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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2023

Ausgeträllert

Ausgeträllert
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Samantha Sauer arbeitet hauptberuflich als Immobilienmakler, ist alleinziehend und wohnt mit ihrer Teenager-Tochter wieder bei ihrer Mutter. Weil das Geld manchmal arg knapp ist, arbeitet sie nebenbei ...

Samantha Sauer arbeitet hauptberuflich als Immobilienmakler, ist alleinziehend und wohnt mit ihrer Teenager-Tochter wieder bei ihrer Mutter. Weil das Geld manchmal arg knapp ist, arbeitet sie nebenbei als Privatdetektivin für Frauen, die ihren Ehemännern auf die Finger gucken lassen (und die Scheidung anstreben).

Eine Freundin ihrer Mutter ist die Gräfin Cosima von und zu Waldenstein mit Strizzi, einem leinenführigen Kater, sehr verschmust. Die Gräfin ist im guten Sinn leicht verkorkst. Das Gespann Mutter-Gräfin arbeitet Samantha gerne zu. Und macht das sensationell genial. Ein Opernstar bricht sich auf der Treppe der Oper das Genick, komisch nur, dass auf ihrem Stiletto-Absatz Blut klebt. Die Polizei tippt anscheinend auf Unfall, Samantha auf Mord.
Wie sich das Ganze – teils urkomisch und doch immer auf der richtigen Spur – entwickelt, schwankt zwischen gutem Krimi und familiären Interessenskonflikten. Noch dazu scheint der Herr Kommissar ein Auge auf Samantha zu werfen, sie auch eins auf ihn, obwohl sie nix mit einem Mann anfangen will solange ihr Tochter noch bei ihr wohnt.
Humorvoll, temporeich und mit gut gesetzten Spannungsbögen liest sich dieser Krimi sehr schnell durch. Bin gespannt auf einen weiteren, der an der Walfischgasse spielt!

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Atmosphärisch dicht

Die Frauen von Capri – Im blauen Meer der Tage
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Catia lernt die rüstige knapp Achtzigjährige Elisa kennen, im Krankenhaus, sie liegen beide in einem Zimmer. Catia hat italienische Vorfahren und spricht leidlich italienisch. Elisa hat seit jeher einen ...

Catia lernt die rüstige knapp Achtzigjährige Elisa kennen, im Krankenhaus, sie liegen beide in einem Zimmer. Catia hat italienische Vorfahren und spricht leidlich italienisch. Elisa hat seit jeher einen eigenen Kopf, eine Tatsache, die ihr Vater früher verwerflich fand. Und sie möchte nicht im Hospital sterben sondern in ihrem alten Zuhause, auf Capri.

Sie hört sich Catias Geschichte an, den Stress mit ihrem egozentrischen Freund bei dem sie immer diejenige ist, die zurückstecken muss. Und bereitet ihr ein unwiderstehliches Angebot. So landen beide Frauen aus sehr unterschiedlichen Gründen im Frühling auf Capri. Catia als Gesellschafterin.
Was sich anfänglich nach einem vergnüglichen Roman anliest, entpuppt sich teilweise als solcher. Catia erlebt bei Einkäufen im Hauptort nahe der Villa so manches Ungemach als sie die Schwester von Elisa kennenlernt und deren Neffe. Letzterer nimmt die Anwesenheit seiner Mutter mit Humor, aber seine Tante keift und hat ihre Gründe. Man lernt Capri in den 1930-er/-40-er Jahre kennen – durch Elisas Geschichte. Und man lernt die Küche, die Sitten früher und heute auf der Insel und dem Festland kennen. Es ist ein vielschichtiger, gut verfasster Roman, den man nicht erst spätnachmittags oder gar abends anfangen sollte zu lesen. Er lässt einen nicht mehr los. Atmosphärisch dicht mit perfekt gesetzten Spannungsbögen und einer wunderbaren Geschichte.

Veröffentlicht am 15.05.2023

Florentia

Florentia - Im Glanz der Medici
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Die Medici herrschten Jahrelang über Florenz, sie handelten, wechselten Geld, waren adlig und verstrickten sich in so manche Handlungen. Zur Zeit des Romans erleben sie ihre Hochblüte und kämpfen darum ...

Die Medici herrschten Jahrelang über Florenz, sie handelten, wechselten Geld, waren adlig und verstrickten sich in so manche Handlungen. Zur Zeit des Romans erleben sie ihre Hochblüte und kämpfen darum ihre inoffizielle Vorherrschaft zu behalten. Noah Martin versucht sowohl der Familie Medici als auch dem damaligen Treiben in Florenz als auch den vielen, verschiedenen Kaufleuten gerecht zu werden. Dazu gehören sowohl Konkurrenten der Medici als auch die heute so bekannten Künstler der Renaissance.

Die Geschichte ist stark! Sie verknüpft die Persönlichkeiten Lorenzo di Medici und seinen Bruder mit dem Wirken von da Vinci und Botticelli so, dass ich nach dem Lesen die nächste Reise nach Florenz buchen wollte. Die Hauptfigur ist Fioretta, eine fiktive Figur ohne Geld, ohne Ruhm aber mit Ehre am Leib und Witz. Es ist schwer zu beschreiben, aber Fioretta reißt einiges heraus. Martin versucht es allen Recht zu machen und das klappt oft nicht, aber die fiktive Person hebt sich wohltuend hervor. Es fehlt an Spannungsbögen, aber das Bild der Zeit wird gut dargestellt.

Veröffentlicht am 25.04.2023

Mit Tiefgang und Witz

Die Insel der Orangenblüten - -
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Greta ist die jüngste der drei Schwestern nach Gina und Lorena. Sie ist zugleich als seltsame Frau verschrien, aber die einzige Tochter, die bei ihrem Vater geblieben ist. Auf der Isola Maggiore im See ...

Greta ist die jüngste der drei Schwestern nach Gina und Lorena. Sie ist zugleich als seltsame Frau verschrien, aber die einzige Tochter, die bei ihrem Vater geblieben ist. Auf der Isola Maggiore im See Trasimeno als leidenschaftliche Köchin im Restaurant der Familie. Gina kocht auch, aber in Hamburg. Und Lorena war und ist eine Streberin, erfolgreiche Anwältin, Mutter und Gattin, sie hat ihre Zügel fest im Griff. Bis sich die Schwestern bei der Beerdigung ihres Vaters begegnen.

Statt drei Handlungssträngen sind es nur zwei. Greta steht im Mittelpunkt und Gina kommt später hinzu, Lorena mischt vom Rand her mit und bringt Pepp hinein. Greta hat erlebt, was mit ihr Mutter geschah bevor diese verschwand. Da war sie sieben Jahre alt. Es gab in der Familie immer ein „davor“ und „danach“. Dies klärt sich am Ende des Romans, als Gretas Erinnerung erwacht. Greta ist spröde, intelligent und beileibe keine alte Jungfer, wie viele im Dorf meinen. Gina hat finanzielle Probleme und weiß nicht so recht, wohin mit sich als ihr Vater stirbt. In Italien bleiben? Um Gottes willen! Zurück nach Hamburg, urks. Nun ja, sie entscheidet sich erst Mal für die große Schwester und das erweist sich nicht unbedingt als Segen.
Es ist ein Familienroman, der mich von der ersten Seite an in seinen Bann zog und mir einen Lesesamstag bescherte. Ab aufs Sofa und geistig nach Umbrien (unbekannterweise) abtauchen. Von Hannibals Niederlage ist hier nicht die Rede, aber von Nixen, seltsamen Geschenken und einem Vater, der lieber schwieg als sich austauschte oder gar Erinnerungen aufleben ließ. Mit diesen unausgesprochenen Dingen kämpfen seine Töchter, jede auf ihre eigene Art seit Jahren ohne zu wissen, dass das jeweilige „es“ daran liegt. Weil Greta manchen Dingen nun auf den Grund geht, quasi sich angestupst fühlt, müssen alle Beteiligten mit, irgendwie. Und das löst unterschiedliche Lawinen aus. Beim Pfarrer, bei der altjüngferlichen Tante, beim Fischer und der Supermarktbesitzerin, sogar beim Denkmalschutzbeauftragten.
Es entstand ein sehr anregender Roman. Mit Tiefgang.

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Veröffentlicht am 25.04.2023

Gut zu lesen

Die Inselschäferin
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Hanno bewirtschaftet die Schäferei auf Norderney als alleinerziehender Vater zweier Kinder. Seitdem seine Frau gestorben ist, zerreißt er sich förmlich zwischen seinen Schafen und Kindern, der Hofladen ...

Hanno bewirtschaftet die Schäferei auf Norderney als alleinerziehender Vater zweier Kinder. Seitdem seine Frau gestorben ist, zerreißt er sich förmlich zwischen seinen Schafen und Kindern, der Hofladen und die Käserei bleiben dabei manchmal auf der Strecke. Ruth war mal Anwältin, hat gerade eine Weltreise hinter sich und möchte endlich irgendwo dauerhaft ankommen ohne ihren Lebensstil gänzlich aufgeben zu müssen. Als ihre Freundin sie einlädt, kommt sie auf Norderney unter.

Das Ruth mal einen geistigen Beruf ausgeübt hat, merkt man ihr auf den ersten Seite nicht an. Sie wirkt tatkräftig, möchte mit den Händen arbeiten und als sich die Gelegenheit bietet, im Hofladen der Schäferei auszuhelfen, greift sie freudig zu. Mit Hanno versteht sie sich gut, die Kinder mögen sie. Aber einige Dinge gehen ihr viel zu schnell. und das sind nicht die typischen in Liebesromanen. Es geht teils um Profanes, teils aber auch um eigene Prinzipien. Und nicht nur bei ihr sondern auch bei ihm und den Kindern. Letztere gehören dazu ohne zu viel eigenen Raum einzunehmen.

Die Hauptfigur ist Ruth. Mit ihr bekommt man ein wenig von der Insel und dem Leben ihrer Freundin Nela mit. Sie packt an, denkt mit und als sie merkt, was in der Schäferei nicht möglich ist, denkt sie weiter und schafft sich einen eigenen Werkraum. Wie sie das macht und was sich entwickelt, mit ihr sowie zwischen ihr und Insulanern, ist anregend zu lesen. Weit davon entfernt, ein totales Wolkenkuckucksheim zu werden oder eine langweilige „Inselgeschichte“.
Alle Figuren sind gut beschrieben, dazu sind die Spannungsbögen gut gesetzt und der Roman weder zu tiefgehend noch seicht, aber von einer Bettlektüre weit entfernt. Der Titel führt in die Irre, der Schäfer ist ein Schäfer. Was aus Ruth wird, lest bitte selbst 😉
Ich würde mich freuen, mehr von Emma Jacobsen zu lesen.

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