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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2023

Fesselnd bis zur letzten Seite

Der letzte Auftrag
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Dieser letzte Teil der Trilogie um die Spionin Ria Nachtmann spielt im Jahr 1989, wenige Wochen bevor die DDR aufgehört hat zu existieren.

Rias Tochter Annie hat ja in der DDR zurückbleiben müssen. Sie ...

Dieser letzte Teil der Trilogie um die Spionin Ria Nachtmann spielt im Jahr 1989, wenige Wochen bevor die DDR aufgehört hat zu existieren.

Rias Tochter Annie hat ja in der DDR zurückbleiben müssen. Sie hat das aufmüpfige Temperament ihrer Mutter geerbt. Gemeinsam mit dem Journalisten Michael und einigen anderen couragierten Bürgern versuchen sie, durch Demos die Regierung zum Nachgeben zu zwingen. Leider mit wenig Erfolg. Allerdings sind auch nicht mehr alle Mitglieder der Stasi und/oder Vopos mit dem Regime einverstanden.

Langsam aber sicher steuert die DDR auf ihr Ende zu, nicht ohne noch vorher ihren Bürgern Gewalt anzutun.

Als dann der frühere Außenminister und Leiter der KoKo, Alexander Schalck, in den Westen fliehen will, bekommt Ria Nachtmann ihren letzten Auftrag. Welche Geheimnisse verbirgt Schalck?

Meine Meinung:

Der hohe Spannungsbogen konnte auch im dritten Teil gehalten werden. Wir wissen zwar, wir die Geschichte ausgegangen ist, die vielen kleinen Nadelstiche der enttäuschten, betrogenen und wütenden Bürger sind mir nicht ganz so geläufig. Die kleine, geflüsterte Bemerkung einer alten Frau „Das ist ja wie bei den Nazis.“ trifft den Nagel auf den Kopf.

Ich denke, es wird noch mindestens eine Generation brauchen, um das wahre Ausmaß der Verbrechen am eigenen Volk aufarbeiten zu können. Viele, die hier mitgewirkt haben leben noch, einige sind vermutlich so indoktriniert, dass sie keine anderen Gedanken zulassen (können).

Wie wir es von Titus Müller gewohnt sind, verquickt er Fakten mit Fiktion in besonderer Art. Zahlreiche Ereignisse haben in ähnlicherweise stattgefunden. Einzelne Charaktere sind aus Erlebnissen mehrerer Personen zusammengestellt worden.

Um die Handlungen in diesen dritten Band gut verstehen zu können, ist es ratsam, beim ersten Band „Die fremde Spionin“ zu beginnen.

Fazit:

Ein furioses Finale der Trilogie und das Ende einer Gewaltherrschaft mitten in Europa. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 07.05.2023

Fesselnd bis zur letzten Seite

Falsche Freunde
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Nach „Der freie Hund“ und „Der Tintenfischer“ darf Commissario Morello, der Sizilianer, der zu seinem eigenen Schutz nach Venedig zwangsversetzt worden ist, in diesem nunmehr dritten Fall ermitteln.

Das ...

Nach „Der freie Hund“ und „Der Tintenfischer“ darf Commissario Morello, der Sizilianer, der zu seinem eigenen Schutz nach Venedig zwangsversetzt worden ist, in diesem nunmehr dritten Fall ermitteln.

Das Thema ist spannend, denn einiges davon geistert in den Köpfen so mancher Leute tatsächlich herum: Raus mit den Tagestouristen, raus mit allen jenen, die wenig Vermögen besitzen. Venedigs Schönheit (oder was davon übrig geblieben ist) soll konserviert und nur mehr den Vermögenden und jenen, die einen oder mehrere Dogen in ihrer Ahnenreihe aufzuweisen haben, zur Verfügung stehen. Also eine Art Disney-Land, das vom Flughafen mittels U-Bahn leicht erreichbar ist. Um an dieses Ziel zu kommen, müssen natürlich zahlreiche Politiker bestochen werden. Hierzu bedient sich die, ich nenne sie einmal, „Investorengruppe“ eines Buchhalters mit Namen Paolo Salini.

Doch als Salini eines Morgens ermordet aufgefunden wird und Morello mit der Aufklärung des Verbrechens betraut wird, klingeln in der Investorengruppe alle Alarmglocken. Denn nicht nur, dass Morello als unbestechlicher und integrer Ermittler bekannt ist, ist auch noch das Bestechungsgeld verschwunden und das Projekt in Gefahr. Was liegt daher nahe? Genau, Morello, der Sizilianer, muss weg. Doch Morello, der sich nach wie vor nach Sizilien zurücksehnt, ist mit allen Wassern gewaschen. Zwar geht er seinen Vorgesetzten und Kollegen mit seiner Ansicht, das organisierte Verbrechen hat auch in Venedig Fuß gefasst ziemlich auf die Nerven, doch ganz Unrecht hat er ja nicht.

Gemeinsam mit Ispettore Anna Klotze, die ein Geheimnis mit sich herumträgt und einen ehemaligen Taschendieb, nimmt er die Herausforderung an. Nebenbei müssen sich Morello und seine Kollegen mit einem Versuch, Taschendiebe mittels KI also Künstlicher Intelligenz, aufzuspüren herumschlagen. Ob das der Verschleierung des eigentlichen Verbrechens dient?

Meine Meinung:

Morello, dessen Frau und deren ungeborenes Kind bei einem Bombenanschlag, der ihm gegolten hat, ums Leben gekommen sind, sehnt sich nach wie vor nach Sizilien zurück. Er kann dem kalten Norden genau gar nichts abgewinnen. Diesmal scheint die Rückkehr möglich, denn man stellt sie ihm in Aussicht, wenn er nur diesen Fall positiv abschließt. Mein Gefühl sagt allerdings etwas anderes, denn das Geheimnis, das Anna Klotze mit sich herumschleppt, macht nicht nur mich, sondern auch Morello mehr als neugierig. Außerdem habe ich den Eindruck, dass die in Aussicht gestellte Heimkehr nur wie die sprichwörtliche Karotte von Morellos Nase baumelt. Aber, man wird sehen.

Schmunzeln musste ich über die „Zusammenarbeit“ der Taschendiebe Venedigs mit der Polizei, die sich von der KI nicht gängeln lassen will.

Ich mag Commissario Morello obwohl er mir manchmal mit seiner Abneigung gegen den Venedig auf die Nerven geht. Grundsätzlich kann ich ihn ja verstehen, dass er den Tod seiner Familie noch nicht verarbeitet hat und nichts lieber täte, als den/die Drahtzieher dieses Verbrechens zur Rechenschaft zu ziehen. Stattdessen muss er im kalten Norden leben. Allerdings hält das Leben hin und wieder auch für ihn eine Überraschung bereit.

Was zunächst wie ein schlechter Scherz anmutet, ist leider Realität. Wie das Autorenduo Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo im Nachwort berichtet, liegen solche und ähnliche Ideen vor. Daraus einen fesselnden Krimi zu machen, hat mir sehr gut gefallen.

»Die Pläne zur Umgestaltung Venedigs muten nur auf den ersten Blick absurd an. Nach unseren Recherchen existieren sie wirklich. Wenn unser Buch hilft, diese Pläne zu durchkreuzen, haben wir den richtigen Job gemacht.«

Dieser dritte Fall ist wie immer penibel recherchiert und bindet auch aktuelle politische Geschehen mit ein.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem authentischen und fesselnd geschriebenen Krimi 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 04.05.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Belgische Schatten
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Piet Donker hat eine berufliche und familiäre Auszeit genommen. Gut bekommt ihm das Alleinsein allerdings nicht, denn er trinkt zu viel und droht spielsüchtig zu werden.

Da kommt ihm der Mord an einer ...

Piet Donker hat eine berufliche und familiäre Auszeit genommen. Gut bekommt ihm das Alleinsein allerdings nicht, denn er trinkt zu viel und droht spielsüchtig zu werden.

Da kommt ihm der Mord an einer Politikerin in Eupen gerade recht. Zunächst sieht alles nach einem politischen Motiv aus. Doch als dann ein weiteres Mordopfer gibt, wackelt diese Theorie. Recht bald stellt sich heraus, dass die beiden Toten Mitglieder einer Jugendclique waren. Interessant ist, dass vor Jahren die junge Joleen verschwunden ist. Niemand weiß, ob sie noch lebt. Kann sie zurückgekehrt und die Täterin sein?

Jetzt gilt es weitere Angehörige dieser Jugendgruppe zu finden, denn die könnten auch in Gefahr sein. Und welche Rolle spielt Donkers Kollegen Uma? Immerhin war sie seinerzeit auch in dieser Clique. Weiß sie mehr, als sie zugibt?

Meine Meinung:

Wie wir es von Stephan Haas gewöhnt sind, gibt es auch hier wieder einen komplexen Fall, der seine Ursache in der Vergangenheit hat.

In einem Verwirrspiel um Schuld und Sühne sowie um Manipulation und Ausgrenzung weiß Piet Donker nicht mehr, wem er vertrauen kann. Üblicherweise bereiten ihm solche komplexen Fälle keine Probleme, doch in seinem angeschlagenen Zustand, ist die Lösung des Falles eine Herausforderung.

Die Charaktere sind wieder gut gezeichnet. Alle haben ihre Ecken und Kanten, Piet Donker die eine oder andere mehr.

Mir hat der fesselnde Krimi gut gefallen. Bis zum schlüssigen Finale, das menschliche Abgründe aufdeckt, dauert es ein wenig.

Ob Piet seine Ankündigung, den Polizeidienst zu quittieren, ernst meint, erfahren wir hoffentlich in einem nächsten Fall.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 30.04.2023

Nichts ist, wie es scheint

Kärntner Finale
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„Schließe alles aus, was unmöglich ist, und was dann noch übrig bleibt, das ist, so unwahrscheinlich es auch aussehen mag, die Wahrheit.“ (S. 129)


Andreas Pittler, Historiker und Autor zahlreicher Brücher, ...

„Schließe alles aus, was unmöglich ist, und was dann noch übrig bleibt, das ist, so unwahrscheinlich es auch aussehen mag, die Wahrheit.“ (S. 129)


Andreas Pittler, Historiker und Autor zahlreicher Brücher, unter anderem der grandiosen Reihe um David Bronstein, hat sich mit diesem Krimi in den Süden von Österreich, in die Büchsenmacherstadt Ferlach begeben.

Hier gehen die Uhren noch ein wenig langsamer als sonst irgendwo. Die Verbrechen spielen sich zwischen Falschparken und Fahrraddiebstahl ab. Als dann ein Wiener Wanderer aufgeregt einen Toten meldet, ist es mit der Beschaulichkeit vorbei. Denn nicht nur, dass der Mann erschossen worden ist, ist er ein bekannter Ortspolitiker.

Mord ist für die beiden Dorfpolizisten Obiltschnig und Popatnig schon von Amts wegen eine Nummer zu groß und deshalb reitet die Kavallerie aus dem nahen LKA Klagenfurt ein. Man ist einander nicht grün und die Kriminalbeamten behandeln die örtlichen Polizisten herablassend. Noch bevor die Ermittlungen so richtig in Fahrt kommen, stirbt ein weiterer Stadtrat, diesmal von einer anderen Partei.

Ist das etwas überdimensionierte Stadion, das sich die beiden Stadtrivalen auf dem Fußballplatz in Zukunft teilen müssen, der Stein des Anstoßes? Haben die beiden Toten vielleicht geheime Absprachen zu den Grundankäufen durch die Stadtgemeinde getroffen?

Als dann noch ein dritter Mann getötet, der nichts mit dem Rathaus zu tun hat, ermordet wird, ist guter Rat teuer.

Obiltschnig und Popatnig denken laut nach und erhalten von einer ungewohnten Stelle einen interessanten Hinweis. Was, wenn die drei Morde etwas Persönliches sind?

Meine Meinung:

Als halbe Kärntnerin und Fan von Andreas Pittlers Krimis hat mir dieser Krimi sehr gut gefallen. Ein bisschen schade finde ich, dass der Kärntner Dialekt dem (bundes)deutschen Publikums wegen kaum verwendet wird und auf hochdeutsch parliert wird. Die humorvollen Dialoge, in denen sich Obiltschnig und Popatnig die Bälle (oder wie man in Wien sagt: die Wuchteln) zuspielen, haben mich schmunzeln lassen.

Der schwarze Humor, den ich aus der Bronstein-Reihe kenne, blitzt immer wieder durch. So musste ich herzlich lachen, als zum Ende hin, die Klagenfurter wieder anrücken, die Polizeistation Ferlach einfach okkupieren und dabei ist das Verbrechen schon aufgeklärt.

Die Charaktere sind herrlich herausgearbeitet. Die gemütlichen Dorfpolizisten, die ihre Schäfchen kennen und gezielt Fragen stellen, stehen den Cowboys aus der Großstadt gegenüber, die letztlich beschämt die Heimreise antreten müssen.

Es dauert ein wenig, bis die Ermittlungen Erfolg haben und wir Leser sind der Polizei immer einen kleinen Schritt voraus. Für mich war bald klar, wer die drei Männer umgebracht hat. Das Motiv ist eine Summe von Kränkungen. Gut gefallen hat mir, dass das Privatleben der beiden eine eher untergeordnete Rolle spielt und nicht überhandnimmt.

Die Beschreibung von Ferlach und Umgebung macht Lust auf Urlaub in Kärnten, um auf der Koschuta oder dem Loibl zu wandern und einen Abstecher in die Landeshauptstadt zu machen.

Fazit:

Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung und gebe diesem Landkrimi vom Feinsten 5 Sterne.

Veröffentlicht am 30.04.2023

nichts für Zartbesaitete

Die marmornen Träume
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Mit diesem Buch ist dem französischen Autor Jean-Christophe Grangé ein Thriller gelungen, der drei höchst unterschiedliche Personen dazu zwingt, wider Willen miteinander zu kooperieren. Diese drei sind: ...

Mit diesem Buch ist dem französischen Autor Jean-Christophe Grangé ein Thriller gelungen, der drei höchst unterschiedliche Personen dazu zwingt, wider Willen miteinander zu kooperieren. Diese drei sind: der kleinwüchsige Psychoanalytiker und Traumdeuter Simon Kraus, der ehrgeizige SS-Mann Franz Beewen sowie die Psychiaterin Minna von Hassel, die gegen ihre eigenen Dämonen kämpft.

Der Autor entführt uns in das Berlin von 1939. Der Zweite Weltkrieg steht unmittelbar bevor. Eine junge Frau wird grausam ermordet. Die Aufklärung des Verbrechens führt Beewen zu Simon Kraus, da die Tote bei ihm in Behandlung stand. Noch bevor hier Licht ins Dunkel gebracht werden kann, gibt es einen noch eine Tote, der noch weiter folgen.

Die einzige Verbindung zwischen den Opfern scheint Simon Kraus zu sein, denn alle Opfer waren seine Klientinnen, in deren Träumen einen Kopf aus Marmor eine Rolle spielt. Wer oder was steckt hinter den Verbrechen? Handelt es sich um politische Morde? Können die illegal aufgenommenen Gespräche Simon entlasten?

Meine Meinung:

Wie wir es von Jean-Christophe Grangé gewöhnt sind, erzeugt er eine düstere Spannung, die die Leser kaum aus ihren Fängen lässt. Nur wenige ruhige Abschnitte lassen die Leser verschnaufen. Wer sich, wie ich, mit der Ideologie des NS-Regimes bereits auseinandergesetzt hat, ist klar im Vorteil, denn der brutale Umgang mit Menschen, die dem Weltbild des Nationalsozialismus nicht entsprechen, wird detailliert geschildert. Denn das, was die Ermittler wider Willen im Lauf der Zeit zu sehen bekommen, offenbart Abgründe der menschlichen Seele und die Verkommenheit eines völlig entmenschten Regimes.

„Einfach so. Spaßeshalber. Die heilige Grenze zwischen Leben und Tod ist inzwischen aufgehoben. Man kann alles ausprobieren, ohne eine Verurteilung oder eine Strafe fürchten zu müssen.“


Der Schreibstil ist wie immer düster und fesselnd. Manchmal schummeln sich moderne Ausdrücke in den Text, z.B. „Wir düsen ins Archiv“ (letzter Satz Kap. 55)

Fazit:

Diesem Thriller, der unter die Haut geht und nichts für schwache Nerven ist, gebe ich gerne 5 Sterne.