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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein eindrucksvoller historischer Roman über Friedrich Barbarossa UND Heinrich dem Löwen

Der Löwe des Kaisers
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„Der Löwe des Kaisers – Der Aufstieg“ von Cornelia Kempf ist der erste Teil einer Dilogie über Friedrich Barbarossa und seinem Vetter Heinrich den Löwen. Der Roman ist 2015 im KaMeRu-Verlag erschienen.

Wallberg, ...

„Der Löwe des Kaisers – Der Aufstieg“ von Cornelia Kempf ist der erste Teil einer Dilogie über Friedrich Barbarossa und seinem Vetter Heinrich den Löwen. Der Roman ist 2015 im KaMeRu-Verlag erschienen.

Wallberg, 1152: Die Zwillinge Einhard und Gunnar von Arsberg könnten unterschiedlicher nicht sein. Einhard ist vernünftig, nachdenklich und pflichtbewusst. Sein Bruder Gunnar hingegen ein Frauenheld mit losem Mundwerk. Beide werden gemeinsam auf Burg Wallberg zu Rittern ausgebildet, doch schon schnell sollen sich ihre Wege trennen: Einhard schließt sich dem mächtigsten Herzogs des Reiches Heinrich dem Löwen an, während es Gunnar in den Krieg zu Kaiser Friedrich Barbarossa zieht.

Mit diesem Roman ist der Autorin ein toller Roman über Kaiser Friedrich Barbarossa und Heinrich dem Löwen gelungen. Bisher habe ich nur Romane gelesen, die die Geschichte von einem dieser Charaktere behandeln. Geschickt werden die beiden Zwillinge in den historischen Hintergrund eingebaut und lassen uns so hautnah an den geschichtlichen Ereignissen dieser beiden wichtigen historischen Persönlichkeiten teilhaben.
In diesem ersten Teil wird der Zeitraum von 1152 bis 1168 behandelt. Die geschichtlichen Fakten sind gut in den Text eingebaut, so dass man viel Neues und Interessantes erfährt, man sich aber gleichzeitig nicht überfordert fühlt.
Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen, auch wenn ich am Anfang kleinere Schwierigkeiten hatten. Diese haben sich aber schnell aufgelöst, sobald sich die Geschichte der Zwillinge getrennt hatte. Auf den ersten 100 Seiten gab es manchmal etwas zu abrupte Perspektivwechsel, denen ich nicht immer ganz folgen konnte.
Sobald diese Hürde überwunden war, konnte ich allerdings wunderbar in die Geschichte eintauchen und mir alles sehr gut vorstellen. Ich habe die spannende und wechselvolle Geschichte gerne an der Seite von Einhard und Gunnar verbracht. Von den Themen her hat der Roman so ziemlich alles zu bieten, was einen guten historischen Roman ausmacht. Wir erleben die Knappenausbildung zum Ritter, nehmen später an Belagerungen und Krieg teil, decken Intrigen und Ränkespiele auf und erleben auch die ein oder andere unglückliche Liebschaft, um nur einiges zu nennen. Hierbei ist positiv zu erwähnen, dass die Autorin das Leben im Mittelalter ungeschönt darstellt, gerade auch im Bezug auf das Thema Liebe. Ehen wurden nicht aus Liebe geschlossen, sondern waren meist politischer Natur.
Gut finde ich auch, das weder für Friedrich Barbarossa noch Heinrich dem Löwen Partei ergriffen wird. Man kann sich neutral ein Bild von beiden Herrschern dieser Zeit machen und lernt ihre Stärken und Schwächen kennen.
Das Cover wirkte für mich auf Bildern nicht so schön. Hier muss ich wirklich sagen, dass das Cover deutlich besser in echt wirkt. Das Buch ist qualitativ sehr hochwertig gestaltet für ein Taschenbuch, was wiederum den hohen Preis erklärt. Es wurde dickes und festes Papier verwendet, so dass das Buch trotz seiner gerade mal 591 Seiten, doch einen beachtlichen Umfang hat. Zum Lesen in der Bahn ist das Buch also weniger geeignet, sondern eher für einen gemütlichen Abend auf der Couch oder im Bett.
Abgerundet wird dieser Roman durch ein übersichtliches Personenregister am Anfang des Buches sowie eines kurzen Nachwortes am Ende des Buches.

Fazit: Ein gut recherchierter und spannender historischer Roman, den ich trotz kleiner Anfangsschwierigkeiten uneingeschränkt weiterempfehle. Auch vom Preis und dem Umfang des Buches sollte man sich nicht schrecken lassen. Ich bin gespannt, wie es im 2. Teil weiter geht!

Veröffentlicht am 28.05.2023

Ein solider historischer Roman aus und über Österreich mit Fokus auf die einfachen Leute

In den Klauen der Macht
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„In den Klauen der Macht“ ist der Auftaktband einer Reihe, in der Ana Pawlik die Übergangsphase vom böhmischen König Premysl Ottokars auf die Habsburger beschreibt und das Leben der einfachen Menschen ...

„In den Klauen der Macht“ ist der Auftaktband einer Reihe, in der Ana Pawlik die Übergangsphase vom böhmischen König Premysl Ottokars auf die Habsburger beschreibt und das Leben der einfachen Menschen in den Fokus nimmt. Erschienen ist der Roman im April 2021 beim Bucher-Verlag.

Herzogtum Österreich, 1269: Die Familie Losenstein hat das Amt des Burggrafen an Irenfried von Styra verloren, der mit harter Hand herrscht und seine Untertanen schikaniert. In diesem Dunstkreis befindet sich auch der junge Knecht Claus, der das Pferd als Arbeitstier ins Ennstal bringen soll. Gehorsam und Unterwürfigkeit liegen ihm nicht so und so ist klar, dass er sich über kurz oder lang mit den Herrschenden anlegen wird. Gleichzeitig verliebt er sich in die junge Ännlin, die ganz anders aufgewachsen ist als viele andere.

Die Autorin dieses Romanes habe ich in Leipzig kennengelernt. Auf der Hubertusburg habe ich ihre Lesung verpasst, doch dies konnte ich auf der Buchmesse noch korrigieren. Österreich ist eine Gegend, aus der ich noch nicht so viele historische Romane gelesen habe und so war ich neugierig, was mich hier erwartet.
Gleich mit einer Vergewaltigung und sehr brutalen Szene zu starten, war nicht so ganz mein Ding, danach wechseln wir allerdings direkt zu den Protagonisten des Buches und lernen diese näher kennen. Ich konnte mir die Gegend, in der beide leben, wunderbar vorstellen und war schnell neugierig darauf zu erfahren, wie sich ihre Wege kreuzen werden.
Das gesamte Buch hat einen eher gleichbleibenden Spannungsbogen mit einzelnen Ausreißern. Ich habe viel über das Leben der einfachen Leute zu jener Zeit erfahren. Deren Wohn- und Arbeitssituation, etwas über ihre Schicksale, welche Themen sie beschäftigen und wie sich Fortschritt nur recht langsam verbreitet und länger in entlegene Gegenden braucht. Darüber hinaus erfahren wir auch ein wenig über den niederen Adel und dessen Lebensumstände.
Ich bin den Personen im Buch gerne gefolgt. Claus ist ein netter Kerl mit gefühlt sehr modernen Gedanken in vielen Belangen. Er hält viel von Respekt, ist stolz auf seine Stellung und möchte neue Methoden in der Landwirtschaft durchsetzen. Die Unterwürfigkeit, die die meisten anderen an den Tag legen, liegt ihm eher nicht. Solche Leute muss es gegeben haben, sonst wären wir heute nicht da wo wir sind und vielleicht sind diese Begriffe bei ihm dennoch anders besetzt als für mich in meiner Interpretation.
Ännlin ist im Wald aufgewachsen und dadurch recht weltfremd. Sie musste sich immer auf sich und ihre Mutter verlassen, einen anderen Herren hatte sie nie. Als sie anfängt unter Menschen zu leben, stößt sie daher auf einige Probleme. Das Buch hat es ganz gut gelöst, wie die beiden im Wald überleben konnten.
Beim niederen Adel haben wir den Ritter Arnulf, Dietmar von Losenstein und Irenfried von Styra. Die Aufteilung in Gut und Böse ist hier sehr klar. Irenfried von Styra war mir fast schon zu böse und überspitzt gezeichnet. Euphemia von Ebersdorf ist mir positiv in Erinnerung geblieben. Ich hoffe, im nächsten Teil etwas mehr von ihr zu lesen.
Der historische Hintergund mit Premysl Ottokar kommt vor, ist aber wirklich sehr im Hintergrund der Geschichte. Über die Adligen erfährt man im Nachgang einiges zu den Schlachten und den Loyalitäten. Für die Geschichte Österreichs an sich, habe ich daher eher weniger ein Gefühl bekommen. Insgesamt ist es eher eine fiktive Geschichte, was die Autorin im Nachwort auch darlegt. Ich vermute, dass hier viel zur Zeit und dem Leben an sich im 13. Jahrhundert recherchiert wurde.

Fazit: Ein historischer Roman, der mich insgesamt gut unterhalten konnte und bei dem das Leben der einfachen Menschen mehr im Vordergrund steht. Claus und Ännlin konnten mich für sich einnehmen und so bin ich gespannt, wie es mit ihnen weitergehen wird. Empfehlenswert für alle, die nicht immer nur von der großen Politik und den umwälzenden Ereignissen lesen wollen.

Veröffentlicht am 14.05.2023

Im Großen und Ganzen überzeugend

Schwarze Brandung
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„Schwarze Brandung“ ist Sabine Weiß erster Krimi rund um die Kommisarin Liv Lammers und die Insel Sylt. Erschienen ist dieser im März 2017 bei Bastei Lübbe.

Kurz vor Saisonbeginn wird eine Leiche am ...

„Schwarze Brandung“ ist Sabine Weiß erster Krimi rund um die Kommisarin Liv Lammers und die Insel Sylt. Erschienen ist dieser im März 2017 bei Bastei Lübbe.

Kurz vor Saisonbeginn wird eine Leiche am Strand vor Westerland gefunden. Die vielen Verletzungen der jungen Frau deuten auf einen gewaltsamen Mord hin. Liv Lammers von der Mordkommission in Flensburg wird hinzugezogen. Ihre Familiengeschichte verbindet sie mit der Insel Sylt und kurz zuvor wurde sie von ihrem Neffen kontaktiert, der eine Freundin vermisst. Ist es möglich, dass die Tote und die Vermisste ein uns dieselbe Person sind? Und was war des Motiv des Mörders? Liv beginnt zu ermitteln und muss sich zusätzlich den Dämonen ihrer Vergangenheit stellen.

Bisher habe ich nur die historischen Romane von Sabine Weiß gelesen, doch als ich den ersten Fall ihrer Krimi-Reihe im Angebot gesehen habe, konnte ich nicht anders und musste zuschlagen. Das Krimi-Genre und ich freunden uns so langsam an.
Meine erste Feststellung war dann auch, dass ein Krimi der Autorin durchaus anders klingt, aber so ganz bekommt man das Historische nicht raus. Einige Informationen zu Flensburg und Sylt, u.a. zu historischen Gebäuden, wurden geschickt in den Text mit eingebaut und auch die Stärke der Autorin Orte zu beschreiben kommen voll zum Tragen. Ich konnte mir alles gut vorstellen und freue mich jetzt umso mehr auf das kommende gute Wetter. Ein weiteres Highlight für mich, war auch der Einbau unterschiedlicher norddeutscher Dialekte. Dies passiert in geschickt platzierten kleinen Dosen und keiner muss hier fürchten, dass nichts mehr verstanden wird, die Übersetzung folgt meist umgehend.
Der Mord an der jungen Frau bildet den Einstieg in den Roman und es war nun an mir, durchs Weiterlesen, den nötigen Kontext herzustellen. Zunächst aber galt es erstmal die Kommissarin Liv kennenzulernen und natürlich die Leiche zu finden, bevor die Ermittlungen starten konnten. Ab dann geht es erstmal recht gemächlich zu und es dauert bis es richtig spannend wird. Ich habe es interessiert verfolgt, das wurde allerdings nach einer gewissen Zeit auch etwas monoton für mich. Ich glaube tatsächlich, dass ist recht typisch für einen Krimi, dass die Ermittlungen stagnieren und nicht in die richtige Richtung führen. Als dann der entscheidende Hinweis kam, wird das Buch wieder richtig spannend und dann konnte ich es auch kaum aus der Hand legen.
Neben dem Mordfall gibt es noch weitere Themen, die behandelt werden. So geht es in diesem Buch zusätzlich um Dumpinglöhne, Schwarzarbeit und illegale Einwanderung, die spezifisch im Sylter Kontext betrachtet werden, die aber sicher auch in anderen Regionen Deutschlands eine Rolle spielen. Im Nachhinein etwas naiv von mir, dies in dem Ausmaß nicht in der Tourismus- und Gastronomiebranche zu erwarten. Ich habe von ähnlichen Verhältnissen bei der Spargel- und Erdbeerernte gelesen.
Liv Lammers als Ermittlerin in diesem Fall war mir überwiegend sympathisch. Problematisch fand ich ihren Bezug zu dem Fall, wo ich einen Abzug ihrerseits durchaus als gerechtfertigt angesehen hätte. Dies wird im Buch auch angesprochen und führt zu einigen Problemen. Letzten Endes zeigt sie, dass sie dennoch den richtigen Spürsinn für diesen Fall besitzt und ihre Hartnäckigkeit hat mir imponiert. Ihre Vergangenheit auf Sylt birgt für die zukünftigen Teile sicher noch das ein oder andere Geheimnis.
Ihr Kollege Hennes ging mir zeitweise etwas auf die Nerven und wirkte teilweise etwas unsensibel, aber auch dieser lässt sich mit der Zeit von Livs Ermittlerqualitäten überzeugen. Livs Chefin Hilke Hasselbrecht war mir sympathisch. Sie hat ein gutes Gespür für die unterschiedlichen Talente ihres Teams. Rabia ist mir noch in Erinnerung geblieben mit ihrer Wut, die manchmal etwas gezügelt werden muss, die allerdings auch zeigt, für welche Werte sie einstehen möchte. Momke wirkte mit zeitweise etwas parteiisch und hat bei den Ermittlungen manchmal nicht vehement genug nachgefragt. Wahrscheinlich braucht ein Ermittlerteam all diese unterschiedlichen Charaktere.

Fazit: Der erste Fall Liv Lammers konnte mich im Großen und Ganzen überzeugen. Es war gut, dass ich beim Hänger in der Mitte des Buches durchgehalten habe und ich wurde mit einem spannenden Ende belohnt. Krimis werden noch immer nicht mein Lieblingsgenre, aber manchmal kann ich auch den Sprung in diese Richtung wagen. Echte Krimi-Fans können hier beruhigt zugreifen, denn ich glaube durchaus, dass hier alles enthalten ist, was einen guten Krimi ausmacht.

Veröffentlicht am 18.03.2023

Ein kurzweiliger Krimi mit norddeutschem Hochsommer

Tod am Wockersee
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„Tod am Wockersee“ ist der erste Krimi aus der Feder von Carolyn Srugies. In diesem ermittelt Henri Martensen in einem Cold Case-Fall in seinem Geburtsort Parchim. Erschienen ist das Buch beim Spica Verlag ...

„Tod am Wockersee“ ist der erste Krimi aus der Feder von Carolyn Srugies. In diesem ermittelt Henri Martensen in einem Cold Case-Fall in seinem Geburtsort Parchim. Erschienen ist das Buch beim Spica Verlag im März 2022.

Eine Autopanne verschlägt Henri Martensen zurück in seine Geburtsstadt Parchim. 27 Jahre zuvor hatte er diesen sofort nach seinem Abitur verlassen und wollte eigentlich nie zurückkehren. Natürlich bleibt sein Auftauchen im Ort nicht unbemerkt und schnell stößt er auf den Todesfall seines ehemaligen Lehrers. Dieser wurde tot aus dem Wockersee geborgen und zeitgleich mit ihm sind zwei weitere Klassenkameraden aus dem Ort verschwunden. Dieser Umstand lässt ihm keine Ruhe und so beginnt er zu ermitteln. Dabei trifft er auch auf seine Jugendliebe Ina, die eine echte Überraschung für ihn bereithält.

Das mit den Krimis und mir scheint echt zu werden. Ich werde auch in Zukunft nicht massenhaft Krimis lesen, aber ich denke, ich habe meinen Zugang gefunden und kann so mehr Abwechslung in meine gelesenen Bücher bringen. In diesem Fall haben wir es mit einem Cosy Crime zu tun und da es in letzter Zeit sehr stressig auf Arbeit bei mir war, war das genau das Richtige.
Der Einstieg in diesen Roman war gut. Der norddeutsche Sommer zeigt sich von seiner besten Seite und ich konnte mir Parchim und den Wockersee sehr gut vorstellen. Es lässt sich locker und flockig lesen, so dass ich schnell durch die Seiten geflogen bin.
Vom Spannungsbogen her war es die meiste Zeit eher gleichbleibend. Ich habe Parchim und die Menschen, die in diesen Ort leben, kennen gelernt. Alte Freundschaften werden wieder reaktiviert, alte Konflikte werden aufgearbeitet. Henri Martensen ermittelt privat im Mordfall seines ehemaligen Lehrers. Es dauert bis sich ein Bild zusammensetzt und erst zum Schluss kommt Spannung auf und das Drama kann sich entfalten.
Dies war kein Buch, in dem ich mich besonders intensiv mit den Personen identifiziert hätte. Manche sind mir sympathisch, andere eher weniger. Henri Martensen war mir größtenteils sympathisch. Er ist alleinerziehender Vater von drei Kindern, was ich mir als Hauptkommissar bei der Polizei nicht ganz einfach vorstelle. Zur Unterstützung hat er seine Schwiegermutter an seiner Seite. Ich kann das schwer in Worte fassen, was mir nicht so gut an ihm gefiel, weil es eher so unterschwellig vorhanden war. Seine Jugendliebe Ina fand ich durchaus sympathisch, aber sie ist mir extrem mit ihrer Eifersucht auf die Nerven gegangen. Ich empfand beide in dieser Situation mit ihrer aufgewärmten und wieder entdeckten Liebe als teilweise nicht sehr erwachsen.
Der Rest der Truppe in diesem Buch hat einen bunten Mix an Charakteren ergeben und dieser Mix hat mir gefallen, auch wenn viele bestimmte Rollen erfüllt haben. Es gibt die Petze von früher, den ehemaligen besten Freund, der sauer ist, die arrogante Schönheit, die sehr viel Wert auf ihre Außenwirkung legt, den ehemaligen Klassenkameraden, der auf die schiefe Bahn geraten ist, etc.
Sehr unterhalten haben mich auf jeden Fall die Geschichten von Metke, einer Tochter Henri Martensens. Diese haben das Buch immer wieder aufgelockert und für die ein oder andere amüsante Szene gesorgt. Den Mordfall fand ich auch interessant, aber es ist auch nichts was mich groß vom Hocker gerissen hat. Dies ist, denke ich, bei einem Cosy Crime auch normal. Man soll sich wohlfühlen, dazu gibt es ein bisschen Ermittlungen, wo man mitraten kann. Das hat das Buch im Großen und Ganzen erfüllt und ich habe sogar noch ein bisschen was über Betrugsfälle in der DDR rund um den Mauerfall gelernt.

Fazit: Ein Krimi, der sehr kurzweilig ist und einen durchaus interessanten Mordfall zu bieten hat. Der norddeutsche Hochsommer zeigt sich von seiner besten Seite und ich habe mich in Parchim und am Wockersee sehr wohlgefühlt. Wer einen unterhaltsamen Krimi für zwischendurch sucht, ist bei diesem Buch genau richtig.

Veröffentlicht am 25.02.2023

Ukrainische Geschichte aus Sicht einer ukrainischen Nachfahrin

Aleksandra
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In „Aleksandra“ von Lisa Weeda geht es um die Ostukraine und ihre Geschichte, erzählt aus der Sicht einer Nachfahrin dieser Region. Erschienen ist der Roman im Februar 2022 im Kanon-Verlag.

Lisa Weedas ...

In „Aleksandra“ von Lisa Weeda geht es um die Ostukraine und ihre Geschichte, erzählt aus der Sicht einer Nachfahrin dieser Region. Erschienen ist der Roman im Februar 2022 im Kanon-Verlag.

Lisa Weedas Oma heißt Alexandra und ist in der Ostukraine geboren und aufgewachsen. Sie bittet ihre Enkelin darum nach Lugansk zu fahren. Ihr Onkel Kolja ist 2015 verschwunden und kann keine Ruhe finden, solange das Grab nicht gefunden worden ist. Sie macht sich auf den Weg, doch der Soldat am Grenzposten warnt sie, dass Lugansk gefährlich ist und sich nicht für einen kurzen Besuch eignet. Sie flieht über ein Feld und landet auf wundersame Weise im verlorenen Palast des Donkosaken. Dort trifft sie ihren Urgroßvater Nikolaj, der ihr die Geschichte der Ostukraine und der Donkosaken sowie die Geschichte ihrer Familie erzählt. Doch findet sie auch Kolja und kann ihm die Ruhe bringen, die sich ihre Großmutter so sehr für ihn wünscht?

Zu diesem Buch hatte ich tatsächlich eine mail von netgalley in meinem Postfach und da ich mich gerade sehr für die Ukraine und ihre Geschichte interessiere, hat mich ein Roman zu diesem Thema, der die Sichtweise der Ukrainerinnen schildert sehr interessiert. Lisa Weeda lebt in den Niederlanden und sie selber musste nicht vor dem aktuellen Konflikt fliehen, aber ihre Familie hat eine sehr wechselvolle Geschichte zu erzählen. Noch ein interessanter Fakt zu diesem Buch. Dieses wurde aus dem niederländischen ins Deutsche übersetzt.
Die Autorin holt einen mit starken Bildern ins Buch hinein. Man kann sich den Checkpoint in Lugansk sehr gut vorstellen, aber auch die Anmerkungen zu Beginn des Buches sind interessant. Die Geschichte hat eine sehr eigene Sprache, die einen dennoch in ihren Bann zieht. Das eine Nachfahrin dieser Region das Buch geschrieben hat, kann man auf jeder Seite spüren. Leider wird hier viel in Monologen erzählt. Ich habe quasi immer jemanden zugehört, der mir gerade diese Geschichte erzählt. Das hat etwas sehr nahbares, hat es manches Mal allerdings eher zäh gemacht.
Ich fand das Buch ein wenig wirr aufgebaut. Es gibt einen Wechsel zwischen unterschiedlichen Perspektiven und Zeiträumen. Am besten konnte ich das noch unterscheiden, wenn ich mich im Jahre 2018 befand. Mal war ich mit Lisa im Palast des verlorenen Donkosaken, dann erzählt wieder ihre Großmutter, ihr Urgroßvater oder auch Hirsche, die die Ereignisse rund um Koljas Verschwinden beobachten.
Dabei wurde ich auf eine Reise durch die Geschichte der Ostukraine und der Region Lugansk entführt. Es geht in diesem Roman um die Proteste auf dem Maidan, um die Zeit im Sowjetreich und den zweiten Weltkrieg, die Annektion der Krim und das einstmals Donkosaken auf diesem Gebiet lebten. Hier ist wirklich sehr viel Wissen über die Region und die Mentalität der Menschen eingewoben und das kann fast schon etwas viel werden. Durch das Lesen einiger Sachbücher zu diesem Thema hatte ich schon ein gewisses Vorwissen und habe vieles wiedererkannt. Ihr braucht aber kein Vorwissen zur Geschichte der Ukraine haben, um dieses Buch lesen zu können. Allerdings würde ich nach dem Lesen des Buches empfehlen, sich über andere Quellen weiter über die Geschichte der Ukraine zu informieren. Dieses Buch enthält eine Perspektive und Sichtweise auf die Ereignisse.
Sehr gefallen hat mir die Symbolik in diesem Buch. Es wird mit Farben gearbeitet, mit oben erwähnten Hirschen und noch einigem mehr. Lisa Weeda hat einige russische Begriffe im Buch untergebracht. Einiges wird in den Anmerkungen zu Beginn des Buches erläutert, anderes direkt im Roman. Ich fand das sehr schön und habe mich sehr gefreut als ich das ein oder andere auch ohne Erklärung verstanden habe. Ich lerne ein paar russische Floskeln und Worte, da der Sohn einer Freundin zweisprachig erzogen wird.
Dadurch das dieses Buch teilweise eher einem Bericht gleicht, habe ich nicht so sehr mit den Protagonisten in diesem Buch mitgefiebert. Mir wurde die Familiengeschichte von einem Verwandten erzählt. Ich war interessiert dabei und empfand es durchaus als eine bemerkenswerte Geschichte, bin allerdings nicht so sehr eingetaucht, als das ich alles mitgefühlt hätte. Es stecken sehr viele Emotionen in den Ereignissen drin. Für mich hätte es anders erzählt werden müssen, damit ich diese spüren kann.
Viel Zusatzmaterial gibt es in dem Buch nicht. Ihr bekommt die Anmerkungen zu Beginn des Buches und im ebook gab es am Ende nochmal eine Karte der Ukraine und des Donbass. Das ist für dieses Buch vollkommen ausreichend. Da dieses Buch anscheinend in Zusammenarbeit mit der bpb entstanden ist, hätte ich mir vielleicht am Ende noch ein kleines Verzeichnis mit weiterführender Lektüre gewünscht.

Fazit: Ein Buch, dass die Geschichte der Ostukraine und der Region Lugangsk erzählt und so einen guten Einblick darauf gibt, wie Ukrainer
innen und deren Nachfahren das aktuelle Geschehen dort empfinden. Dabei muss man Bedenken, dass dies nur eine Perspektive darauf ist. Ich mochte die Symbolik im Buch. Die monologartige Erzählweise war nicht so ganz meins. Ein guter Einstieg, um sich anschließend noch näher mit dem Thema beschäftigen zu können.