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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2017

Großartiger Serienauftakt

Die Abenteuer des Apollo 1: Das verborgene Orakel
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Der Autor der Percy Jackson Reihe, Rick Riordan, meldet sich mit neuen Abenteuern zurück. Allerdings steht dieses Mal nicht Percy Jackson im Mittelpunkt seiner Geschichte, sondern Apollo, griechischer ...

Der Autor der Percy Jackson Reihe, Rick Riordan, meldet sich mit neuen Abenteuern zurück. Allerdings steht dieses Mal nicht Percy Jackson im Mittelpunkt seiner Geschichte, sondern Apollo, griechischer Gott des Bogenschießens und der Heilkunst (und noch so einiges mehr).
Zur Handlung
Die Geschichte beginnt damit, dass Apollo bei seinem Vater Zeus in Ungnade gefallen ist und zur Strafe in einen Sterblichen verwandelt wurde, der sich nun auf der Erde durch die Erfüllung von Aufgaben würdig erweisen muss, wieder seinen Status als griechischer Gott auf dem Olymp einnehmen zu dürfen. Wie der Titel es bereits ankündigt, beginnt für Apollo einer Zeit der Abenteuer.
Meine Meinung
Nachdem Apollo sich gerade am Anfang noch arg in Selbstmitleid suhlt und es eigentlich nicht fassen kann, was da mit ihm passiert ist, entwickelt er sich im Laufe der Geschichte doch tatsächlich zu einem liebenswerten Charakter. Klar, so ganz kann er seine Charakterzüge wie Eitelkeit und einen gewissen Hang zur Dramatik nicht ablegen, aber irgendwie war es schön ihm dabei zuzusehen, wie er nicht nur mit einem sterblichen Körper, sondern auch einer neuen Perspektive und neuen Emotionen umgehen muss. So trifft er im Camp auf drei seiner Kinder (Will, Kayla und Austin) – und muss sich damit auseinandersetzen, dass ihm klar wird, dass er als Vater bisher nicht unbedingt geglänzt hat.
Apollo erzählt seine Geschichte selbst, aus der Ich-Perspektive, was dafür sorgt, dass er seine eigenen Taten und Erfahrungen auch mit einer für den Leser sehr amüsanten Tonspur kommentiert. Der erste Teil seines Abenteuers ist spannend und am Horizont ist am Ende des Buches quasi schon das nächste Abenteuer zu erkennen, auf das ich mich unglaublich freue.
Percy Jackson kommt in „Die Abenteuer des Apollo“ zwar auch noch vor, allerdings meiner Meinung nach eher in Form einer Gastrolle. Für mich hat das den Lesespaß in keiner Weise beeinträchtigt, im Gegenteil, ich fand es eigentlich ganz schön, dass sich die Geschichte rund um die griechische Mythologie nun auf einen anderen Charakter fokussiert.
Von mir erhält „Die Abenteuer des Apollo – Das verborgene Orakel“ volle fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 05.10.2017

Aufwühlender Roman

Underground Railroad
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Bei dem Roman „Underground Railroad“ von Colson Whitehead habe ich mich für die Hörbuchfassung, gelesen von Helene Grass, entschieden und ein paar wirklich spannende und aufreibende Stunden damit zugebracht, ...

Bei dem Roman „Underground Railroad“ von Colson Whitehead habe ich mich für die Hörbuchfassung, gelesen von Helene Grass, entschieden und ein paar wirklich spannende und aufreibende Stunden damit zugebracht, mir Coras Geschichte anzuhören.

Zum Inhalt
Die Geschichte beginnt eigentlich mit Coras Großmutter, die auf einem Sklavenschiff nach Amerika gebracht wird und dort als Sklavin ihr Leben auf einer der zahlreichen Baumwollplantagen verbringt. Dort wird ihre Tochter geboren, die wiederum ihre eigene Tochter, Cora, dort zur Welt bringt. Das Leben auf der Plantage ist hart, bestimmt von der Willkür und Brutalität der Plantagenbesitzer und der Aufseher. Als ihr von Caesar, der ebenfalls als Sklave auf der Baumwollplantage lebt, vorgeschlagen wird, mit Hilfe der Underground Railroad zu fliehen, ergreift Cora diese Chance.

Meine Meinung
Bevor ich das Buch gelesen bzw. gehört habe, war mir zwar das Thema der Sklavenarbeit in den Südstaaten von Amerika bekannt, allerdings hatte ich noch nie etwas von der Underground Railroad gehört. In Colson Whiteheads Roman ist die Underground Railroad tatsächlich ein unterirdisches Schienennetz, die geflohenen Sklaven werden von unterirdischen Zügen von einem Ort zum nächsten gebracht. Ein wenig Recherche hat ergeben, dass es sich bei der tatsächlichen Underground Railroad eher um ein informelles Netzwerk von Gegnern der Sklavenhaltung handelte, die die Begriffe rund um die Zugfahrt dazu nutzten, um miteinander zu kommunizieren.
Colson Whiteheads Variante von den unterirdisch fahrenden Zügen und den verschiedenen Zugstationen, in denen sich Cora und zum Teil ihr Begleiter Caesar wiederfinden, hat mir jedoch auch sehr gut gefallen. Die Stationsvorsteher und Helfer der Underground Railroad sind ein Lichtschimmer in der ansonsten sehr bedrückenden Handlung des Romans. Cora macht sich auf die Suche nach der Freiheit, die man ihr, von Geburt an, vorenthalten hat. Schonungslos wird dem Leser vor Augen geführt, was es bedeutet hat, zur damaligen Zeit ein Sklave zu sein. Man schöpft mit Cora Hoffnung, um diese wieder zerschlagen zu sehen, drückt ihr die Daumen, dass ihre Reise doch noch ein gutes Ende nehmen wird. Das Buch ist definitiv keine leichte Kost, das Thema berührt und wühlt einen auf und damit ist es Colson Whitehead meiner Meinung nach gelungen, einen starken, aussagekräftigen Roman zu schreiben, der ein trauriges Kapitel in der Geschichte beleuchtet.
Helene Grass hat mir als Sprecherin für diese Geschichte zudem außerordentlich gut gefallen. Sie hat eine angenehme Stimme und ich hatte, obwohl die Geschichte nicht aus der Ich-Perspektive erzählt wird, das Gefühl, dass es Cora ist, die diese Geschichte erzählt.

Von mir erhält „Underground Railroad“ fünf von fünf Sternen und eine absolute Leseempfehlung bzw. Hörempfehlung!

Veröffentlicht am 03.10.2017

Spannend bis zum Schluss

Palast der Finsternis
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Als ich erfahren habe, dass mit „Palast der Finsternis“ ein neuer Roman von Stefan Bachmann erscheinen würde, habe ich mich riesig gefreut. Da ich ein bekennender Fan seiner ersten beiden Romane („Die ...

Als ich erfahren habe, dass mit „Palast der Finsternis“ ein neuer Roman von Stefan Bachmann erscheinen würde, habe ich mich riesig gefreut. Da ich ein bekennender Fan seiner ersten beiden Romane („Die Seltsamen“ und „Die Wedernoch“) bin, hatte ich entsprechende positive Erwartungen an „Palast der Finsternis“, die voll und ganz erfüllt wurden.

Zur Handlung
Im Mittelpunkt der Handlung steht eine Gruppe Jugendlicher, die an einer Expedition zu Untersuchung eines unter der Erde erbauten und lange Zeit verschütteten Palast aus der Zeit der französischen Revolution teilnehmen sollen. Dabei erwartet die Jugendlichen ein weitaus größeres Abenteuer als sie erwartet hätten.

Meine Meinung
Stefan Bachmann hat meiner Meinung nach einen absolut wundervollen Schreibstil, der wie auch schon in den ersten beiden Romanen des Autors dazu beiträgt, dass die Geschichte sich sehr flüssig liest und man so richtig in die Handlung eintauchen kann. Davon abgesehen versteht er es, Spannungsbögen aufzubauen, die es einem schwermachen, das Buch beim Lesen wieder aus der Hand zu legen. Sobald die Handlung einmal an Fahrt aufgenommen hatte, wollte ich unbedingt weiterlesen und erfahren, wie es mit Anouk, Will, Lilly, Jules und Hayden weitergeht.
Die Geheimnisse und Schrecken des unterirdischen Palastes werden nach und nach aufgedeckt – zum einen durch die Gruppe Jugendlicher im Hier und Jetzt und zum anderen durch die älteste Tochter der Familie du Bessancourt, Aurélie, die in den Revolutionswirren mit ihrer Familie Zuflucht in dem unterirdischen Palast sucht. Die Informationen aus der Vergangenheit tragen meiner Meinung nach eindeutig dazu bei, den Schrecken und die Spannung im Gegenwartshandlungsstrang extrem hoch zu halten.
Von mir erhält „Palast der Finsternis“ daher fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 14.08.2017

Absolut begeistert!

Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow Roman
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Mit „Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow“ hat Rainbow Rowell die Buchreihe rund um den Erben des Magiers, Simon Snow, die in ihrem anderen Roman „Fangirl“ von nicht unerheblicher Bedeutung ...

Mit „Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow“ hat Rainbow Rowell die Buchreihe rund um den Erben des Magiers, Simon Snow, die in ihrem anderen Roman „Fangirl“ von nicht unerheblicher Bedeutung für Cath, die Hauptperson von „Fangirl“ sozusagen mit einem letzten Band veröffentlicht. Beim Lesen der Geschichte von Simon, Baz, Penny und Co. hatte ich einfach unglaublich viel Spaß. Wer eine andere, sehr bekannte Buchreihe über ein Waisenkind, dass plötzlich erfährt, dass es ein Zauberer ist und über Magie verfügt, kennt, wird eventuell einige Parallelen in der Geschichte wiedererkennen. Aber Rainbow Rowell hat mit „Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow“ auch ein ganz eigenes Leseerlebnis geschaffen. Neben Vampiren, Drachen, Orakeln kommen in diesem Roman auch ganz eigene magische Wesen wie Wasserwölfe und Bratzen vor. Die Welt der Zauberer, die sich irgendwie auch mit der Welt der „Normalen“ überschneidet und in der Zauberkraft durch die Macht angewandt wird, die bestimmten Worten und Redewendungen innewohnt, war zum Teil wirklich faszinierend.

Meine absoluten Lieblingscharaktere waren Simon und Baz. Simon ist generell ein sehr liebenswürdiger Charakter, auch wenn die Anwendung von Magie eindeutig nicht seine Stärke ist, obwohl er über ein riesiges Ausmaß an magischer Energie verfügt. Und auch Baz war mir extrem sympathisch, auch wenn er eigentlich der Schurke sein soll, der Simon Snow das Leben schwermacht. Die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden war einfach nur total schön. Einzig Agatha fand ich nicht unbedingt besonders sympathisch. Besonders herausgestochen hat für mich neben Simon und Baz allerdings Ebb, die Ziegenhirtin auf dem Schulgelände.

Gegen Ende des Romans nimmt der Spannungsbogen noch einmal richtig Fahrt auf, der übrige Teil des Buches lebt allerdings eher von den Herausforderungen, mit denen sich die einzelnen Charaktere konfrontiert sehen und den daraus entstehenden Emotionen.

Ich jedenfalls fand es schade, mit der letzten Seite des Buches ein Stück weit Abschied von den liebgewonnenen Charakteren nehmen zu müssen. Rainbow Rowell hat in ihrem wundervollen Schreibstil eine magische Geschichte verfasst, die mich einfach begeistert hat. Daher bewerte ich den Roman auch mit vollen 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 14.08.2017

Fesselnde Dystopie

Die Gabe
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„The Power“ von Naomi Alderman gehört meiner Meinung nach durchaus ins Genre “Dystopie”, denn zu Beginn der Geschichte entwickeln Frauen die Fähigkeit, Elektrizität zu erzeugen und dadurch anderen Menschen ...

„The Power“ von Naomi Alderman gehört meiner Meinung nach durchaus ins Genre “Dystopie”, denn zu Beginn der Geschichte entwickeln Frauen die Fähigkeit, Elektrizität zu erzeugen und dadurch anderen Menschen Stromschläge verpassen zu können. Sind es zu Beginn erst einige wenige Frauen, die über diese neue Fähigkeit verfügen, so breitet sich das Phänomen rasend schnell aus – über den ganzen Globus hinweg.

In einer bis dahin weitgehend von Männern beherrschten Welt stellt diese Entwicklung die Machtverhältnisse gründlich auf den Kopf. Dabei schafft es Naomi Alderman im Verlauf des Romans, mehrere gesellschaftskritische Seitenhiebe in ihre Geschichte einfließen zu lassen.

Die Geschichte selbst wird hauptsächlich auch der Sichtweise von vier Personen geschildert: Da ist Roxy, die uneheliche Tochter eines Gangsterbosses, die aufgrund ihrer neuen Kräfte einen Platz in der Familie ihres Vaters erhält; Allie, die sich aus ihrer furchtbaren Lage bei ihren Adoptiveltern befreit und für einen neuen religiösen Kult verantwortlich wird; Margot, eine Politikerin und Tunde, ein Journalist und der einzige männliche Hauptprotagonist. Später in der Handlung kommen auch andere Charaktere zu Wort, aber die Handlung begleitet hauptsächlich diese vier Personen durch die Entwicklungen über die Jahre hinweg.
Einige der Handlungsstränge, die zu Beginn noch nichts miteinander zu tun haben, laufen später zusammen – so ergibt sich ein Gesamtbild der Folgen, die durch die neuen Kräfte der Frauen verursacht werden. Denn diese Entwicklung sorgt nicht etwa für ein ausgewogenes Kräftegleichgewicht. Das neue Frauenbild, dass Naomi Alderman nach der Entwicklung dieser Kräfte beschreibt, ist kein schmeichelhaftes. Die Männer fühlen sich nicht nur durch diese neue Verteilung von Macht bedroht – auch die Frauen fürchten, dass die Männer zu einem Gegenschlag ausholen werden, um die „alte Ordnung“ wiederherzustellen. Der Konflikt zwischen beiden Gruppierungen spitzt sich zu, die Rechte von Männern werden durch weibliche Regierungen mehr und mehr eingeschränkt – kurzum, die Frauen verhalten sich mindestens genauso schlimm, teilweise noch schlimmer, als es die Männer vor ihnen getan haben.
Die Protagonisten sind dabei nicht alle sympathisch. Tunde, der die Entwicklung der Ereignisse als Reporter rund um den Globus begleitet, war mitunter noch der sympathischste in der Reihe an Charakteren. Und überraschenderweise habe ich auch mit Roxy mitgefiebert, die, im Vergleich mit anderen Charakteren, überraschenderweise noch am menschlichsten geblieben ist. Mit Margot, der Politikerin, konnte ich mich nicht wirklich identifizieren – das mag vielleicht auch daran gelegen haben, wie sie mit ihrer ältesten Tochter umgeht.

Insgesamt ist „The Power“ keine leichte literarische Kost – und das liegt nicht daran, dass ich das Buch im englischen Original gelesen habe. Mit dem englischen Originaltext kam ich ganz wunderbar zurecht.

Das Buch ist spannend, obwohl ich es nicht als typischen Thriller sondern wirklich eher als Dystopie beschreiben würde. Stück für Stück entfaltet sich die Geschichte – und wer zwischen den einzelnen Abschnitten die Zeitangaben verfolgt, der wird merken, dass dort eine Art Countdown läuft – die Frage ist nur, was passiert, wenn die Zeit abgelaufen ist?

Ich vergebe fünf von fünf Sternen, weil mich die Handlung bis zum Schluss fesseln konnte und man auch, nachdem man das Buch ausgelesen hat, noch lange über die in der Handlung enthaltene Gesellschaftskritik nachdenken wird.