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Veröffentlicht am 29.05.2023

Hinter verschlossenen Türen fallen die Masken

Wenn sie wüsste
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Millie, Ende 20, lebt nach einer verbüßten langjährigen Gefängnisstrafe in ihrem Auto und ist auf Jobsuche. Als sie in dem großen Haus der Familie Winchester als Hausmädchen anfangen darf, ist sie überglücklich. ...

Millie, Ende 20, lebt nach einer verbüßten langjährigen Gefängnisstrafe in ihrem Auto und ist auf Jobsuche. Als sie in dem großen Haus der Familie Winchester als Hausmädchen anfangen darf, ist sie überglücklich. Denn jetzt hat sie nicht nur einen Job, sondern auch ein Dach über dem Kopf. Sie wohnt nun nämlich mit in dem Haus. Die anfangs so herzliche Nina entpuppt sich nach kurzer Zeit jedoch als ziemlich hinterhältig und psychisch gestört. Sie macht Millie das Leben zur Hölle, unterstellt ihr Diebstahl und eine laxe Arbeitshaltung. Auch ihre Tochter Cece ist ein echter Satansbraten und Millie würde alles sofort hinschmeißen, wenn sie nicht so dringend auf diesen Job angewiesen wäre. Zum Glück gibt es da noch Andrew, Ninas Ehemann, der immer sehr nett zu Millie ist und noch dazu verboten gut aussieht. Millie bleibt also und besiegelt damit ein Schicksal, welches an Grausamkeit kaum zu überbieten ist.

Der erste Teil des Buches ist eher langatmig, weil es darin tatsächlich nur um den Job geht, um den Alltag im Haus der Winchesters mit all seinen Tücken durch Ninas unberechenbare Art. Wir nehmen quasi am Eheleben der Winchesters teil und begleiten Millie in ihrem täglichen Arbeitsalltag. Der ist alles andere als einfach, denn Nina ist ein echtes Miststück und irgendwie total durchgeknallt. Das alles liest sich sehr gut, gefällt mir, haut mich aber nicht vom Hocker. Sobald aber Teil 2 losgeht, ist plötzlich alles anders. Komplett vertauschte Rollen, Licht kommt ins Dunkle und so manches Geheimnis wird gelüftet. Es geht um Manipulation von und um Macht über Menschen. Um häusliche Gewalt und um Psychoterror. Was hier hinter verschlossenen Türen abgeht, ist unglaublich böse. Am Ende weiß ich jedoch tatsächlich nicht, ob die Figuren nun nur gut oder nur böse sind. Für meinen Geschmack steckt beides in jedem von ihnen. Letztlich war mir die Auflösung aber doch zu weit hergeholt, zu reißerisch, zu amerikanisch. Das bedeutet nicht, dass mir das Buch nicht gefallen hat. Ich fand es sehr gut, bin nur so durch die Seiten geflogen, weil der Schreibstil das einfach hergibt. Doch bleibt es letztlich hinter meinen durch die vielen Begeisterungsstürme, mit denen das Buch von vielen gehypt wurde befeuerten Erwartungen ein gutes Stück zurück. Dennoch sehr gute 4/5 Sterne.

Vielen Dank an das BLOGGERPORTAL PENGUIN RANDOM HOUSE, über das ich das Buch lesen durfte sowie an den HEYNE VERLAG für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Mordserie in Karlsruher Schrebergarten – Bulle und Schmetterling ermitteln wieder

Der Bulle und der Schmetterling - Arsen und Spitzmäuschen
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Ein Mann fällt beim Würfelspiel im Schrebergarten tot vom Stuhl, die drei anderen Anwesenden beschuldigen sich gegenseitig. Der einzige andere Zeuge ist von pelziger Natur: ein Goldhamster. Klar, das Schiemann, ...

Ein Mann fällt beim Würfelspiel im Schrebergarten tot vom Stuhl, die drei anderen Anwesenden beschuldigen sich gegenseitig. Der einzige andere Zeuge ist von pelziger Natur: ein Goldhamster. Klar, das Schiemann, der zu diesem Mord gerufen wurde, Tierflüsterin Kira an Bord holt. Doch es bleibt nicht bei dem einen Mord. Innerhalb kürzester Zeit sterben weitere Schrebergartenbesitzer und der Verdacht fällt auf die angebliche Hexe, die ihren Garten so gar nicht richtlinienkonform ziemlich verkommen lässt. Während Schiemann ein bisschen im Dunklen tappt und hier und dort Verdächtige auftut, geht Kira einer heißen Spur nach und gerät mal wieder selbst in Lebensgefahr. Zudem ist auch noch der Kater von Schiemanns Ex-Frau verschwunden und nicht nur er. Immer wieder verschwinden Haustiere und Kira vermutet einen Zusammenhang zu den kriminellen Tierquälern, die damals für den Feuertod ihrer Mutter verantwortlich waren.

Ich mag diese Krimireihe einfach. Nicht nur, aber auch weil sie in Karlsruhe spielt, meiner Heimatstadt. Die altbekannten Figuren haben inzwischen einen Platz in meinem Herzen eingenommen und ich mag diesen lockerfluffigen, humorvollen und wunderbar leicht zu lesenden Schreibstil von Martin Heimberger sehr. Bei allem Spaß sind die Fälle aber dennoch spannend und ich bin hier bis zum Ende nicht auf die Lösung gekommen. Super! Schön finde ich zudem, dass es eben nicht nur um den aktuellen Fall geht, sondern auch immer wieder um Kiras Vergangenheit, um die Sache mit den Tierquälern und dem Brand in der vorgeblichen Tierpension, bei der Kiras Mutter vor Jahren ums Leben kam. Das ist ein echt spannender Nebenschauplatz. Das Buch hat dann auch darauf bezogen mit einem echten Cliffhanger geendet, gemeiiiiiin. Jetzt muss ich noch bis September warten, bis die Reihe weitergeht.

All denjenigen, die leichte, lustige, liebenswerte Regionalkrimis mit etwas schrägen aber tollen Figuren mögen, lege ich diese Krimireihe gerne ans Herz. Macht einfach gute Laune und richtig Spaß. Von mir 4/5 supergute Sterne und eine absolute Empfehlung. Gibt’s übrigens auch als Hörbuch.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Eine Frau steht ihren Mann – höchstvergnüglich, romantisch und spannend

Elisa Hemmiltons Kofferkrimi
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Studentin Elisa Hemmilton trifft unverhofft auf den jungen Mechaniker Jamie. Der wird von der Polizei zu dem Fall befragt, bei dem ein Koffer aus heiterem Himmel durch das Glasdach der Bibliothek gekracht ...

Studentin Elisa Hemmilton trifft unverhofft auf den jungen Mechaniker Jamie. Der wird von der Polizei zu dem Fall befragt, bei dem ein Koffer aus heiterem Himmel durch das Glasdach der Bibliothek gekracht ist. In dem Koffer sind Blaupausen und die Polizei erhofft sich von Jamie, mehr darüber zu erfahren. Doch ist ihm nicht klar, was das ist. Den Besitzer des Koffers kann man nicht mehr befragen, wurde der doch erst tot aus der Themse gezogen. Als dann der Koffer plötzlich vor Jamies Werkstatt steht, ihm als Geschenk gegeben, stürzt er sich sofort auf die Pläne und auf einen seltsamen Metallzylinder, der auch im Koffer ist. Dahinter muss etwas Großes stecken, sind doch plötzlich gefährliche Kerle hinter Jamie und dem Kofferinhalt her. Eliza hat Blut geleckt: wer hat den Besitzer des Koffers ermorden und warum? Was bedeuten die Pläne und der Zylinder? Sie beginnt gemeinsam mit Jamie und einem jungen Polizisten (der Jamie sehr zugetan ist) zu ermitteln und gerät dabei nicht nur in gefährliche Situationen, sondern trifft auch ihre große, aber heimliche Liebe Mr. Green wieder.

Wer Animant Crumbs Staubchronik kennt (für mich ein absolutes Herzensbuch), kennt auch Elisa Hemmilton. Die kluge, spöttische, selbstbewusste beste Freundin von Animant aus armem Haus, von einer reichen Gönnerin unter die Fittiche genommen, was ihr ein Studium ermöglicht (zur damaligen Zeit für Frauen sehr außergewöhnlich). Der Kofferkrimi knüpft quasi direkt an die Staubchonik an, diesmal aber direkt von Elisa in Form eines Berichts für die Polizei erzählt. Inklusive handschriftlichen Randbemerkungen von Jamie und Elisa. Dieser Aufbau gefällt mir super, ist Elisa doch wahrlich nicht auf den Mund gefallen und ihrer Zeit weit voraus. Sie pfeift auf Konventionen und steht in dieser sehr männerdominierten Zeit selbstbewusst ihre Frau und mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Außer wenn es um Mr. Green geht, da werden ihre Beine dann doch zu Pudding. Die Story ist erfrischend, rasant, spannend, humorvoll, kurzweilig, frech und sehr sehr liebenswert. Lin Rina beschreibt ihre Figuren lebendig und detailliert, ebenso das Setting, London Ende des 19. Jahrhunderts inklusive Dreck, Gestank, Pferdekutschen und Klassenunterschieden. Das löst herrliches Kopfkino aus. Super unterhaltsam und extrem witzig sind die vielen handschriftlichen Anmerkungen zum Bericht. Ich musste viel lachen.

Die Seiten sind auf alt getrimmt, als wären sie auf altem, dunklerem Papier geschrieben. Das ist eine nette Idee und versprüht ganz viel Charme, war jedoch für meine Augen recht anstrengend. Ich habe zum Lesen sehr helles Licht gebraucht. Das Cover ist sehr schön, ebenso sind Vor- und Nachsatz hübsch gestaltet mit Karte von London und Abbildung von Elisa und Jamie und dem Spruch: „Kopf hoch, immer in die Augen sehen und niemals zurückschrecken. Es sind nur Männer, keine Götter“.

Für mich ein rundum gelungenes Buch und daher sehr gute 4 Sterne und eine Leseempfehlung an alle Fans historischer Krimis/Liebesromane/Komödien.

Veröffentlicht am 28.04.2023

Kurzweiliger CosyCrime mit Senioren-Ermittlerinnen und Wellensittich

Der Vogel war’s!
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Da liegt plötzlich ein Toter in Leahs Garten, offensichtlich erschlagen. Und Inspector Dowling hat nichts Besseres zu tun, als den Mord der 70jährigen Leah anzuhängen, die aus allen Wolken fällt. Sie mobilisiert ...

Da liegt plötzlich ein Toter in Leahs Garten, offensichtlich erschlagen. Und Inspector Dowling hat nichts Besseres zu tun, als den Mord der 70jährigen Leah anzuhängen, die aus allen Wolken fällt. Sie mobilisiert ihre beiden Freundinnen Ruth und Betty und zu dritt machen sie sich auf Mördersuche. Als sie endlich herausgefunden haben, wer der Tote überhaupt ist und klar ist, dass es sich bei ihm um einen geldgierigen Schürzenjäger handelt, haben sie gleich mehrere Verdächtige und ermitteln in alle Richtungen. Dabei lösen sie nebenbei noch das eine oder andere Verbrechen, doch der Mörder war bisher noch nicht dabei. Bis Leah eines Tages einer heißen Spur nachgeht und dabei sich selbst in größte Gefahr begibt.

Ich fand die Idee, drei ältere Semester als Ermittlerinnen einzusetzen und noch dazu einen Wellensittich statt des üblichen Vierbeiners sehr ansprechend und einfach mal was anderes. Mir gefallen Schreibstil und Story sehr gut. Man fliegt durch das Buch, Langeweile kommt keine auf, allerdings nun auch nicht gerade die allerhöchste Spannung. Doch das macht nichts, es ist schließlich ein CosyCrime und genauso funktioniert es auch: ich habe mich wohlgefühlt beim Lesen. Die Figuren hätten gerne noch ein kleines bisschen mehr Tiefe haben dürfen, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Mir hat die Freundschaft zwischen den drei Frauen sehr gut gefallen und schön, dass sie alle drei so unterschiedlich und sich doch so einig sind. Wer letztlich den Mord begangen hat, habe ich nicht sofort gewusst, aber doch im Laufe der Geschichte ahnen können. Macht aber nichts, die Auflösung war dennoch interessant und keineswegs an den Haaren herbeigezogen. Wellensittich Peachys Rolle in dem Ganzen ist auf das begrenzt, was er ist: nämlich ein Vogel. Sie löst also keine Fälle, gibt keine entscheidenden Hinweise, sondern piept, schimpft, fliegt, sorgt für gute Laune und ist für Leah ein kleiner Anker im Leben. Das gefällt mir, alles andere wäre zu abgehoben. Was den Inspector betrifft: da hoffe ich, dass er im nächsten Band nicht ganz so ein widerwärtiger Kotzbrocken ist und sich an seine Manieren erinnert. Er muss ja kein weichgespülter Everybody´s Darling sein, aber so ein bisschen Anstand und Feingefühl gepaart mit einem bisschen weniger Stinkstiefeligkeit täten ihm gut.

Alles in allem ein kurzweiliger CosyCrime, leichte Unterhaltung mit einem sehr gut lesbaren Schreibstil und Figuren, die Stoff für mehr bergen. Old Alley Town als Setting passt super und gefällt mir gut. Von mir sehr gute 4/5 Sterne. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Der Unterschied zwischen mutig und angstfrei

Filius Fuchs & Margret Maus
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Der kleine Fuchs Filius hört eines Morgens ein seltsames Geräusch draußen und schleicht sich aus dem Fuchsbau, um zu sehen, was das wohl ist. Mutig läuft er hinterher, obwohl er doch Angst hat. Aber die ...

Der kleine Fuchs Filius hört eines Morgens ein seltsames Geräusch draußen und schleicht sich aus dem Fuchsbau, um zu sehen, was das wohl ist. Mutig läuft er hinterher, obwohl er doch Angst hat. Aber die Neugierde siegt und er will jetzt einfach ein mutiger Fuchs sein. Als er dann entdeckt, dass das vermeintliche Monster nur eine kleine Maus ist, muss er über sich selbst lachen. Doch plötzlich ist die Maus in großer Gefahr, droht zu ertrinken. Filius rettet sie und schenkt ihr Erdbeeren, um ihr zu zeigen, dass er ihr nichts tun wird.

Die kleine Maus Margret hat niemals Angst. Als sie direkt vor dem Fuchsbau einen leckeren Apfel sieht, möchte sie ihn sich holen. Doch Vorsicht: jede Maus weiß schließlich, dass Füchse böse und gemein sind. Als sie sich den Zeh stößt und laut jammert, wird der Fuchs wach. Margret muss fliehen und spielt dem Fuchs dabei vor, sie wäre ein großes Monster. Mitten in der Flucht stolpert Margret und landet im Teich. So sehr sie auch strampelt, sie schafft es nicht heraus und da ist auch noch der Fuchs, der sie sicher gleich fressen will. Doch statt dessen hilft er ihr und schenkt ihr auch noch Erdbeeren.

Das Buch besticht durch seine durchgehend doppelseitigen sehr hübschen bunten Zeichnungen, die absolut liebevoll gemacht sind. Der Text je Doppelseite ist kurz (4-12 Zeilen) und in Reimform. Diese sind kindgerecht, wenn auch nicht immer wirklich reimend (verlässt und ist reimt sich z.B. nicht, ebenso wie Fehler und Jäger). Doch das ist nicht weiter schlimm, da die Geschichte einfach sehr süß ist. Diese zusammen mit den super schönen Bildern macht Spaß, eignet sich perfekt zum Vorlesen und gemeinsam anschauen. Kinder bekommen ein Sprachgefühl und wertvolle Botschaften mit wie Hilfsbereitschaft, Vorurteile überwinden, Freundschaft, Mut und Selbstbewusstsein.

Was mir besonders gut gefällt ist, dass es ein Wendebuch ist. Man kann es also von vorne oder von hinten lesen. Eine Geschichte aus zwei Blickwinkeln. Einmal aus Sicht von Filius Fuchs und einmal dieselbe Geschichte von Margret Maus. In der Mitte treffen sie sich dann mit dem schönen Ergebnis, dass beide ihr Herz an den jeweils anderen verschenkt haben.

Ich mag das Buch und empfehle es gerne als wirklich schönes Bilderbuch mit Botschaft und Spaß weiter. Eine Geschichte schon für die ganz Kleinen mit tollen Bildern zum Entdecken. Die Seiten bestehen übrigens aus stabilem Naturpapier, sie sind also robust (jedoch nicht so dick wie ein Pappbuch) und damit gut für kleine Kinderhände geeignet. 4/5 Sterne.

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