Heilung ist möglich
Tage im warmen LichtNach dem Tod ihrer Großmutter hat Maria deren Haus in einer bayerischen Kleinstadt geerbt. Sie zieht mit ihrer Tochter Linnea dort ein. In diesem Ort ist sie aufgewachsen, nun kehrt sie zurück. Linnea ...
Nach dem Tod ihrer Großmutter hat Maria deren Haus in einer bayerischen Kleinstadt geerbt. Sie zieht mit ihrer Tochter Linnea dort ein. In diesem Ort ist sie aufgewachsen, nun kehrt sie zurück. Linnea geht auf die örtliche Schule, und Maria sucht Arbeit. Doch immer wieder wird sie mit der Vergangenheit konfrontiert: Etwas Schlimmes passierte damals. Das ist nun über zwanzig Jahre her, aber die Erinnerung wird nach und nach aufgeblättert und in Rückblenden sehr dicht erzählt.
Das Dorf scheint ein Idyll zu sein. Die Autorin porträtiert die Menschen warmherzig und in einer sehr ruhigen Sprache. Beim Lesen kann man hineinsinken wie in eine weiche Decke. Ein echter Wohlfühlroman, aber das Thema, um das es schließlich geht, ist es nicht. Dass es sogar eine Frauen-Selbsthilfe-Gruppe im Ort gibt, erscheint zuerst etwas konstruiert. Doch es wird schließlich gut begründet und Maria bekommt genau das, was sie gerade braucht.
Immer wieder durchlebt Maria sehr emotionale Erinnerungen an damals. Das ganze Buch hindurch gibt es diesen Spannungsbogen, der auf die Aufklärung hinläuft. Man kann früh erahnen, worum es sich handelt, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Und als die schlimme Geschichte erzählt wird, ist sie so glaubwürdig und normal und furchtbar, wie sie nur sein kann.
Das Aufbrechen der unterdrückten Erinnerung und auch die Verstörung, die in Maria immer noch da ist, sind sehr nachvollziehbar. Sie führen zu verwirrenden Entscheidungen und Ausbrüchen, unter denen besonders die Tochter Linnea leidet. Doch Heilung ist möglich. Am Ende geht sie die ersten Schritte.
Ein Frauenbuch über Freundschaft und alte Verletzungen. Es ist hochaktuell und politisch.