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Veröffentlicht am 24.07.2023

Mitreissender historischer Spionageroman

Der treue Spion
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MEINE MEINUNG
Mit dem historischen Kriminalroman »Der treue Spion« hat die deutsche Autorin Uta Seeburg eine äußerst fesselnde Fortsetzung ihrer vielversprechenden Krimi-Reihe vorgelegt. Dieser Band lässt ...

MEINE MEINUNG
Mit dem historischen Kriminalroman »Der treue Spion« hat die deutsche Autorin Uta Seeburg eine äußerst fesselnde Fortsetzung ihrer vielversprechenden Krimi-Reihe vorgelegt. Dieser Band lässt sich problemlos auch ohne Vorkenntnisse des Vorgängerbands lesen, da die Autorin für das Verständnis wichtige Informationen geschickt in die Handlung eingeflochten hat.
Im Mittelpunkt des bereits dritten Kriminalfalls steht erneut der interessante Major Wilhelm Freiherr von Gryszinski, der als kriminalistischer Sonderermittler im Dienste der Königlich Bayerischen Polizeidirektion diesmal in einem heiklen Vermisstenfall zu ermitteln hat. Das Verschwinden eines französischen Diplomaten namens Henri Fouqué aus dem Luxushotelhotel "Vier Jahreszeiten" gilt es möglichst rasch aufzuklären. Ein extravagantes und höchst suspektes russisches Ehepaar gerät ins Zentrum der Ermittlungen und schon bald wird die Leiche des Erfinders Alfons Hummert aufgefunden und wir befinden uns unversehens in einem brisanten, sehr verwickelten Spionagefall. Die Geschichte nimmt in der Hauptstadt des Königreiches Bayern München des Jahres 1896 ihren Ausgang und entführt uns im weiteren Verlauf auch nach Paris und Sankt Petersburg. Die Autorin zeichnet ein schillerndes, sehr stimmiges Bild dieser faszinierenden Zeit und der im Umbruch befindlichen Metropole. Im Zuge von Gryszinskis Ermittlungen tauchen wir erneut ein in eine faszinierende Epoche und begegnen auch etlichen historischen Persönlichkeiten wie beispielsweise den Literaten Marcel Proust oder Émile Zola. Mir hat es hervorragend gefallen, wie lebendig und facettenreich Seeburg die verschiedenen Settings einfängt, uns am damaligen Leben der Menschen teilhaben lässt und gekonnt immer wieder sorgsam recherchierte Fakten zur Geschichte oder zur damaligen kriminalistischen Ermittlungsarbeit sowie Ereignisse aus Politik und Kunst ins Geschehen einfließen lässt. Sehr gelungen ist der ansprechende, etwas antiquiert wirkende und humorvolle Schreibstil, der uns sprachlich ins ausgehende 19. Jahrhundert zurückversetzt. Die Autorin versteht es, die Spannung aufrechtzuerhalten, denn diesmal spielt die komplex angelegte Geschichte auf Zeitebenen, die einander abwechseln und deren tragische Zusammenhänge wir erst allmählich erfassen. Der 2. Handlungsstrang ist im Kriegsjahr 1916 angesiedelt wird aus Sicht von Gryszinskis inzwischen erwachsenen Sohn Fritz erzählt, der als Meldegänger an der Front eingesetzt ist und mit einem gefährlichen und unheilvollen Spionage-Auftrag betraut wird.
Neben den tollen anschaulich und lebendig geschilderten Schauplätzen lebt der Krimi erneut vor allem von seinen vielschichtig angelegten Figuren, die mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet sind. Hervorragend gefallen haben mir wieder die sympathische Hauptfigur Wilhelm von Gryszinski, seine erfrischend unkonventionelle Ehefrau Sophie und sein Sohn Fritz. Die Charaktere sind hervorragend entwickelt und haben Tiefe, was es uns ermöglicht, sich in sie hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufühlen. Doch auch die vielen Nebenfiguren sind entsprechend ihrer Rolle in der Geschichte authentisch und facettenreich ausgearbeitet und sorgen für Abwechslung und humorvolle Szenen.
Nach einigen unerwarteten Wendungen nimmt der unglaublich fesselnde und abwechslungsreiche Cold Case von Gryszinski aus dem Jahre 1896 immer mehr an Fahrt auf und es entspinnt sich ein rasantes, mörderisches Wettrennen gegen die Zeit, welches schließlich in einem fulminanten Finale gipfelt. Die Auflösung ist schlüssig und nachvollziehbar.
Ich freue mich schon sehr auf eine Fortsetzung dieser außergewöhnlichen historischen Krimi-Reihe und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen mit der interessanten Familie Gryszinski und weiteren liebgewonnenen Charakteren.

Zum Hörbuch
Schauspieler Michael Schrodt ist eine gute Besetzung für die Umsetzung dieses Hörbuchs. Er versteht es mit seiner warmen, ruhigen Stimme, durch Variationen seines Lesetempos und unterschiedliche Betonung die Geschichte abwechslungsreich und atmosphärisch dicht umzusetzen. Zudem hat mir die bisweilen mitschwingende humorvolle Note hervorragend gefallen. Die Interpretation der einzelnen Charaktere ist gut gelungen, so dass sie vor dem inneren Auge mühelos lebendig werden können. Das Spiel mit der Lautstärke und dem Tempo verleiht der Lesung die richtige Dynamik. Insgesamt ein tolles Hörerlebnis!

FAZIT
Eine absolut fesselnde Fortsetzung dieser anspruchsvollen historischen Kriminalroman-Reihe - mit farbenprächtigen Kulissen, hervorragend eingefangenem zeitgeschichtlichem Flair, faszinierenden Charakteren und einem packenden, vielschichtigen Spionage-Fall, der uns in die Metropolen des ausgehenden 19. Jahrhunderts entführt.

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Veröffentlicht am 13.05.2023

Ein stimmiger historischer Kriminalroman mit tollem Wiener Lokalkolorit

Der Kuss des Kaisers
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MEINE MEINUNG
Der historische Kriminalroman »Der Kuss des Kaisers« von der österreichischen Autorin Christine Neumeyer ist bereits der zweite Band ihrer vielversprechenden Wien Krimi-Reihe, die mich mit ...

MEINE MEINUNG
Der historische Kriminalroman »Der Kuss des Kaisers« von der österreichischen Autorin Christine Neumeyer ist bereits der zweite Band ihrer vielversprechenden Wien Krimi-Reihe, die mich mit seinem wundervollen Zeit- und Lokalkolorit sehr begeistern konnte.
Dieser Band lässt sich übrigens problemlos auch ohne Vorkenntnisse des Vorgängerbands lesen.
Im Mittelpunkt des zweiten Kriminalfalls, der im Wien des Jahres 1908 angesiedelt ist, stehen erneut die beiden sympathischen Ermittler der zivilen Wiener Geheimpolizei - Polizeiagent Johann Pospischil und sein junger Kollege Frisch.
Die Autorin nimmt uns mit ins historische Wien, das sich anlässlich des 60-Jahre-Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. mit dem neuen Gemälde „Der Kuss“ vom berühmten Künstler Gustav Klimt als Exponat auf eine ganz besondere Kunstausstellung in der Modernen Galerie des Schlosses Belvedere vorbereitet. Gekonnt zeichnet die Autorin ein schillerndes, stimmiges Bild dieser faszinierenden imperialen Kaiserstadt und der allmählich zu Ende gehenden Epoche der k. u. k. Monarchie. Die sehr bildhaft beschriebenen Schauplätze in Wien insbesondere dem Schloss und seinen Gartenanlagen lassen einen rasch in die damalige Zeit eintauchen. Lebendig und anschaulich fängt sie das Alltagsleben der Menschen mit ihren Sorgen und Nöten ein, zeigt die Spannungen zwischen den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und Ethnien auf und lässt immer wieder auch interessante historische Details und politische Verwicklungen ins Geschehen einfließen. Für ein authentisches Flair sorgen zudem die oft mundartlich eingefärbten Dialoge, die ich auch ohne Übersetzung gut verstehen konnte, und Auftritte von historischen Persönlichkeiten wie beispielsweise Thronfolger Franz Ferdinand, seiner schwangeren Gattin Fürstin Sophie sowie des berühmten Malers Gustav Klimt. Es dauert anfangs etwas, bis die Ermittlungen zum eigentlichen Kriminalfall aufgenommen werden, denn zunächst lernen wir eine Menge interessanter Figuren mit ihren Hintergrundgeschichten und bei ihrer Arbeit kennen, die aber alle einen engen Bezug zum späteren Mordopfer haben.
Der Krimi ist als klassischer Whodunit angelegt, der zwar eher gemächlich voranschreitet mit seinen Perspektivwechseln aber abwechslungsreich gestaltet ist und viel Stoff zum Miträtseln bietet. Es bereitet viel Spaß gemeinsam mit dem eingespielten Ermittlerteam die vielfältigen Spuren zu verfolgen, auf ihrer heiklen Mission etliche Verdächtige zu vernehmen und dem grausamen Täter auf die Spur zu kommen. Tatkräftige Unterstützung erhalten sie durch die zugelaufene Hundedame Labrador, die mit ihrem richtigen Riecher schließlich wesentlich zur Aufklärung des Falls beiträgt. Äußerst spannend sind auch die authentischen, geschickt in die Handlung eingewobenen Einblicke in die damalige kriminalistische Ermittlungsarbeit.
Der Krimi lebt aber auch von seinen vielschichtig angelegten Figuren, die mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet sind. Hervorragend haben mir insbesondere die sympathische Hauptfigur des pflichtbewussten, etwas kauzigen Polizeiagenten Pospischil mit aufschlussreichen Einblicken in sein Privatleben gefallen, sowie die spannende Zusammenarbeit mit seinem jungen aufgeweckten Assistenten Frisch, der den älteren Kollegen stets richtig zu nehmen weiß.
Ob nun die gutmütige Putzhilfe Erna Kührer und ihre Familie, der arrogante Amtssekretär Josef Krzizek oder Pospischils selbstbewusste Schwester Gerti – alle Nebenfiguren sind entsprechend ihrer Rolle in der Geschichte sehr facettenreich ausgearbeitet und gelungen dargestellt.
Nach einigen unerwarteten Wendungen nimmt der verzwickte Kriminalfall immer mehr an Fahrt auf und gipfelt in einem spannenden Finale. Die überraschende Auflösung ist schlüssig und das schockierende Tatmotiv für die damalige Zeit durchaus nachvollziehbar.
Ich bin gespannt, ob es eine Fortsetzung dieser gelungenen historischen Krimi-Reihe geben wird – eigentlich wäre es ja schade wenn der gute Pospischil sich trotz seiner gewissen Wehwehchen so rasch aufs Altenteil verabschieden würde und hoffe daher auf ein Wiedersehen mit den liebgewonnenen Charakteren.

FAZIT
Ein gelungener, rundum stimmiger historischer Kriminalroman - mit sympathischen Ermittlern, einem interessanten Fall, viel zeitgeschichtlichem Flair und tollem Wiener Lokalkolorit!
Ein gemütlicher und unterhaltsamer Ausflug ins Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts!

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Veröffentlicht am 13.05.2023

Ein fesselnder Segeltörn ins Ungewisse

In blaukalter Tiefe
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MEINE MEINUNG
Nach ihrem Spiegel-Bestseller „Unter Wasser Nacht“ hat die deutsche Autorin Kristina Hauff mit „In blaukalter Tiefe“ erneut einen höchst fesselnden Spannungsroman vorgelegt.
Hierin nimmt ...

MEINE MEINUNG
Nach ihrem Spiegel-Bestseller „Unter Wasser Nacht“ hat die deutsche Autorin Kristina Hauff mit „In blaukalter Tiefe“ erneut einen höchst fesselnden Spannungsroman vorgelegt.
Hierin nimmt sie uns mit auf einen Segeltörn in die wildromantischen schwedischen Schären mit fünf Protagonisten wie sie kaum unterschiedlicher sein könnten. Was als ein unbeschwerter Traumurlaub beginnt, der frischen Wind in ihre Ehekrise und schleichende Entfremdung bringen soll, gerät langsam außer Kontrolle und endet schließlich in einem Alptraum.
Mit diesem typischen „closed-room-Szenario“ hat die Autorin das ideale Setting für einen zwar nicht neuen, aber vielversprechenden Plot gewählt, das natürlich aufgrund ungewohnter Nähe und fehlender Rückzugsmöglichkeiten großes Konfliktpotential in sich birgt und dramatische Zuspitzungen befürchten lässt.
Erzählerisch hat mich dieser Roman mit seinem ansprechenden, eindringlichen Schreibstil und insbesondere den atmosphärisch dichten, bildgewaltigen Beschreibungen der Landschaft und Naturgewalten sehr begeistern können.
Bereits mit dem einführenden Erzählstrang werden geschickt ungute Vorahnungen geweckt. Die Autorin versteht es hervorragend, uns mit spannenden Wendungen zu überraschen und die von Beginn an schwelende, unheilvolle Stimmung stetig zu verdichten.
Erzählt wird die Geschichte aus den unterschiedlichen Perspektiven der vier Protagonisten – Caroline, Andreas, Daniel und Tanja, so dass wir eindrückliche Einblicke in ihre Gedankenwelt, Emotionen und inneren Abgründe erhalten und mehr über. ihre Hintergrundgeschichten erfahren.
Die raschen Perspektivwechsel und die Gegenüberstellung der so unterschiedlichen Charaktere sorgen für einen kontinuierlichen Spannungsaufbau. Gebannt verfolgt man Geschehnissen an Bord der Segelyacht - den zunehmenden Animositäten und sich allmählich zuspitzenden Konflikten, die zwangsläufig auf eine Katastrophe hinauslaufen.
Während die verschiedenen Charaktere anfangs noch die von ihnen erwarteten Rollen spielen, bekommt die künstlich aufrecht erhaltene perfekte Fassade immer mehr Risse, Beziehungen werden infrage gestellt bis schließlich alle Masken fallen und sich jeder – an seine absoluten Grenzen getrieben - in einem psychischen Ausnahmezustand befindet. Hauff ist es hervorragend gelungen, die faszinierende, sich immer weiter verselbständigende Gruppendynamik, die dramatischen psychologischen Entwicklungen und verhängnisvollen Verwicklungen an Bord der „Querelle“ einzufangen.
Auf geniale Weise spiegelt Hauff die explosive Atmosphäre und eskalierenden Machtspielchen während des Segeltörns in den zunehmend aufgeladenen Naturgewalten, und lässt das Ganze schließlich in dem bedrohlichen Aufziehen eines Sturmtiefs kumulieren. Die Autorin zeichnet ein sehr eindrucksvolles und überaus glaubhaftes Psychogramm ihrer Figuren. Ob nun der wortkarge, undurchschaubare Skipper Eric, die distanzierte, karriereorientierte, selbstbewusste Caroline, die von ihrem Mann entfremdet ist und einen Neuanfang sucht, ihr geltungssüchtiger, erfolgsverwöhnter Mann Andreas, oder der ehrgeizige, opportunistische Daniel, der sich als Anwaltskollege von Andreas Hoffnungen auf eine Partnerschaft in der Kanzlei ausrechnet bis schließlich zu seiner bodenständigen, empathischen und unsicheren Freundin Tanja, die sich als schwarzes Schaf völlig deplatziert fühlt – sie alle sind sehr stimmig und tiefgründig ausgearbeitet. Auch wenn sie kaum Sympathien bei mir weckten, habe ich ihre Handlungen angesichts der herausfordernden Krise mit großem Interesse verfolgt und nachvollziehen können.

FAZIT
Ein sehr atmosphärischer und eindringlich erzählter Spannungsroman – mit differenzierten, feinfühligen Charakterstudien, einer mitreißenden Dynamik und eindrucksvollen Natur- und Landschaftsbeschreibungen und!

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Veröffentlicht am 28.04.2023

Grandiose Zeitreise in das Krisenjahr 1923

1923
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MEINE MEINUNG
Etliche Bücher widmen sich inzwischen dem legendären Weimarer Krisenjahr 1923, das zugleich für viele Deutsche ein Schicksalsjahr war, und in dem viele Weichen für die Zukunft gestellt wurden. ...

MEINE MEINUNG
Etliche Bücher widmen sich inzwischen dem legendären Weimarer Krisenjahr 1923, das zugleich für viele Deutsche ein Schicksalsjahr war, und in dem viele Weichen für die Zukunft gestellt wurden. Augenfällig und erschreckend sind viele Parallelen zur heutigen Zeit, so dass es sich lohnt, sich mit den damaligen Vorboten und unheilvollen Entwicklungen eingehender auseinander zu setzen.
In seinem unterhaltsamen und lehrreichen Sachbuch „1923. Endstation. Alles einsteigen!“ nimmt uns der deutsche Drehbuchautor, Historiker und Schriftsteller Peter Süß mit auf eine faszinierende Zeitreise tief hinein in das geschichtsträchtige Wendejahr 1923 und wirft interessante Schlaglichter auf die damaligen Ereignisse in Politik, Ökonomie, Gesellschaft und Kultur.
Süß versteht es hervorragend, die sorgsam recherchierten historischen Details sehr anschaulich, kurzweilig und humorvoll aufzubereiten und uns einen aufschlussreichen Einblick in dieses denkwürdige Jahr und die historischen Zusammenhänge zu vermitteln. Geschickt szenisch inszeniert können wir mühelos in die damalige verhängnisvolle wie außergewöhnliche Zeit eintauchen und die lebendig gewordenen Geschehnisse vor unserem inneren Auge Revue passieren lassen.
Im monatlichen Verlauf erzählt Peter Süß von turbulenten Ereignissen, Umsturzplänen und erstarkendem Nationalismus -der Ruhrbesetzung, Hyperinflation und dem Hitler-Putsch. An der Seite von exemplarisch ausgewählten, mehr oder weniger prominenten Deutschen (Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky, Käthe Kollwitz, Franz Kafka und viele andere) erleben wir jene Zeit voller Kontraste und haben in aufschlussreichen Episoden Anteil an ihren sehr persönlichen Schicksalen, Sorgen und Nöten. Gekonnt führt uns Süß aus immer wieder neuen Perspektiven vor Augen, welche Folgen die Entwertung des Geldes, Arbeitslosigkeit und Verelendung der Bevölkerung mit sich bringen. Hautnah wir können die vielfältigen ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen miterleben und nachvollziehen, wie dicht damals Glanz und Elend beieinander lagen. Kaleidoskophaft fügen sich schließlich die unterschiedlichen Stimmungen, Begebenheiten jener Zeit und historischen Hintergründe zu einem facettenreichen Bild zusammen. Abgerundet wird diese fesselnde Zeitreise durch zahlreiche eingestreute Fotografien.

FAZIT
Eine lehrreiche und sehr unterhaltsame Geschichtsstunde über das unglaublich ereignisreiche Krisenjahr 1923 – hervorragend recherchiert, anschaulich inszeniert und mitreißend erzählt!
Eine grandiose und empfehlenswerte Zeitreise, für alle die ihr Allgemeinwissen auffrischen möchten!

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Veröffentlicht am 29.03.2023

Beeindruckendes Romandebüt

Gleißendes Licht
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MEINE MEINUNG
In seinem eindrucksvollen, sehr bewegenden Roman „Gleißendes Licht“ widmet sich der deutsch-türkisch-armenische Komponist, Gitarrist und Debütautor Marc Sinan den schwierigen Themenkomplexen ...

MEINE MEINUNG
In seinem eindrucksvollen, sehr bewegenden Roman „Gleißendes Licht“ widmet sich der deutsch-türkisch-armenische Komponist, Gitarrist und Debütautor Marc Sinan den schwierigen Themenkomplexen von Tätern und Opfern, von Verfolgung und dem Völkermord an den Armeniern zu Beginn des 20. Jahrhunderts und Bemühungen zur Aufarbeitung dieses Unrechts.
Hierin erzählt er eine facettenreiche wie tragische Familiengeschichte, die deutlich autobiografische Züge trägt, wie wir dem äußerst kurzen Nachwort entnehmen können.
Sinan beleuchtet in Schlaglichtern die ethnisch-kulturelle Vielfalt der Türkei, die Geschichte des türkischen und armenischen Volks und lässt zudem mythologische Erzählungen einfließen. Zugleich spürt er dem Schicksal und den Traumata seiner persönlichen Familiengeschichte nach, die unbewusst auch das Leben der nachfolgenden Generationen nachhaltig beeinflussten.
Im Mittelpunkt der vielschichtigen Handlung steht der erfolgreiche Berliner Musiker Kaan mit deutsch-türkisch-armenischen Wurzeln, der aufgrund einer Identitätskrise beginnt, die Geschichte seiner türkischen Familie anhand seiner verdrängten Erinnerungen zu rekonstruieren. Ähnlich wie sein musikalisch hochtalentierter Protagonist wuchs der Mitte der 1970er-Jahre geborene Autor in einer bayerischen Kleinstadt auf, gefördert und angetrieben von seiner extrem ehrgeizigen türkischen Mutter avancierte er schließlich zu einem gefragten klassischen Gitarristen und widmet sich vorrangig seiner Karriere als Musiker.
Sinan hat seine Geschichte nicht-chronologisch auf verschiedensten Zeitebenen mit vielen Zeitsprüngen angelegt. Mit seinem kraftvollen, poetischen Schreibstil zieht der Autor uns bald in seinen Bann.
Aus der Perspektive des Protagonisten Kaan erzählt er aufschlussreiche Episoden aus dessen Kindheit, Jugend und lässt uns an seiner bewegten Familiengeschichte teilhaben. In Rückblenden springt er von der Gegenwart zurück in die Vergangenheit zum türkischen Großvater Hüseyin und seiner armenischen Großmutter Vahide und gibt uns zugleich bedrückende Einblicke in die Hintergründe des 100 Jahre zurückliegenden Genozids und der Verfolgung des armenischen Volkes.
Nach und nach fügen sich die vielen Fragmente der tragischen Geschichte seiner Großmutter zusammen und offenbaren die in der Vergangenheit erlittenen Traumata. Bis heute wird das Leben des Protagonisten durch das konsequente Schweigen darüber unbewusst beeinträchtigt und geprägt. Immer wieder verwebt der Autor die Motive von Schmerz und Anklage, von Schuld, Vergeltung und Rachegedanken eindrücklich in seine Handlung. Auch mythologische Geschichten und aufwühlende Traum-Sequenzen setzen brillante Akzente und spiegeln die teilweise unergründlichen gedanklichen Assoziationen des Helden wider, der mir mit seinem recht egomanischen Auftreten leider bis zum Ende hin nicht sonderlich sympathisch war.
Marc Sinan hat seinen beeindruckenden Roman als eine hochkomplexe, bildgewaltige Komposition angelegt, die mit verschiedenen wiederkehrenden Motiven, subtilen Anspielungen und surrealer Sequenzen in ihrer Vielschichtigkeit nicht immer leicht zu erfassen und zu verstehen ist.

FAZIT
Ein bewegendes, sehr vielschichtiges Porträt einer traumatisierten Familie, bei der die Auswirkungen des Völkermordes an den Armeniern bis heute nachwirken!
Zugleich ist der beeindruckend erzählte Roman eine Verneigung vor den Opfern des Völkermords und eine bittere Anklage der bis heute ungesühnten Verbrechen.

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