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Veröffentlicht am 15.05.2023

Menschliche Abgründe

Die Vergessene
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Für mich ist „Die Vergessene“ das erste Buch d Autorin, wobei ich Band 1 allerdings als Verfilmung gesehen habe und somit ein bisschen von der Vorgeschichte wusste (wobei Verfilmungen sich in der Regel ...

Für mich ist „Die Vergessene“ das erste Buch d Autorin, wobei ich Band 1 allerdings als Verfilmung gesehen habe und somit ein bisschen von der Vorgeschichte wusste (wobei Verfilmungen sich in der Regel nur marginal an das Buch halten).

Der Schreibstil, eher die gewählten Formulierungen bzw. die Wortwahl, waren für mich zu Anfang sehr gewöhnungsbedürftig. Es wurden viele Wörter, wie z.B. Anorexie, Skeletor u. ä. benutzt, die ich überhaupt nicht kenne und die auch nicht im Buch erklärt wurden. Daher hat fast 80 Seiten gedauert, bis ich mich damit arrangiert hatte bzw. die mir nicht bekannten Wörter ignorieren konnte. Das hatte zur Folge, dass ich sehr spät in die Geschichte reingekommen bin. Eigentlich erst, als die „Rückblicke“ auf die Geschehnisse im ersten Buch abgehakt waren und die eigentlichen Ermittlungen starten konnten. Das sind aber auch die einzigen negativen Punkte an dem Buch.

Die Charaktere sind gut gezeichnet und Andrea und Bible ein wirklich tolles Team. Lehrer und Schülerin, gespickt mit Anmerkungen und Situationen, die einem unweigerlich ein Grinsen ins Gesicht zaubern, trotz des traurigen Hintergrundes.

Die Story selbst ist wirklich klasse. Es handelt sich zu Anfang um die Aufklärung eines Cold Cases mit sehr persönlichem Hintergrund für Andrea, die durch die Aufklärung ihren Vater des Mordes überführen und so zu lebenslanger Haft „verhelfen“ soll. Ihren neuen Partner soll sie nicht einweihen und quasi „undercover“ ermitteln, wobei ihr neuer Partner (und Lehrmeister) sein eigenes Süppchen zu kochen scheint. Hauptgrund für ihre Anwesenheit in der Geburtsstadt ihres Vaters ist die Bewachung der Bundesrichterin, deren Tochter Emelie vor 40 Jahren ermordet wurde und die Todesdrohungen erhält. Vor Ort geschieht dann plötzlich ein Selbstmord, in den die Verdächtigen des Cold Case irgendwie verstrickt zu sein scheinen. Wer ist der/die Böse? Wer hat damals das Verbrechen verübt und wer ist heute für das Verbrechen verantwortlich? Wie konnte es jeweils überhaupt so weit kommen?

Normalerweise mag ich keine Bücher, in denen es von Rückblicken in die Zeit vor dem Verbrechen nur so wimmelt. Das Buch ist aber genauso aufgebaut: Immer im Wechsel die aktuellen Geschehnisse und ein Rückblick auf Emelie. Aber diese Rückblicke beginnen etwa sechs Monate vor der Tat und dadurch hat man als Leser keinen Wissensvorsprung, sondern kann sich einfach nur besser in die damalige Situation hineinversetzen. Der/Die Täter/in wird dadurch nicht zu früh verraten. Im Gegenteil werfen diese Kapitel mehr Fragen auf als sie Antworten geben. Genau richtig, um selbst zu kombinieren. Auch muss man sich immer wieder die Situation vor Augen halten, in welcher Zeit die Rückblicke spielen. Die damaligen Ansichten sind heute unfassbar und traurig.

Ich bin auf jeden Fall nach Anfangsschwierigkeiten begeistert von dem Buch und kann eine absolut Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Berührend, ergreifend, spannend

Die Geheimnisse der anderen
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Ich kenne die Autorin sowohl aus ihrer Serie um Angie Pallorino als auch aus diversen Einzelbüchern. Mir gefällt ihr Stil sehr; die Geschichten sind spannend und gut nachzuvollziehen, die Charaktere detailliert ...

Ich kenne die Autorin sowohl aus ihrer Serie um Angie Pallorino als auch aus diversen Einzelbüchern. Mir gefällt ihr Stil sehr; die Geschichten sind spannend und gut nachzuvollziehen, die Charaktere detailliert und liebevoll gezeichnet. Wenn man sich auf die Geschichte einlässt, kann man sich dadurch sehr gut darin fallen lassen. Diesmal orientiert sich die Geschichte an einem wahren Verbrechen, natürlich nur als „Aufhänger“, alles um die Geschehnisse vor langer Zeit herum ist reine Fiktion.

Das Buch beginnt mit dem Kapitel „Wie es endet“. In dieser Form habe ich einen Prolog so noch nicht gelesen und bin sofort fasziniert. Ein Buch, dass mit einem Mord endet? Eigentlich unvorstellbar, was den Reiz aber natürlich noch erhöht. Ist das tatsächlich das Ende? Das Ende wovon? Des Buches? Was ist vorher passiert? Wie konnte es so weit kommen? Die Spannung ist also von Anfang an vorhanden.

Die Kapitel sind kurz und dadurch angenehm zu lesen. Sie wechseln jeweils sowohl zwischen den einzelnen Personen (Lilys Familie, Nachbarn und Polizisten) als auch den Zeiten. Ausgehend von der Gegenwart (nach dem Leichenfund), die das Leben von Lily und ihrer Familie auf den Kopf stellt, werden auch die Tage davor erzählt, und zwar wiederum abwechselnd bezogen auf die einzelnen Personen. Obwohl ich Rückblicke nicht mag, weil sie immer zu viel verraten und mir als Leser die Chance nehmen, selbst zu erraten, wer was verbrochen hat, haben sie mich hier fasziniert, da dadurch mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet wurden und ich durch die verschiedenen Perspektiven teilweise arg verwirrt wurde. Gibt es in der Siedlung auch nur eine Person, die kein Motiv gehabt hatte?

Das Ende ist überraschend und erst sehr, sehr spät zu erahnen.

Die Geschichte spielt in einer gut situierte Wohngegend mit durchweg reichen Leute, die scheinbar nach außen hui, nach innen aber pfui sind, wie es bei uns heißt. Also eine typische Idylle, die keine ist. Und mittendrin eine mittellose Kellnerin als eine Art Leland Gaunt, wobei sie das einzige Needful Think ist (frei nach Steven King).

Mich hat das Buch restlos überzeugt.

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Das Buch ist der Hammer

Erinnere dich!
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Für mich ein neuer Autor und für den Autor sein Erstlingswerk. Das hat man aber überhaupt nicht gemerkt. Das Buch ist flüssig geschrieben und sehr gut zu lesen; die Kapitel sind angenehm kurz.

Die Geschichte ...

Für mich ein neuer Autor und für den Autor sein Erstlingswerk. Das hat man aber überhaupt nicht gemerkt. Das Buch ist flüssig geschrieben und sehr gut zu lesen; die Kapitel sind angenehm kurz.

Die Geschichte ist in der Ich-Form geschrieben und Ich ist Arno, der sehr detailliert beschrieben wird: Ende 30/Anfang 40 und voller Selbstzweifel -sowohl vor 20 Jahren als auch jetzt - mit einem Hang zur Verdrängung. Bei Problemen greift er zum Alkohol, obwohl er eigentlich Angst hat, so zu sein/zu werden wie sein Vater, der Alkoholiker ist. Aufgewachsen ohne Mutter, in der Jugend vom Vater unterdrückt und verprügelt, wodurch das Verhältnis zerrüttet und hasserfüllt ist. Er ist Dozent an der Uni (Literaturwissenschaftler), geschieden und seit 1,5 Jahren in einer Fernbeziehung. In seinen eigenen Augen ist er nicht ganz unansehnlich, lt. seiner Partnerin aber ein Mann, in dem etwas Dunkles ist. Er weist Symptome einer Depression auf, die er früher selbst therapiert hat und von der er dachte, er hätte sie besiegt. Er hält sich aus jedem Problem heraus, um sich ja nicht mit anderen Personen auseinandersetzen zu müssen.

Arno muss sich trotz seiner gekonnten Verdrängung mit den Erinnerungen an die Geschehnisse von vor 20 Jahren auseinandersetzen, nachdem er über ein Handy, dass in seinem Briefkasten lag, dazu aufgefordert wird, sich zu erinnern. Immer wieder erhält er über dieses Handy Nachrichten und auch Anrufe, wobei der Anrufer mit der Stimme seiner vor 20 Jahren verschwundenen Freundin spricht. Ist Maya doch nicht tot? Oder ist es nur eine entsprechende Software? Aber woher soll der mysteriöse Stalker eine Vergleichsprobe hierfür haben?

Arno will sich zunächst der Vergangenheit nicht stellen, fährt aber dann doch, bedingt durch die Nachrichten und Anrufe zum Abi-Treffen. Dort taucht die kleine Schwester von Maya auf und Arno und muss sich gegen seinen Willen mit dem auseinandersetzen, was vor 20 Jahren geschehen ist.

Das Buch beginnt in der Gegenwart, springt 8 Wochen zurück, springt wieder zurück in die Gegenwart, springt 4 Wochen zurück und nähert sich immer mehr dem „Showdown“. Es werden Arnos Gedanken und Gefühle beschrieben, immer wieder unterbrochen von Erinnerungsfetzen, wobei man aber nicht weiß, ob es seine verschütteten Erinnerungen sind oder ob diese doch eher durch Manipulation hervorgerufen worden sind.

Das Thema des Buches ist: Was ist Wahrheit? Was ist Lüge? Was ist tatsächliche Erinnerungen und was sind, bedingt durch Verdrängung und äußere Einflüsse, gefälschte Erinnerung? Was ist Selbstbetrug? Was ist wirklich passiert? Kann man wirklich vergessen/verdrängen, dass man einen Mord begangen hat? Wer ist der ominöse Stalker und was hat Mayas kleine Schwester, die urplötzlich auftaucht, mit dem Ganzen zu tun? Wer sagt die Wahrheit und wer lügt Arno an?

Die Geschichte ist spannend und durch dieses „Herantasten“ an den Showdown hält sich die Spannung von Anfang bis zum Ende. Allerdings hat mich das Ende nicht zu 100% überzeugt. Mir fehlten frühere Andeutungen des Autors, die es dem Leser ermöglicht hätten, den Täter oder z.B. den Stalker zu erahnen und die natürlich erst am Ende einen Sinn ergäben hätten. So hatte ich als Leser keine Möglichkeit, das Ende (natürlich erst sehr spät im Buch) zu erahnen. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

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Veröffentlicht am 28.04.2023

Spannend und an den Lesernerven zehrend

Die Verborgenen
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Ich kenne die Bücher des Autors aus seinen bisherigen Serien um Jan Römer und Leo Born. Sein Schreibstil ist flüssig und verständlich, die Charaktere so beschrieben, dass man – sofern man es möchte – ausreichend ...

Ich kenne die Bücher des Autors aus seinen bisherigen Serien um Jan Römer und Leo Born. Sein Schreibstil ist flüssig und verständlich, die Charaktere so beschrieben, dass man – sofern man es möchte – ausreichend Gelegenheit hat, sein Kopfkino einzusetzen. Zudem wird die Geschichte jeweils so aufgelöst, dass keine Fragen offenbleiben. Dies ist mein erstes Buch von ihm außerhalb einer Serie und ich war entsprechend sehr gespannt.

Das Buch ist aufgeteilt in Vorgänge in der Vergangenheit und in der Gegenwart, wobei sich die Geschehnisse in der Vergangenheit immer weiter der Gegenwart annähern (von -10 Tage bis zur Gegenwart).
Weiter sind die einzelnen Kapitel abwechselnd aus der Sicht der handelnden Personen (Franziska, Sven, Tabea und Du (Phrogger) geschrieben und beschreiben einseitig die Gedanken/Handlungen der einzelnen Personen. Man erfährt viel von ihnen: wie sie sich kennengelernt haben, wie ihr Leben verlaufen ist, wie sich was entwickelt hat, was sie zurzeit machen und, bei Franziska und Sven, wie sie die Ehe einschätzen und zwar jeweils aus der eigenen Perspektive. Extrem interessant finde ich, wie unterschiedlich bestimmte Situationen von den einzelnen Personen wahrgenommen und interpretiert werden und was daraus dann entsteht.

In dem Buch geht es meiner Meinung nach um das zentrale Thema „Was wäre wenn ….„
Was wäre, wenn man sich in einer bestimmten Situation anders entschieden hätte?
Was wäre, wenn dieses oder jenes nicht passiert wäre bzw. wenn man anders reagiert hätte.
Was wäre, wenn keiner Geheimnisse hätte?
und weiter um die Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben, mit den eigenen (auch früheren) Wünschen sowie um das, was man gemeinhin als „Abgründe“ bezeichnet: Lüge, Untreue und Geheimnisse.

Der Autor spielt viel mit Andeutungen wie z. B. Schuld, lässt den Leser aber im Unklaren, was genau damit gemeint ist. Diese Andeutungen setzen sich auch in den Kapiteln der Gegenwart fort. Immer wieder nur kurze Schilderungen, was gerade passiert, ohne dass man sich als Leser wirklich einen Reim darauf machen kann. Und genau das macht die Spannung aus. Man weiß ein bisschen was, aber tatsächlich doch gar nichts. Man will wissen, was genau passiert ist bzw. gerade passiert und vor allem warum, muss aber bis zum Ende abwarten. Und das zerrt an den Lesernerven.

Für mich als reine Krimileserin war das Buch zunächst ungewohnt, aber die Geschichte wurde von Kapitel zu Kapitel interessanter und spannender. Gerne mehr davon.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Genau mein Ding

Halliggift (Ein Minke-van-Hoorn-Krimi 3)
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Die Autorin versteht es, mich mit ihren Geschichten, sowohl was ihren Schreibstil angeht, der sehr flüssig und leicht zu lesen ist, als auch mit ihren Charakteren, die liebevoll gezeichnet sind, immer ...

Die Autorin versteht es, mich mit ihren Geschichten, sowohl was ihren Schreibstil angeht, der sehr flüssig und leicht zu lesen ist, als auch mit ihren Charakteren, die liebevoll gezeichnet sind, immer wieder gefangen zu nehmen. Die Kapitel bzw. Abschnitte sind angenehm kurz, die Story spannend und trotzdem gut nachvollziehbar und, für mich auch wichtig: Am Ende bleiben keine Fragen offen.

Ich mag es z.B., wenn in Serien die Charaktere, an die ich mich gewöhnt habe, nicht so oft wechseln, bestenfalls gleichbleiben und höchstens Personen dazu kommen. Dies ist in dieser Reihe bislang der Fall, so dass eine Eingewöhnungsphase für mich komplett entfällt. Ich konnte mich also von Anfang an „in die Geschichte fallen lassen“.

Ein weiteres Merkmal, das Besondere, an dieser Serie ist, dass immer wieder Kapitel eingeschoben werden, die in weiter Vergangenheit (z.B. achtzehntes oder neunzehntes Jahrhundert) liegen und doch einen entfernten Bezug zu Minke‘s Fall haben. Und auch wenn diese Vorgänge nur als Erklärung dienen, finde ich diese Einschübe überaus interessant. Dieses Mal erfolgt dies in Form von Tagebucheinträgen, wobei die Vergangenheit nicht allzu weit zurück liegt und das macht natürlich umso neugieriger.

Bereits zu Beginn wird man mit der Nase darauf gestoßen, dass in der Vergangenheit irgendetwas beim Biikebrennen passiert ist und der frühere Leuchtturmwärter, der in einer Seniorenresidenz lebt, die er sich eigentlich gar nicht leisten können dürfen, involviert ist. Aber was? Und dann passiert auch schon der erste Mord. Und obwohl ziemlich bald klar ist, warum das alles passiert und nur die Frage offen ist, wer dafür verantwortlich ist, hat dies mein Lesevergnügen nicht geschmälert. Ich steh halt total auf Minke & Co, vor allem wenn das Ende sooooo schön ist.

Anmerken muss ich noch, dass das Buch auch dieses Mal wieder logische Fehler enthält. So wird z.B. eine Obduktion entweder vom Gericht oder der Staatsanwaltschaft angeordnet und nicht vom Kommissar. Aber egal, ich verbuche so etwas als künstlerische Freiheit, zumal es schon von Anfang so logische Fehler gegeben hat (Minke wurde z.B. direkt nach Ausbildung sofort Dienststellenleiterin; Handydaten sind generell nach ein paar Stunden verfügbar, eine Kommissarin ohne Erfahrung in einer kleinen Polizeistation ist für einen Mord zuständig und nicht die Mordkommission usw.) Ich muss insoweit zu mir selbst ehrlich sein: Bei einem anderen Buch, das mir nicht so gefallen würde, hätte mich das wahrschein sehr gestört. Hier tut es das nicht. Vielleicht auch, weil ich mich nicht nur unheimlich gut unterhalten fühle, wenn ich diese Serie lese, sondern auch, weil ich so „Klöpse“ von Anfang an erwarte und mich deshalb dadurch nicht gestört fühle

Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Teil, auch wenn es wohl noch ein Jahr dauern wird.

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