Zwei, die den Boden unter den Füßen verloren haben – verbunden über Welten hinweg. Ein Entwicklungsroman über Heimatverlust, Selbstfindung und Toleranz.
Hagen, Anfang dreißig und ewiger Student, ist in Berlin gescheitert und mit den Eltern verkracht. Als diese tödlich verunglücken, kehrt er in sein Schwarzwälder Heimatdorf zurück, um an sein früheres Leben anzuknüpfen. Doch bestürzt stellt er fest, dass nichts mehr beim Alten ist: Im Dorf hat man ihn vergessen, der Wald seiner Kindheit soll Flüchtlingsunterkünften weichen. Hagen beginnt einen aussichtslosen Kampf um das Verlorene und gegen das Fremde, bis er in der Jesidin Adana auf eine Frau trifft, die genau wie er entwurzelt zu sein scheint.
»Dass ein Vogel den Baumstamm kopfüber hinablaufen konnte, davon hatte sie noch nie gehört. Das wolle sie auch können, flüsterte sie. Alle Wege rückwärtsgehen. Rückwärts in der Zeit.«
Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen
Am liebsten hätte Hagen in Heimatnähe studiert, doch die Entscheidung seines Vaters hat ihn nach Berlin geführt. Dort hat er sich nie heimisch gefühlt. Als er mit Anfang 30 nach dem Tod seiner Eltern ohne ...
Am liebsten hätte Hagen in Heimatnähe studiert, doch die Entscheidung seines Vaters hat ihn nach Berlin geführt. Dort hat er sich nie heimisch gefühlt. Als er mit Anfang 30 nach dem Tod seiner Eltern ohne Abschluss in sein Heimatdorf zurückkehrt, wünscht er sich sein Leben von früher zurück.
Ich muss an das Cover denken, das einen Vogel zeigt, der am Baumstamm abwärts klettert. Doch anders als es dem Kleiber möglich ist, sieht es bei Hagen aus. Er kann weder die Zeit zurückdrehen noch so leben wie vor seinem Weggang.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hagen – unselbstständig und gefangen in seiner eigenen Welt – sich damit arrangieren kann, dass es Fremde gibt in seinem Dorf, dass sogar ein Stück des Waldes verschwinden soll, um Flüchtlingsunterkünften Platz zu bieten.
Heimatlos, so fühlt sich Hagen, weil er sein Zuhause nicht mehr erkennt. Doch heimatlos sind auch die Fremden, die als Flüchtlinge gekommen sind und hier auf ein neues Leben hoffen. Wenn man liest, wie der Autor Philipp Brotz Einzelschicksale der Menschen beschreibt, die als einzige Möglichkeit noch die Flucht sehen, dann dürfte es in unserem Land nur Menschen mit offenen Armen geben. Die Geschichte rüttelt wach!
Mit der Jesidin Adana lernt Hagen eine Frau kennen, die ihm guttut – und ich als Leserin habe nicht nur Adanas persönliche, sehr berührende Geschichte, sondern auch viel über das Leben und den Glauben der Jesiden gern gelesen.
Hagen (von Tronje! Ooooo nein! Der Witzbold aus der vorletzten Reihe hat schon wieder zugeschlagen! Tut mir sehr leid!) ist in der vierten Lebensdekade angekommen, sprich: er hat die Packung der über 30jährigen ...
Hagen (von Tronje! Ooooo nein! Der Witzbold aus der vorletzten Reihe hat schon wieder zugeschlagen! Tut mir sehr leid!) ist in der vierten Lebensdekade angekommen, sprich: er hat die Packung der über 30jährigen angebrochen.
Er kann sich nicht so recht von seinem Status lösen, Student zu sein und sein Verhältnis zu den Eltern liegt im Argen.
Ja, wird er das jetzt nicht bitter bereuen, nachdem sie jetzt leider Gottes tödlich verunglückt sind?
Er kommt von Berlin in die Schmuckschatulle Schwarzwald zurück, in sein Heimatdorf zurück.
Die Jahre, die er absent war, haben jedoch einen gewaltigen Abgrund hinterlassen. Man kennt ihn scheinbar gar nicht mehr und sein geliebter Wald der Kindheit soll Flüchtlingsunterkünften weichen.
Er nimmt den Kampf auf und lernt bei dieser Gelegenheit die Jesidin Adana kennen. Sie ist genauso fremd und verloren wie er in diesem Land/Ländle. Das beginnt ihn nachhaltig zu verändern ...
Ein außergewöhnliches Buch, das eine echte Entdeckung ist. Authentisch und auch erschütternd, weil der Autor die Tragik rund um die Jesiden sehr gut eingebunden hat.
Selbst wenn jemand ein "Ureinwohner" dieses Landes ist, kann er dennoch fremd und entwurzelt sein - mitten in Deutschland. Das gilt natürlich nicht nur hierzulande. Sondern kann jeden "Ureinwohner" jedes beliebigen europäischen Landes tangieren.
So haben dann Flüchtlinge und/oder Einwanderer weit mehr mit Teilen der hiesigen Einwohner gemein, als man weithin annehmen würde.
Eine emotionale, sehr gut erdachte Geschichte mit offenem Ende und philosophischem Impetus, die aber nie den erhobenen Zeigefinger verwendet.
Das Buch hallt noch lange nach und regt sehr zum Reflektieren an.
Entwurzelte Menschen folgen den Spuren ihrer Vergangenheit und suchen nach Heimat
Was Philipp Brotz mit seinem aktuellen Roman "Die Ungleichzeitigen" abliefert war für mich persönlich ganz großes Kino ...
Entwurzelte Menschen folgen den Spuren ihrer Vergangenheit und suchen nach Heimat
Was Philipp Brotz mit seinem aktuellen Roman "Die Ungleichzeitigen" abliefert war für mich persönlich ganz großes Kino gewesen.
Rein nur nach dem doch sehr kurzen Klappentext, wusste ich persönlich nicht, auf was ich mich bei diesem Buch dann wirklich einlassen werde.
Frau Träuble, ein urwüchsiges Schwarzwaldmädel aus dem Roman, würde dem Autor Brotz wohl folgenden Satz über den Zaun rufen.
"Ned gschimpft isch globt gnua!"
Das würde dem sehr tiefgründigen und auch sehr emotionalen Roman aber in keinerlei Hinsicht gerecht werden.
Ich versuche einfach das größte schwäbische Lob von Frau Träuble dann hier zu übersetzen.
Der kurze Teasertext lässt einen sehr engen Einblick in die gesamte Thematik des Buches zu und doch präsentierte mir die Geschichte dann während dem Lesen selbst unzählig viel mehr Facetten, als ich zunächst dachte.
Die Besetzung der unterschiedlichen Charakteren könnte besser nicht sein. Auch wenn mir persönlich nicht alle wohlgesonnen waren sind sie unheimlich realistisch angelegt und man sieht sich quasi mittendrin in der Geschichte als Teil davon. Manchmal möchte man Hagen vielleicht kurz schütteln oder kaltes Wasser ins Gesicht schütten, damit er endlich aufwacht, aber so ist es eben, wenn man schnell in die Handlung ein- und tief abtaucht und mit den Protagonisten mitfühlt.
Das Buch brauchte nicht viele Seiten, um auf mich persönlich eine richtige Sogwirkung zu entfalten. Die überwiegend kurzen Kapitel tun dann ihr Übriges und bringen den gewissen Kurzweil in die Geschichte rein.
Den äußerst bildhaften Schreibstil von Philipp Brotz mochte ich sehr gerne, da man hier mit den unterschiedlichen Szenerien quasi fast komplett verschmilzt. Im gesamten Handlungsstrang findet der Autor für die leichten wie auch schweren Themen immer die richtigen Worte.
Das im Roman beschriebene Szenario wirkte auf mich einerseits sehr verstörend aber auch erschreckend real.
Eine Story die den aktuellen Zeitgeist exzellent trifft und zwar im Schwarzwald ihren Ursprung nimmt aber bis hin zum Irak dann Strahlkraft hat und beispielsweise das unvorstellbare Leid der Jesiden dann sehr eindrücklich schildert.
Hagen und Adana stehen dann wohl sinnbildlich für entwurzelte Menschen unserer aktuellen Zeit, die in ihren Gedanken den Spuren ihrer Erinnerungen nachgehen und sich dabei auf die Suche nach der Heimat machen.
Was bedeutet Heimat dann für all diejenigen, welche dieselbige verlassen mussten oder aufgegeben haben?
Adana gibt darauf im Buch dann eine mögliche Antwort.
"Manchmal ist es schön, von früher zu erzählen. Unsere Geschichten sind der einzige Ort, an dem das Untergegangene lebendig bleibt."
Insbesondere die Verwebung der Rückkehr des Dauerstudenten Hagen mit der emotionalen Achterbahnfahrt rund um die Erlebnisse der Jesidin Adana waren für mich dann wirklich besonders lesenswert. Mir persönlich blieb beim Lesen von Adanas Schicksal dann echt die Spucke weg und ich hatte schnell anhaltende Gänsehaut. Brotz verleiht dem Stamm der Jesiden eine starke Stimme, die hoffentlich nie verstummen und klärt dabei, mitunter auch schonungslos, über die menschlichen Schicksale auf.
Philipp Brotz hält uns und unserer ganzen Gesellschaft mit dem Buch aber auch schön den Spiegel vor. Kein Wunder, wenn man sich hier und dort vielleicht auch selbst erkennt oder auch über manche Szenerie erschreckt oder schmunzelt.
Das offene Ende ist so seine Sache für sich. Mich lässt es arg nachdenklich zurück und der ganze Plot hallt dann bestimmt noch sehr lange in mir nach. Ich persönlich hätte mir vielleicht bereits hier noch ein "Muggeseggele" mehr Erzählung zum Schluss hin gewünscht. Es gibt meiner Meinung nach noch so viel zu erzählen und ich hoffe inständig darauf, dass Brotz die Charakteren nicht in der Schublade verschwinden sondern sie zu gegebener Zeit dann weiter ihre Geschichte erzählen lässt.
Summa summarum ein richtig tolles Buch mit starken Charakteren und einer Story, die man nicht so schnell vergessen wird.
Der Roman "Die Ungleichzeitigen" ist bereits jetzt eine meiner Buchperlen, die ich im Jahr 2023 dann aus dem fast unerschöpflichen Büchermeer fischen konnte.
Das Cover des Buches hat mich sofort angesprochen, die Zeichnung des Vogels sieht wunderschön aus und auch der Titel ist gut gewählt und hat mich neugierig auf die Handlung gemacht. Die Haptik des Hardcoverbuches ...
Das Cover des Buches hat mich sofort angesprochen, die Zeichnung des Vogels sieht wunderschön aus und auch der Titel ist gut gewählt und hat mich neugierig auf die Handlung gemacht. Die Haptik des Hardcoverbuches hat mich auch sehr überzeugt.
Einer der Hauptcharakter ist Hagen, er ist Anfang 30 und ein ewiger Student. Nach dem Unfalltod seiner Eltern kehrt er in sein Heimatdorf zurück und muss dort einen Wandel feststellen, in dem Wald sollen Flüchtlingsunterkünften entstehen. Er lernt Adana kennen und es entstehen Emotionen und Gefühle.
Der Schreibstil ist sehr besonders und einfühlsam. Die Charakter und Orte sind sehr gut beschrieben und ich konnte der Handlung sehr gut folgen, das Ende ist mit einigen Fragen offen geblieben, was mir gut gefällt, da es Raum für eigene Ideen schafft. Das Buch bekommt eine deutliche Leseempfehlung von mir!
Ich durfte das Buch im Zuge einer Leserunde lesen - vielen lieben Dank hierfür!
Aufmerksam bin ich auf das Buch tatsächlich durch das wundervolle Cover geworden, es ist schlicht gestaltet, aber dennoch ...
Ich durfte das Buch im Zuge einer Leserunde lesen - vielen lieben Dank hierfür!
Aufmerksam bin ich auf das Buch tatsächlich durch das wundervolle Cover geworden, es ist schlicht gestaltet, aber dennoch ein echter hingucker - Optisch ist das Buch ein absolutes Highlight in meinem Bücherregal. (zum späteren Zeitpunkt bekommt das Cover noch einen Sinne den man im Buch findet - wirklich sehr schöne Idee)
Das gebundene Buch selbst ist von der Haptik auch sehr hochwertig verarbeitet - dies garantiert auf jeden Fall ein lesevergnügen!
Ich bin sehr gut in die Geschichte hinein gekommen. Der Schreib- und Erzählstil ist wirklich fantastisch locker und leicht - hier merkt man sofort dass der Autor sein Handwerk versteht und wirklich sehr gut mit Worten umgehen kann - ich bin sehr begeistert!
Ich habe die Protagonisten sofort in mein herz geschlossen und hatte keinerlei Probleme mit Ihnen, es wurde alles immer sehr gut und eindrücklich beschrieben, es fühlte sich immer so an als wäre ich direkt im geschehen mit dabei
Die Geschichte ist und bleibt bis zum Schluss spannend mit einem Ende wie ich es gerne habe, so dass man sich mit dem Buch auch noch lange wenn man fertig ist damit beschäftigt und selbst noch etwas hinein interpretiert.
Mir hat das Buch wirklich sehr gut gefallen und ich gebe daher eine klare Leseempfehlung!