Habe jede Seite geliebt
Zur Info: Dies ist der dritte und letzte Band der Lost-Boys-Reihe von Emma Scott. Ihr könnt die Bücher unabhängig voneinander lesen, ich würde euch aber empfehlen, die Reihenfolge einzuhalten oder euch ...
Zur Info: Dies ist der dritte und letzte Band der Lost-Boys-Reihe von Emma Scott. Ihr könnt die Bücher unabhängig voneinander lesen, ich würde euch aber empfehlen, die Reihenfolge einzuhalten oder euch zumindest keinen der anderen Jungs entgehen zu lassen.
Klappentext:
Ronan Wentz hat die Hölle gesehen. Nachts durchstreift er die Straßen, um seinen Albträumen und seiner Wut zu entfliehen. Da trifft er Shiloh, die clever und kreativ ist und scheinbar ihr Leben völlig im Griff hat. Doch alles, was Shiloh tut, hat nur ein Ziel: die Zuneigung ihrer Mutter zu gewinnen, welche ihren Anblick kaum ertragen kann. An Liebe glaubt keiner der beiden, aber die Anziehungskraft und aufkeimenden Gefühle zwischen ihnen ist zu stark, um sie zu ignorieren. Bis eine Nacht alles zum Einsturz bringt und sie sich entscheiden müssen, ob sie zulassen wollen, dass ihre Vergangenheit weiterhin ihre Zukunft bestimmt.
Schreibstil:
Ich habe schon so oft etwas zu Emma Scotts Schreibstil geschrieben, dass ich gar nicht mehr weiß, was ich alles schon daran gelobt habe. Eins ist auf jeden Fall sicher: Sie gehört zu meinen liebsten Autor:innen, weil sie immer die richtigen Worte findet. Die Worte, die gewichtig sind, durch die Seiten sprechen und mich jedes Mal wieder vollends abholen.
Zur Geschichte allgemein:
Die Lost-Boys sind schon eine Sache wie sich. Ebenso tragisch wie liebenswert habe ich jeden von ihnen nach und nach kennengelernt und mich jetzt ganz besonders auf den verschlossenen Ronan gefreut. Was ich an ihm so schätze? Seine direkte Art. Wenige Worte, die zählen. Und genau diese Art passt super gut zu Emma Scott, denn in meinen Augen ist sie die Königin der gewichtigen Worte. Ronan somit ihr König.
Aber von Anfang an. Die ersten Seiten lasen sich für mich etwas träge. Nicht, weil ich nicht interessant fand, was passierte, sondern weil sich alles wiederholte. Und das hat es auch schon im zweiten Band. Allerdings wüsste ich auch nicht, wie man es anders machen sollte, denn die Geschichten der drei Jungs starten gleichzeitig und nicht nacheinander, wie es sonst oft der Fall ist. Also bleiben auch Holdens und Millers Geschichte hier nicht zurück, sondern sind Teil der Geschichte, was ich wiederum ganz passend fand. Denn die Lost-Boys gehören zusammen.
Aus Ronans Perspektive zu lesen, war unheimlich spannend. Seine Vergangenheit liegt sofort auf dem Tisch. Und die ist schrecklich und man fühlt sofort mit. Man versteht, warum Ronan ist, wie er ist. Warum er sich nicht zugesteht, geliebt zu werden, warum er Angst um jeden hat, der ihm etwas bedeutet, warum er lieber für sich bleibt und kein Wort zu viel verschwendet. Das Interessante ist, dass Shiloh genauso ist. Auch sie ist innerlich kaputt. Trägt etwas mit sich, dass ihre Vorstellung von sich selbst in etwas verwandelt hat, was ihr einen Teil von sich selbst stiehlt. Und auch sie ist in sich gekehrt und direkt. Verschwendet keine Zeit, keine Worte und ganz wichtig keine Gefühle.
Und wo Gegensätze sich anziehen, so ziehen sich auch Gemeinsamkeiten an. Davon bin ich fest überzeugt und das zeigen auch Shiloh und Ronan. Es fängt harmlos an, vorsichtig und bevor man sich versieht, wird alles etwas bedeutungsvoller und das alles in einem Rahmen, der nicht viele Worte braucht, tiefe Gefühle hervorbringt und letztlich nicht in eine Form passen will. Das Tolle an ihrem Kennenlernen war für mich, dass sie sich nicht zu irgendwas zwingen. Sie haben ihre Ängste und Grenzen und halten sie gegenseitig ein. Verstehen sich, ohne ein Drama daraus zu machen.
Die Grenzen und Ängsten sind regelrechte Gedankenspiralen, die Emma Scott sehr sehr gut darlegt. Ich finde, es ist eine Kunst, in einen solch komplexen Charakter einzutauchen und in jeder Situation zu beachten, was für wirre Gedanken und Taten daraus entstehen. Hier hat sie noch einen draufgesetzt und beide Protagonisten zu solchen gemacht. Erst ist es Ronan, der besonders tief drin steckt, dann Shiloh.
Die Perspektiven wechseln sich ab, was die Geschichte gut voranbringt. Immer wieder kommt es zur Funkstille zwischen den beiden. Ihre Gedanken bleiben aber keineswegs still und so merkt man unweigerlich, welch Anziehung zwischen ihnen herrscht. Eine Liebesgeschichte, wie sie Romeo und Julia nicht schöner erzählen könnten. Nur mit weniger Dramatik. Als ich anfangs gesehen habe, dass das Buch in mehrere Teile unterteilt ist, habe ich mich auf das Schlimmste eingestellt. Auf dramatische Breaks, auf Zeitsprünge und Teile voller Sehnsucht und warten für uns Leser:innen. Zum Glück war das nicht der Fall. Die Zeitsprünge sind zwar da, aber nicht so hart unterteilt und haben die Geschichte eher angetrieben, als sie auszubremsen oder künstlich in die Länge zu strecken. Ich bin durch die Seiten geflogen und konnte nicht von der Geschichte ablassen, so tief hat sie mich in ihren Bann gezogen.
Neben dem, was die beiden zusammen aufgrund ihrer Vergangenheit durchstehen müssen, gibt es da auch noch andere Probleme, die sie zu bewältigen haben. Und die sind nicht schön. Es wird wieder hart. Ronan hat mit Gewalt zu kämpfen, die in ihrer beider Leben einzieht und sie vor ganz andere Herausforderungen stellt. Ich habe gebangt, hatte Tränen in den Augen und habe gehofft und doch passte es alles sehr gut zu der Geschichte. Es hat die beiden stärker gemacht, ihre Liebe noch mehr auf die Probe gestellt und trotzdem waren sie immer das, was sie von Anfang an waren: Ronan und Shiloh, die sich vertrauen.
Ich könnte jetzt noch länger von der Geschichte schwärmen. Einfacher ist es aber, wenn ihr die Geschichte selbst lest. Mir hat sie glaube ich am besten von allen dreien gefallen. Ein tolles Finale, das sich auch im Ende widerspiegelt, denn es wird heftig und wunderschön. Und dann sind da auch die anderen Protagonisten, Miller und Violet, River und Holden und alle, die man sonst kennengelernt hat, die hier ihr Ende finden. Das Ende einer Trilogie, die eine wirklich schöne Vorstellung von verlorenen Seelen zeigt, die an die Liebe und an sich selbst glauben und dadurch durch nichts aufzuhalten sind.
Fazit:
Ich war von der ersten Seite an an die Seiten gebannt. Ronan fand ich schon immer spannend, hier hat er gezeigt, was in ihm steckt und mich nicht enttäuscht. Shiloh und er sind bisher mein liebstes Pärchen – eine gelungene Krönung einer Trilogie, die mich Tränen der Freude und des Mitgefühls gekostet hat. Unbedingt lesen!
5 von 5 Sterne von mir.