Keine gewöhnliche Familiengeschichte
Der letzte SesselliftAspen im US-Bundesstaat Colorado: Adam Brewster wächst bei seiner Großmutter auf. Seine Mutter Rachel, eine talentierte Skifahrerin, sieht er nicht besonders oft. Seinen Vater kennt Adam nicht. Doch er ...
Aspen im US-Bundesstaat Colorado: Adam Brewster wächst bei seiner Großmutter auf. Seine Mutter Rachel, eine talentierte Skifahrerin, sieht er nicht besonders oft. Seinen Vater kennt Adam nicht. Doch er würde gerne herausfinden, wer dieser ist. Das ist allerdings nicht das Einzige, was in seiner Familie ungewöhnlich ist…
„Der letzte Sessellift“ ist ein Roman von John Irving.
Meine Meinung:
Der Roman verfügt über eine klassische Struktur. Er umfasst drei Teile („Akte“) und insgesamt 53 Kapitel. Die Handlung umspannt mehrere Jahrzehnte. Zum Verfolgen der Zeitsprünge ist allerdings ein aufmerksames Lesen erforderlich.
Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Adam. Zumindest überwiegend, denn in stilistischer Hinsicht ist der Roman nicht durchgängig gleich. Einzelne Kapitel sind nämlich wie ein Drehbuch gestaltet. Der Schreibstil ist anschaulich, zum Teil bildhaft, im Erzählton jedoch geschwätzig und weniger literarisch als erhofft.
Die Vielzahl an Figuren und ihre Beziehungen sind anfangs verwirrend und ein wenig undurchsichtig, was jedoch vermutlich Absicht ist. Einige Figuren wirken stereotyp oder überzeichnet. Insgesamt setzt sich das Personal jedoch interessant zusammen.
Inhaltlich ist der Roman ebenfalls sehr vielschichtig und gleichzeitig aktuell. Unterschiedliche sexuelle Orientierungen spielen eine entscheidende Rolle. Gekonnt verwebt wird die Geschichte einer Familie mit der Historie der USA. An einigen Stellen ist mir die Story zu absurd und damit unglaubwürdig. Für meinen Geschmack wird zudem das Gespenster-Motiv zu stark ausgereizt. Als Irving-Neuling sind mir möglicherweise jedoch einige Feinheiten entgangen, die den Inhalt aufwerten könnten.
Zwar weiß die Geschichte mehrfach zu überraschen und bietet spannende, dramatische Momente. Auf den mehr als 1000 Seiten tauchen leider aber einige Längen und Wiederholungen auf, was die Lektüre für mich immer wieder etwas anstrengend und frustrierend gemacht hat.
Der Titel, der wortgetreu aus dem Original („The Last Chairlift“) übersetzt wurde, ist vorzüglich formuliert. Auch das passende, reduziert gestaltete Cover spricht mich sehr an.
Mein Fazit:
Meine erste Begegnung mit John Irving lässt mich leider ein wenig enttäuscht zurück. Wahrscheinlich ist „Der letzte Sessellift“ nicht die beste Wahl für diejenigen, die mit dem Autor zuvor noch nicht in Berührung gekommen sind. Da nach meiner Ansicht jedes Werk aber für sich alleine stehen sollte, kann ich in diesem Fall bedauerlicherweise keine klare Empfehlung aussprechen.