Inhalt:
Alexander Bojcan, alias Kurt Krömer hatte über 30 Jahre lang Depressionen, ohne dies selbst zu wissen oder diesen Zustand überhaupt benennen zu können. Trotzdem machte er Karriere als beliebter Komiker und baute quasi ein Doppelleben auf: als erfolgreicher Selbstdarsteller auf der Bühne einerseits und andererseits als der an allem zweifelnder und beinahe zu zerbrechen drohender Privatmann Alexander Bojcan. Erst als er den Punkt im Leben erreichte, an dem nichts mehr ging, begab er sich zur Behandlung in eine Klinik. Dies ist seine Geschichte!
Schreibstil:
Krömer erzählt mit entwaffnender Ehrlichkeit von seinen Panikattacken, seinen Ängsten, seiner depressionsbedingten zeitweiligen Impotenz und seinem Privatleben, in dem er aus Mangel an Energie als alleinerziehender Vater von drei bei ihm lebenden Kindern nur das absolut Nötigste schaffen konnte. In Rückblicken erzählt er von seiner Therapie, die er anfangs aus Furcht davor scheute, als psychisches Wrack von der Presse vorgeführt zu werden bis hin zu der Zeit danach bzw. seinen Erfahrungen nach seinem Depressions-Outing in der Sendung „Chez Krömer“
Cover:
Auf dem Cover zeigt sich Kurt Krömer mit nacktem Oberkörper – genauso nackt, wie er sich in seiner Geschichte vor dem Leser entblößt und in seine Seele blicken lässt.
Autor:
Kurt Krömer ist das Alter Ego von Alexander Bojcan, Schauspieler, Komiker und Staffelsieger des Comedyformats „LOL- Last one laughing“. Seine Sendung „Chez Krömer“ ist über die deutschen Grenzen hinaus bekannt und wird millionenfach gesehen, wobei die gemeinsame Folge mit Torsten Sträter über Depressionen mit den Grimme-Preis - dem renommiertesten Medienpreis Deutschlands - ausgezeichnet wurde.
Sprecher:
Den Sprecher, wie könnte es für einen Comedian anders sein, mimt Kurt Krömer himself. Genau das verleiht dem Ganzen noch mehr Authentizität!
Meinung:
Ich wurde durch besagte „Chez Krömer“ –Sendung, die nach wie vor über Internet abgerufen werden kann, auf Kurt Krömer aufmerksam. Diese Folge war so einfühlsam gestaltet und die dadurch hervorgerufenen öffentlichen Reaktionen so gewaltig, dass ich dieses Hörbuch über Krömers steinigen Weg durch seine Depressionen einfach anhören musste. Er nimmt sich darin kein Blatt vor den Mund, so erzählt er etwa, wie er in der Hochphase seiner Depressionen völlig verzweifelt einen Supermarkt fluchtartig verlassen musste, weil es ihn schlicht überfordert hatte, lediglich vier Dinge für seine Familie einzukaufen und von der damit verbundenen Scham, dies vor seinen kleinen Kindern einzugestehen. Dieses Buch maßt sich nicht an, hochwissenschaftliche Abhandlungen über Depressionen zu entwickeln, hier steht der Mensch Alexander Bojcan im Vordergrund und seinen Erfahrungen mit dieser teuflischen Krankheit, unter der in unserer Gesellschaft so viele Menschen leiden, die sich jedoch aus Angst vor der Stigmatisierung niemanden anvertrauen wollen. Allein die unglaublichen Reaktionen, die sowohl die Sendung als auch dieses Buch hervorgerufen haben, zeigt wie groß der allgemeine Wunsch ist, mehr über das Tabuthema „Depressionen“ zu erfahren und wieviel Nachholbedarf es gibt: denn auf der einen Seite ist vielen Menschen, denen es psychisch schlecht geht, gar nicht bewusst, dass sie unter Depressionen leiden, auf der anderen Seite gibt dieses Buch Angehörigen von Betroffenen Hilfestellungen, wie sie mit einem depressiven Menschen umgehen können. So stellt man etwa fest, dass der vielleicht wohlgemeinte Rat, „sich zusammenzureissen und ein wenig an der frischen Luft spazieren zu gehen“ völlig fehl am Platz ist, und den Kranken in dieser Situation noch mehr herunterzieht. Auch wenn das Buch mitunter sehr komische Momente einfängt, so hat man beim Hören/Lesen doch auch einige Aha-Erlebnisse, was dieses Thema anbelangt.
Persönliche Kritikpunkte:
Auch wenn man mit Kurt Krömer mitfühlt, in diesem Buch wird sehr oft betont, wie schlimm diese Zeit für ihn als alleinerziehenden Vater war. Ich möchte mir nicht anmaßen darüber zu urteilen, diese Phase mag für ihn sicherlich unglaublich schwierig zu bewältigen gewesen sein. Doch erfährt man im Laufe des Buches, dass er zu jeder Zeit bei der Kinderbetreuung auf die Unterstützung seiner Mutter und einer Nanny zurückgreifen konnte, was besonders in der Zeit seines achtwöchigen Klinikaufenthalts von unschätzbarem Wert für ihn war. Ein alleinerziehender Elternteil, der dies liest, und der nicht über ein derartig tolles Auffangnetz verfügt und mit seinen/ihren Kindern tatsächlich vollkommen auf sich gestellt ist, wird sich bei diesen Schilderungen mit Sicherheit nicht abgeholt fühlen, vielleicht sogar bitter auflachen, wohl wissend, dass er seine eigenen Kinder nicht für einen mehrmonatigen Klinik-Aufenthalt alleine lassen kann. Das zeigt einmal mehr wie verzweifelt und aussichtslos die Lage für einen Depressiven oft wirklich ist, zumal dieser vielleicht auch nicht über die finanziellen Mittel für einen kostspieligen mehrwöchigen Klinikaufenthalt verfügt!
Fazit:
Ein Buch, das kein Sachbuch ist oder mit allerhand Hintergrundwissen über Depressionen aufwartet, sondern das schlicht die persönliche Geschichte von Alexander Bojcan wiedergibt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!