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Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Beginn einer fulminanten Familien-Saga

Spiel der Zeit
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„Spiel der Zeit“ von Jeffrey Archer ist der erste Teil einer auf insgesamt 7 Bänden angelegten Familien-Saga rund um die Familie Clifton und Barrington, die durch das Schicksal eng mit einander verknüpft ...

„Spiel der Zeit“ von Jeffrey Archer ist der erste Teil einer auf insgesamt 7 Bänden angelegten Familien-Saga rund um die Familie Clifton und Barrington, die durch das Schicksal eng mit einander verknüpft sind. Erschienen ist der Roman 2015 im Heyne-Verlag. Das Original „Only time will tell“ wurde 2011 im St. Martins Press Verlag herausgegeben.

Bristol, 1920: Harry Clifton wächst in ärmlichen Verhältnissen in den Docks von Bristol auf, doch sein Leben nimmt eine schicksalshafte Wendung als ihm ein Stipendium an der St. Bede Schule angeboten wird. Dort lernt er die Welt der Reichen kennen sowie seinen besten Freund Giles Barrington und seine Schwester Emma, beides Erben einer angesehenen Schifffahrtsdynastie. Harry ahnt nicht auf welche tragische Weise beide Familien miteinander verbunden sind. Um den Tod seines Vater, der angeblich im Krieg gefallen ist, rankt ein düsteres Geheimnis, das nach vielen Jahren endlich gelüftet werden will.

Schon lange habe ich keinen Roman mehr so verschlungen, wie diesen hier. 3 Tage habe ich insgesamt gebraucht und war von Anfang an von Harry Clifton und seinem Schicksal fasziniert. Ich habe diesen Roman im Original auf Englisch gelesen.
Gerade die Charaktere in diesem Buch haben mir sehr gut gefallen. Harry Clifton, ein wissbegieriger und kluger Junge, der leider am falschen Ende der Gesellschaft geboren wurde. Nur dank der Opferbereitschaft seiner Mutter und dem Einsatz seiner Weggefährten schafft er es ein Stipendium an der St. Bede School zu ergattern.
Seine Mutter Maisie habe ich wegen ihrer Stärke und Aufopferungsbereitschaft sehr bewundert. Sie tut wirklich alles dafür, damit ihr Sohn die Chance bekommt aus seinem Leben etwas Besseres zu machen und in der Gesellschaft aufzusteigen.
Ganz besonders ans Herz gewachsen ist mir auch Old Jack Tar, der seine Chance selber nicht genutzt hat und nun mit seinem Wissensschatz und der Hilfe seiner Weggefährten aus anderen Zeiten dafür sorgen möchte, dass Harry nicht das gleiche Schicksal ereilt.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der verschiedenen Hauptpersonen. Das Besondere hierbei ist allerdings, dass es nacheinander erzählt wird und nicht parallel. Es werden aber auch nicht immer genau die gleichen Zeiträume gewählt. An einigen Stellen kamen hier für mich tatsächlich auch Längen auf, die Geschichte entfaltet sich so aber auch auf eine besondere Weise und das Puzzle um das Geheimnis von Harry Cliftons Vater und die Verbindung der Familie Clifton/Barrington wird so nach und nach gelüftet. Auch das Verständnis für die jeweiligen Hauptprotagonisten wird so gesteigert, weil man diese wesentlich besser kennen lernt.
Ich bin froh, dass ich es gewagt habe, diesen Roman zu lesen, denn lange war ich mir unschlüssig, ob das Buch überhaupt etwas für mich ist. Umso begeisterter bin ich jetzt am Ende des ersten Bandes und freue mich schon, demnächst die anderen 6 Teile zu verschlingen.

Fazit: Tolle Hauptpersonen und ein klasse Erzählstil, der einen mitreißt. Volle 5 Sterne, auch wenn es einige kleinere Längen gab und natürlich ein klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 05.10.2024

Ein toller historischer Roman über den berühmten Autor Robert Louis Stevenson

Die Leuchttürme der Stevensons
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In „Die Leuchttürme der Stevensons“ erzählt Sabine Weiß die Geschichte von Robert Louis Stevenson und seiner berühmten Familie, die im 18. und 19. Jahrhundert Leuchttürme baute. Erschienen ist der Roman ...

In „Die Leuchttürme der Stevensons“ erzählt Sabine Weiß die Geschichte von Robert Louis Stevenson und seiner berühmten Familie, die im 18. und 19. Jahrhundert Leuchttürme baute. Erschienen ist der Roman bei Lübbe im August 2024.

Schottland, 1868: Geht es nach seiner Familie würde der fast 18-jährige Robert Louis Stevensons in die Fußstapfen seiner berühmten Vorfahren treten und Leuchttürme bauen, doch selber träumt er davon Schriftsteller zu werden. Das Studium fällt ihm schwer und er lässt sich nur allzugerne davon ablenken. Dies bleibt auch seinem Vater nicht verborgen und als sein Sohn sich dazu auch noch unstandesgemäß verliebt, schickt er ihn kurzerhand aus Edinburgh fort und nimmt ihn anschließend mit auf eine Inspektionsreise. Dort lernt der junge Stevenson die berühmtesten Leuchttürme seiner Familie kennen, wie den Bell Rock oder auch den Dubh Artach, an dem sein Vater gerade baut und auf dessen Riff Robert Louis Stevensons in Lebensgefahr gerät.

Romane von Sabine Weiß sind für mich zumindest im historischen Bereich gesetzt und da bin ich auch bereit Themen auszuprobieren, die mich auf den ersten Blick erstmal nicht so sehr interessieren. Es geht in diesem Roman ins 19. Jahrhundert und ein berühmter schottischer Schriftsteller ist die Hauptperson.
Schon auf den ersten Seiten schafft es Sabine Weiß mich ins Buch zu ziehen. Orte zu beschreiben und Stimmungen zu erzeugen, gelingt der Autorin wahnsinnig gut. Ich bin mit dem jungen Louis in seinem Albtraum gefangen und erfahre schon im Prolog viele wichtige Informationen, bevor ich in den darauffolgenden Kapiteln dann Edinburgh und das Studentenleben kennenlerne.
Für mich war es ein Buch mit einem gleichbleibenden Spannungsbogen. Es gibt durchaus die ein oder andere spannende Szene, aber an sich sind wir eben dabei, wie der junge Louis zu seiner Bestimmung dem Schreiben findet.
Auch wenn der Leuchtturmbau selber nichts für ihn ist, so beflügeln die Geschichten seiner Vorfahren dennoch seine Fantasie. Leuchttürme haben eine Schutzfunktion und wurden teilweise an sehr unwirtlichen Orten errichtet und so haben sie sich beim Bau so manches Leuchtturmes in Lebensgefahr gebracht. Guter Stoff für spannende Geschichten.
Robert Louis Stevensons ist der ganz klare Fokus in diesem Roman, dennoch bekommen wir in einigen Kapiteln auch eine Außenperspektive auf ihn. Dies verleiht dem Roman insgesamt mehr Tiefe. Ich fand es spannend an mir zu beobachten, wie sich mein Blick auf ihn immer mal wieder gewandelt hat und das Bild immer komplexer wurde. Ich habe mit ihm seine Selbstzweifel geteilt, aber mich auch gefreut, wenn ihm was gelingt und er in Situationen kommt, in denen er glänzen kann. Ich fand es toll, wenn er von außen Zuspruch bekommen hat und habe mit ihm gelitten, wenn er die hohen Anforderungen, gerade seines Vaters, wieder einmal nicht erfüllen konnte.
Und obwohl dieser Roman so sehr auf eine Person fokussiert ist, hat Sabine Weiß es auch geschafft, die Zeit, in der der Autor lebte, einzufangen. Die Welt befindet sich im Wandel und es gibt viele technische Neuerungen. Es fühlt sich alles schon deutlich moderner an als in Mittelalterromanen und dennoch ist es auch total anders als unsere heutige Zeit.
Ausgestattet ist das Buch mit einem umfangreichen Nachwort zum Leben Robert Louis Stevensons, weiterführenden Informationen zu den Leuchtturm-Stevensons und einem Glossar. Die gedruckte Ausgabe besitzt zusätzlich eine Karte auf der Innenseite des Umschlags. Die Leidenschaft für den Autor und sein Leben hat man auf jeder Seite gespürt, dennoch hat das Nachwort mir dies nochmal bewusster gemacht.

Fazit: Eine tolle historische Romanbiografie zum Leben Robert Louis Stevensons und eine Hommage an das Schreiben. Die typischen Stärken Sabine Weiß kommen zur Geltung und ich bin abgetaucht ins Schottland des 19. Jahrhunderts. Ich glaube Autor*innen könnten sich in diesem Roman teilweise wiederfinden, ansonsten ist dieser Roman aber auch für alle anderen Liebhaber historischer Romane eine Empfehlung.

Veröffentlicht am 21.05.2023

Ein zweiter Teil, der den ersten Band für mich deutlich überflügelt hat

Grandhotel Odessa. Der Garten des Fauns
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„Grandhotel Odessa - Der Garten des Fauns“ von Charlotte Roth ist der zweite Band rund um die Stadt Odessa und der Veränderungen durch den Kommunismus und den zweiten Weltkrieg. Erschienen ist der Roman ...

„Grandhotel Odessa - Der Garten des Fauns“ von Charlotte Roth ist der zweite Band rund um die Stadt Odessa und der Veränderungen durch den Kommunismus und den zweiten Weltkrieg. Erschienen ist der Roman bei Droemer im März 2021.

Odessa 1920 - 1945: Oda Liebenthal führt wie eh und je das Grandhotel, dass in Schönheit und Reichtum über der Stadt thront. Eine neue Generation schickt sich an, die Welt mit ihrem Idealismus zu übernehmen, doch davor stehen große Herausforderungen. Der Kommunismus streckt seine Fühler jetzt auch in die Vielvölkerstadt Odessa aus. Hunger und Mangel drohen und doch schafft es das Grandhotel sich einen gewissen Charme zu erhalten. Es wird zu einem Schmelztiegel der unterschiedlichsten Akteure und zieht Abenteurer, Künstler und Politiker an. So auch den Dichter Ossip Mandelstam und seine Frau Nadeshda, die Oda mit ihrem Mut und der Treue zu ihrem Mann beeindrucken kann.

Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich die Reihe weiterlesen möchte, doch dann hat das Schicksal sein Übriges getan und mich auch den zweiten Band als Mängelexemplar finden lassen. Manchmal brauchen Bücher auch diesen Weg, um zu mir zu finden und ich bin froh, diese Familiensaga entdeckt zu haben. Der zweite Band gefiel mir deutlich besser und letzen Endes empfand ich die Reihe auch als nicht so oberflächlich wie vom Klappentext her gedacht.
Ich bin gut in die Geschichte reingekommen und direkt vom Start an, hatte ich ein gutes Gefühl für dieses Buch. Clara und Manon rücken in den Vordergrund. Es gibt durchaus Parallelen zu Oda und Belle, aber es gibt eben auch genügend, was sie unterscheidet und sie zu deutlich sympathischeren Protagonisten macht.
Clara hat in ihrer Mutter Valerie ein sehr durchsetzungsstarkes Vorbild und so nimmt sie sich von Beginn an vor gegen die Nazis in Deutschland zu kämpfen. Es hat mir sehr imponiert, dass sie diesen Weg ganz klar für sich vor Augen sieht und dieser Weg ist mit einigen Herausforderungen und Rückschlägen gespickt. Nicht mit all ihren Entscheidungen im Buch war ich glücklich, letztendlich waren diese dennoch nachvollziehbar.
Manon trägt einige Züge ihrer Mutter in sich. Sie mag das Schöne, sie geht ein wenig naiv durch die Welt und doch hat sie sich die willensstarke Oda als Vorbild gesucht und entscheidet sich für Odessa als ihre unbedingte Heimat. Ihr Weg hat mir gefallen, weil sie in diesem Band gewachsen ist, sich zusätzlich aber ihrer positiven Art bewahren konnte.
Bodo hat mir sehr als Vater und Großvater gefallen und hatte einige starke Momente. Oda und Belle gefielen mir mehr im Hintergrund deutlich besser. Mir hat es sehr imponiert, dass sie auch weiterhin alles fürs Hotel tut und nicht aufgibt. Belles Schicksal hat mich etwas traurig gestimmt. Lidija Petrowna macht auch im zweiten Band eine gute Figur und ist ihr unverwechselbares Selbst. Gemeinsam mit Leo Ullrich und Maxim bekommen so die Künstler die angemessene Aufmerksamkeit. Insgesamt hat mir die Mischung der Personen sehr gut gefallen, weil dadurch ein weites Spektrum an Themen abgedeckt werden konnte.
In diesem Roman befinden wir uns in einer sehr wechselvollen Zeit. Der erste Weltkrieg ist vorbei, der Kommunismus setzt sich immer mehr in der Sowjetunion durch und erreicht schließlich auch Odessa. Diese Veränderungen stehen in diesem zweiten Roman im Vordergrund und diesen Herausforderungen muss sich das Grandhotel Odessa stellen. Etwas im Hintergrund, aber durchaus ebenso wichtig, steigen in Deutschland die Nazis zur Macht auf und Auswirkungen davon sind in Odessa zu spüren. Immerhin handelt es sich bei Familie Liebenthal, die das Grandhotel leitet, um eine deutschsprachige Familie und diese sind in der kommenden Zeit nicht mehr all zu gern gesehen. Bei einem Roman, der von 1920 - 1945 spielt, kann das Thema Judenverfolgung und Antisemitismus niemals außen vor bleiben. Das Thema wird hier allerdings im Spannungsfeld zwischen Deutschland und der Sowjetunion betrachtet.
Auch Widerstand sowohl gegen den Kommunismus als auch Nazideutschland spielen in diesem Roman eine Rolle. Hier fand ich es spannend zu sehen, wie die unterschiedlichen Generationen damit umgehen und in Konflikt miteinander geraten. Die ältere Generation passt sich teilweise den Gegebenheiten hat, möchte manchmal unpolitisch sein oder sucht subtilere Wege Gutes zu tun. Die jüngere Generation ist mehr vom Idealismus geprägt. Manche gehen daran kaputt, andere wiederum finden einen Weg, um für ihre Ideale zu kämpfen. Es gibt auch Personen, die überzeugte Kommunisten bzw. Nazis sind, aber diese sind immer Antagonisten. Das war mir ein wenig zu einfach, aber ich musste mir selber auch eingestehen, dass ich deutlich lieber Menschen folge, die sich gegen das System auflehnen und Risiken eingehen. Dies wiederum hat nur eine Minderheit getan und ich denke, es ist wichtig, sich dies ins Gedächtnis zu rufen.
Odessa als Schauplatz hat mir wieder wunderbar gefallen, aber die Entwicklungen haben mich traurig gestimmt. Diese unbedingte Liebe einiger Protagonisten zu dieser Stadt hat mich beeindruckt, mir den Ort aber auch näher gebracht. Odessa als internationale Stadt hätte ich gerne einmal besucht.
Trotz eher unschöner Entwicklungen, habe ich den Roman insgesamt sehr gemocht. Ich bin dem Geschehen jederzeit gespannt gefolgt und wollte unbedingt wissen, wie es mit der Stadt und dem Grandhotel weitergeht. Mir gefiel das Flair, das manche Szenen ausgestrahlt haben und ich mochte die überraschenden Wendungen, von denen dieser zweite Teil doch einige hatte. Ich verlasse Odessa mit einem weinenden und einem lachenden Auge und bin froh, dass ich die Stadt auf diese Weise kennenlernen durfte.

Fazit: Manche Reihen werden erst im Gesamtbild so richtig gut. Dieser zweite Teil hat mir deutlich besser gefallen und ich bin froh, die Reihe beendet zu haben. Odessa darf ein weiteres Mal seinen Charme spielen lassen und die Ereignisse zwischen 1920 und 1945 werden gut eingefangen. Die Protagonisten des zweiten Bandes haben mich mit ihren Idealen für sich eingenommen. Empfehlenswert für alle, die Odessa zumindest einmal in der Fantasie besuchen und alte Zeiten auferstehen lassen wollen.

Veröffentlicht am 28.01.2023

Ein komplexes Sci-Fi Debüt

Im Herzen des Imperiums
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„A Memory Called Empire“ ist der Debüt-Roman von Arkady Martine und der erste Teil einer Science-Fiction-Duologie, in der die Botschafterin Mahit Dzmare in die politischen Ränkespiele des teixcalaanischen ...

„A Memory Called Empire“ ist der Debüt-Roman von Arkady Martine und der erste Teil einer Science-Fiction-Duologie, in der die Botschafterin Mahit Dzmare in die politischen Ränkespiele des teixcalaanischen Imperiums gerät. Erschienen ist der Roman im März 2019 bei Tor Books. Dieser war für zahlreiche Preise nominiert und hat den Hugo Award für den besten Roman 2020 gewonnen.

Mahit Dzmare wird als neue Botschafterin von der weit entfernten Minenstation Lsel in die Hauptstadt des Imperiums geschickt. Als sie dort eintrifft, muss sie feststellen, dass ihr Vorgänger ermordet wurde. Doch niemand will dies zugeben und so muss sie sich auf eigene Faust auf die Suche des Mörders begeben, da möglicherweise auch sie selbst in Gefahr schwebt. Gleichzeitig hat sie allerdings auch ihre Pflichten als neue Botschafterin zu erfüllen. Lsel-Station möchte unbedingt seine Unabhängkeit von Teixcalaan erhalten. Schnell gerät sie immer tiefer in einen Strudel aus politischen Machtspielchen, spinnt aber auch eigene Intrigen, denn die Menschen von Lsel-Station besitzen eine geheime Technologie, die zugleich ihr Untergang oder ihre Rettung bedeuten können.

Dieses Buch habe ich dieses Jahr so oft auf Social Media gesehen, was für einen Science-Fiction Roman recht ungewöhnlich ist. Es handelt sich um eine Space-Opera. Hier braucht also niemand Angst haben, dass es zu technisch oder wissenschaftlich wird. Es ist allerdings sehr politisch und in diesem Falle empfehle ich dieses Buch nur auf englisch zu lesen, wenn euer Wortschatz breit gefächert ist. Ich lese viel auf englisch und einige Passagen waren eine echte Herausforderung für mich. Ich habe einige Synonyme gelernt und so meinen Wortschatz erweitert. Auf deutsch heißt der Roman „Im Herzen des Imperiums“.
Der Start war tatsächlich etwas holprig, da es mir der Wortschatz am Anfang doch etwas schwer gemacht hat, das Buch richtig zu genießen. Es war aber von Beginn an interessant. Immerhin lernen wir hier ein Imperium kennen, das weite Teile der Galaxie beherrscht. Sehr gefallen hat mir in diesem Zusammenhang, dass dieses Imperium nicht so sehr zu Extremen neigt wie in vielen anderen Reihen. Es hat seine Eigenheiten, aber es wirkte auf mich dennoch ausgeglichener und nicht extrem böse oder extrem gut.
Das Imperium habe ich immer auch im Kontrast zum Leben auf der Lsel-Station kennengelernt. Lsel-Station ist beispielsweise eine Raumstation und die Hauptstadt Teixcalaan ist auf einem Planeten. Mahit Dzmare kannte bis zu ihrer neuen Rolle als Botschafterin nicht das Leben auf einem Planeten und natürlich hat Teixcalaan noch viel mehr aufzubieten, worauf Mahit zwar vorbereitet wurde, dass sich in der praktischen Umsetzung allerdings noch bewähren muss.
Der Weltenbau hat mir gut gefallen. Es unterschiedet sich sehr deutlich von unserem heutigen Leben, ist aber in sich schlüssig und gut nachvollziehbar. An wirklich eindeutige Referenzen zu unserer Erde könnte ich mich gerade gar nicht wirklich erinnern. Ich würde jetzt einfach mal behaupten es spielt in einer anderen Galaxie. Das teixcalaanische Imperium hat sich allerdings irgendwann von seinem Planeten gelöst und Teile des Universums erobert und existiert nun über seinen ursprünglichen Planeten hinaus. Ihr braucht hier wie gesagt keine Angst haben, dass es zu technisch oder wissenschaftlich wird. Das zu anderen Planeten und Stationen gereist werden kann, ist quasi einfach so. Es wird hier nicht erklärt, was dazu erfunden werden musste und wie das technisch funktioniert. Das ist quasi so wie in „Guardians of the Galaxy“. Da hinterfrage zumindest ich das nicht und nehme das so hin.
Dieses Buch ist sehr politisch. Spannung wird hier anders erzeugt und ist nicht immer unmittelbar greifbar. Arkady Martine hat das sehr gut gemacht, in dem sie bei der Interpretation in gewisserweise hilft. Es gibt viele Dialoge, es muss viel interpretiert und umgedeutet werden, politische Hintergründe werden erläutert. Es geht um wechselnde Loyalitäten und wer welche Ziele verfolgt. Wenn ihr beispielsweise „Never“ von Ken Follett mochtet, dann könnte euch potenziell auch dieses Buch sehr gefallen.
Ich bin der Botschafterin Mahit Dzmare gerne gefolgt. Sie war mir von Anfang an sympathisch. Die geheime Technologie, die sie mitbringt, ist spannend und gibt dem gesamten Buch einen interessanten Twist. Sie knüpft interessante Allianzen, die teilweise schwer einzuschätzen sind und dem Roman mehr Tiefe geben. Ich hatte beim Lesen tatsächlich nicht so sehr das schwarz-weiß Denken im Kopf, wie ich das bei so manch anderem Roman habe. Es schwebte für mich immer die Gefahr mit, sich in einer Person doch grundlegend geirrt zu haben.
Wer gerne Liebesgeschichten als Teil des Romanes hat, wird hier eher enttäuscht sein. Es gibt Romantik in diesem Buch und die Umsetzung dessen war interessant. Es ist den größten Teil sehr subtil eingebaut und es gibt nur sehr wenige wirklich eindeutig romantische Szenen. Diese Geschichte hat das auch nicht gebraucht. Mit der politischen Intrige und seinen ganzen Implikationen ist dieser Roman mehr als gut gefüllt und eine platzeinnehmende romantische Geschichte hätte nicht wirklich gepasst.
Am Ende des Buches gibt es ein Glossar mit Personen, Orten und Objekten. Teixcalaan hat seine eigene Sprache und Begrifflichkeiten für Berufsgruppen. Meist werden diese auch im Roman direkt erklärt. Diese sind allerdings sehr vielfältig und so macht ein Glossar durchaus Sinn, um den ein oder anderen Begriff nochmals nachschlagen zu können. Auch einen kleinen Aussprache Guide zur teixcalaanischen und der Sprache auf Lsel-Station ist vorhanden.

Fazit: Arkady Martine hat als Debüt einen äußerst komplexen Science-Fiction Roman vorgelegt, der mich überzeugen konnte. Ich mochte die eher subtile Spannung durch die vielen politischen Verwicklungen und bin gerne in die Welt Teixcalaans abgetaucht. Auf englisch nur empfehlenswert, wenn ihr einen breit aufgestellten Wortschatz habt. Wenn ihr auf deutsch lest, dann solltet ihr Spaß an politischen Intrigen haben. Wer viel Action oder Liebe sucht, wird von diesem Roman eher enttäuscht sein.

Veröffentlicht am 07.01.2023

Wie immer ein toller historischer Roman von Sabine Weiß

Blüte der Zeit
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Sabine Weiß hat mit „Blüte der Zeit“ ihren dritten historischen Roman vorgelegt, der sich mit der niederländischen Geschichte beschäftigt und darüber hinaus die Pracht der Gärten des 17. Jahrhunderts einfängt. ...

Sabine Weiß hat mit „Blüte der Zeit“ ihren dritten historischen Roman vorgelegt, der sich mit der niederländischen Geschichte beschäftigt und darüber hinaus die Pracht der Gärten des 17. Jahrhunderts einfängt. Erschienen ist der Roman im Dezember 2022 bei Bastei Lübbe.

Niederlande 1672: Ein neu aufziehender Krieg und der Verlust des Vaters zwingen den jungen Landschaftsgärtner Max dazu zusammen mit seinem Bruder und seiner Mutter zu fliehen. Sie entschließen sich nach Brandenburg-Preußen zu gehen. Dort gibt es einen Kurfürsten, der sich sehr für die Gartenkunst interessiert und nach den Verheerungen des 30jährigen Krieges die Gärten seiner Besitzungen neu gestalten lässt. Ein Paradies für einen jungen, aufstrebenden Gärtner wie Max und eine gute Gelegenheit sein Wissen und Können unter Beweis zu stellen.
Der junge Soldat Paulus hingegen bewegt sich im Dunstkreis des jungen Prinzen von Oranien. Durch eine gemeinsame Kindheit verbunden, ist Paulus Zeuge vieler wichtiger historischer Ereignisse, die das Schicksal der Niederlande betreffen.

Auf diesen neuen historischen Roman der Autorin habe ich mich schon sehr gefreut und auch diesmal durfte ich diesen im Rahmen einer Leserunde bei der Lesejury lesen. Diese war wie immer klasse und hat für eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Buch und seinen Inhalten gesorgt.
Der Schreibstil hat mir wie eh und je gefallen. Es entsteht eine wahre Bilderflut im Kopf, sei es nun die Beschreibung einer Stadt oder, wie in diesem Buch vermehrt, die einer wunderschönen Gartenanlage. Ich konnte schnell in die Geschichte eintauchen und jedes Mal, wenn ein Leseabschnitt endete, fiel es mir schwer das Buch zur Seite zu legen. Das ich nach den kurzen Pausen immer wieder gut ins Buch hineingefunden habe, zeigt mir umso mehr, dass ich hier wirklich an den Ereignissen beteiligt war.
Der Aufbau der Geschichte hat mir gut gefallen. Zuerst werden alle Charaktere vorgestellt und eingeführt, ehe die einzelnen Erzählstränge sich mit der Zeit immer mehr miteinander verbinden. Die politischen und historischen Ereignissen rund um die Niederlande und die Herausforderungen, die es im 17. Jahrhundert bestehen musste, wechseln sich mit der fiktiven Geschichte rund um Max und seine Familie ab. Das Buch wird dadurch zu keinem Zeitpunkt trocken. Denn immer, wenn es drohte zu einseitig zu werden, gab es einen Wechsel zu einer anderen Perspektive.
Die Themenvielfalt war groß. Die Niederlande haben sich in den Jahren, die das Buch beschreibt, sehr verändert. Es gab einige umwälzende Ereignisse, viel Krieg, unterschiedliche politische Gegner und wer geschichtlich nicht so bewandert ist, wird hier am Ende vielleicht sogar überrascht. Brandenburg-Preußen ist ein weiterer Schauplatz und natürlich habe ich einiges über die historischen Ereignisse dort erfahren. Der Umfang war im Gegensatz zu den Niederlanden allerdings deutlich geringer. Dann gibt es als weiteren großen Themenkomplex die Welt der Pflanzen und Gärten. Ich habe unterschiedliche Gärten in Europa kennengelernt, Trends und neue Techniken, die sich in dieser Zeit entwickelt haben und etwas über Heilkräuter und exotische Pflanzen erfahren.
So eine Geschichte funktioniert nicht ohne tolle Charaktere. Max, Floris und Debora konnten mich sehr für sich einnehmen. Das Schicksal dieser Familie und wie sie gemeinsam schwere Zeiten meistern, hat mich sehr berührt. Von dem jungen Soldaten Paulus, der vor seinem Vater kuscht und zu sehr um die Aufmerksamkeit des jungen Oranier-Prinzen buhlt, war ich zunächst nicht so begeistert, doch er hat eine tolle Entwicklung durchgemacht, die mich sehr gefreut und die ich gerne verfolgt habe. Es gab noch weitere Charaktere in diesem Buch, die mich auf ihre Weise für sich eingenommen habe, aber diese lasse ich euch lieber selber entdecken.
Positiv hervorzuheben ist darüber hinaus, dass Sabine Weiß mich das ein oder andere Mal überrascht hat. Ich habe schon viele historische Romane gelesen und habe mich durch meine gefühlte Erfahrung so manches Mal in die Irre führen lassen. Mir wurden manche Dinge erst zusammen mit den Charakteren richtig bewusst, von manchen Personen habe ich zu schlecht gedacht und von anderen nicht schlecht genug, manche Dinge haben sich anders entwickelt als ich es erwartet habe und das schöne daran war, dass dies alles dennoch logische Entwicklungen waren und ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hatte, dass es nicht zur restlichen Geschichte passt oder unlogisch wirkt.
Ausgestattet ist der Roman mit einem Personenverzeichnis, einem Glossar und einem ausführlichen Nachwort. Das Nachwort hat mir sehr dabei geholfen, die Geschichte besser einzuordnen. Gerade zum Schluss hin, gibt es einige Zeitsprünge und über das ein oder andere hätte ich gerne noch mehr gelesen. Dies wurde allerdings sehr schlüssig im Nachwort erklärt. Ich habe in der Leserunde erfahren, dass es im gedruckten Buch eine tolle Karte geben soll. Diese fehlt im ebook leider.

Fazit: Ein toller historischer Roman von Sabine Weiß, der mir wieder gezeigt hat, dass sie ihren Platz als Must-Read-Histo-Autorin absolut verdient hat. Die Niederlande sind ein interessanter Schauplatz, dessen Geschichte ich wieder einmal gerne verfolgt habe. Historie und Fiktion werden wunderbar verwoben und ich wurde mit wunderbaren Bildern von Gärten in meinem Kopf belohnt.

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