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Veröffentlicht am 03.04.2023

Wie weit würdest Du gehen, wenn es um das pure Überleben geht?

Stranded - Die Insel
2

„Wenn man alles unter den Teppich kehrt und Konflikte vermeidet… dann staut sich alles auf, bis irgendwann jemand die Fassung verliert.“ (S. 146)

Kurze Inhaltszusammenfassung
Maddy, eine ruhige Einzelgängerin, ...

„Wenn man alles unter den Teppich kehrt und Konflikte vermeidet… dann staut sich alles auf, bis irgendwann jemand die Fassung verliert.“ (S. 146)

Kurze Inhaltszusammenfassung
Maddy, eine ruhige Einzelgängerin, entschließt sich nach dem Tod ihrer Eltern zur Teilnahme an einer Fernsehproduktion, die ein gewagtes soziales Experiment testen will: acht Menschen werden auf einer einsamen Insel ausgesetzt und müssen dort ein Jahr lang überleben. Neben den zu erwartenden Schwierigkeiten durch die Situation an sich und einer Gruppe von sehr unterschiedlichen Charakteren spitzt sich die Lage immer weiter zu. Nichts wird laufen wie geplant und auch nicht alle Teilnehmer werden die Insel wieder lebend verlassen …

Fazit
Das Cover empfinde ich als sehr passend; meiner Meinung nach fängt es die Stimmung des Buches gut ein. Der Schreibstil ist authentisch und flüssig, lässt sich daher problemlos lesen. Durch die eingebauten zeitlichen Vor- und Rückblenden über Maddys Leben vor bzw. nach ihrem Aufenthalt auf der Insel erfährt man als Leser/in zum Einen viele interessante und hilfreiche Informationen über die Protagonistin, die im Verlauf eine deutliche Entwicklung durchläuft und sich sehr viel selbst reflektiert; zum Anderen wird durch bestimmte Andeutungen und Cliffhanger der Spannungsbogen noch weiter aufgebaut. Hinzu kommen viele überraschende Wendungen. Manche Details, z.B. bezüglich der Nahrungsmittelvorräte oder Kleidung der Inselbewohner, schienen mir stellenweise nicht ganz stimmig und auch etwas unrealistisch. Das Ende des Buches war für meinen Geschmack ein wenig zu knapp gehalten; ich hätte mir noch mehr Details gewünscht. Außerdem wäre es interessant gewesen, den Aufenthalt auf der Insel und die Vorkommnisse zusätzlich auch aus der Perspektive von den anderen Teilnehmern zu kennen sowie deren Gedanken und Gefühle dazu zu erfahren – das Buch ist lediglich auf Maddys Sicht beschränkt.

Empfehlung
Trotz kleinerer Unstimmigkeiten bietet Stranded – Die Insel neben spannender Unterhaltung auch die Beobachtung eines interessanten sozialen Elements, den Auswirkungen von Gruppendynamik und die Entwicklung einer jungen Frau von einer zurückgezogenen Einzelgängerin zu einer starken selbstreflektierten Kämpferin mit großem Überlebenswillen und hilfreichen Instinkten.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 20.05.2023

Eine Geschichte wie sie nur das Leben schreiben kann

Das Mädchen im Zitronenhain
0

„Wir haben vielleicht nicht die Mittel, aber wir haben etwas viel wertvolleres: unsere Fantasie.“ (S. 10)

Kurze Inhaltszusammenfassung
Vicki erlebt als Kind in München mit ihrer Familie die Grauen des ...

„Wir haben vielleicht nicht die Mittel, aber wir haben etwas viel wertvolleres: unsere Fantasie.“ (S. 10)

Kurze Inhaltszusammenfassung
Vicki erlebt als Kind in München mit ihrer Familie die Grauen des Zweiten Weltkriegs, doch bereits zu dieser Zeit zeichnet sich ihr starker Wille ab, mit dem sie später trotz aller Widrigkeiten ihren eigenen Weg gehen wird: sie studiert Kunst, gewinnt im Rahmen eines Kostümwettbewerbs eine Reise an den Gardasee und verliebt sich dort nicht nur in die Landschaft, sondern auch in Toni, den Sohn des dortigen Hotelbesitzers. Sie schließt ihr Kunststudium ab, heiratet Toni und zieht zu ihm an den Gardasee, um ihren gemeinsamen Traum zu erfüllen: dem in die Jahre gekommenen Grandhotel Fasano wieder den alten Glanz aus strahlenden Zeiten einzuhauchen.

Fazit
Bereits das Cover weckt in mir ein unglaublich Fernweh an den Gardasee, was durch die vielen aussagekräftigen Landschaftsbeschreibungen nur noch verstärkt wird. Die Autorin schreibt sehr authentisch und locker, sodass man das Buch geradezu verschlingen kann. An manchen Stellen fehlt es daher vielleicht an Tiefgründigkeit. Die Geschichte ist an wahren Begebenheiten orientiert bzw. davon inspiriert, was man auch merkt und was definitiv zur Authentizität beiträgt: denn das Leben der Protagonistin Vicki hält nicht nur schöne Erlebnisse für sie bereit wie ihr abgeschlossenes Kunststudium und ihren Erfolg als Künstlerin, ihre Liebe zu Toni, ihren gemeinsamen Erfolg als Hotelbesitzer oder ihre Kinder, sondern legt ihr auch immer wieder Steine in den Weg: die Armut und den Hunger durch den Krieg in der Kindheit, die Ungewissheit ob ihr Vater heimkehrt, die Ablehnung für ihre künstlerische Ader, eine Schwiegermutter der Kategorie Schwiegermonster, Naturkatastrophen, die ihr Hotel zerstören, und die unterschwellige Angst der Untreue ihres Ehemanns. Vickis Persönlichkeit ist über die gesamte Handlung hinweg beeindruckend, wie mutig und stark sie sich trotz allem Gegenwind nicht davon abbringen lässt, für ihre Träume zu arbeiten, um diese Realität werden zu lassen. Besonders charmant ist die erzählerische Gestaltung des Inhalts in drei Erzählsträngen zu unterschiedlichen Zeiten in Vickis Leben, was die Verbindungen, Hintergründe und Zusammenhänge ganz klar erkennen lässt und die Spannung hochhält.

Empfehlung
Das Mädchen im Zitronenhain eignet sich für alle, die gerne ihr Fernweh an den Gardasee stillen wollen und auf der Suche nach einer lebensnahen und inspirierenden Geschichte von einer starken unbeirrbaren jungen Frau sind, die sich niemals davon abhalten lässt, ihre Träume zu verwirklichen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.05.2023

Eine märchenhafte und wundersame Reise von Sizilien nach Amerika auf der Suche nach der Freiheit

So viele Paradiese
2

„Freiheit fällt einem nicht einfach zu, Freiheit muss man sich erobern.“ (S. 38)

Kurze Inhaltszusammenfassung
Antonio Grillo, ein zwanzigjähriger junger Mann mit besonderem Charakter aus dem kleinen sizilianischen ...

„Freiheit fällt einem nicht einfach zu, Freiheit muss man sich erobern.“ (S. 38)

Kurze Inhaltszusammenfassung
Antonio Grillo, ein zwanzigjähriger junger Mann mit besonderem Charakter aus dem kleinen sizilianischen Örtchen Gesso, wagt in den 1920ern die Reise über den Atlantik in Richtung Amerika, um dort seine Freiheit zu finden. Auf diesem Weg lernt er viele interessante Menschen kennen und erlebt er unzählige Dinge: wundersame, erfreuliche, traurige, rätselhafte, ärgerliche, enttäuschende, unglaubliche, …

Fazit
Das Cover ist ein wahres Schmuckstück für jedes Bücherregal; auch die Karte auf der Innenseite des Einbands sowie die farbliche und typographische Gestaltung sind wunderschön verspielt und stimmig. Genauso besonders wie der Protagonist Antonio ist auch der Schreibstil von Giovanna Giordano bzw. die Übersetzung von Elisa Harnischmacher: die Sprache ist wirklich einzigartig, sehr bildhaft und geradezu poetisch, gespickt mit vielen Metaphern und Vergleichen. Da ich des Italienischen mächtig bin, spiele ich mit dem Gedanken, das Buch wegen seiner sprachlichen Besonderheiten auch noch in der Originalsprache zu lesen.
Ich mache mir bei jeder Lektüre Notizen zum Inhalt, zu nachdenklich stimmenden Passagen und zu tollen Zitaten – und ich habe noch nie so viel aufgeschrieben wie zu „So viele Paradiese“! Die sprachliche Gestaltung macht die Lektüre gleichzeitig aber recht anspruchsvoll (ich lese normalerweise recht zügig, aber hier musste ich mir Zeit lassen und habe verhältnismäßig lange gebraucht). Mit der Geschichte von Antonio werden wichtige Themen – gerade für junge Erwachsene – angesprochen, wie das Streben nach Freiheit und Unabhängigkeit. Interessant fand ich auch, wie Antonios Einzigartigkeit von außen wahrgenommen wurde: für die Einen war er nur ein dümmlicher, einfältiger und fast schon verrückter Tölpel, Andere hingegen erkannten und schätzten seinen besonderen Blick auf das Leben. Ganz nahe fühlte ich mich dem Protagonisten durch seine enge Verbundenheit zu Tieren und der Natur.
Darüber hinaus kommen indirekt im Verlauf der Geschichte auch zeitgenössische Probleme an die Oberfläche: die konservative Gesellschaft, besonders im dörflichen Kontext und in den einengenden familiären Strukturen, sowie die allgegenwärtigen Kriegsvorbereitungen und die damit verbundenen Phänomene wie z.B. Waffenschmuggel. Der Fokus des Inhalts liegt darauf, Antonios Leben in Sizilien und seinen Weg in Richtung Amerika zu begleiten, was stellenweise sehr detailliert geschildert wird und etwas langatmig wird. Die Geschichte endet für meinen Geschmack etwas zu abrupt.

Empfehlung
Für jemanden, der eine leichte Lektüre für zwischendurch sucht, eignet sich „So viele Paradiese“ nicht. Es ist wirklich ein besonderes Buch, auf das man sich einlassen muss, um die Sprache genießen zu können. Dann jedoch gerät man selbst leicht ins Träumen und findet vielleicht auch die Inspiration, die Welt einmal mit anderen Augen wahrzunehmen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 15.04.2023

Was Aufmerksamkeit, Empathie und Liebe nicht alles bewirken können …

Die Kinder von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 2)
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„Wer Mist baut, muss dafür die Konsequenzen tragen.“ (S. 316)

Kurze Inhaltszusammenfassung
Die junge Mutter Greta lernt durch Zufall die lebenslustige Melanie kennen und stolpert durch sie in die Ausbildung ...

„Wer Mist baut, muss dafür die Konsequenzen tragen.“ (S. 316)

Kurze Inhaltszusammenfassung
Die junge Mutter Greta lernt durch Zufall die lebenslustige Melanie kennen und stolpert durch sie in die Ausbildung als Erzieherin im Schloss Schönbrunn. Dort trifft sie auf den Leiter Michael Brenner, der mehr in ihr auslöst, als sie sich als Witwe zunächst eingestehen will, da ihr Ehemann Gustav seit dem Ersten Weltkrieg als verschollen gilt. Neben diesem schwierigen Gefühlschaos wird sie auch noch mit dem veralteten pädagogischen Stil konfrontiert, der im Kinderheim in der Praxis umgesetzt wird und mit den neuen theoretischen Lehren der Ausbildung wenig zu tun hat. Ob Greta die Chancen in beruflicher und privater Hinsicht nutzen kann, um den Weg aus der Trauer um ihren verschollenen Mann heraus in ein glückliches und erfülltes Leben zu finden?

Fazit
Das Cover ist eindrücklich, hoffnungsvoll und spiegelt für mich eine wichtige Botschaft des Buches wieder: wie wichtig vermeintlich einfache Dinge wie zuhören, ernst nehmen, emphatisch sein und Liebe entgegenbringen jedem Menschen, aber besonders Kindern gegenüber, sind und was diese bewirken können. Der Schreibstil ist recht schnörkellos gehalten und lässt sich zügig lesen. Die Charaktere zeigen sich alle sehr authentisch: die unsichere und zurückgezogene Greta, die in ihrer Trauer um ihren verschollenen Ehemann Gustav gefangen ist und erst nach und nach ganz langsam aufblüht; ihre Tochter Gisi, der kleine Wirbelwind und Sonnenschein; die sympathische Melanie, deren Lebensfreude auf Greta überspringt; die Jungen Emil und Ferdl aus dem Kinderheim, beide mit verletzten Seelen durch tragische Schicksale, vorsichtig, unsicher und auf der Suche nach Hoffnung, Liebe und Beständigkeit in ihrem jungen Leben; und Michael Brenner, der einfühlsame und charmante Pädagoge und Sozialdemokrat. Die Handlung thematisiert viele wichtige zeitgenössische Probleme in der Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg: Armut, Hunger, familiäre Verluste, Verkrüppelte, Hinterbliebene, Waisen, Witwen – nur um einige Stichworte zu nennen. Gleichzeitig kommen aber auch die Umbrüche zum Tragen, sowohl in der Politik nach der Abschaffung der Monarchie als auch in der Pädagogik, mit der man versuchen möchte, die Kinder zu demokratisch denkenden Menschen zu erziehen, in der Hoffnung, einen weiteren Weltkrieg zu verhindern – was zwar ein toller Ansatz ist, aber leider nicht funktioniert hat wie wir wissen. Dadurch, dass die Handlung sowohl aus Gretas als auch aus Emils Perspektive beschrieben wird, kommt man beiden Schicksalen emotional sehr nahe.
Ich persönlich war etwas enttäuscht, dass das Buch vom Umfang her so kurz gehalten ist. Denn es bietet so viel Potenzial, so viele interessante Themen und Gedankengänge, über die ich mich gefreut hätte, noch ausführlicher zu erfahren. So bleiben am Ende doch einige Handlungsstränge nur angedeutet und bestimmte Aspekte nur oberflächlich angekratzt. Aber wer weiß, vielleicht gibt es aus der Schönbrunn-Reihe der Autorin noch eine Fortsetzung, die die Geschichte rund um Greta weiterführt.

Empfehlung
Die Kinder von Schönbrunn eignet sich für jeden, der zwar an ernsten Themen rund um die Gesellschaft in Wien nach dem Ersten Weltkrieg interessiert ist, aber gleichzeitig auch einen kurzweiligen, emotional berührenden Roman mit einer dezenten Liebesgeschichte sucht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere