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Veröffentlicht am 22.05.2023

Es eilt!

Vom Verschwinden der Arten
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Die Autorinnen sind in ihrem jeweiligen Fach versiert: Biologin Bönig-Gaese ist mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftlerin, die seit Jahrzehnten zu ökologischen Themen arbeitet. Bauer ist Journalistin mit ...

Die Autorinnen sind in ihrem jeweiligen Fach versiert: Biologin Bönig-Gaese ist mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftlerin, die seit Jahrzehnten zu ökologischen Themen arbeitet. Bauer ist Journalistin mit Spezialgebiet Politik.
Der Titel erinnert an Darwins „Entstehung der Arten‟, und das ist kein Zufall. Was auf der Erde in Millionen Jahren durch die Evolution entstanden ist, wird in unserer Zeit innerhalb weniger Jahrzehnte vernichtet. Die Autorinnen belegen diese Aussage mit zahlreichen Quellen. Sie schildern, warum das ein Problem auch für das Überleben der Menschheit ist. Und sie geben eine Zehn-Punkte-Liste mit Handlungsanweisungen, was Politik, Wirtschaft und jede Einzelperson tun können, um das noch aufzuhalten.
Das Buch ist sehr faktenlastig und deshalb nicht immer leicht zu lesen. Für eine unterhaltsame Lektüre fehlt es an bunten Fotos und Anekdoten. Doch sind die Kapitel kurz, es gibt immer wieder anschauliche Beispiele von Einzelfällen und das Ganze ist sehr übersichtlich strukturiert. Zwei Fakten fielen mir besonders auf:
Eine Studie ergab, dass zehn Prozent mehr Vogelarten in einer Region ebensoviel für die Lebenszufriedenheit der Menschen bringen wie zehn Prozent mehr Einkommen.
Eine Untersuchung des World Wildlife Fund zeigte, dass ein Sechstel aller in der Europäischen Union gehandelten Lebensmittel zur Entwaldung der Tropen beiträgt.
Eine Argumentationshilfe und ein Nachschlagewerk, all jenen ans Herz zu legen, die mit entscheiden. Auch jeder und jedem Einzelnem.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Es stirbt sich leicht in Ingelrein

Fahr nicht fort, stirb am Ort!
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Hermann Thaddäus König führt in dritter Generation ein Bestattungsunternehmen in dem kleinen Ort Ingelrein. Als er einem alten, sehr kranken Freund auf dessen Wunsch hin beim Sterben hilft, häufen sich ...

Hermann Thaddäus König führt in dritter Generation ein Bestattungsunternehmen in dem kleinen Ort Ingelrein. Als er einem alten, sehr kranken Freund auf dessen Wunsch hin beim Sterben hilft, häufen sich auf einmal die Todesfälle: Königs Ehefrau, die ihn unglücklich machte, der Gatte seines Jugendschwarms, der Bankangestellte und noch einige andere. Stets plant König nur die erforderliche Bestattung.
Der Autor ist Journalist und seit einigen Jahren erfolgreicher Autor von Kriminalromanen, unter dem Namen Klaus Maria Dechant.
Die Geschichte von Hermann Thaddäus König und den zahlreichen Toten ist abstrus. Sie ist witzig erzählt, mit einem trockenen Humor, der Spaß macht. Zwischendurch fragt man sich allerdings, ob das alles wirklich so möglich ist. Sobald eine neue Person auftaucht, die König Schwierigkeiten machen könnte, muss man denken, das sei der nächste Tote. Hier wären ein oder zwei Todesfälle weniger der Gesamtspannung dienlicher gewesen.
Der Stil ist so respektvoll wie man es von einem Bestatter erwarten darf. Es ist ja König selbst, aus dessen Sicht erzählt wird. Sein Geschäft blüht auf, und er selbst auch. Angesichts der seltsamen Zufälle bleibt ihm gar nichts anderes übrig als einen gewissen Sarkasmus zu entwickeln und eine wachsende Tatkraft. Die tut ihm gut, sein Leben wird deutlich glücklicher. Zum Schluss soll er doch noch selber morden. Tut er das? Hier kommt noch eine große Überraschung, so dass man das Buch amüsiert und zufrieden zuklappen kann.
So geht Krimi-Satire. Lesen!

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Veröffentlicht am 19.04.2023

Hinsehen!

Die spürst du nicht
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Zwei befreundete, wohlhabende Ehepaare wollen mit ihren Kindern eine Woche Urlaub in der Toskana machen. Die Tochter möchte eine Schulfreundin mitnehmen: Aayana, ein Flüchtlingskind, schwarz und Muslima. ...

Zwei befreundete, wohlhabende Ehepaare wollen mit ihren Kindern eine Woche Urlaub in der Toskana machen. Die Tochter möchte eine Schulfreundin mitnehmen: Aayana, ein Flüchtlingskind, schwarz und Muslima. Zwei Kulturen prallen aufeinander. Dann passiert eine Katastrophe, die alle Beteiligten an ihre Grenzen bringt.

Der Autor hat einige Bestseller geschrieben, an bekanntesten ist wohl "Gut gegen Nordwind", das auch verfilmt wurde.

Die Menschen, die wir hier beobachen, sind oberflächlich und selbstherrlich, aber nicht böse. Im Angesicht der Katastrophe sind sie komplett hilflos und überfordert. Hinzu kommt, in Zeiten von Internet, der wertende Blick der Öffentlichkeit. Wie konnte das passieren, wie konnte es überhaupt dazu kommen?

Es ist kein fortlaufender, erzählender Text; das kennt man von diesem Autor bereits. Wir scheinen Gast in einem Theater zu sein, von der Bühne bis zur Kritik danach. Es gibt Pressemitteilungen, es gibt ein Medienecho bis hin zu Online-Kommentaren aus Volkes Mund, und zum Schluss sogar eine Gerichtsverhandlung. Das ist unbequem zu lesen, vermittelt aber treffend die Emotionalität und die Fragen, die mit dem Flüchtlingsthema verbunden sind. Alle sind überfordert. Auch wir. Was tun?

Der Autor empfiehlt, hinzusehen. Das könne ein Anfang sein. Aber nach so vielen Jahren voller Flüchtlingskrisen sollten auch aus der Literatur Ideen kommen, die weit darüber hinausgehen. Insofern bin ich etwas enttäuscht von diesem sonst sehr lesenswerten Buch.

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Veröffentlicht am 07.04.2023

Ein gutes Buch

Muss ich das gelesen haben?
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Teresa Reichl ist Poetry Slamerin, hat Preise gewonnen und steht rund hundert Mal im Jahr auf der Bühne. Sie hat Germanistik und Anglistik studiert, um an Gymnasien zu unterrichten. Hier hat sie es sich ...

Teresa Reichl ist Poetry Slamerin, hat Preise gewonnen und steht rund hundert Mal im Jahr auf der Bühne. Sie hat Germanistik und Anglistik studiert, um an Gymnasien zu unterrichten. Hier hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, den Literaturkanon zu diversifizieren. Die Liste von Büchern, die in den Schulen und Universitäten gelesen werden, seien alle von weißen Männern der oberen gesellschaftlichen Klassen verfasst. Das bemängelt und analysiert sie und macht Vorschläge, welche Bücher man in den Kanon mit aufnehmen sollte.

Die feministische Sicht auf einige bekannte Klassiker ist ein erhellender Perspektivwechsel. Was wir als große Menschheitsfragen in der Schule kennen gelernt haben, sind in Wahrheit Fragestellungen alter weißer Männer einer priviligierten Gesellschaftsschicht. Jede andere Literatur wurde unterdrückt. Reichl beschreibt, wie Frauen aktiv am Schreiben und Veröffentlichen gehindert wurden. Trotzdem haben sie geschrieben und publiziert, doch später wurden ihre Bücher verdrängt.

Nach den Frauen betrachtet sie andere "marginalisierte" Gruppen, deren Bücher in der allgemein bekannten Literatur kaum zu finden sind, wie zum Beispiel homosexuelle oder nicht-binäre Menschen, Menschen schwarzer Hautfarbe oder nichtchristlichen Glaubens und noch andere. Eine ausführliche Leseliste (auch online) und Quellenangaben vervollständigen das Ganze.

Der Stil ist respektlos und erfrischend. Die zahlreichen Fußnoten machen das Ganze sehr persönlich. Man spürt, dass es der Autorin sehr wichtig ist. Sie ist und war immer eine leidenschaftliche Leserin, und ihre Botschaft ist, dass Lesen toll ist. Deshalb ist das Buch nicht nur für den Deutschunterricht an Schulen und Unis interessant. Es ist ein Buch für alle, die Deutschunterricht hatten und sich darin immer wieder veralbert und dumm fühlten, und die dennoch genussvoll Bücher lesen.

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Veröffentlicht am 26.03.2023

Klassische Gruselgeschichte für Jugendliche

Gallant
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Olivia ist stumm und lebt im Waisenhaus. Sie glaubt, keine Verwandten zu haben, da kommt ein Brief ihres Onkels und lädt sie in sein Anwesen ein. Doch hier findet sie keine liebende Familie vor, sondern ...

Olivia ist stumm und lebt im Waisenhaus. Sie glaubt, keine Verwandten zu haben, da kommt ein Brief ihres Onkels und lädt sie in sein Anwesen ein. Doch hier findet sie keine liebende Familie vor, sondern einen alten Fluch, ein verfallendes Herrenhaus und einen Cousin, der sie nicht hier haben möchte. Ihr Onkel ist schon lange tot.

Die Figuren bleiben blass, bis auf Olivia. Wir lernen sie als stumme Waise kennen, die viel zu leiden hat. Die Einladung ist eine Erlösung für sie. Doch wo genau sie landet, bleibt unklar. Die weitere Handlung geschieht ausschließlich im Haus, das eigentlich zwei Häuser ist, und auch im Garten, in dem sich eine magische Grenze befindet.

Die Geschichte ist ausgesprochen gruselig. Anspielungen und Hinweise, die nur halb verständlich sind, lassen furchtbare Dinge ahnen. Blut fließt wenig, dafür kommt viel Asche vor. Ghule treten auf, Geister Verstorbener, die nur Olivia sieht. Sie kann mit ihnen reden und manchmal auch interagieren. Doch viele Einzelheiten in der Geschichte sind nicht richtig logisch oder bleiben unklar. Insgesamt handelt sich um eine professionell erzählte, klassische Gruselgeschichte. Stil und Sprache sind flüssig zu lesen. Immer wieder überraschen originelle, schöne Formulierungen.

Das Buch selbst ist schön ausgestattet mit ansprechendem Cover und erhabener Schrift. Es gibt Abbildungen, die auch in der Story eine Rolle spielen.

Ein Buch mit Schwächen, aber einer tollen, runden Geschichte.

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