Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
online

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2023

Diva assoluta - Maria Callas

Maria Callas
0

„Es gab so etwas wie eine neue Zeitzählung: v.C. und n.C. - vor Callas und nach Callas“ (Franco Zeffirelli, S. 224)

Eva Gesine Baur hat nach „Mozart“ (2016) und „Chopin“ (2012) sowie den Biografien über ...

„Es gab so etwas wie eine neue Zeitzählung: v.C. und n.C. - vor Callas und nach Callas“ (Franco Zeffirelli, S. 224)

Eva Gesine Baur hat nach „Mozart“ (2016) und „Chopin“ (2012) sowie den Biografien über starke Frauen („Göttinnen des Jahrhunderts“ und „Einsame Klasse“), eine Biografie verfasst, die beides vereint: jene über Maria Callas.

Die Autorin zeichnet ein interessantes Bild der Opernsängerin, das sich im Spannungsfeld der privaten Maria und der beruflichen Callas bewegt. Manchmal habe ich fast den Eindruck von einer gespaltenen Persönlichkeit. Denn nicht alles, was die Diva so macht, passt der Maria. Die eine extrovertiert, die andere introvertiert und zurückhaltend. Die Ursache hierfür ist vermutlich in der Kindheit zu finden. Mehr oder weniger vaterlos wachsen Maria und ihre Schwester unter der Fuchtel der Mutter und ihrer Verwandtschaft auf. Recht bald ist klar, Maria verfügt über eine imposante Stimme, die es gilt, auszubilden. Mit eiserner Disziplin gelingt es, zum gefeierten Opernstar zu werden.
Sie tritt auf allen großen Opernbühnen auf, dreht unter der Regie von Franco Zeffirelli Opernfilme.

In Italien ist sie, die geborenen Amerikanerin mit griechischen Eltern, nicht der ausschließliche Star. Sie steht in Konkurrenz zu Renata Tebaldi. Die blonde Tebaldi verkörpert das „Liebliche“, während die Callas häufig für das Dunkle, das Dramatische, das Dämonische steht.

Der Ruhm, den die Callas nun ersingt, kann die Verletzungen der kindlichen Seele nicht heilen. Ihre ewige Suche nach einer Vatergestalt lässt sie die Ehe mit dem um 27 Jahre älteren Giovanni Battista Meneghini eingehen, die nicht allzu glücklich ist, da er ihr Geld verpulvert und zahlreiche Affären hat. Sie hat kein glückliches Händchen, was Männer betrifft. Sie schwärmt für die beiden homosexuellen Männer Luchino Visconti und Pier Paolo Pasolini. Als Callas den griechischen Reeder Aristoteles Onassis kennenlernt, geht ihre Affäre durch die Gazetten.

Nachdem ihre Stimme durch ihren ungesunden Lebensstil (zu viel Alkohol, Schlankheitsmittel etc.) nachlässt, beginnt der Abstieg der Diva. Aufgrund ihres widersprüchlichen Charakters zieht sie sich immer mehr zurück. Maria Callas stirbt 1977 einsam in Paris.

Ihre Stimme, auf zahlreichen Schallplatten verewigt, die Filme von Visconti und ihre dramatischen Opernauftritte, lassen die „Primadonna assoluta“ aber unvergesslich bleiben.

Meine Meinung:

Gesine Eva Baur gelingt es in dieser Biografie, die Diva in ihrer widersprüchlichen Erscheinung darzustellen: ohne Maria keine Callas.

Die Biografie lässt sich sehr gut lesen. Ergänzend zum Text geben 44 Abbildungen einen Einblick in das Leben der Sängerin. Zahlreiche bislang unbekannte Facetten des Lebens der Maria Callas zeugen von akribischer Recherche.

Das Buch ist hochwertig ausgeführt und eignet sich für Fans der großen Oper oder für Leser, die sich für berühmte Frauen interessieren, sehr gut als Geschenk.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser gekonnt und fesselnd geschriebenen Biografie 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.05.2023

Fesselnd bis zur letzten Seite

Gnadenlos im Bayerwald
0

Dieser Krimi ist der 5. Fall für Moritz Buchmann und das Team unter Melanie Güßbacher. Diesmal dauert es ein wenig bis der Ermittler in das Geschehen einsteigt, nur um von einem Tatort zum Nächsten eilen ...

Dieser Krimi ist der 5. Fall für Moritz Buchmann und das Team unter Melanie Güßbacher. Diesmal dauert es ein wenig bis der Ermittler in das Geschehen einsteigt, nur um von einem Tatort zum Nächsten eilen zu dürfen/müssen.

Die Story ist stellenweise gruselig, da die Ermordeten in gute alter keltischer Tradition gefoltert und verstümmelt werden. So wurde zweien auf einem Opferstein im Bayerwald das Herz herausgerissen und einer jungen Frau mit einem Brandeisen der sogenannte „Keltenknoten“ eingebrannt.

Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt den Ermittlern nicht, denn es kann jederzeit ein neues Opfer geben.

Moritz Buchmann muss seine ganze Erfahrung sowie seine Verbindungen nach Tschechien in die Waagschale werfen, um diese Mordserie aufzuklären.

Die Auflösung ist ein wenig überraschend und dennoch schlüssig.

Meine Meinung:

Der Ermittler Moritz Buchmann macht in dieser Reihe eine großartige Entwicklung durch. Vom angeschlagenen Alkoholiker wird er zu einem, mit allen Wassern gewaschenen, Ermittler. Nicht, dass es zu einem kitschigen Ende mit Hochzeit oder so kommt, nein, im Gegenteil, seine Freundin Claudia hat ihn zugunsten eines anderen Mannes verlassen, aber Moritz ist einfach gereift.

Ein interessanter Charakter ist auch Dr. Martina Richter, die Staatsanwältin, die quasi aus dem Nichts auftaucht. Moritz ist von ihr fasziniert und merkt lange Zeit nicht, welche Rolle sie hier spielt.

Die Leser sind den Ermittlern immer ein wenig voraus, denn sie erhalten durch die unterschiedlichen Perspektiven mehr und andere Einblicke. Damit die Sprünge durch Zeit und Raum nicht allzu verwirrend sind, sind die Kapitel mit dem Namen der gerade aktuellen Hauptfigur überschrieben.

Dieser 5. Band aus der Bayerwald-Reihe ist komplex, äußerst fesselnd und sowohl Leser als auch Ermittler müssen sich fragen, ob Recht auch mit Gerechtigkeit einhergeht.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem fesselnden 5. Fall für Moritz Buchmann 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.05.2023

Eine tolle Biografie einer bemerkenswerten Frau

Therese von Thurn und Taxis
0

Carolin Philipps hat sich in dieser Biografie einer Frau angenommen, die leider nicht ganz so bekannt ist, wie ihre berühmte Schwester Luise (1776-1810), die Königin von Preußen: Therese von Thurn und ...

Carolin Philipps hat sich in dieser Biografie einer Frau angenommen, die leider nicht ganz so bekannt ist, wie ihre berühmte Schwester Luise (1776-1810), die Königin von Preußen: Therese von Thurn und Taxis (1773-1839)

Beide Schwestern stammen aus dem Herzogtum von Mecklenburg-Strelitz. Beide leben in bewegten Zeiten, denn die Französische Revolution fegt den Adel in Frankreich hinweg und die nachfolgenden Napoleonischen Kriege verwüsten Europa. Die kleinen deutschen Fürstentümer werden nach Napoleons Gutdünken vergrößert, verkleinert, zu neuen Königreichen zusammengefasst - es bleibt also kein Stein auf dem anderen.

Nach dem Zusammenbruch des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (an dem die deutschen Fürstentümer nicht ganz unschuldig waren), verliert das Haus Thurn und Taxis das Reichspostmonopol und seine Besitzungen. Therese, eine höchst intelligente Frau, die sich auch nicht scheut, ihren phlegmatischen Ehemann zu übergehen, verhandelt mit dem Kaiser der Franzosen selbst. Er wird von ihr sagen »Die Fürstin ist der einzige Mann im Hause Thurn und Taxis!« was durchaus als Kompliment gewertet werden kann.

Nach der Niederlage Napoleons setzt sie auf dem Wiener Kongress (1814/15) zahlreiche Ansprüche für das Haus Thurn und Taxis durch. So erhält das Haus Entschädigungszahlungen für das entgangene Postmonopol. Ihr Salon ist zwar nicht so bekannt wie manch anderer, erfüllt aber ihren Zweck.

Meine Meinung:

Wie ich es von der Historikerin Carolin Philipps gewöhnt bin, gelingt es ihr vorzüglich, diese hochinteressante Frau mit all ihren Facetten darzustellen. Wie schon in den anderen Biografien, hat sie unheimlichen Rechercheaufwand getrieben. Das ist vielleicht der einzige Schönheitsfehler in diesem Buch, denn es ist mit Jahreszahlen gespickt und häufige (oft lange) Zitate aus dem umfangreichen Briefwechsel der Therese könnte manche Leser ein wenig abschrecken. Mir macht das nichts aus, lese ich doch so ziemlich alles, was über die Napoleonischen Kriege geschrieben wird/wurde.

Das Cover zeigt die Therese um 1810, gemalt von François Gérard, der viele Mitglieder der Familie Bonaparte porträtiert hat.

Fazit:

Eine detaillierte Biografie einer beeindruckenden Frau, die sogar Napoleon Bonaparte die Stirn geboten hat. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.05.2023

Fesselnd bis zur letzten Seite

Der letzte Auftrag
0

Dieser letzte Teil der Trilogie um die Spionin Ria Nachtmann spielt im Jahr 1989, wenige Wochen bevor die DDR aufgehört hat zu existieren.

Rias Tochter Annie hat ja in der DDR zurückbleiben müssen. Sie ...

Dieser letzte Teil der Trilogie um die Spionin Ria Nachtmann spielt im Jahr 1989, wenige Wochen bevor die DDR aufgehört hat zu existieren.

Rias Tochter Annie hat ja in der DDR zurückbleiben müssen. Sie hat das aufmüpfige Temperament ihrer Mutter geerbt. Gemeinsam mit dem Journalisten Michael und einigen anderen couragierten Bürgern versuchen sie, durch Demos die Regierung zum Nachgeben zu zwingen. Leider mit wenig Erfolg. Allerdings sind auch nicht mehr alle Mitglieder der Stasi und/oder Vopos mit dem Regime einverstanden.

Langsam aber sicher steuert die DDR auf ihr Ende zu, nicht ohne noch vorher ihren Bürgern Gewalt anzutun.

Als dann der frühere Außenminister und Leiter der KoKo, Alexander Schalck, in den Westen fliehen will, bekommt Ria Nachtmann ihren letzten Auftrag. Welche Geheimnisse verbirgt Schalck?

Meine Meinung:

Der hohe Spannungsbogen konnte auch im dritten Teil gehalten werden. Wir wissen zwar, wir die Geschichte ausgegangen ist, die vielen kleinen Nadelstiche der enttäuschten, betrogenen und wütenden Bürger sind mir nicht ganz so geläufig. Die kleine, geflüsterte Bemerkung einer alten Frau „Das ist ja wie bei den Nazis.“ trifft den Nagel auf den Kopf.

Ich denke, es wird noch mindestens eine Generation brauchen, um das wahre Ausmaß der Verbrechen am eigenen Volk aufarbeiten zu können. Viele, die hier mitgewirkt haben leben noch, einige sind vermutlich so indoktriniert, dass sie keine anderen Gedanken zulassen (können).

Wie wir es von Titus Müller gewohnt sind, verquickt er Fakten mit Fiktion in besonderer Art. Zahlreiche Ereignisse haben in ähnlicherweise stattgefunden. Einzelne Charaktere sind aus Erlebnissen mehrerer Personen zusammengestellt worden.

Um die Handlungen in diesen dritten Band gut verstehen zu können, ist es ratsam, beim ersten Band „Die fremde Spionin“ zu beginnen.

Fazit:

Ein furioses Finale der Trilogie und das Ende einer Gewaltherrschaft mitten in Europa. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 07.05.2023

Fesselnd bis zur letzten Seite

Falsche Freunde
0

Nach „Der freie Hund“ und „Der Tintenfischer“ darf Commissario Morello, der Sizilianer, der zu seinem eigenen Schutz nach Venedig zwangsversetzt worden ist, in diesem nunmehr dritten Fall ermitteln.

Das ...

Nach „Der freie Hund“ und „Der Tintenfischer“ darf Commissario Morello, der Sizilianer, der zu seinem eigenen Schutz nach Venedig zwangsversetzt worden ist, in diesem nunmehr dritten Fall ermitteln.

Das Thema ist spannend, denn einiges davon geistert in den Köpfen so mancher Leute tatsächlich herum: Raus mit den Tagestouristen, raus mit allen jenen, die wenig Vermögen besitzen. Venedigs Schönheit (oder was davon übrig geblieben ist) soll konserviert und nur mehr den Vermögenden und jenen, die einen oder mehrere Dogen in ihrer Ahnenreihe aufzuweisen haben, zur Verfügung stehen. Also eine Art Disney-Land, das vom Flughafen mittels U-Bahn leicht erreichbar ist. Um an dieses Ziel zu kommen, müssen natürlich zahlreiche Politiker bestochen werden. Hierzu bedient sich die, ich nenne sie einmal, „Investorengruppe“ eines Buchhalters mit Namen Paolo Salini.

Doch als Salini eines Morgens ermordet aufgefunden wird und Morello mit der Aufklärung des Verbrechens betraut wird, klingeln in der Investorengruppe alle Alarmglocken. Denn nicht nur, dass Morello als unbestechlicher und integrer Ermittler bekannt ist, ist auch noch das Bestechungsgeld verschwunden und das Projekt in Gefahr. Was liegt daher nahe? Genau, Morello, der Sizilianer, muss weg. Doch Morello, der sich nach wie vor nach Sizilien zurücksehnt, ist mit allen Wassern gewaschen. Zwar geht er seinen Vorgesetzten und Kollegen mit seiner Ansicht, das organisierte Verbrechen hat auch in Venedig Fuß gefasst ziemlich auf die Nerven, doch ganz Unrecht hat er ja nicht.

Gemeinsam mit Ispettore Anna Klotze, die ein Geheimnis mit sich herumträgt und einen ehemaligen Taschendieb, nimmt er die Herausforderung an. Nebenbei müssen sich Morello und seine Kollegen mit einem Versuch, Taschendiebe mittels KI also Künstlicher Intelligenz, aufzuspüren herumschlagen. Ob das der Verschleierung des eigentlichen Verbrechens dient?

Meine Meinung:

Morello, dessen Frau und deren ungeborenes Kind bei einem Bombenanschlag, der ihm gegolten hat, ums Leben gekommen sind, sehnt sich nach wie vor nach Sizilien zurück. Er kann dem kalten Norden genau gar nichts abgewinnen. Diesmal scheint die Rückkehr möglich, denn man stellt sie ihm in Aussicht, wenn er nur diesen Fall positiv abschließt. Mein Gefühl sagt allerdings etwas anderes, denn das Geheimnis, das Anna Klotze mit sich herumschleppt, macht nicht nur mich, sondern auch Morello mehr als neugierig. Außerdem habe ich den Eindruck, dass die in Aussicht gestellte Heimkehr nur wie die sprichwörtliche Karotte von Morellos Nase baumelt. Aber, man wird sehen.

Schmunzeln musste ich über die „Zusammenarbeit“ der Taschendiebe Venedigs mit der Polizei, die sich von der KI nicht gängeln lassen will.

Ich mag Commissario Morello obwohl er mir manchmal mit seiner Abneigung gegen den Venedig auf die Nerven geht. Grundsätzlich kann ich ihn ja verstehen, dass er den Tod seiner Familie noch nicht verarbeitet hat und nichts lieber täte, als den/die Drahtzieher dieses Verbrechens zur Rechenschaft zu ziehen. Stattdessen muss er im kalten Norden leben. Allerdings hält das Leben hin und wieder auch für ihn eine Überraschung bereit.

Was zunächst wie ein schlechter Scherz anmutet, ist leider Realität. Wie das Autorenduo Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo im Nachwort berichtet, liegen solche und ähnliche Ideen vor. Daraus einen fesselnden Krimi zu machen, hat mir sehr gut gefallen.

»Die Pläne zur Umgestaltung Venedigs muten nur auf den ersten Blick absurd an. Nach unseren Recherchen existieren sie wirklich. Wenn unser Buch hilft, diese Pläne zu durchkreuzen, haben wir den richtigen Job gemacht.«

Dieser dritte Fall ist wie immer penibel recherchiert und bindet auch aktuelle politische Geschehen mit ein.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem authentischen und fesselnd geschriebenen Krimi 5 Sterne und eine Leseempfehlung.