„Es gab so etwas wie eine neue Zeitzählung: v.C. und n.C. - vor Callas und nach Callas“ (Franco Zeffirelli, S. 224)
Eva Gesine Baur hat nach „Mozart“ (2016) und „Chopin“ (2012) sowie den Biografien über starke Frauen („Göttinnen des Jahrhunderts“ und „Einsame Klasse“), eine Biografie verfasst, die beides vereint: jene über Maria Callas.
Die Autorin zeichnet ein interessantes Bild der Opernsängerin, das sich im Spannungsfeld der privaten Maria und der beruflichen Callas bewegt. Manchmal habe ich fast den Eindruck von einer gespaltenen Persönlichkeit. Denn nicht alles, was die Diva so macht, passt der Maria. Die eine extrovertiert, die andere introvertiert und zurückhaltend. Die Ursache hierfür ist vermutlich in der Kindheit zu finden. Mehr oder weniger vaterlos wachsen Maria und ihre Schwester unter der Fuchtel der Mutter und ihrer Verwandtschaft auf. Recht bald ist klar, Maria verfügt über eine imposante Stimme, die es gilt, auszubilden. Mit eiserner Disziplin gelingt es, zum gefeierten Opernstar zu werden.
Sie tritt auf allen großen Opernbühnen auf, dreht unter der Regie von Franco Zeffirelli Opernfilme.
In Italien ist sie, die geborenen Amerikanerin mit griechischen Eltern, nicht der ausschließliche Star. Sie steht in Konkurrenz zu Renata Tebaldi. Die blonde Tebaldi verkörpert das „Liebliche“, während die Callas häufig für das Dunkle, das Dramatische, das Dämonische steht.
Der Ruhm, den die Callas nun ersingt, kann die Verletzungen der kindlichen Seele nicht heilen. Ihre ewige Suche nach einer Vatergestalt lässt sie die Ehe mit dem um 27 Jahre älteren Giovanni Battista Meneghini eingehen, die nicht allzu glücklich ist, da er ihr Geld verpulvert und zahlreiche Affären hat. Sie hat kein glückliches Händchen, was Männer betrifft. Sie schwärmt für die beiden homosexuellen Männer Luchino Visconti und Pier Paolo Pasolini. Als Callas den griechischen Reeder Aristoteles Onassis kennenlernt, geht ihre Affäre durch die Gazetten.
Nachdem ihre Stimme durch ihren ungesunden Lebensstil (zu viel Alkohol, Schlankheitsmittel etc.) nachlässt, beginnt der Abstieg der Diva. Aufgrund ihres widersprüchlichen Charakters zieht sie sich immer mehr zurück. Maria Callas stirbt 1977 einsam in Paris.
Ihre Stimme, auf zahlreichen Schallplatten verewigt, die Filme von Visconti und ihre dramatischen Opernauftritte, lassen die „Primadonna assoluta“ aber unvergesslich bleiben.
Meine Meinung:
Gesine Eva Baur gelingt es in dieser Biografie, die Diva in ihrer widersprüchlichen Erscheinung darzustellen: ohne Maria keine Callas.
Die Biografie lässt sich sehr gut lesen. Ergänzend zum Text geben 44 Abbildungen einen Einblick in das Leben der Sängerin. Zahlreiche bislang unbekannte Facetten des Lebens der Maria Callas zeugen von akribischer Recherche.
Das Buch ist hochwertig ausgeführt und eignet sich für Fans der großen Oper oder für Leser, die sich für berühmte Frauen interessieren, sehr gut als Geschenk.
Fazit:
Gerne gebe ich dieser gekonnt und fesselnd geschriebenen Biografie 5 Sterne und eine Leseempfehlung.