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Veröffentlicht am 04.09.2024

Unzusammenhängende, spannende Abenteuergeschichte ohne echte Auflösung

Die unendliche Reise der Aubry Tourvel
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Aubry und ihre Schwestern finden in Paris einen ungewöhnlichen Brunnen. Sie opfern einen Gegenstand, der ihnen wichtig ist, und wünschen sich jeweils etwas Bestimmtes. Doch Aubry hat kürzlich einen hölzernen ...

Aubry und ihre Schwestern finden in Paris einen ungewöhnlichen Brunnen. Sie opfern einen Gegenstand, der ihnen wichtig ist, und wünschen sich jeweils etwas Bestimmtes. Doch Aubry hat kürzlich einen hölzernen Rätselball gefunden, den sie nicht bereit ist herzugeben. Deshalb, so vermutet das junge Mädchen stets, bekommt es die Krankheit, die es bald über den ganzen Erdball schickt. Aubry kann nur wenige Tage an einem Ort bleiben, bis sie anfängt innerlich zu verbluten. Auch wenn Aubry die ganze Erde bereist hat, spielt die Geschichte hauptsächlich in Asien und teilweise in Afrika.

Die Geschichte wird nicht linear erzählt. Wir steigen damit ein, dass Aubry auf einem Platz in Ruhe zeichnet, doch plötzlich fängt ihre Nase an zu bluten und sie weiß, sie hat nur noch wenige Augenblicke um von diesem Ort fortzukommen. So erfahren wir direkt am Anfang was passiert, wenn sie nicht alle paar Tage weiterreist. Als sie dabei auf einem Floß flüchtet, erzählt sie dort zwei Kindern einen Teil ihrer Geschichte. Und so geht es weiter: Aubry reist auf der Welt umher und erzählt einigen Leuten eine Begebenheit, wodurch ihre Erlebnisse und Erzählungen mit der Zeit ihr gesamtes Leben ergeben. Manchmal ist es verwirrend aus einer Erzählung Aubrys wieder aufzutauchen und sich im Geschehen zurechtzufinden. Außerdem wird später auf verschiedene Personen Bezug genommen, wo ich manchmal nicht sofort wusste, wer oder welches Erlebnis hinter dem Namen steckt. Dennoch sind die Erlebnisse von Aubry in sich spannend und faszinierend. Wir erfahren, wie das kleine wohlbehütete Mädchen gelernt hat sich zu ernähren und zu verteidigen. Wir dürfen mit Aubry die höchsten Berge überqueren, die freundlichsten Menschen treffen und auch bisher nicht entdeckte Tiere sehen. Wir lesen von ihren Liebesbeziehungen, die natürlich immer nur kurz andauern.

>>Niemand weiß mehr über das Heute, eben diesen Tag, als der Mensch, der ihn gerade lebt. Niemand weiß mehr über sie als sie.<<, S. 428

Und wir begleiten Aubry in die geheimnisvolle Bibliothek. Genau das ist es, weshalb ich zu dem Buch gegriffen habe. Ich wollte mit Aubry die Bibliothek entdecken, die anderen Suchenden treffen und das Geheimnis ihrer Krankheit ergründen, wie es im Klappentext angedeutet ist. Leider wurde ich enttäuscht, denn die Gleichgesinnten gib es nicht. Aubry befindet sich immer alleine in der Bibliothek. Diese ist jedoch sehr magisch und beeindruckend. An den unterschiedlichsten Orten findet Aubry die Bibliothek und liest sich wochenlang durch Bücher. Die Bibliothek finde ich wirklich faszinierend und das Bild, als sie im Urwald auftauchte und sich über all die Bäume erstreckte, hat mir besonders gut gefallen. Den philosophischen Sinn hinter der Bibliothek finde ich gut, dennoch wurde nicht genug daraus gemacht. Denn auf all die Fragen rund um Aubrys Krankheit erhält man dort keine Antwort. Am Ende der Geschichte wird auf Aubrys ungewöhnliche Krankheit eingegangen, aber das war mir nicht genug. Diese Geschichte zählt zu dem Genre magischer Realismus. Dass also hinter der Krankheit eine realistische Erklärung zu finden ist, hab ich nicht erwartet, dass aber so gar kein nachvollziehbares und sinniges Magiesystem dahinter steckt, finde ich doch sehr enttäuschend.



Fazit:
„Die unendliche Reise der Aubry Tourvel“ erzählt viele Episoden aus Aubrys Leben. Oft unzusammenhängend werden die einzelnen Begebenheiten geschildert, die jedoch spannend und faszinierend sind. Die Bibliothek ist immer wieder sehr beeindruckend, jedoch gibt diese auch nicht wirklich Antworten und ich wurde am Ende mit vielen offenen Fragen und Verwirrung zurückgelassen. Das System hinter dem magischen Realismus zeigt keine Verbindungen, geschweige denn Logik. Aubrys Krankheit gibt nicht ihr Geheimnis preis, sondern dient nur als Rahmen für diesen Abenteuerroman einer starken Frau.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.06.2024

Überzeugt werder als Liebesgeschichte, noch als Krimi

Uns bleibt immer New York
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Die Pariserin Lorraine reist nach New York um das Lieblingsbild ihres verstorbenen Vaters zu kaufen. Dort wird sie angegriffen und niedergestochen, die Tat ihres Stalkers. Der Maler und Ex-Häftling Leo ...

Die Pariserin Lorraine reist nach New York um das Lieblingsbild ihres verstorbenen Vaters zu kaufen. Dort wird sie angegriffen und niedergestochen, die Tat ihres Stalkers. Der Maler und Ex-Häftling Leo rettet sie, woraufhin die beiden eine kurze Liaison beginnen. Während Lorraines Zwischenstopp in Paris und beruflichen Rückkehr nach New York erhält sie weiterhin Nachrichten und Drohungen ihres Stalkers. Das Geschehen wird mittels der personellen Erzählperspektive abwechselnd aus Lorraines und Leos Sicht erzählt, während ihre Vergangenheit sie beide einholt.

Schon die Liebesgeschichte hat mir von Beginn an nicht zugesagt. Lorraine ist eine selbstbewusste Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht und die New Yorker Niederlassung ihres Unternehmens aufbauen soll. Nach nur wenigen Tagen ist sie völlig vernarrt in Leo, sodass sie ihm zurück in Paris weiterhin Nachrichten schickt, obwohl er ihr die kalte Schulter zeigt. Als sie wieder nach New York kommt, lässt sie ebenfalls nicht locker. Warum akzeptiert sie nicht sein „Nein“ und hakt den One-Night-Stand ab, statt sich so sehr an diesen Mann zu hängen?

Der Krimi-Teil der Geschichte handelt vom Stalking von Lorraine, das schon vor vielen Monaten begonnen hat und beim ersten New York-Besuch in einen tätlichen Angriff gipfelt. Die Polizei sieht keinen Zusammenhang, schließlich war sie fern ihrer Heimat und nachts alleine im Park unterwegs. Doch Lorraine ist sowieso nicht beunruhigt oder ängstlich. Im gesamten Buch wurde aus ihrer Perspektive nur dreimal das Wort „Angst“ genutzt. Nicht emotional beschrieben, sondern nur erwähnt. Ihre Gedanken und Gefühle für Leo überwiegen die ganze Zeit, sodass man sich anfangs mehr auf die Liebesgeschichte als den Krimi konzentriert.

Nachdem das Stalking später immer mehr Raum einnimmt, geschieht eine Wendung, die den Fall zunächst in der Luft hängen lässt. Die Identität des Stalkers (oder etwa der Stalkerin?) wird immer undurchsichtiger. In der zweiten Hälfte des Buches wird es schließlich spannender und spitzt sich bis zum Ende hin zu.


Fazit:
„Uns bleibt immer New York“ ist ein flüssig zu lesendes Buch, in dem eine Liebesgeschichte und ein Krimi miteinander verknüpft wurden. Die Beziehung der Protagonisten hat mich nicht überzeugen können. Der Krimi-Anteil (Stalking) ist anfangs auch langweilig, da das Opfer kaum ängstlich ist und die drohende Gefahr auf die leichte Schulter nimmt. Erst später wird die Geschichte spannender und ausgeklügelter.

Veröffentlicht am 10.03.2024

Überraschender- und enttäuschenderweise oberflächlich

Die Halbwertszeit von Glück
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Die Geschichte handelt von drei Frauen, doch im Prolog beginnt die Autorin damit eine berührende Szene aus dem Leben einer vierten zu beschreiben. Das verkompliziert nichts, weckt aber gleich zu Beginn ...

Die Geschichte handelt von drei Frauen, doch im Prolog beginnt die Autorin damit eine berührende Szene aus dem Leben einer vierten zu beschreiben. Das verkompliziert nichts, weckt aber gleich zu Beginn intensive und emotionale Gefühle bei den Leser/innen, sodass man direkt in das Buch gezogen wird. Danach wird abwechselnd aus der Perspektive von Johanna, Myléne und Holly erzählt. Johanna lebt während der DDR sehr zurückgezogen am Rande des Grenzgebiets und trifft dort auf eine Flüchtige. Die Begegnung wirft ihr sorgsames und monotones Leben durcheinander. 2003 hat die Amerikanerin Holly große Träume und es scheint, als rücken sie in greifbare Nähe, doch dann passiert ein Unfall und sie zieht sich zurück. Myléne im Jahr 2019 ist eine junge Unternehmerin und verlobt, doch dann werfen sie eine unerwartete Erbschaft und all die Geheimnisse dahinter aus der Bahn.

Und an diesem Punkt ging die Geschichte für mich bergab. Anhand der Leseprobe und vor allem des sehr berührenden Prologs habe ich eine Geschichte über drei starke Frauen erwartet, die einen Schicksalsschlag erleben mussten, während ich sie auf diesen berührenden und persönlichkeitstärkenden Weg begleiten kann. Stattdessen sind viele Aspekte einfach total überzogen. Jede/r geht anders mit schlimmen Ereignissen um, das ist völlig okay, aber wie extrem und Myléne und Holly reagieren, hat mich einfach nur gestört. Mit nur einer Frau in diesem Extrem hätte mich die Geschichte vielleicht noch mehr mitnehmen können, aber so wurden mir zwei der drei Protagonistinnen unsympathisch. Ich hatte gar keine Lust mehr weiterzulesen und das Buch oft nach nur wenigen Seiten weggelegt, weil ich nur genervt meine Augen verdreht habe. Außerdem gibt es noch einige unrealistische und konstruierte (z. B. Polizeieinsatz) und widersprüchliche (Bezahlung für Gebackenes) Szenen, das das Leseerlebnis für mich noch mehr geschmälert hat. Vieles wurde von der Autorin so gewollt erzwungen, dass es mit Glück nicht mehr viel gemein hat.

>>Das Leben hatte Feuer gefangen wie die Papierseiten eines Buches, und nun schrieb die Welt eine neue Geschichte.<<, S. 10

Das Beste am Buch ist der Schreibstil. Die Autorin hat so eine wundervolle Wortwahl und nutzt besonders schöne und individuelle Vergleiche. Durch ihre tollen Beschreibungen wird die Geschichte richtig lebendig. Ich hab mir einige Zitate markiert und besonders diese eine Stelle, als Johanna sich öffnet und von ihrer Vergangenheit erzählt, ist mir sehr zu Herzen gegangen.

Am Ende hat mich ein Detail vollkommen überrascht und vieles hat auch zu meiner Zufriedenheit geendet. Aber der Schluss wirkt zu schnell zusammengerafft. Außerdem habe ich mir noch einige Fragen bezüglich der Zukunft mancher Charaktere gestellt – zwischen dem Jetzt und der Zukunft ist ein zu großes ungeklärtes Loch. Statt der zwei übertriebenen Charaktere hätte ich am liebsten ein Buch nur über Johanna, der jungen Flüchtigen und deren Zeit in der DDR gelesen. Den Zukunftsaspekt von ihrer Storyline hätte man kurz als Pro- oder Epilog verarbeiten und somit insgesamt eine sehr berührende Geschichte schaffen können.


Fazit:
Von „Die Halbwertszeit von Glück“ habe ich eine berührende Geschichte erwartet, stattdessen ist vieles überzogen und konstruiert. Der Schreibstil der Autorin konnte mich noch für sich einnehmen, auch wenn ich oft keine Lust mehr auf die Geschichte hatte. Ein Buch über das Glück im Leben, das mich unglücklicherweise wegen all seiner erzwungenen Begebenheiten enttäuscht hat.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 22.05.2023

Abrupter Cut ab der Hälfte

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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Die junge Takako ist glücklich mit ihrem Leben in Tokio und ihrem Freund. Doch eines Abends stellt sich heraus, dass er mehrere Freundinnen gleichzeitig hatte und nun die andere heiraten wird. Tief verletzt ...

Die junge Takako ist glücklich mit ihrem Leben in Tokio und ihrem Freund. Doch eines Abends stellt sich heraus, dass er mehrere Freundinnen gleichzeitig hatte und nun die andere heiraten wird. Tief verletzt kündigt Takako ihren Job, denn ihr Ex arbeitet auch dort, und verkriecht sich. Bis ihr Onkel ihr anbietet bei ihm im Buch-Antiquariat unterzukommen. Bücher sind nicht Takakos Welt, doch allmählich fühlt sie sich in dem kleinen Buchladen mit tausenden von Büchern und interessanten Kunden wohl.

Anfangs fühlt sich Takako noch erschlagen von den Büchern (und befürchtet sogar, dass diese es auch im physischen Sinn tun könnten), doch irgendwann greift sie zu einer Geschichte von einem der unzähligen Stapeln in ihrem Zimmer über dem Antiquariat um Ablenkung zu finden. Die Geschichten erfüllen sie zunehmend, zu ihrem Onkel (den sie jahrelang nicht mehr gesehen hat) baut sie auch wieder eine engere Beziehung auf und selbst zu den Kunden der Buchhandlung bildet sie eine Verbindung. Das Ausbrechen aus ihrer Trauer und Depression wird richtig angenehm beschrieben. Vor allem die Buchliebe, die Takako mit der Zeit entwickelt, ist sehr schön dargestellt und füllt bald die Seiten der Geschichte. Leider konnte ich mit den gelesenen Autor/innen und Büchern nichts anfangen, aber das ist bei älterer japanischer Literatur nicht weiter verwunderlich. Als Leserin habe ich die Beschreibungen von Takakos aufkommender Leidenschaft zum geschriebenen Wort natürlich besonders gut nachvollziehen können. Zudem habe ich mir an diesen Stellen auch viele Zitate markiert, weil der Autor das Gefühl, das Takako und wir Leseratten Büchern entgegenbringen, ausdrucksvoll zu Papier gebracht hat.

"Ich begann, die Bücher um mich herum förmlich zu verschlingen. Es war, als hätte die Leseratte in meinem Herzen nur darauf gewartet, endlich freigelassen zu werden. [...] Ich ärgerte mich, dass ich nicht schon viel früher angefangen hatte zu lesen. Mein bisheriges Leben schien mir regelrecht verschwendet." S. 50f

Und dann kam der zweite Teil der Geschichte und ich war enttäuscht. Schon während Takakos Zeit in der Buchhandlung hat mich gewundert, dass diese relativ schnell vorangeht und nicht mehr in die Tiefe zu Geschichten oder ihrer Tätigkeit in dem Antiquariat eingegangen wird, denn wer erwartet denn schon eine zweite völlig davon losgelöste Buchhälfte? Hier taucht plötzlich wieder die Frau von Takakos Onkel auf. Deren Beziehung hat mich überhaupt nicht interessiert und auch die Tante selbst fand ich nicht gänzlich sympathisch. Kontrastreich zu dem schönen Anfang über Bücherliebe, geht es hier plötzlich um Takakos Beziehung zu ihrer Tante und deren Probleme und Vergangenheit. Nachdem ich nun das Buch schon seit einiger Zeit beendet habe, kann ich auch jetzt nichts damit anfangen und frage mich immer noch, wie die zweite Buchhälfte zu dem Rest der eigentlich schönen Geschichte, angepriesen durch Cover und Titel, passen soll.


Fazit:
„Die Tage in der Buchhandlung Morisaki“ ist eine schöne Geschichte über Takako, die nach einem gebrochenen Herzen wieder zurück ins Leben findet, und der Liebe zu (japanischen) Büchern. Zugunsten der zweiten Hälfte des Buches wurde die Begeisterung zu Geschichten nicht zu intensiv beschrieben, birgt aber trotzdem einige schöne Zitate und Szenen. Die eben genannte zweite Hälfte des Buches hat mir gar nicht gefallen und der Sinn dessen erschließt sich mir leider auch nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.02.2023

Märchen statt Dark Academia

Dark Ivy – Wenn ich falle
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Eden will am Woodford College neu beginnen, nachdem ihr bester Freund gestorben ist und sie sich die Schuld dafür gibt. Noch nicht mal auf der exklusiven Insel des Colleges angekommen, stößt sie (im wahrsten ...

Eden will am Woodford College neu beginnen, nachdem ihr bester Freund gestorben ist und sie sich die Schuld dafür gibt. Noch nicht mal auf der exklusiven Insel des Colleges angekommen, stößt sie (im wahrsten Sinne des Wortes) auf William Grantham III. und seine Freunde Devin und Kendra.

Ich war so gespannt auf die Geschichte, weil ich mir eine Mischung aus Dark Academia und New Adult überhaupt nicht vorstellen konnte. Wie kann man das Düstere mit einer aufkeimenden Anziehung und Verliebtsein kombinieren? Gar nicht, denn dieses Buch ist wie gewohnt ein New Adult Roman an einem College. Schade! Das Setting mit den efeuumrankten Gebäuden und die altehrwürdige Bibliothek ist sehr schön gewählt, aber mit der Büste Davids als Stifteköcher nur ein kleiner Teil von Dark Academia. Nichtmal in der Kleidung wurde die Ästhetik fortgeführt, wie auch, wenn Eden nur eine Hose, zwei Röcke und drei Pullis besitzt. Ich denke, einen Teil sollen die sozialen Experimente abdecken, die aber eher wie die Fortführung des „Wahrheit oder Pflicht“-Spiels einer unerfahrenen jungen wissenschaftlichen Mitarbeiterin wirken, die die Student/innen nur verletzten und beschämen.

Abgesehen davon, dass Eden und William sehr schnell unangenehmen und unpassenden Sex (1. und 3. Spicy Szene) haben, hat mich ihre Liebesgeschichte zusehends eingenommen. Sie sind sich immer näher gekommen und Eden konnte sich öffnen, da William auch liebe- und verständnisvoll ist. Die Nachrichten zwischen den beiden sind ebenso etwas Besonderes (muss ja schließlich einen Vorteil haben, dass der Millionär so eine technische Neuerung wie Handys ablehnt), weil sie mit Edens Vorliebe für Blackout Peotry und Williams Hang zu Theaterstücken verknüpft sind. Ich liebe die künstlerische Art, mit der die Blackout-Nachrichten in diesem Buch dargestellt werden. Ebenfalls ein schönes Detail ist Edens Faible für unbekannte Wörter, die ganz alltägliche Dinge beschreiben.

"Ich wünschte nur, man könnte bei sich selbst auch alles wegreißen und einfach neu tapezieren, aber das funktioniert nicht. Mit jedem Riss, mit jedem Stück, das von einem abgesplittert ist, muss man leben. Und das Einzige, worauf man hoffen kann, ist, dass man Menschen findet, die das akzeptieren. [...] Menschen, die einen trotz aller Unvollkommenheiten wertschätzen und lieben können.", S. 326

Neben den beiden Protagonisten sind die anderen Charaktere auch recht gut ausgearbeitet und mir fast alle sympathisch. Außer Devin, denn der ist sehr unsensibel und provoziert ständig. Besonders schade finde ich, dass Kendra ständig auf Garrett rumhackt, den ich im Gegensatz zu ihrem Stiefbruder Devin echt nett finde. Ihre Abneigung steigert sich in einen geschmacklosen Streich mit Garretts Handy (Stichwort Therapie), was überraschenderweise nicht einmal Eden stört, die ja schließlich selbst kurz eine Therapeutin hatte. Ja, ich weiß, was sich liebt das neckt sich, aber ich war am Ende echt überrascht, dass Garret zu Williams Freundeskreis gehört, so schlecht wie er vorher geredet wurde. William selbst ist der totale Good Guy, anfangs noch leicht arrogant, später dann hilfsbereit und verständnisvoll, außerdem noch reich und wunderschön… naja, wäre da nicht das Feuermal an seiner Stirn (finde ich persönlich überhaupt nicht hässlich). Ich finde es schade, dass Williams Makel eher oberflächlich in seinem Aussehen und seiner Unbehaglichkeit aufgrund seines Reichtums gewählt wurden. Trotzdem finde ich William sympathisch und liebenswürdig, jedenfalls bis zum Schluss. Ich mag nicht, wie das Buch endet, weil es nur Drama verspricht, und als ich den Klappentext zum zweiten Band gelesen habe, habe ich nur noch mehr Drama rausgelesen. Ich kann das Problem am Ende nicht verstehen und werde definitiv nicht den nächsten Band von „Dark Ivy“ lesen.


Fazit:
„Dark Ivy – Wenn ich falle“ ist leider kein Dark Academia-Roman, sondern eher eine märchenhafte New Adult-Geschichte, in der sich das arme Mädchen in den reichen Good Guy verliebt. Es gibt einige Details, die mich gestört haben, z. B. das Lustigmachen über Therapien, aber auch Aspekte, die ich toll fand, wie die Kommunikation zwischen William und Eden mittels Blackout Poetry und Theaterstücken. Die Liebesbeziehung der beiden fand ich, abgesehen von seltsamen spicy Momenten, schön und behaglich, wobei mich das Ende des Buches diesbezüglich sehr stört, weshalb ich das Drama im nächsten Band nicht lesen möchte.