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Veröffentlicht am 05.06.2023

Mitreißende, packende und emotionale Geschichte über das Warschauer Ghetto

Das Medaillon
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Die Frage auf der Rückseite des Buches hat mich sehr nachdenklich gemacht: Wie weit würdest du gehen, um die zu schützen, die du liebst? Da mich interessiert hat, was es mit diesem Medaillon und der Entscheidung ...

Die Frage auf der Rückseite des Buches hat mich sehr nachdenklich gemacht: Wie weit würdest du gehen, um die zu schützen, die du liebst? Da mich interessiert hat, was es mit diesem Medaillon und der Entscheidung auf sich hat, wollte ich das Buch unbedingt lesen und ich habe es nicht bereut.
Es ist ein Buch, dass extrem unter die Haut geht, das einen innerlich zerreißt und das auch gleich mehrmals.

Ich habe schon einige Bücher über diese dunkle Zeit deutscher Geschichte gelesen, und doch habe ich das Gefühl gehabt, dass die Autorin mich mit ihrem flüssigen, angenehmen und doch ungeschönten Schreibstil direkt in die Zeit mitnimmt.
Zu erfahren, wie Anfang 1939 das Warschauer Ghetto erbaut wurde, wie all die Gräuel an Juden begangen wurden auf die schlimmste, grausamste und entwürdigendste Art hat mich schockiert, sprachlos gemacht und gleichzeitig frustriert. Immer und immer wieder kam die Frage auf: Warum sind Menschen so grausam?

Dieses Buch erzählt auf berührende Art die Geschichte des sehr sympathischen, tapferen Ehepaars Rosa und Itzhak Dunovich, die so glücklich über die Geburt ihrer Tochter Ania sind und alles daransetzen, ihre Familie zu schützen. Immer wieder spürt man diese Zerrissenheit – Pflicht oder Herz, ohne zu wissen, ob es überhaupt gut ausgeht, egal für was man sich entscheidet.
Parallel dazu erlebt man die Geschichte von Sophie Kumiega, einer Engländerin, die aufgrund ihrer Heirat mit einem Polen auch in Warschau gelandet ist und heimlich für den Untergrund arbeitet, bis irgendwann beide Geschichten ineinanderfließen.

Anfangs habe ich noch überlegt, wie beides zueinander passt, aber nach und nach ergibt sich ein Gesamtbild und das hat mich wirklich mitgerissen. Was beide Seiten erleben müssen, all die Kompromisse, die sie eingehen müssen, die ständige Angst verraten zu werden, von Menschen, denen man eigentlich vertraut, hat mich zutiefst berührt, aber auch der Ideenreichtum, aus der größten Not dennoch etwas für andere zu tun, obwohl es den eigenen Tod bedeutet.

Besonders schön fand ich dabei, wie sie auf ihre ganz eigene Art das Gespräch mit Gott gesucht haben, ihn immer wieder um Hilfe, um Beistand, um gute Entscheidungen gebeten haben und dabei biblische Beispiele wie z.B. die Israeliten am roten Meer, ohne sichtbaren Ausweg und doch im vollen Vertrauen auf Gott, als Motivation und Stärkung genutzt haben.

Diese großartige Kombination zwischen historischen Ereignissen und einer fiktiven Erzählung, die genauso hätte passiert sein können und absolut authentisch klar hat mich sehr begeistert. Auch die Bezugnahme auf Dr.Janusz Korczak, einem polnischen Kinderarzt und Kinderbuchautor, fand ich sehr berührend und hat mich dazu bewogen, die beiden Kinderbücher „König Hänschen“, auf die auch in der Geschichte Bezug genommen wird, zu kaufen. Was für eine Leistung und perfekt in die Handlung integriert.

Gegen Ende hatte ich etwas Schwierigkeiten mit Sophies Reaktionen. Ich konnte es ein stückweit nachvollziehen, allerdings habe ich mich doch etwas über ihr Verhalten gewundert, das so völlig untypisch für sie war. Auch der Schluss ist anders als erwartet, aber genau das macht besondere Geschichten aus, weil nichts vorhersehbar ist, so viele Wendungen und Entwicklungen eingebaut sind, dass man gar nicht anders kann, als die Geschichte zu verschlingen und noch lange wirken zu lassen.
Einen ganz besonderen Satz gab es, den ich mir fest eingeprägt habe. „Die Angst ist ein unschöner Feind. Lass sie einen Fuß in die Tür kriegen, und sie wird dein Leben kontrollieren.“


Fazit: Ein emotionsgeladenes Buch, fesselnd, ereignisreich, es begegnet einen mit voller Wucht, als wenn die Erde bebt und zurück nur Asche und Erinnerungen bleiben. Es nimmt einen direkt mit ins Geschehen und lässt einen jede einzelne Sekunde miterleben, leiden, hoffen, trauern, kämpfen und weinen. Und gleichzeitig ist es noch so viel mehr, weil es Vergangenes wieder aufleben lässt, um zu warnen, zu lernen und nie zu vergessen, einfach weil wir es all den Opfern schuldig sind.

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Veröffentlicht am 18.05.2023

Überraschender Auftakt einer Reihe mit dramatischem Verlauf

Das Musikhaus an der Alster - Lied der Sterne
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Das Cover hat mich fasziniert, einmal aufgrund der zeitlichen Epoche, aber auch weil ich ein großer Musikfan bin. Die Spannung stieg noch mehr als sich das eher sanfte, ruhig wirkende Cover zu einem überraschenden ...

Das Cover hat mich fasziniert, einmal aufgrund der zeitlichen Epoche, aber auch weil ich ein großer Musikfan bin. Die Spannung stieg noch mehr als sich das eher sanfte, ruhig wirkende Cover zu einem überraschenden Krimi entpuppt. Und was für einer.

Es brauchte eine kleine Weile, bis ich in der Geschichte war und auch mit Theresa warm geworden bin. Doch je mehr man die Umstände und Hintergründe erfährt, desto mehr Verständnis hat man für ihre etwas aufbrausende, impulsive Art.
Die Ereignisse überschlagen sich und eh sie sich versieht, steckt sie mit ihrem Klavierlehrer in einer Mordermittlung, deren Verlauf ziemlich rasant und dramatisch ist. Zerrissen zwischen Pflicht und Emotionen wird sie mit jedem weiteren Funken Klarheit von weiteren Vorfällen überrollt, die all ihre Pläne immer wieder über den Haufen werfen.
Mit Georg hat sie einen sanften, besonnen und sehr geduldigen Menschen an ihrer Seite, eine treue Seele, der viel in Kauf nimmt, um Theresa in ihrer teilweise unüberlegten, hitzigen Art bei ihrer Suche unterstützt.


Die Entwicklung, Auflösung und damit verbundene Verläufe haben mich angenehm überrascht, obwohl es an manchen Stellen etwas langatmig wirkte und ich mir auch etwas mehr Gefühl und Leidenschaft seitens Theresas gewünscht hätte, sie kam leider öfter förmlich, versnobt und abweisend rüber und andererseits auch wieder sehr kindlich oder der Ohnmacht nah.

Bei dem Titel habe ich lange überlegt, wie er zur Geschichte passt, doch am Ende weiß man, was für eine Bedeutung er hatte und verursacht doch ziemlich Gänsehaut.

Fazit: Ein Überraschungsroman mit düsterem Verlauf, der spannend, wendungsreich und unterhaltsam ist und der Protagonistin nicht nur dabei hilft, zu sich selbst zu finden und für ihre Wünsche und Überzeugungen einzustehen, sondern auch die Kraft gibt, Dinge in Frage zu stellen, ohne auf das Gesellschaftsdenken zu achten und dabei sich selbst treu zu bleiben. Dabei begegnet man einigen für mich ausdrucksstarken Nebencharakteren, die genau zu diesem Effekt beitragen und der Geschichte das nötige Gewicht und Abwechslung zu verleihen.

Mit der Stimme von Corinna Dorenkamp ist genau die richtige Stimmung vermittelt worden und hat die Charaktere lebendig gemacht. So hatte man genau das richtige Gefühl für die Geschichte - ob Sehnsucht, Verzweiflung, Gefahr, Überzeugung und Dominanz. Es hat wirklich Spaß gemacht, der Erzählung als Hörbuch zu folgen und sich in das frühe Hamburg Anfang des 20.Jahrhunderts entführen zu lassen.

Das Ende bleibt offen, um die Erwartung auf den nächsten Teil zu steigern, ich bin wirklich gespannt, wie es in Hamburg weitergehen wird.

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Veröffentlicht am 17.05.2023

großes Leseerlebnis, emotional, erschütternd und herzzerreißend

Flüchtlingskind
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Diese Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit und in mir kam die Frage auf: Welche Entscheidung hätte ich in dieser Situation getroffen? Meine 7-jährige Tochter vor den berüchtigten, schrecklichen ...

Diese Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit und in mir kam die Frage auf: Welche Entscheidung hätte ich in dieser Situation getroffen? Meine 7-jährige Tochter vor den berüchtigten, schrecklichen Übergriffen schützen, oder bei meinem kranken, nicht reisefähigen 4-jährigen Sohn bleiben?
Diese Geschichte ist so bewegend, weil nicht nur Emmas Gefühle erzählt werden, sondern auch die der Kinder. Wie sie die Flucht empfinden, was sie erleben, welche Ängste sie durchstehen müssen und mitbekommen, wie sich der Hass um sie herum steigert und mit welcher Brutalität vorgegangen wird.
So wurden schon die Kleinsten unter ihnen der Kindheit beraubt und die Zukunft ist ungewiss.
Es bricht einem das Herz diese Kinderherzen leiden zu sehen, ihre Ängste zu spüren und auch die Frage nach dem Warum und ob sie schuld sind, wie alles verlaufen ist. Emmas Hilflosigkeit und Verzweiflung ist mir unter die Haut gegangen- die Qual der Entscheidung, der Ungewissheit, der Wut und Verzweiflung, weil sie Opfer eines sinnlosen Krieges wurden und zwischen die Fronten geraten.
Ich hatte immer wieder Tränen in den Augen, denn auch Irena und Luka, die beiden Menschen, die selbst schlimmes erleben mussten, verschenken ihr Herz auf Zeit. Und die Art und Weise wie sie das tun, trotz aller Gefahren und Erlebnisse ist einfach großartig.
Inhaltlich hätte ich mir an manchen Stellen noch etwas mehr Tiefe gewünscht, damit man all die Eindrücke und Emotionen wirken lassen konnte. Manche Zeitsprünge und Erlebnisse waren mir etwas zu plötzlich und schnell und wirkte deshalb so, als ob noch etwas fehlte, worauf man aber doch irgendwie wartet.
Es ist ein aufwühlendes, herzergreifendes Buch, das erlebte Geschichte in Erinnerung ruft, als Mahnmal und Warnung. So wie die Autorin im Nachwort schreibt: Jeder kann seinen Teil dazu beitragen, um Frieden und Freude in diese Welt zu bringen und Kriege solcher Art zu vermeiden. Große Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 16.05.2023

der beste Teil der Rosenthal-Saga mit viel Spannung und Emotionen

Gut Rosenthal - Nebel über Pommern
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Eine großartige, packende Fortsetzung während einer Zeitepoche, die jedes Mal wieder Gänsehaut verursacht.

Es ist immer wieder unglaublich, was für Schikanen und Grausamkeiten sich dieses Regime einfallen ...

Eine großartige, packende Fortsetzung während einer Zeitepoche, die jedes Mal wieder Gänsehaut verursacht.

Es ist immer wieder unglaublich, was für Schikanen und Grausamkeiten sich dieses Regime einfallen ließ, um Menschen zu demütigen und zu manipulieren.
Auch Hannah hat viel auszuhalten und in ihren noch jungen Jahren, in denen sie bislang wohlbehütet aufwuchs, muss sie Entscheidungen treffen, ohne zu wissen, was für Folgen diese haben werden. Ihre Entwicklung hat mich fasziniert, ihr Mut, ihre Tapferkeit und ihr Beschützerinstinkt sind erstaunlich.

Die Spannung ist durchgehend hoch, die Ereignisse überschlagen sich und ständig passiert wieder etwas, was Hannah an ihre Grenzen bringt.
In all diese Geschehnisse eine sanfte, aufblühende Liebesgeschichte einzubauen war einfach nur schön und richtig dosiert. Es brachte bei all dem Leid und Kummer eine schöne Abwechslung. Doch diese Liebe muss mit manchen Stürmen rechnen und es hat mich einige Male emotional sehr mitgerissen.

Die Charaktere sind so gut und passend umschrieben und durch die Hörbuchsprecherin perfekt umgesetzt, dass man komplett ins Geschehen vertieft ist und um sich herum alles ausblendet. Jeanne Jaeger liest sehr angenehm, fängt die Stimmung und die jeweiligen Momente perfekt ein und auch der Akzent ist ihr super gelungen. Für mich eine sehr starke Hörbuchsprecherin, der man immer gern zuhören mag.
Obwohl die Epoche sehr düster ist, machen Romane wie dieser deutlich, was ein starker Überlebenskampf, Zusammenhalt und Mut ausmachen.

Das Cover hat ähnlich wie die anderen beiden Teile Wiedererkennungswert, die mir sehr gefallen, auch wenn man keine so ernsten, dramatischen Geschichten dahinter vermuten würde, doch die jeweiligen Titel geben schon ein paar kleine Hinweise.

Fazit: Das war für mich der stärkste Teil von allen, voller Spannung, Wendungen, Emotionen und einer Geschichte, die unter die Haut geht und dennoch motivierend ist, nie den Glauben an das Gute aufzugeben und den Willen brechen zu lassen. Toller Hörgenuss mit ausdrucksstarken Charakteren!

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Veröffentlicht am 16.05.2023

einfühlsame, bewegende Geschichte um Mut, Vertrauen und Veränderungen

Frühstück im kleinen Cottage in Schottland
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Was haben ein gemütliches Cottage, Kochkünste, ein angriffslustiger Ziegenbock, Robert Burns, Whiskey und Diesteln gemeinsam?
Richtig, sie entführen uns in eine bezaubernde, einfühlsame aber auch humorvolle ...

Was haben ein gemütliches Cottage, Kochkünste, ein angriffslustiger Ziegenbock, Robert Burns, Whiskey und Diesteln gemeinsam?
Richtig, sie entführen uns in eine bezaubernde, einfühlsame aber auch humorvolle Geschichte, deren Charaktere auf schicksalhafte Weise miteinander verbunden sind.
Schon alleine das Cover lädt zum lesen ein, es vermittelt Sehnsucht, Heimat und Wohlfühlatmosphäre. Doch inhaltlich ist da so viel mehr. Was sowohl Ann und ihr Bruder Andrew als auch der Besitzer der beliebten Destillerie in Macmerry, Luca Testino, in der Vergangenheit erlebt haben und womit sie nun ungeahnt konfrontiert werden, reißt allen den Boden unter den Füßen weg.
Die vielen Missverständnisse, Intrigen und Neidereien sorgen dafür, dass die anfänglichen Gefühle ins Kippen geraten und alle Beteiligten sich die Frage stellen müssen: Was ist ihnen wichtiger, was sind sie bereit zu riskieren?
Die Entwicklung ist interessant, geht teilweise wirklich unter die Haut und dadurch, dass man für alle soviel Sympathie hat, kann man ihre Empfindungen, ihre Ängste und Bedenken gut nachvollziehen.
Es gibt so einige Überraschungen, die dem ganzen noch mehr Tiefe und Spannung geben, und auch die Freunde leisten großartige Arbeit, um einander beizustehen und den Schaden zu beheben.
Es ist eine Schicksalsgeschichte, die sehr berührt, die zeigt, was Familie und Freundschaft wirklich bedeuten und was Vergebung ausmacht.
Ein tolles Setting mit wunderschöner Landschaftsbeschreibung, vielen interessanten Details zur Geschichte Schottlands.
Es ist wie ein 3-Gänge Menü, bei dem als Vorspeise Sehnsucht nach Heimat, Verbundenheit und Vertrauen serviert wird, worauf als Hauptspeise eine Geschmacksexplosion aus Mut, Zusammenhalt, Selbstfindung und einer Prise Leidenschaft folgt, abgerundet durch ein Dessert aus Vergebung, Liebe und Herz. Wer Humor liebt, dem empfehle ich als Zwischensnack traditionelle frittierte Schokoriegel.
Na Lust auf ein schönes Gängemenü?
Dann genießt schöne Lesestunden im kleinen Cottage in Schottland. Guten Appetit!

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