Profilbild von Katykate

Katykate

Lesejury Profi
offline

Katykate ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Katykate über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2023

Wilder Girls

Wilder Girls
0

Den Fantasy-Roman “Wilder Girls” von Rory Power wollte ich schon lesen, als das englische Original erschienen ist. Das Cover hat mich total angesprochen! Das Buch ist am 01.09.2022 im Piper Verlag erschienen ...

Den Fantasy-Roman “Wilder Girls” von Rory Power wollte ich schon lesen, als das englische Original erschienen ist. Das Cover hat mich total angesprochen! Das Buch ist am 01.09.2022 im Piper Verlag erschienen und hat 352 Seiten. Es geht um Raxter Island, auf der sich ein Mädcheninternat befindet. Nach dem Ausbruch einer Seuche im Internat, steht die gesamte Insel unter Quarantäne.

MEINE MEINUNG
Ich denke, ich beginne diese Rezension damit, die Triggerwarnung am Anfang des Buches zu wiederholen: Body Horror (Veränderungen des Körpers/Mutationen), grafische Beschreibungen von Gewalt, Tod (Nebencharaktere, Eltern, Wildtiere), explizite Beschreibungen von Wunden, Narben und Blut, selbst verletzendes Verhalten, Selbstmord, Tierleichen, Würmer, Köfer, Parasiten, Hunger, Emesis, Krankenhaus-Horror (Behandlung ohne Einwilligung, Fixierung im Bett), Vergasung.

Da kommt einiges zusammen. Natürlich werden einige Themen mehr behandelt als andere. Im Fokus steht ganz klar Body Horror. Denn nachdem die Seuche auf Raxter Island ausgebrochen und alle Mädchen auf dem Internat infiziert hat, verändern sich ihre Körper in Schüben. Ein Mädchen hat zwei Herzen, einem anderen wächst eine zweite Wirbelsäule. Die Protagonistin verliert an die Seuche ein Auge und kann spüren, wie dahinter etwas wächst. Ihre Freundin erhält von der Seuche eine Silberhand.

Als Leserin wird man direkt in die Handlung geworfen. Wir erleben den Ausbruch der Seuche nicht mit, sondern steigen ein Jahr später ein. Die Insel steht bereits seit 18 Monaten unter Quarantäne, fasst alle Mädchen hatten schon Schübe und haben irgendwelche körperlichen Veränderungen durchgemacht. Einzig bei der Direktorin und bei einer Lehrerin sind die Auswirkungen und Symptome nicht so stark. Einige, Lehrerinnen wie Schüler*innen, sind sogar daran gestorben. Man hat nicht so wirklich Zeit, sich an die Situation zu gewöhnen, weil die Handlung nicht viel erklärt und einfach voranschreitet. Ich hätte mir aber ehrlich gesagt noch ein paar mehr Hintergrundinformationen gewünscht. Auch nach dem Beenden des Buches sind mir zu viele Fragen offen geblieben. Ich weiß bei Büchern am Ende einfach gerne, woran ich bin. Und bei “Wilder Girls” ist das nicht der Fall.

DIE CHARAKTERE
Mit den Charakteren habe ich mir genauso schwer getan wie mit dem Einstich in die Geschichte. Die Protagonistin, Hetty, konnte ich nicht so richtig greifen, und die Beziehung zu ihren besten Freundinnen Byatt und Reese fand ich ziemlich merkwürdig. Es wirkte ein bisschen so als wären alle drei eher schwierige Charakter. Man fragt sich schon, was das für ein Mädcheninternat war, da alle drei auffällige Charakterzüge an sich haben. Trotzdem wirkten sie dadurch nicht unbedingt dreidimensionaler. Einen Pluspunkt gibt es für queere Repräsentation.

SPANNUNG
Einerseits fand ich dieses Buch unglaublich spannend. Ich liebe das Thema “Body Horror”, denn es stellt für mich genau das dar: Horror. Das hat für mich genau den Gruselfaktor, den ich gerne habe. Es ist schräg und beängstigend, aber genauso interessant und lässt Rätseln. Deshalb hätte ich so gerne gewusst, was es mit dieser Seuche auf sich hat, was Wissenschaftler darüber erfahren hat. Gerade diese Schocker-Elemente wurden meiner Meinung nach nicht ausgenutzt, da wurde extrem viel Potenzial verschenkt.

Vielleicht liegt es auch am Schreibstil an sich, den ich als eher nüchtern empfand. Denn die Seuche und der Body Horror kommen durchaus vor. Vor allem auch außerhalb des Internats, wo wilde Tiere noch wilder geworden sind und sich genauso verändert haben wie die Mädchen. Wenn nicht sogar mehr. Es gab einige Szenen, die das Potenzial hatten, dass man nur noch durch die Schlitze der vorgehaltenen Hände liest. Aber diese Szenen gingen einfach nicht tief genug. Sie haben nicht nach einem gegriffen und einem die Brust zugeschnürt. Was ich bei diesem Buch wirklich schade finde.

FAZIT
Vielleicht hatte ich einfach zu hohe Erwartungen an das Buch, vielleicht hätte ich es ein paar Jahre jünger lesen müssen. Jetzt in diesem Moment hat es mich jedenfalls nicht so mitgerissen, wie ich das erwartet hatte. Die Charaktere sind mir persönlich etwas zu flach gewesen, die Schockelemente waren nur das: schockierend, aber wenig emotional, weshalb sie das meiste an Wirkung eingebüßt haben. Es ist kein schlechtes Buch, ich habe mich unterhalten gefühlt, aber … ich habe einfach mehr erwartet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2023

Außergewöhnlich

Piranesi
0

Wie schreibt man eine Rezension über ein Buch, das man erst fast zum Schluss vollends begreift? Über ein Buch, bei dem jedes Wort zu viel über den Inhalt verraten würde? Nie ist es mir schwerer gefallen, ...

Wie schreibt man eine Rezension über ein Buch, das man erst fast zum Schluss vollends begreift? Über ein Buch, bei dem jedes Wort zu viel über den Inhalt verraten würde? Nie ist es mir schwerer gefallen, meine Meinung über ein Buch in Worte zu fassen.

Dieses Buch ist ganz außergewöhnlich und wirklich etwas besonderes. Es beginnt schon beim Erzählstil. Denn während wir Piranesis Alltag miterleben, tun wir das durch seine Augen. Oder viel mehr durch seine Hand, denn das Buch “Piranesi”, das nach seinem Hauptcharakter benannt ist, stellt ein Tagebuch dar. Der Protagonist hält dort alle Ereignisse fest, die er in Dem Haus erlebt. Dadurch wissen wir als Leser*innen nie mehr als Piranesi selbst, was teilweise zu einer zwar merkwürdigen, aber durchaus interessanten Stimmung führt.

Die Geschichte entwickelt sich sehr langsam. Zu Beginn verfolgen wir Piranesi bei seinen täglichen Aufgaben. Er führt Aufzeichnungen über alle Räume und Statuen in Dem Haus, das viel mehr wie ein Labyrinth wirkt. Durch die Aufzeichnungen erfährt man Stück für Stück mehr von Piranesis Leben im Haus, davon wie er sich ernährt, wie er schläft, wie seine Tage ablaufen. Man erfährt, wie er die Zeit anhand außergewöhnlicher Ereignisse einteilt. So spielt das Buch beispielsweise im Jahr, in dem der Albatros zu ihm fand.

Es passiert nicht viel. Man wird sachte in die Welt eingeführt, gleichzeitig fühlt es sich aber so an, als würde man einfach hineingeschubst werden. Weil man am Anfang nichts versteht. Ich wusste lange nicht, was ich von dem Buch halten soll, wo die Reise überhaupt hingeht. Und jetzt auch im Nachhinein, habe ich total viele Fragezeichen im Kopf.

Clarke hat hier eine Welt geschaffen, die wunderschön und vollkommen abstrus zugleich ist. Die ich gar nicht begreifen kann und die mich noch eine Weile beschäftigen wird. Und noch viel mehr zu sagen, würde der Handlung so viel vorweg nehmen. Ich habe in einer anderen Rezension gelesen, dass man an dieses Buch möglichst unvoreingenommen rangehen sollte, damit es die richtige Wirkung auf einen hat. Und ich glaube, das stimmt.

FAZIT
Die Fragezeichen in meinem Kopf werden wohl bleiben. “Piranesi” hat zwar kein offenes Ende, aber irgendwie fühlt es sich für mich auch nicht richtig abgeschlossen an. Ich weiß nicht, was das Buch mir sagen will, ob es mir überhaupt etwas sagen will. Und das macht es so besonders und kurzweilig zugleich. Dennoch würde ich das Buch definitiv weiter empfehlen, denn es ist eine ganz andere Leseerfahrung, die man nicht missen sollte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.05.2023

Finde mich. Jetzt

Finde mich. Jetzt (Finde-mich-Reihe 1)
0

Der New Adult-Roman “Finde mich. Jetzt” ist mein zweites Buch der Autorin Kathinka Engel. Das Buch ist am 02.09.2019 im Piper Verlag erschienen und hat 432 Seiten. Es ist der erste Band der Finde-Mich-Reihe ...

Der New Adult-Roman “Finde mich. Jetzt” ist mein zweites Buch der Autorin Kathinka Engel. Das Buch ist am 02.09.2019 im Piper Verlag erschienen und hat 432 Seiten. Es ist der erste Band der Finde-Mich-Reihe und handelt von der Literaturstudentin Tamsin und dem Ex-Häftling Rhys. Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, die Sprecherinnen sind Dagmar Bittner und Bastian Korff.



Meine Meinung
Wenn ich so auf das Buch zurückblicke, kommt es mir recht inhaltlos vor. Ich bin auch überrascht, dass es doch tatsächlich 432 Seiten hat, denn es schien mir überhaupt nicht so zu sein. Obwohl in dieser Geschichte kaum etwas passiert, hat sie sich zumindest nicht gezogen. Was ich durchaus als Pluspunkt werten würde. Der Schreibstil ist sehr flüssig und auch beim Hören fand ich ihn angenehm. Die Sprecher
innen haben hier einen guten Job gemacht.


Tamsin & Rhys
”Finde mich. Jetzt” wird aus zwei Perspektiven erzählt. Wir verfolgen zum Einen Tamsin, die zum Studieren nach Pearly zieht. Schon zu Beginn erfahren wir, dass ihre Beziehung zu ihren Eltern eher schwierig ist, weil diese ganz strikte Vorstellungen davon haben, wie das Leben ihrer Tochter auszusehen hat. Gleichzeitig hat Tamsin aufgrund schlechter Erfahrungen den Männern abgeschworen. Bis sie Rhys trifft.
Rhys wird zu Beginn des Romans aus dem Gefängnis entlassen. Wir erfahren, dass er dort jahrelang unschuldig eingesessen hat. Viel mehr erzählt Rhys nicht, er verschließt sich selbst vor der Vergangenheit und wirkt gebrochen. Er scheint in der Welt nichts Gutes sehen zu können, es fällt ihm schwer, Hilfe anzunehmen, und er fühlt sich von allem viel zu sehr bedrängt.
In Kombination trifft auf die beiden das Trope “Sunshine & Grumpy” zu, denn Tamsin sieht in allem das Gute und Schöne, ist immer fröhlich und wirkt total sorglos. Da ist es absolut nachvollziehbar, dass sich Rhys, mit seiner Vergangenheit und all seinen Problemen und den Hindernissen der Resozialisierung oft überfordert von ihren überbordenden positiven Gefühlen fühlt.
Aufgrund der Charaktere und der Grundkonstellation bietet diese Liebesgeschichte also wahnsinnig viel Spannungspotenzial.


Spannungsbogen
Ich habe mir am Anfang wirklich schwer getan, in diese Geschichte zu finden. Es hat zwei Anläufe mit mehreren Monaten dazwischen gebraucht, um das Buch endlich zu beenden. Obwohl ich den Schreibstil als sehr flüssig empfand, verging die Geschichte auch ein bisschen träge. Es kam nicht so richtig Spannung auf, obwohl ich das Thema Resozialisierung eines Ex-Häftlings sehr spannend finde. Vor allem in Kombination mit einer Liebesgeschichte und dem behüteten Mädchen aus gutem Hause.
Zunächst war ich ein bisschen überrascht, wie harmonisch das Kennenlernen zwischen den Tamsin und Rhys abläuft. Wie gut sie kommunizieren, denn vor allem Tamsin als Literaturstudentin ist das miteinander sprechen sehr wichtig. Es hat mir auch gut gefallen, dass Rhys gar nicht erst versucht, sie anzulügen, sondern ihr geradeheraus erzählt, dass er das gesamte Teenager-Alter im Gefängnis verbracht hat. Unnötige Geheimniskrämerei in Liebesromanen finde ich nämlich genau das: unnötig. Deshalb fand ich diese Wendung im Buch sehr erfrischend. Dennoch hat das zum allgemeinen Spannungsbogen nicht unbedingt beigetragen.
Ich liebe es zwar, dass es in diesem Buch kein übertriebenes Drama gibt, gleichzeitig gibt es aber auch so wenige Konflikte (auch unübertriebene), dass die Handlung ziemlich langweilig wirkt. Wie bereits erwähnt, ich finde das Buch im Rückblick ziemlich inhaltlos. Auch eine andere Bookstagramerin erzählte mir, dass sie an das Buch kaum Erinnerung hat. Und das ist dann doch ziemlich schade.
Was ich aber am aller traurigsten finde, ist, dass das Thema, das mir an diesem Buch am meisten zugesagt hat, deutlich zu kurz kam. Denn Rhys Resozialisierung nach dem Gefängnisaufenthalt ist etwas, das so viel Spannungspotenzial hat. Aber leider wird genau das nicht ausgeschöpft. Wir erleben zwar, wie Rhys bei Null anfängt, weil er keine ortsansässige Familie hat. Er bekommt durch seine Sozialarbeiterin eine Wohnung und einen Job und tut sich trotzdem schwer, dankbar zu sein und das Gute in einem Neuanfang zu sehen. Was absolut verständlich ist. Und trotzdem bleiben seine Probleme eher oberflächlich. Wenn man sich überlegt, wie viel sich in nur wenigen Jahren verändern kann - allein schon in technologischen Angelegenheiten. Ich finde, Rhys hätte noch viel überforderter sein müssen, seine Schwierigkeiten in diese neue Welt zu finden, hätten eindrücklicher erzählt werden müssen. Auch die angedeuteten Erlebnisse im Gefängnis kratzen nur an der Oberfläche. Gerade bei Rhys, der für mich in diesem Buch der eindeutig interessantere Part ist, hätte definitiv mehr Tiefe vertragen können.


Fazit
Insgesamt hätte ich mir gewünscht, dass die spannenden Themen etwas mehr ausgereizt werden. Zwar mag ich harmonische Liebesgeschichten wahnsinnig gerne und würde sie mir für viel mehr Bücher wünschen, aber hier wurden die vorhandenen Konflikte so wenig ausgearbeitet, dass sie dem Spannungsbogen überhaupt nichts Gutes getan haben.
Empfehlen kann ich das Buch dennoch, denn es war durchaus angenehm geschrieben und könnte Leser*innen, die auf sehr, sehr ruhige Liebesgeschichten mit einem außergewöhnlichen Twist stehen durchaus gefallen. Falls euch “Right here” von Anne Pätzold gut gefallen hat, werdet ihr mit diesem Buch sicher auch Freude haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.04.2023

Wichtiges Kinderbuch!

Skaterherz
0

In diesem Buch geht es um Boyd, dessen Herz nach einem tödlichen Unfall Elias transplantiert wird. Mit diesem Herz erhält Elias nicht nur eine neue Chance auf Leben, sondern einen Gefährten dazu. Denn ...

In diesem Buch geht es um Boyd, dessen Herz nach einem tödlichen Unfall Elias transplantiert wird. Mit diesem Herz erhält Elias nicht nur eine neue Chance auf Leben, sondern einen Gefährten dazu. Denn durch Boyds Herz sind die beiden miteinander verbunden und nur Elias kann den draufgängerischen Jungen sehen.

WICHTIGES THEMA
Organspende wird ein immer wichtigeres Thema. Immer öfter wird darüber debattiert, ob eine grundsätzliche Organspende-Pflicht eingeführt werden soll. „Skaterherz“ sticht genau in dieses Thema, denn Elias kann nur überleben, weil er Boyds Herz bekommen hat. Davor war er schon sehr lange im Krankenhaus. Das wird vor allem dadurch klar, wie sehr sich das Krankenhauspersonal für seine neue Chance auf Leben freut.

Durch Boyd erleben wir auch die andere Seite, die des Spenders. Wobei es da nicht allzu in die Tiefe geht. „Skaterherz“ ist ein Kinder-/Jugendbuch. Aber Boyd bekommt aus der Vogelperspektive mit, wie ihm sein Herz entfernt und woanders hingebracht wird. Er sieht seine trauernde Familie in der Cafeteria, und vor allem die Tränen seines sonst so starken Großvaters belasten ihn sehr.

EINE MISSION
Für Elias beginnt das neue Leben natürlich nicht von heute auf morgen. Eine Herztransplantation ist ein schwerer Eingriff. Er muss erst wieder zu Kräften kommen und was viel wichtiger ist: Er muss wieder in sein Leben zurückfinden. Denn er hat lange nichts anderes gesehen als die vier Wände seines Krankenhauszimmers. Erst nach und nach kämpft er sich zurück in die Gesellschaft der anderen Patienten, nimmt ein altes Bastelprojekt wieder auf, trifft Freunde unter den Patienten, die ähnlich schwere Zeiten hinter sich haben. Zu sehen, wie Elias Schritt für Schritt gesünder wird und wieder er selbst, war sehr schön mit anzusehen. Vor allem, weil es ihm nicht immer so leicht fällt und er mehr als einen Schubser von Boyd braucht.

Boyd hingegen ist an Elias „gekettet“. Er kann sich nicht weit von ihm entfernen. Und obwohl er tot ist, hat er nur ein Ziel vor Augen: Elias muss möglichst schnell fit werden, um sich für Boyd bei seinem Großvater zu entschuldigen. Für Boyd zählt nichts anderes, das ist sein Ziel, das Ziel von Elias und Boyds Geschichte.

ETWAS MEHR TIEFE
Wir verfolgen also Boyd und Elias auf ihrem Weg zum neuen Leben und der Wiedergutmachung beim Großvater. Aber weil für Boyd eben nur das zählt, scheint er sich nicht so richtig mit seinem Tod auseinanderzusetzen. Und das finde ich ein bisschen schade. Denn das hätte das Buch noch um einiges emotionaler gemacht. Mir hat hier zwischendrin einfach ein bisschen der rote Faden gefehlt. Das: Boyd ist gestorben, wie geht er damit um? Und bis auf eine Szene kam dieser Konflikt nicht so richtig auf.

Aber wie ich bereits erwähnt habe, ist dieses Buch für Leserinnen ab 12 Jahren geeignet. Es ist ein Kinder-/Jugendbuch und ich kann mir gut vorstellen, dass diese fehlende Tiefe Leserinnen in diesem Alter überhaupt nicht auffällt.

FAZIT
„Skaterherz“ bringt Kindern das Thema Organspende näher und betreibt damit eine ganz wichtige Art der Aufklärungsarbeit. Allein dafür lohnt sich dieses Buch schon sehr. Insgesamt hätte es mich doch ein bisschen mehr mitreißen können. Das Ende war unglaublich emotional (ich habe die ein oder andere Träne vergossen), aber genau das hätte ich mir das ganze Buch über gewünscht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.03.2023

Nicht typisch Ng

Unsre verschwundenen Herzen
0

Wäre dieses Buch nicht von Celeste Ng hätte mich der Klappentext nicht besonders angesprochen. Aber das ist auch bei ihren anderen Romanen der Fall. Die habe ich nur durch Zufall entdeckt und lieben gelernt. ...

Wäre dieses Buch nicht von Celeste Ng hätte mich der Klappentext nicht besonders angesprochen. Aber das ist auch bei ihren anderen Romanen der Fall. Die habe ich nur durch Zufall entdeckt und lieben gelernt. Deshalb habe ich diesmal auch gar nicht so sehr auf den Klappentext geachtet und ich fand ihn ja auch nicht gänzlich uninteressant.


ALLER ANFANG IST …
… verwirrend. Ehrlich, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie verwirrt ich anfangs war. Weil ich nicht verstanden habe, in welcher Realität dieses Buch spielt. In unserer? In einer, die an unsere angelehnt ist? In einer vollkommen veränderten? In der Vergangenheit? In der Zukunft? In der Gegenwart?

Ich war wahnsinnig verwirrt. Denn es geht in diesem Buch um PACT, ein in Amerika erlassenes Gesetz, das das amerikanische Gedankengut schützen soll und quasi für Patriotismus pur steht - auf eine ungesunde, gefährliche Weise. Und ganz besonders gefährlich für Amerika ist China und in Amerika lebende Chinesen.

Im Vorwort erwähnt die Autorin, dass ihr die Inspiration zu diesem Buch (wenn man das so nennen kann) aufgrund der aktuellen Situation in Amerika gekommen ist. Durch das Corona-Virus und vor allem auch Trumps Umgang damit und alternativen Namen dafür ist die Feindlichkeit gegenüber Chinesen und/oder asiatisch aussehenden Menschen enorm angestiegen. Und genau darum geht es in diesem Buch.

Aber wie gesagt, ich habe anfangs nicht verstanden, in welcher Realität wir uns finden. Ich konnte das Gelesene nicht so richtig in Fiktion und Non-Fiction einordnen.


DIE AUFLÖSUNG
Am Anfang begegnen wir Bird. Seine Mutter ist chinesischer Abstammung, sein Vater ist Amerikaner. Auch Bird erlebt diese Feindlichkeit, aber beim Lesen wirkte es auf mich so, als würde er sie nicht so richtig wahrnehmen. Als würde es hauptsächlich anderen passieren, weil sein Vater ihn immer beschützt und davor abschirmt. Ihm eintrichtert, wegzusehen und sich immer an die Regeln zu halten, nicht aufzufallen.

Das, was Bird vorrangig zu belasten scheint, ist, dass seine Mutter vor Jahren einfach verschwunden ist. Als Kind konnte er es sich nicht erklären und auch jetzt ist er noch ein Kind ohne Mutter. Bis er eine Zeichnung per Brief von ihr bekommt und sich aufmacht, um das Rätsel zu lösen und sie zu finden.

Und hier erfahren wir auch endlich, wie es zu PACT gekommen ist. Aufgrund einer schweren Wirtschaftskrise, die Amerika beinahe zerstört hätte und wahnsinnig viele Erkrankungen, Plünderungen, gewaltvolle Demonstatrionen zur Folge hatte, suchte man einen Feind. Ein Grund, weshalb es Amerika so schlecht erging. Und den fand man in China.

PACT wurde erlassen, um die Bürger der USA dazu zu bringen, ihr Land an erster Stelle zu sehen. Sich stets patriotisch zu verhalten. Es ist die Grundlage dafür, Asiaten auszugrenzen und ihnen teilweise Gewalt anzutun (passiert auch in diesem Buch. Deshalb Triggerwarnung für Gewalt - auch an Frauen), Literatur, die nicht die amerikanische Kultur repräsentiert, verschwinden zu lassen, und so vieles mehr. Und wer auch immer sich gegen PACT ausspricht, muss mit den Folgen leben: Denn PACT bietet zudem die gesetzliche Möglichkeit USA-»feindlichen« Familien ihre Kinder zu entreißen, damit diese nicht weiter mit den »falschen« Werten aufwachsen.


DAS NACHWORT DER AUTORIN
Mit dem Nachwort der Autorin wird eines klar: Zwar ist die Realität in »Unsere verschwundenen Herzen« erfunden, doch hat sie ganz klar einen wahren Kern. Denn Asiatenfeindlichkeit war schon immer ein Problem, ist es seit dem Corona-Virus noch mehr. Aber auch das Entzweireißen von Familien ist nichts neues. Das kommt schon lange vor, Ng hat es nur mit dem Namen PACT versehen.


FAZIT
»Unsere verschwundenen Herzen« hatte definitiv etwas augenöffnendes an sich. Dass Rassismus gegen Asiat*innen in Amerika ein Thema ist, war mir klar. Aber hier in diesem Buch wird das nochmal auf eine andere Art verdeutlicht. Dennoch hab ich von dem Buch mehr erwartet. Das, was ich an Celeste Ngs Romanen so liebe, kam hier nämlich zu kurz: die geniale Darstellung komplizierter, verzwickter Beziehungen zwischen unterschiedlichen Menschen. Daher ist »Unsere verschwundenen Herzen« nicht mein liebster Roman der Autorin. Zeigt aber durchaus auf, weshalb Gegenwartsliteratur so wichtig ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere