Familienbande kappt man nicht so einfach
Night Falls. Du kannst dich nicht versteckenSandra lebt mit ihrem Mann und ihrer 15-jährigen Tochter Ivy in ihrem einsam gelegenen Eigenheim nahe der kanadischen Grenze ein glückliches, unauffälliges Leben. Bis zwei geflohene Strafgefangene bei ...
Sandra lebt mit ihrem Mann und ihrer 15-jährigen Tochter Ivy in ihrem einsam gelegenen Eigenheim nahe der kanadischen Grenze ein glückliches, unauffälliges Leben. Bis zwei geflohene Strafgefangene bei ihnen eindringen und die Familie als Geiseln nehmen. Doch die Geiselnahme ist nicht das einzige, was bei Sandra einen Sturm der Gefühle auslöst und lang verdrängte Erinnerungen wachruft: Sie kennt einen der Entflohenen aus einem früheren Leben. Ein Leben, das sie um jeden Preis vergessen wollte. Jetzt muss sie sich ihren Erinnerungen stellen, um ihre Familie zu retten.
„Night Falls – du kannst dich nicht verstecken“ von Jenny Milchman ist ein Thriller, der auf zwei Zeitebenen spielt. Zum einen befindet man sich als Leser gemeinsam mit Sandra, ihrer Familie und den Geiselnehmern in der Gegenwart und erlebt ihren Kampf ums Überleben hautnah mit.
Zum anderen sind da die Rückblenden in Nicks – einer der entflohenen Sträflinge – Leben, bevor er ins Gefängnis kam und nach und nach erschließt sich dem Leser, was ihn und Sandra verbindet.
Die Geschehnisse in der Gegenwart fand ich sehr spannend erzählt und dann habe ich das Buch bzw. den Abschnitt auch schnell und gern gelesen. Rückblenden hingegen finde ich oft langweilig: Etwas, das „damals geschah“ berührt mich meist nicht besonders. Hier habe ich mich gefragt, ob eine Mutter wirklich so blind gegenüber dem wahren Charakter ihres Kindes sein kann. Warum jemand nicht sehen will, was für andere offensichtlich ist und – allem voran – warum der Vater nicht stärker interveniert hat. Dessen gewaltsamer Tod, der Grund, warum Nick „einfährt“ - eine Bezeichnung, die ich ganz furchtbar finde -, war mithin auch keine wirkliche Überraschung. Und schon gar nicht die Reaktion der Mutter darauf.
Interessanter hingegen, was aus den verschiedenen Personen in der Gegenwart wird. Hier ist noch alles offen, kann noch vieles geschehen. Besonders Harlan – der zweite Ausbrecher – macht eine Entwicklung durch, die ich so nicht erwartet hätte. Schade um das abrupte Ende.
Recht plötzlich kommt dann auch das Ende dieses Thrillers und vieles „wie es kommen muss“. Da hat mir dann doch die letzte Überraschung, eine unerwartete Wendung des ganzen gefehlt – zumindest ein wenig.
Alles in allem ist „Night Falls“ jedoch ein Buch, das ich gerne weiterempfehle.