Eher düsteres, lokalkoloriertes Psychodrama als Krmi
Zweifelsohne ist es zu empfehlen, sich vor dem Lesen dieses Romans, den ich in diesem Fall als Rezi-Exemplar via NetGalley erhalten hatte, die ersten Bände der "Arne Eriksen ermittelt"-Reihe zu Gemüte ...
Zweifelsohne ist es zu empfehlen, sich vor dem Lesen dieses Romans, den ich in diesem Fall als Rezi-Exemplar via NetGalley erhalten hatte, die ersten Bände der "Arne Eriksen ermittelt"-Reihe zu Gemüte zu führen: Selbst war ich nun erst bei "Kein guter Ort" eingestiegen und hatte letztlich zwar keine echten Verständnisprobleme, aber dennoch das Gefühl, mir würde Vorwissen fehlen.
Das zeigte sich besonders in der Szene, in welcher der Protagonist sich mit halluzinogenen Pilzen in einen Rausch versetzte, welcher sein Bewusstsein schärfen und überhaupt öffnen sollte - und zugleich kundtat, diese Trance könne durchaus auch durch Meditation herbeigerufen werden. Ich fand es seltsam, dass ein Psychologe, der auch Suchtkranke therapierte, da so frei selbst Drogen konsumierte - wiederholt wurde hier erwähnt, dass es sich dabei um ein Ritual der Samen handelte, welches ihm von der alten Samifrau Akka dereinst nähergebracht war. Das weckte in mir doch die Vermutung, dass ich diese ganze Rausch-Szenerie vermutlich besser nachvollziehen hätte können, würde ich die vorherigen Bände gekannt haben; da hatte ich den Eindruck, dass dem Leser diese Riten in Band 1 und Band 2 wahrscheinlich schon besser ausgeleuchtet worden wären.
Die Kurzbeschreibung finde ich auch etwas irreführend, da eingangs der Fokus völlig auf Kari liegt und Arne vergleichsweise spät auf der Bildfläche erscheint; da muss es erst so kommen, dass Kari ihn aufsucht. Das Hotel Rabenschlucht wird somit also auch erst recht spät zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und dennoch bleibt der Fokus weiterhin auf den bisherigen Romanfiguren: Als klassischen Krimi habe ich "Kein guter Ort" erst ganz zum Schluss empfinden; in einem actionreichen Showdown (der allerdings in absolutem Kontrast zum vorherigen eher ruhigen, besonnenen Verlauf stand) zeigte sich schon Thriller-Potential; weitgehend blieb "Kein guter Ort" für mich doch Mystery-Drama.
Die regionale Einfärbung des Romans gefiel mir ausgesprochen gut; das machte durchaus Lust auf einen Urlaub in Südnorwegen; auch die Beschreibung des verlassenen Hotels in seiner abseitigen und nicht ganz ungefährlichen Waldlage fand ich sehr gelungen: Da spiegelte die Darstellung die düstere Atmosphäre sehr gelungen wider. Ohnehin mochte ich den Erzählstil Stäbers sehr gerne.
Ein wenig unglücklich fand ich, dass die Kurzbeschreibung bereits verrät, dass Arne dem Täter tödlich nahe rückt: Denn es sind letztlich nicht einmal eine Handvoll Personen in "Kein guter Ort" involviert, welche mit dem damaligen Mord bzw. den Opfern in Verbindung standen; die Anzahl der Verdächtigen ist also eh verschwindend gering und die Kurzbeschreibung lässt einen sehr schnell auf den richtigen Täter tippen (wenn ich auch kurz darauf zunächst einen anderen potentiellen Täter vermutet hätte, aber mehr als diese zwei Figuren hätte ich ohnehin nicht hinter dem Mord vermutet) - schließlich ist dies auch die einzige Person "von früher", der Arne überhaupt wirklich nahekommt. Für einen kleinen Moment der Überraschung sorgte da eher die Motivation des Täters.
Insgesamt empfand ich "Kein guter Ort" also als sehr unterhaltsamen, etwas spannenden und etwas mehr rätselhaften Norwegenkrimi, der insbesondere durch einen atmosphärischen Erzählstil und tollen Lokalkolorit mich doch zumindest auch insofern zu überzeugen wusste, als dass ich hernach dachte: "Ja, doch, nun würdest du die ersten Bände dieser Reihe aber definitiv auch noch lesen wollen!"