-Impfungen , teilweise mit Todesfolge, lassen den Japaner Herrn Kuranaga und ...

„Herr Kuranaga“ von Günther Mayr ist ein Kriminalroman der Österreich und Japan verbindet. Schwere Erkrankungen nach Corona-Impfungen , teilweise mit Todesfolge, lassen den Japaner Herrn Kuranaga und seine österreichischen Freunde zu Detektiven werden.
Herr Kuranaga ist Philosophie-Professor in Wien und Samurai. Sein Freund Känguru oder besser der Wirt Helmut Freisinger, findet die Erkrankungen nach den Impfungen, vor allem bei der Freundin Irmi, unheimlich. Ein Samurai findet jedoch nichts unheimlich, sobald man es versteht und beherrscht. Und doch ist Herr Kuranaga schon mehr Österreicher als Japaner.
Der Fall nimmt durch den befreundeten Anästhesist und Notfallmediziner am Wiener AKH, einer Herrn Kuranaga bekannten Polizistin in Japan und einer Virologin in Hongkong Fahrt auf. Sind Asiaten nicht von den schweren Erkrankungen nach der Impfung betroffen?
Im Wirtshaus zur „Eisernen Hand“ werden nicht nur Ausdrücke wie „Deppata“ vermittelt, es werden auch Diskussionen geführt. Die Hobbyermittlungen führen die Freunde zwischen Wien, London und Asien hin und her.
Die Hinweise sind versteckt zwischen Darknet, Impfgegnern und dem Orchestergraben. Die Gemeinsamkeit ist ein Vogel und seine Töne.
Was es hiermit auf sich hat, kann wohl nur Herr Kuranaga mit seinen asiatischen Beziehungen lösen.
Der Kriminalroman wird humorvoll erzählt, die Protagonisten sind sehr sympathisch und authentisch. Die verschiedenen Kulturen sind bildlich und witzig beschrieben. Ein unterhaltsamer, humorvoller und leichter Roman mit Einblicke in das Leben eines österreichisch-japanischen Samurai.

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Veröffentlicht am 15.06.2023

Veränderung

Blue Skies
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“Blue Skies” von T.C.Boyle zeigt uns eine Zukunft mit den katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels.

Es handelt sich um eine Familie aus Kalifornien, die Eltern Ottilie und Frank leben, genau wie ...

“Blue Skies” von T.C.Boyle zeigt uns eine Zukunft mit den katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels.

Es handelt sich um eine Familie aus Kalifornien, die Eltern Ottilie und Frank leben, genau wie ihr erwachsener Sohn Cooper in Kalifornien und die bildhübsche Tochter Cat lebt mit ihrem Lebensgefährten Todd in Florida in einem Haus am Strand. Nur ist der Strand fast verschwunden, es regnet unglaublich viel und Überschwemmungen sind in Florida an der Tagesordnung. Hingegen geht Kalifornien in Flammen auf, die Dürre ist kaum mit anzusehen, das Wasser sehr knapp und die Hitze unerträglich. Um das Klima zu schonen, stellt Ottilie die Ernährung um und versucht mit Insekten, Heuschrecken und Mehlwürmer etwas zum Klimawandel beizutragen.

Im Staat Florida hingegen versucht sich Cat als Influencerin
und erwirbt spontan eine Tigerpython. Willie ist noch eine sehr kleine Python und aufgrund Cats Unkenntnis im Umgang mit Schlangen, kann er entkommen. Um ihre Likes und Follower zu vermehren diente die Python wunderbar als Accessoire. Deshalb muss eine neue Schlange angeschafft werden-Willie 2. Aber Willie 2 ist bereits viel größer …! Ob Cat mit dieser Schlange ein Unglück provoziert? Sollte man nicht sehr erfahren sein, um sich solch ein Haustier anzuschaffen?

Der Roman spielt in einer Zukunft, mit Szenarien die vorstellbar sind und den Leser in Bezug auf die Klimakrise wachrütteln kann.

Der Autor hat ein Umweltszenario erschaffen, welches realistisch und Angst einflößend zugleich ist. Und gefühlt bewegen wir uns im Jetzt stetig darauf zu.

Die Protagonisten werden sehr authentisch in ihren jeweiligen Rollen beschrieben; Cooper, ein Sonderling und angehender Biologe der Familie, der schon als
Kind gerne über die Natur und das Klima philosophiert hat. Frank, Vater und Arzt, welcher immer noch seine Kinder finanziert und über Generationen hinweg von seinen Patienten gebraucht wird.
Bis sein Sohn ihn dringend braucht. Es geht um Leben und Tod.
Ottilie, Mutter, Ehefrau und die gute Seele, welche sich auf Experimente u.a.Grillen-/Bienenzucht für eine bessere Welt und ein gesundes Klima einlässt. Und die wunderschöne Tochter Cat, welche etwas gelangweilt ihr Leben in Florida lebt, sie zelebriert aktiven Sex mit Todd und genießt fast zu sehr den Alkohol. Bis ihr die Exzesse zum Verhängnis werden.

Das Buch berührt und regt sehr zum Nachdenken an. Was in Zukunft auf uns zukommt und was wir nicht mehr ändern und aufhalten können, wird hier präzise und kritisch dargelegt.

T.C.Boyle hat einen sehr intensiven Roman über eine Familie in Zeiten des Klimawandels geschrieben. Die Höhen und Tiefen, Ängste und Hoffnungen werden klar und manchmal auch sarkastisch offenbart und die Schicksale der einzelnen Protagonisten sind heftig und überwältigend. Abwechselnd wird aus Sicht der verschiedenen Hauptprotagonisten erzählt und somit bleibt der Spannungsbogen sehr gut erhalten.

Warnhinweise bei Phobien:
Heuschrecken, Schlangen und Insekten sind häufiger Bestandteil der Handlung.

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Veröffentlicht am 12.05.2023

#Metoo?!

Noch wach?
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Noch wach“? von Benjamin von Stuckrad-Barre hat mich fasziniert, aufgrund der sehr ähnlichen reellen Fälle in Deutschland und natürlich die Story über den Weinstein-Skandal. Metoo war in aller Munde und ...

Noch wach“? von Benjamin von Stuckrad-Barre hat mich fasziniert, aufgrund der sehr ähnlichen reellen Fälle in Deutschland und natürlich die Story über den Weinstein-Skandal.

Metoo war in aller Munde und nach Beendigung dieses Romans ist mir klar, warum dieses Thema nicht mehr brandaktuell ist und doch wäre.
Eine junge Frau arbeitet in Berlins großen Fernsehsender und erzählt von ihrem Chef, ihrer Arbeit und ihren Erlebnissen.
Zur gleichen Zeit passieren in Los Angeles unverständliche Dinge. Prominente und berühmte Männer nehmen sich sehr viel den Frauen gegenüber heraus und prahlen damit in der Öffentlichkeit. Plötzlich erschüttert der Weinstein Skandal Hollywood. Und alles verändert sich! Oder nur oberflächlich?
Von Hollywood verbreitet sich nun die

Metoo Bewegung um die ganze Welt. Und doch ist es extrem schwierig, gegen die Machtstrukturen anzukommen.
Der Roman wird in der Ich-Form erzählt. Der Erzähler liegt noch gemütlich in Hollywood im legendären „Château Marmont“ am Pool und wird plötzlich in Berlin mitten in die „#Metoo-Bewegung gerissen. Kompromisslos erzählt der Autor über die sexuelle Belästigung durch Führungskräfte, über toxische Beziehungen, über die Machtstrukturen und Machtmissbrauch im Unternehmen.
Die Themen des Romans werden sehr anschaulich beschrieben, die Freundschaften, Verrat, das Arbeiten in der Medienbranche, sexuelle Belästigung und die Angst vor einem „Karriere-Aus“, werden intensiv beleuchtet. Die Protagonisten werden sehr authentisch beschrieben und man kann sich sehr gut in deren Gefühlslage und die Ängste versetzen. Teilweise als neue Prüderie wird das Verhalten der Opfer beschrieben und die Anklage wird verdreht, letzten Endes handelt es sich im Verleumdung, Rufmord und die Betroffenen werden in der Öffentlichkeit als selbst schuld und nuttig durch die Unternehmen dargestellt.
Die sprachliche Ausdrucksweise ist sehr locker und man fliegt über die Seiten. Immer wieder überlegt man was real oder fiktiv ist. Die Schwere der Thematik wird durch das Geplänkel der Protagonisten aufgelockert.
Ein Roman, der Aufsehen erregt, den Leser berührt und das psychische Leid der Betroffenen beschreibt. Der Autor hat ein brillantes Buch über Machtmissbrauch und Sittenwidrigkeit in der Welt geschrieben.
Persönlich war ich gefesselt von der Story und es hat mich nachdenklich gemacht, dass Frauen in der heutigen Zeit immer noch Opfer sind und nicht gehört werden. Die mächtigen und einflussreichen Personen wenden die Vorwürfe und Anschuldigungen der sexuellen Übergriffe ab, verdrehen die Tatsachen und ruinieren im Anschluss das Leben der Betroffenen. Einen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen, die Angst zu überwinden und stark zu sein. Gemäß den Erfahrungen in der Story und nachvollziehbar in der Realität wird jedoch eine komplett andere Methode vermittelt.
Eine Leseempfehlung für dieses intensive Buch.

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Veröffentlicht am 21.04.2024

Denkmuster

Der Junge und die Kakerlake
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„Der Junge und die Kakerlake“ von Matthew Maxwell wurde unglaublich schön und feinfühlig von Allie Daigle illustriert.

Der Autor schreibt über einen Jungen, der am Küchentisch sitzt und plötzlich eine ...

„Der Junge und die Kakerlake“ von Matthew Maxwell wurde unglaublich schön und feinfühlig von Allie Daigle illustriert.

Der Autor schreibt über einen Jungen, der am Küchentisch sitzt und plötzlich eine Kakerlake vor seinem Teller entdeckt. Er ekelt sich und will, dass das hässliche Geschöpf weg geht. Seine Gedanken schweifen zu sich selbst und als er abgewiesen wurde.
Er empfindet Mitgefühl und überdenkt mit einfachen Fragen seine Ansichten, Denkmuster und Glaubenssätze.

Viele Glaubenssätze sind seit frühester Kindheit verankert und der Junge erinnert sich an Situationen aus seinem Leben, die für ihn sehr negativ waren. Mit der Kakerlake vor sich, stellt er sich Fragen, warum er vieles so negativ beurteilt. Ist seine Sichtweise korrekt? Und wer bestimmt, was richtig oder falsch ist?

Der Autor schreibt sehr flüssig und die einzelnen Geschichten regen zum nachdenken an. Leider sind die Erzählungen immer im gleichen Schema und einige Sätze in (fast) identischem Wortlaut, was mich als Leser:in nicht mehr abholen konnte und ich habe über diese Passagen hinweggelesen. Die Botschaften sind sehr klar und doch fehlt mir etwas die Tiefe.

Die Illustrationen sind unglaublich fein, zart und wunderschön anzusehen. Sie werten das Buch und die Geschichten des Jungen sehr auf und berühren mich als Leser:in.

Ein schön illustriertes Buch, das uns anregt, unsere Wahrheiten zu hinterfragen.

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Veröffentlicht am 26.02.2025

Lesenswerter Debütroman

Toyboy
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„Toyboy“ von Jonas Theresia/ Debütroman
Verlag: Kein & Aber
222 Seiten

Solide, aber nicht ganz überzeugend
Der Roman hat definitiv Potenzial, konnte mich aber letztlich nicht komplett mitreißen. Jonas ...

„Toyboy“ von Jonas Theresia/ Debütroman
Verlag: Kein & Aber
222 Seiten

Solide, aber nicht ganz überzeugend
Der Roman hat definitiv Potenzial, konnte mich aber letztlich nicht komplett mitreißen. Jonas Theresia erzählt die Geschichte von Levin und Gregor mit sprachlicher Präzension und klaren, pointierten Sätzen. Besonders gelungen ist das Verhältnis der beiden Brüder: Trotz all ihrer Unterschiede, trotz Distanz und Missverständnissen bleibt eine tiefe, wenn auch komplizierte Liebe spürbar.
Der Schluss bringt dies noch einmal besonders gut zum Ausdruck.
Allerdings fehlte mir insgesamt die emotionale Wucht. Levin hinterlässt in seinem Leben einen Scherbenhaufen nach dem anderen, doch die Gründe für sein Handeln bleiben oft zu vage. Wieso er sich für die Erotikbranche entscheidet, obwohl es ihm offensichtlich nicht gut tut, oder warum Gregor sich so stark in seine virtuelle Welt zurückzieht, darauf gibt der Roman kaum Antworten.
Hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.
Der Autor beschreibt die Szenen sehr bildlich, insbesondere Levin wird mit großer Genauigkeit gezeichnet. Jedes Detail seines Körpers wird beschrieben, allerdings in einem sachlichen, strukturierten Ton, der keine Erotik aufkommen lässt. Dadurch vermittelt der Roman die Härte und Erschwernisse der Branche. Gregor, der kleine Bruder wurde in seinem Kinderzimmer mit seiner Kinderbettwäsche und seinen pornografischen Lektüren sehr authentisch von Theresia dargestellt. Man kann sich in jede Szene, sei es beim Dreh eines Pornos, in Gregors Zimmer oder im Wald, mühelos hineinversetzen. Der flüssige Schreibstil macht das Buch leicht zugänglich.
Es gibt trotzdem viele interessante Aspekte, etwa die absurden Einblicke in die Erotikbranche oder die skurrile Figur der Oxana, einer Domina, mit ihrem armen Hund.
Auch wenn mich das Buch nicht vollständig überzeugen konnte, bleibt es ein lesenswertes Debüt mit einigen starken Momenten.

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