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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2023

Gelungene Fortsetzung

City of Dreams
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Nach "City on Fire" ist "City of Dreams" der zweite Teil der Mafia-Trilogie von Don Winslow. Die Handlung knüpft nahtlos an den ersten Teil an. Dany Ryan ist einer der Unterbosse der irischen ...

Nach "City on Fire" ist "City of Dreams" der zweite Teil der Mafia-Trilogie von Don Winslow. Die Handlung knüpft nahtlos an den ersten Teil an. Dany Ryan ist einer der Unterbosse der irischen Mafia von Rhode Island. Nachdem er mit seiner "Familie" den Krieg gegen die konkurrierenden Italiener verloren hat, ist er auf der Flucht und möchte anständig werden. Die Tatsache, dass er mitten in eine Hollywood-Produktion und in den Focus der Medien gerät, ist nicht gerade hilfreich dabei, unter dem Radar zu bleiben.

Hier geht es etwas entspannter zu als im ersten Teil, es fließt nicht ganz so viel Blut. Trotzdem ist die Geschichte spannend, Flucht und Ausstieg Dannys aus dem Mafiosi-Leben sind sehr nachvollziehbar dargestellt. An Dannys Gedankenwelt konnte ich dank der einfühlsamen Schilderungen Winslows gut teilhaben. Auch die Darstellung der Dreharbeiten in Hollywood scheint mir authentisch, ich kann mir gut vorstellen, dass es dort so oder ähnlich zugeht. Wie schon im ersten Band scheint hier wieder akribische Recherche zugrunde zu liegen.
Amüsant und ein wenig schräg fand ich die Schilderung der "Messdiener", die bis zum Schluss zu Dannys Gang gehören und trotz der Gefahr, in der sie schweben, völlig unbedacht in den Tag hinein leben.
Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung, in der ich hoffentlich lesen darf, wie Danny seine Beziehung zu seinem Sohn ebenso weiter ausbaut wie die zu seiner Mutter.
Diesen Mittelteil der Trilogie kann ich jedenfalls genau so wie seinen Vorgänger wärmstens empfehlen.


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Veröffentlicht am 16.05.2023

Für Träume muss man kämpfen

Spuren einer fernen Zeit
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Sophie von Mayden lebt im Frankfurt des beginnenden 20. Jahrhunderts. Bei einem Schulausflug ins Senckenbergmuseum lernt sie „Dodo“, das riesige Saurierskelett im Lichthof des Museums, kennen. Sie ist ...

Sophie von Mayden lebt im Frankfurt des beginnenden 20. Jahrhunderts. Bei einem Schulausflug ins Senckenbergmuseum lernt sie „Dodo“, das riesige Saurierskelett im Lichthof des Museums, kennen. Sie ist so fasziniert, dass sie beschließt, Paläontologin zu werden. Mit allen Mitteln kämpft sie für diesen Traum, nicht nur gegen ihre geltungssüchtige Mutter, sondern auch gegen die Gegebenheiten ihrer Zeit, die Frauen nur eine „Tätigkeit“ als gesellschaftlicher Zierrat gestatten.

Der Schreibstil ist fesselnd und bringt mir die Personen schnell nahe. Auch verpackt die Autorin sehr viel Sachwissen auf unterhaltsame Weise. So kam ich gut in die Geschichte hinein und konnte mit Sophie mitfiebern. Die gesellschaftlichen Zustände in jener Zeit haben mich manchmal wirklich wütend gemacht, man kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen. Als Gegenpol zu Sophie fungiert ihre Mutter, die so ganz gesellschaftshörig nichts anderes im Sinn hat, als ihre Töchter standesgemäß zu verheiraten. Es ist beeindruckend, wie Sophie dagegen ankämpft, dabei aber nie ausfallend oder laut wird. Das passiert alles eher unterschwellig, denn sie geht teilweise sehr raffiniert vor.

Störend hat sich ausgewirkt, dass im Klappentext schon sehr viel preisgegeben wurde. So wurde „gespoilert“, dass es Sophie gelingen würde, schon als Studentin an einer Afrika-Reise teilzunehmen, die aber erst im letzten Drittel des Buches stattfindet. Das hätte man besser machen können.

Insgesamt bin ich aber wirklich begeistert von dieser Geschichte. Birgit Borchert hat es geschafft, zahlreiche reale Personen der Zeitgeschichte mit der fiktiven Geschichte von Sophie zu verbinden, so dass eine homogene, glaubwürdige Geschichte entstanden ist, die auch noch mit jeder Menge Wissenswertem verknüpft ist. Es ist nicht zu übersehen, dass hier sehr akribisch recherchiert wurde, um den Lesern ein spannendes, absolut rundes Leseerlebnis zu ermöglichen. Gerne empfehle ich dieses Buch uneingeschränkt weiter.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Schlafen Multi-Kulti

So schlafe ich! Und wie schläfst du?
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Unterschiedliche Familienkonstellationen und verschiedene Kulturen sind die Basis dieser 5 verschiedenen Gute-Nacht-Geschichten, die unsere bunte Gesellschaft widerspiegeln.
Mit dicken Pappseiten, ...

Unterschiedliche Familienkonstellationen und verschiedene Kulturen sind die Basis dieser 5 verschiedenen Gute-Nacht-Geschichten, die unsere bunte Gesellschaft widerspiegeln.
Mit dicken Pappseiten, entzückend illustriert und mit einfachen Texten ist dieses Buch ideal schon für die Kleinsten, die ganz selbstverständlich und möglichst vorurteilsfrei in unsere bunte Gesellschaft hineinwachsen sollen. Da es weit mehr unterschiedliche Kulturen und Familienkonstellationen gibt als hier dargestellt sind, würde ich es toll finden, wenn es weitere Bände gäbe!

Die fünf unterschiedlichen Geschichten haben die ideale Länge für eine Gute-Nacht-Geschichte und können jeweils einzeln vorgelesen werden. Mit gezielten Fragen wird das zuhörende Kind ins Geschehen eingebunden und kann sich so mit dem einen oder anderen Kind identifizieren.

Mein Fazit: Ein ebenso entzückendes wie wichtiges Buch zur guten Nacht. Leichter kann man Kinder nicht an die Diversität unserer Gesellschaft heranführen.

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Veröffentlicht am 01.05.2023

Mordwerkzeug Tote Tante

Halliggift (Ein Minke-van-Hoorn-Krimi 3)
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Ein mysteriöser Mordfall für Kommissarin Minke van Hoorn und ihre schwäbische Kollegin Lisa: Die allseits beliebte "Mutter Teresa von Midsand", Hanni Krüdener stirbt nach dem Genuss einer Toten Tante beim ...

Ein mysteriöser Mordfall für Kommissarin Minke van Hoorn und ihre schwäbische Kollegin Lisa: Die allseits beliebte "Mutter Teresa von Midsand", Hanni Krüdener stirbt nach dem Genuss einer Toten Tante beim Kirchenkaffee. Minkes Bruder Bo, seines Zeichens Rechtsmediziner im Krankensand, zweifelt an einer natürlichen Todesursache, sorgt für eine Obduktion - und hat recht.

Ich habe die beiden vorhergehenden Fälle von Minke van Hoorn nicht gelesen, werde das aber sicher nachholen. Gut, dass dieses Buch für sich alleine stehen kann und es nicht Voraussetzung für das Verständnis ist, die vorhergehenden Bände gelesen zu haben. Das Ermittlerteam Minke und Lisa gefällt mir sehr gut, beide sind sehr sympathisch und ergänzen sich gut. Auch Bo gefällt mir gut, er passt in das Team gut hinein. Die Atmosphäre des winterlichen Nordfriesland ist sehr gut eingefangen. Der die Hallig umkreisende Pottwal hat zwar mit der Geschichte an sich nichts zu tun, passt aber perfekt zur trüben Grundstimmung im Februar.

Der lockere schnörkellose Schreibstil von Greta Henning hat mich schnell in die Geschichte hinein geholt. Die kurzen Kapitel und die kursiv gedruckten Tagebucheinträge helfen mit, die Spannung von Anfang an hochzuhalten. Von wem die Tagebucheinträge sind, erschließt sich erst ganz zum Schluss, sehr geschickt. Lange bin ich im Dunkeln getappt, ich hatte keinerlei wirklich Verdächtige. Erst sehr spät hatte ich eine leise Ahnung, wer die Morde begangen haben könnte. So blieb es spannend bis zur überraschenden Auflösung. Ich habe diesen Krimi sehr gerne und mit viel Vergnügen gelesen und empfehle ihn ebenso gerne uneingeschränkt weiter.

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Veröffentlicht am 03.04.2023

Ein Buch wie ein Kurzurlaub

Leuchtturmsommer
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Wir lesen die Geschichte von Eva, die nach dem Scheitern ihrer Ehe und dem Verlust des Familienhotels mit ihrer 15-jährigen Tochter Nele vom Tegernsee an die Ostsee zieht. Sie übernimmt in Liebwitz ein ...

Wir lesen die Geschichte von Eva, die nach dem Scheitern ihrer Ehe und dem Verlust des Familienhotels mit ihrer 15-jährigen Tochter Nele vom Tegernsee an die Ostsee zieht. Sie übernimmt in Liebwitz ein Café. Der Bürgermeister möchte Liebwitz als Dorf der Liebe zu einem Mekka für Hochzeitspaare machen. Eva soll das Motto des Cafés darauf ausrichten und eng mit dem Standesbeamten Jakob zusammen arbeiten, der im benachbarten Leuchtturm die Paare traut.

Schon das Cover vermittelt eine gewisse Urlaubsstimmung, der locker-leichte, humorige und trotzdem sehr einfühlsame Schreibstil tut sein Übriges. Mit einer gehörigen Portion Selbstironie meistert Eva die Tücken der Geschäftsübernahme ebenso wie die pubertären Ausfälle ihrer Tochter. Die beiden sympathischen Frauen sind mir schnell ans Herz gewachsen (obwohl Nele in manchen Szenen echt ein pubertärer K…brocken ist), ebenso wie einige Liebwitzer, die ihnen recht schnell zur Seite stehen. Auch Jakob mochte ich trotz seiner anfangs so ruppigen Art sehr. Gut, dass es auch Gegenspieler gab, denn ohne den gewitzten und ein bisschen skrupellosen Bürgermeister Dirk Jansen und Evas Ex-Mann Thomas wäre die Geschichte doch deutlich langweiliger. Einige Entwicklungen sind von Anfang an vorhersehbar, trotzdem habe ich die Geschichte mit Spannung gelesen, denn der Weg zum vorhergesehenen Ende war kurvig und holprig, teilweise dramatisch und alles andere als langweilig. Besonders gefallen haben mir die liebevollen und anschaulichen Schilderungen der Umgebung, ich habe direkt Sehnsucht nach dem Meer bekommen.
Insgesamt habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt, die Geschichte ist amüsant, traurig, dramatisch und romantisch. Trotzdem gleitet sie nicht ins Kitschige ab, was bei Romanen dieses Genres leider keine Seltenheit ist. Deshalb empfehle ich das Buch gerne als ideale Urlaubslektüre weiter.

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