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Veröffentlicht am 06.02.2024

Bewegende und aufschlussreiche Einblicke in die jüdische Liebes- und Glaubenswelt

Die Hoffnung der Chani Kaufman
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Das junge jüdische Ehepaar Chani und Baruch sind nach ihrer Hochzeit nach Jerusalem gezogen, wo Baruch für das Rabbinerdasein studiert und Chani in einem Blumenladen arbeitet. Nach der Hochzeit steigt ...

Das junge jüdische Ehepaar Chani und Baruch sind nach ihrer Hochzeit nach Jerusalem gezogen, wo Baruch für das Rabbinerdasein studiert und Chani in einem Blumenladen arbeitet. Nach der Hochzeit steigt die Erwartungshaltung an das junge Paar, bald Nachwuchs zu präsentieren, doch auch zehn Monate danach bleibt die erhoffte Schwangerschaft aus und der Druck von Außen nimmt immer mehr zu. Schließlich wissen sie sich nicht anders zu helfen, als Baruch's wohlhabende Eltern um finanzielle Unterstützung zu bitten, damit sie in London Hilfe in einer Kinderwunschklinik suchen können. Natürlich ist es für Frau Levy, Chani nicht gerade wohlgesonnener Schwiegermutter, sonnenklar, dass der "Fehler" nur an Chani liegen kann und versucht hinter dem Rücken des Paares ihre Strippen zu ziehen. Doch in London trifft Chani zufällig ihre Brauthelferin, die ehemalige Rebbetzin Rivka Zilberman wieder, die sich entgegen aller jüdischen Konventionen von ihrem Ehemann und ihren Kindern getrennt hat und versucht, sich ein neues Leben aufzubauen. Die Gespräche mit Rivka helfen Chani schließlich, eine für sie und Baruch mutige Entscheidung zu treffen...

Zum Buch:
"Die Hoffnung der Chani Kaufman" ist bereits der zweite Roman von Eve Harris nach "Die Hochzeit der Chani Kaufman". Man braucht jedoch den ersten Teil nicht gelesen zu haben, um sich beim Nachfolger zurechtzufinden. Die Erzählperspektiven wechseln hauptsächlich zwischen Chani, Baruch, Rivka und deren Mann und Kinder. So lernt man die Charaktere besser kennen, was das Verständnis für die jüdische Liebes- und Glaubenswelt stärkt, die voller Regeln und Rituale ist und für Leser der nicht-jüdischen Welt wahrscheinlich fremd und unverständlich wirkt. Im Anhang gibt es ein Glossar mit den im Buch vorkommenden jiddischen Begriffen.

Persönliche Meinung:
Dies ist mein erster Roman der Autorin und ich bin von ihrem Schreibstil wirklich beeindruckt: zart, feinfühlig und doch stark und bildgewaltig erzählt sie von diesen eh schon - für Juden sicher noch sensibleren - Themen unerfüllter Kinderwunsch, Unfruchtbarkeit, Abhandenkommen des Glaubens, Abwendung von der eigenen Familie und der Gemeinde. Mir hat es geholfen, einige Zusammenhänge und Hintergründe des jüdischen Lebens und Glaubens besser zu verstehen. Dennoch war ich auch schockiert über die Naivität und Unaufgeklärtheit der jungen Leute in Bezug auf ihren eigenen Körper oder darauf, wie z.B. ein Baby entsteht und ich fragte mich, ob das wirklich in der heutigen Zeit möglich sein kann. Auch die absolute Hingabe an HaSchem und das Nicht-Infragestellen der hauptsächlich von Rabbis festgelegten Gesetze und Regeln fielen mir schwer, nachzuvollziehen. Ich denke, man muss in diese Welt hineingeboren werden, um dies alles zu akzeptieren und danach zu leben. Am Beispiel von Rivka, die erst durch ihre Heirat mit Chaim in diese Welt aufgenommen wurde, kann man sehr gut nachvollziehen, wie schwierig es ist, sich zu 100 % und ein Leben lang darauf einzulassen.
Die Protagonisten sind mir schnell ans Herz gewachsen und ich habe mit ihnen mitgelitten. Auch Gemeinsamkeiten zum eigenen Glauben habe ich entdeckt, u.a. dass die größten Frömmler oft genauso heuchlerisch sind, egal, um welche Religion es sich handelt.
Allerdings fand ich es ziemlich mühsam, die vielen jiddischen Begriffe während des lesens im Anhang nachzuschlagen. Dies hat den Lesefluss doch sehr behindert und ich hätte mir gewünscht, dass die jeweilige Übersetzung in der Fusszeile derselben Seite zu lesen ist, was das Lesen wirklich vereinfacht hätte.

Fazit:
Wer einmal über den eigenen Tellerrand schauen und mehr dazu erfahren möchte, wie Themen wie unerfüllter Kinderwunsch in der jüdischen Kultur behandelt werden, bekommt hier eine einfühlsame Einführung in Form einer sehr eindrücklichen und berührenden Liebesgeschichte. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 09.08.2023

Ein sehr guter Krimi, aber definitiv kein Thriller

Die letzte Nacht
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Die Kinderärztin und Gerichtsmedizinerin Sara Linton wird in einer dramatischen Nacht in der Notaufnahme des Grady Hospital in Atlanta an ihre schlimmsten Stunden vor fünfzehn Jahren erinnert, als die ...

Die Kinderärztin und Gerichtsmedizinerin Sara Linton wird in einer dramatischen Nacht in der Notaufnahme des Grady Hospital in Atlanta an ihre schlimmsten Stunden vor fünfzehn Jahren erinnert, als die junge Dani Cooper schwerverletzt eingeliefert wird. Sie flüstert Sara mit ihren letzten Worten zu, was ihr angetan wurde und nimmt ihr das Versprechen ab, den Täter aufzuhalten und seiner gerechten Strafe zuzuführen. Als es drei Jahre später zum Prozess gegen Tommy McAllister kommt, könnte Sara's Zeugenaussage die entscheidende Wendung bringen, doch Tommys Eltern - ebenfalls angesehene Ärzte und Sara aus der gemeinsamen Vergangenheit wohlbekannt - sind reich und haben viel Einfluss. Da die Beweise nicht ausreichen, bleibt Sara nichts anderes übrig, als mit ihrem Verlobten - GBI Special Agent Will Trent und dessen Partnerin Faith Mitchell - tiefer zu graben und sich ihren finsteren Dämonen zu stellen, um ihr Versprechen an Dani Cooper einlösen zu können.

Was mir gut gefallen hat:
Für mich ist es der erste Roman von Karin Slaughter. Ich kenne daher die Vorgeschichte von Sara Linton und Will Trent nicht, die aus nun elf Bänden der "Georgia-Reihe" besteht. Trotzdem bin ich mühelos mitgekommen, da die Wissenslücken zur Vorgeschichte von Sara und Will im vorliegenden Buch clever geschlossen werden. Die Hauptprotagonisten haben interessante Ecken und Kanten (und davon nicht wenige) und waren mir schnell sympathisch,
so dass ich mich gut in sie einfühlen und mitfühlen konnte. Gerade die persönlichen Interaktionen und Verbindungen mit- und untereinander gefiel mir gut (wenngleich ich es tlw. etwas übertrieben fand, wenn es um Faith als kontrollliebende Löwenmutter ging).
Der Fall war gut aufgebaut und logisch strukturiert, ein Puzzle-Teil nach dem anderen wurde hinzugefügt, bis man das Gesamtbild erkennen konnte.

Was mir weniger gefallen hat:
Eins habe ich wirklich vermisst: SPANNUNG! Das vielversprechende Cover verspricht hier einen Thriller, doch ein Thriller lebt von Action, von dicht aufeinander folgenden nervenzerfetzenden Situationen. Das ist bei diesem Buch leider einfach nicht der Fall! Es ist ein (sehr guter) Krimi, der Stück für Stück in einer Aneinanderreihung endlos langer Diagloge bereits geschehene Taten und einen aktuellen Fall aufdröselt, um den Tätern das Handwerk zu legen. Will und Faith tun nichts anderes, als (hauptsächlich) miteinander und zwischendurch mit einem Angehörigen eines Opfers, einer weiteren Betroffenen und mehreren Verdächtigen zu reden. Mit Ausnahme der dramatischen Einstiegsszene in der Notaufnahme flackert erst wieder ab Seite 450 etwas Spannung auf, als Will und Jeremy in der Bar auf den V-Club treffen, doch auch hier: Spannung Fehlanzeige. Das Finale war durchaus smart und überraschend, doch auch hier hatte ich nicht das Gefühl, es vor Spannung kaum mehr auszuhalten.
Die Thematik Vergewaltigung, Gewalt gegenüber Frauen, Incel und Me-too ist natürlich aktuell wie nie und wird hier gut transportiert.

Fazit:
Ein solider Krimi - zweifellos sehr gut geschrieben incl. einem gewollt-hardboiled Touch sowie interessanten Charakteren - aber eben mit enormen Längen, teilweise ermüdenden Dialogen und kaum Action, welcher erst im letzten Fünftel langsam an Fahrt aufnimmt. Treue Fans der Autorin kommen auch hier sicher wieder voll auf ihre Kosten. Die Kriterien für einen Thriller erfüllt dieses Buch meiner Meinung nach aber nicht.

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Wer träumt nicht von einem guten Leben am Meer?

Weniger ist Meer
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Christine Neder hat es geschafft. Als Reisebloggerin mit großer Reichweite in der Social Media Welt jettet sie um die ganze Welt, entdeckt die schönsten und entlegendsten Orte, berichtet ihren Lesern davon, ...

Christine Neder hat es geschafft. Als Reisebloggerin mit großer Reichweite in der Social Media Welt jettet sie um die ganze Welt, entdeckt die schönsten und entlegendsten Orte, berichtet ihren Lesern davon, dreht Destinationsvideos und lebt somit mehr aus dem Koffer als in ihrer Wohnung in Berlin. Doch nach und nach schleicht sich etwas ein, was ihr das Abschiednehmen von ihren Liebsten immer schwerer macht: die Sehnsucht, irgendwo dauerhaft "anzukommen, ohne dabei stehenzubleiben". Während ihrer Sommer-Auszeit in Portugal hat sie diesen Sehnsuchtsort schließlich gefunden: Aljezur! Auch ihr Partner Paul ist bereit, an der West-Algarve ein neues Leben zu beginnen. Doch zwischen dem Entschluss und ihrem eigenen Haus am Meer liegt noch ein langer Weg ... und Corona ... und ein Baby ...

Dieses Buch versteht sich nicht als Handbuch für Auswanderwillige, sondern eher als Begleiter und Inspirationshilfe, wie die Autorin gleich zu Beginn selbst schreibt. So stellte sie sich viele elementare Fragen, was ihr im Leben wirklich wichtig ist und animiert auch ihre Leser dazu, sich immer wieder selbst zu hinterfragen: was brauche ich wirklich, was kann ich ändern, wovon kann ich mich trennen? Dabei handelt es sich nicht nur um das Entrümpeln von materiellen Dingen à la Marie Kondo, sondern auch um verinnerlichte Glaubenssätze, die einen auf dem Weg zu einem von Ballast befreiten Leben blockieren. Man muss nicht gleich auswandern wollen, um die Gelegenheit zum entrümpeln zu nutzen, auch kleine(re) Änderungen können langfristig schon etwas bewegen und für mehr Klarheit und Zufriedenheit im Leben sorgen.

Persönliche Meinung:
Die erste Hälfte des Buchs ist gespickt mit elementaren Fragen und vielen klugen Weisheiten. Einige davon habe ich mir sogar aufgeschrieben, da ich persönlich etwas damit verbinde, wie z.B. "Angst beginnt im Kopf, Mut aber auch" und
"Freiheit beginnt da, wo die Angst endet". Dennoch, zur Mitte hin wurde es mir dann fast zu viel der Weisheiten und ich war fast schon etwas genervt bei Aussagen wie "wir sind keine Problemsucher, sondern Lösungsfinder". Alles schien der Autorin leicht zu fallen, wenn man nur '"committed" genug ist, um mit den Worten ihres Surfgurus Bernado zu sprechen. Sie ist ein echter Tausendsassa und immer voller neuer Ideen, leider ist sie jedoch nicht committed genug, die Sprache ausreichend zu lernen, um sich in der Landessprache gut verständigen zu können... schade! Die schönen Fotos im Mittelteil sind natürlich der Traum jedes Auswanderer-Träumers: die sehr attraktive und fotogene Autorin weiß als Social Media-Expertin selbstverständlich, wie man sich und die Natur perfekt in Szene setzt; aber es sind auch zauberhafte "ungeschminkte" Fotos dabei, die endlich auch die natürliche, private Christine Neder zeigen. Richtig berührt hat sie mich dann allerdings erst in der zweiten Hälfte des Buches, als sie über zwei kurz aufeinander folgende Schicksalsschläge berichtet und wie sie verzweifelt versuchte, damit klarzukommen. Ja, auch im Paradies bleibt man nicht von tragischen Ereignissen verschont. Ich habe mich in ihrem Bemühen, mit dem Trauma und der Trauer umzugehen, absolut wiedergefunden und fand ihre offenen Worte darüber sehr wohltuend.
Was ich ebenfalls als absolut positiv empfinde, ist, dass sie nicht nur die positiven Aspekte des Auswanderns anspricht, sondern ehrlich auch die weniger schönen Seiten aufzeigt, die langfristig zum Problem werden können.
Ich fand "Weniger ist Meer" authentisch und auch inspirierend, auch der flüssige und bildstarke Schreibstil hat mir gut gefallen, auch wenn es oft recht sprunghaft zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herging und der zeitliche rote Faden dabei manchmal etwas verloren ging.

Fazit:
Leseempfehlung für alle, die etwas in ihrem Leben ändern mögen und etwas Inspiration und Anreize zu schätzen wissen. Ob Weniger ist Mehr oder Weniger ist Meer - man muss ja nicht gleicht auswandern, aber das Buch macht definitiv Lust, sich mit dem Gedanken "was wäre denn, wenn..." mal näher zu befassen.

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Veröffentlicht am 01.04.2022

Faszination Afrika

Danke, Afrika! Was ich zwischen Dschibuti und Marokko fürs Leben lernte.
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Da ich Bücher von Langzeit-Reisenden und Aussteigern sehr gerne mag, hat mich dieses Buch gleich angesprochen, zumal das Cover sehr einladend ist: Eine junge, hübsche Frau, die alleine durch verschiedene ...

Da ich Bücher von Langzeit-Reisenden und Aussteigern sehr gerne mag, hat mich dieses Buch gleich angesprochen, zumal das Cover sehr einladend ist: Eine junge, hübsche Frau, die alleine durch verschiedene Staaten Afrikas reist - wow, das verspricht auf jeden Fall ein spannendes und kurzweiliges Lesevergnügen.

Und dieses Versprechen wurde auch durchaus gehalten. Die Autorin bereiste zwischen 2008 - als sie zum ersten Fall nach Afrika kam - und 2020 insgesamt 25 afrikanische Länder und berichtet von ihren Erfahrungen und Erlebnissen. Dabei beschreibt sie nicht nur die Schönheit der Natur und die einzigartige Tierwelt, auch die Schattenseiten bringt sie zur Sprache, sei es die Armut, der Umgang mit Müll oder anderen Schwierigkeiten. Dabei beginnt ihr Buch schon mit einer großen Herausforderung, denn sie befindet sich zu Beginn des ersten Corona-Lockdowns in Marokko, wo sie letzttendlich auch sesshaft geworden ist. Das Buch wechselt ständig zwischen der Gegenwart (2020 in Aourir / Marokko) und ihren früheren Reisen durch viele afrikanische Länder, angefangen 2008 mit Südafrika. So lernt sie viele Facetten Afrikas, die Kultur und die Menschen, die ihr begegnen, kennen und vor allem lieben. Hier findet sie die Freiheit, die sie in Deutschland vermisste.

Das Buch liest sich mehr wie ein Roman als wie ein Reisebericht. Alles ist sehr anschaulich beschrieben, so dass das innere Kopfkino genug Input bekommt.
Ich bewundere den Mut und den Freigeist der Autorin, gleichzeitig befremdete mich jedoch so manche Verhaltensweise. So ließ sie z.B. ihren Freund Tomar an der Elfenbeinküste zurück und besuchte ihn nur hin und wieder zwischen ihren Reisen - ansonsten zog sie ihr eigenes "Ding" durch, reiste viel und verfolgte ihre eigenen Interessen und Projekte. Obwohl es sicher richtig war, dass sie ihm signalisierte, dass sie nicht für sein Leben verantwortlich sei, war es doch reichlich naiv zu glauben, dass eine Beziehung auf Augenhöhe möglich sei, da die Grundvoraussetzungen der beiden einfach zu unterschiedlich war. Ich finde es aber ehrlich und vor allem authentisch, dass sie Situationen wie diese nicht beschönigend beschrieben hat, um sich selbst in einem besseren Licht darzustellen. Trotz allem spürt man schließlich in jedem Kapitel ihre große Liebe und Faszination zu diesem Kontinent.

Das Buch hat ein angenehmes Format und enthält viele, wirklich sehr gelungene (Farb-)Fotos der Autorin, die bei mir sofort einen akuten Schub Fernweh auslösten. Einzig die Untertitel zu den Fotos hätten gerne etwas größer ausfallen dürfen, so dass man nicht fast schon eine Lupe bemühen muss, um sie zu entziffern.

Alles in allem ein schönes und kurzweiliges Buch für alle, die gerne etwas mehr über Afrika, seine Kultur und Menschen erfahren möchten.

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Die Queen und ihr Team ermitteln in einem neuen Fall

Die unhöfliche Tote
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Auch beim zweiten Band vermittelt das Cover schon sehr dekorativ, was den Leser zwischen den Buchdeckeln erwartet: eine nicht ganz ernstzunehmende Story aus dem Genre des sogenannten "Cosy Crime". The ...

Auch beim zweiten Band vermittelt das Cover schon sehr dekorativ, was den Leser zwischen den Buchdeckeln erwartet: eine nicht ganz ernstzunehmende Story aus dem Genre des sogenannten "Cosy Crime". The Queen herself auf Mördersuche, die Idee an sich ist schon königlich, aber nach der Lektüre in Anbetracht der immer schon etwas geheimnisvollen Aura Ihrer Majestät durchaus im Bereich des Vorstellbaren.

Die Königin ist wieder einmal ganz und gar 'not amused', als sie bei einer Ausstellung ihr Lieblingsgemälde entdeckt, welches bereits seit Jahren verschollen ist. Sie setzt ihre stellvertretende Privatsekretärin Rozie darauf an, herauszufinden, wie es in den Besitz des Verteidigungsministeriums gelangt ist. Kurz darauf erschüttert der mysteriöse "Unfall" einer unbeliebten Palastangestellten die royalen Gemäuer und einige Mitarbeiter - auch Rozie - erhalten unschöne Briefe von einem unbekannten Absender. Hängt dies alles womöglich zusammen und wenn ja, wie? Auch der ehemalige Leibwächter der Queen, Billy MacLachlan, ermittelt auf seine Weise in ihrem Auftrag und so kommt die Queen der Wahrheit immer näher ...

Mir hat bereits der erste Fall "Das Windsor Komplott" sehr gefallen und so war ich gespannt, ob die Autorin daran anknüpfen konnte. Und sie konnte!
Es dauert zwar etwas, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt und auch zwischendurch gibt es immer wieder einmal Längen, doch vor allem der leichte, von trockenem englischem Humor durchdrungende Schreibstil macht dies wieder wett. Auf wirklich sympathische Art und Weise werden die Klischees, die man über die britische Königsfamilie und ihren Hofstaat kennt, bedient und kann sich vorstellen, wie das Privatleben der Queen aussehen könnte. Auch mein persönlicher - inzwischen leider verstorbener - Lieblingsroyal, Philip, kommt nicht zu kurz und seine "Auftritte" waren für mich ein besonderes Highlight (ich vermisse ihn wirklich).

Der Autorin gelang es, die Queen und ihr Team in einem warmen, sympathischen Licht zu zeichnen. Mit Rozie hat die Queen eine kluge, warmherzige, gewitzte und vor allem auch schlagkräftige Assistentin an ihrer Seite, die für sie die Ermittlungen auch außerhalb der Palastmauern durchführt und sich nicht einschüchtern lässt. Die Geschichte an sich zeigte auch die eine oder andere Schwäche, die ich mir logisch nicht erklären konnte. Dennoch fühlte ich mich sehr gut unterhalten und langweilte mich auch nicht, da es der Autorin gelang, die Auflösung der Zusammenhänge bis fast zum Schluss hinauszuzögern, ohne dass ich mir als Leser vorab schon der Lösung sicher war. Natürlich liegt der Fokus nicht nur bei diesem Fall, sondern eindeutig auch bei der Queen und ihre Art, einen Fall zu lösen und die echten Ermittler diskret und unerkannt auf die richtige Spur zu führen.

Alles in allem ein entspannter, amüsanter, mit sympathischen Charakteren ausgestatteter Unterhaltungskrimi, der Lust auf eine weitere Fortsetzung macht.

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