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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.11.2023

Langatmig und nicht überzeugend

Mord auf der Insel Gokumon
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"Mord auf der Insel Gokumon" ist zwar der zweite Teil der Reihe, ich habe ihn jedoch auch unabhängig vom ersten gelesen, was problemlos ging.
Kosuke Kindaichi, ein Privatermittler, hat einen besonderen ...

"Mord auf der Insel Gokumon" ist zwar der zweite Teil der Reihe, ich habe ihn jedoch auch unabhängig vom ersten gelesen, was problemlos ging.
Kosuke Kindaichi, ein Privatermittler, hat einen besonderen Auftrag: Er reist auf die abgelegene Insel Gokumon und überbringt dort einer der reichsten und wichtigsten Familie eine schreckliche Nachricht. Denn deren Sohn, Chimata Kito, ist nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf einem Truppentransportschiff auf dem Weg zurück nach Hause gestorben. Dabei warnte er Kindaichi, dass er gut auf seine Stiefschwestern aufpassen müsse, da sie - nun, da er stürbe - ebenfalls sterben werden, sollte er sie nicht beschützen. Als kurz darauf mehrere Morde auf der Insel passieren, ist Kosuke Kindaichi nicht nur von der Gefahr überzeugt, sondern hat sich selbst in die Schusslinie gebracht.

Seishi Yokomizo hat das Buch bereits vor einigen Jahrzehnten geschrieben, wenn ich das richtig mitbekommen habe, es wurde jedoch jetzt erst ins Deutsche übersetzt. Viele handeln seine Krimis ja als die "Agatha-Christie-Krimis aus Japan", was ich so nicht sagen würden. Ja, es werden diverse Fährten gelegt und das Motiv ist ähnlich unerwartet und konstruiert, wie es für Agatha Christie üblich war.
Der Schreibstil war zwar flüssig und die Abgelegenheit der Insel und die Düsternis wurden ganz gut beschrieben. Allerdings hat mich das misogyne Frauenbild sehr gestört - da frage ich mich auch, weshalb das Buch jetzt noch übersetzt wurde (ohne Änderungen) - und ich fand einige Passagen sehr langatmig.

Veröffentlicht am 22.10.2023

Sehr langatmig und zäh

Pirlo - Gefährlicher Freispruch
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In Düsseldorf brennt in der Nacht ein riesiges Corona-Testzentrum ab, in dem zahlreiche, neue Masken gelagert wurden. Schnell steht Brandstiftung im Raum und die Polizei nimmt Emre Ben Hamid in Gewahrsam. ...

In Düsseldorf brennt in der Nacht ein riesiges Corona-Testzentrum ab, in dem zahlreiche, neue Masken gelagert wurden. Schnell steht Brandstiftung im Raum und die Polizei nimmt Emre Ben Hamid in Gewahrsam. Er ist der Sohn einer Clan-Familie in Düsseldorf, die recht frisch ins Maskengeschäft eingestiegen ist und der dadurch sehr verdächtig ist und ein Motiv hätte. Emre, den Pirlo bereits durch sein Privatleben kennt, behauptet jedoch, nicht für den Brand verantwortlich zu sein, er jedoch wisse, wer das Testzentrum angezündet habe. Pirlo sieht sich dazu gezwungen, Emre zu verteidigen und einen Freispruch für ihn zu erzielen.

Ich habe bereits den ersten Teil um Pirlo gelesen und mochte die humorvolle und spannende Art, wie Ingo Bott schrieb. Gerade die Szenen der Verhandlungen und des Prozesses konnten mich im ersten Band überzeugen. Hier allerdings war ich enttäuscht und kann "Gefährlicher Freispruch" eher weniger als fesselnden Justiz-Krimi bezeichnen. Bott verliert sich in Nebensächlichkeiten, schweift ab und fokussiert sich auf Äußerlichkeiten, Pirlos negative Gedanken und das Geplänkel mit diversen Akteuren, das gar nicht relevant scheint. Auch das Verhältnis zwischen dem Fall und den Ermittlungen sowie des Privatlebens von Sophie Mahler und Pirlo war nicht ausgeglichen, sondern die persönlichen Befindlichkeiten der beiden nahm sehr viel mehr Raum ein. Darin sah ich wenige Entwicklungen und vor allem keine Spannung.

Es gab sehr viele Wiederholungen, der Plot wird nicht in seinem Potential genutzt und mich konnten nur die letzten Seiten, auf denen wir uns dann tatsächlich im Gericht befunden haben, fesseln. Gemessen an den Längen zuvor konnte mich der Schluss jedoch nicht begeistern bzw. die zähen Schilderungen zuvor, die den Großteil des Buches ausmachen, nicht ausgleichen.

Ich weiß nicht, wie der zweite Band war, aber der dritte ist definitiv um einiges schwächer als der erste und ich weiß nicht, ob ich Pirlo nochmal eine Chance geben würde.

Veröffentlicht am 09.10.2023

Sehr mühsam zu lesen

Frau des Himmels und der Stürme
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Im aufgetauten Permafrostboden in Russland entdeckt der Schamane Num aus dem Nomadenvolk der Nenzen das Grab einer Schwarzen Frau, das mehr als 10.000 Jahre alt ist. Nun stellt sich ihm die Frage, ob die ...

Im aufgetauten Permafrostboden in Russland entdeckt der Schamane Num aus dem Nomadenvolk der Nenzen das Grab einer Schwarzen Frau, das mehr als 10.000 Jahre alt ist. Nun stellt sich ihm die Frage, ob die sibirischen Völker Vorfahren aus Afrika haben und er sieht die Möglichkeit, die Ausbeutung der Tundra durch ein gefundenes Erdgasvorkommen zu verhindern. Daher kontaktiert er einen befreundeten Wissenschaftler aus Frankreich, der sofort ein Forschungsteam zusammenstellt, bestehend aus einer deutsch-japanischen Rechtsmedizinerin und einem Anthropologen mit kongolesischen Wurzeln. Gemeinsam brechen sie zu einer geheimen Expedition auf.

Während ich - ausgehend von Cover und Klappentext - eine mystische, ökologisch-wirtschaftlich-kritische Geschichte mit spirituellen Elementen erwartet habe und nach den ersten Seiten von Wilfried N'Sondés sehr poetischem Schreibstil angetan war, ließ die Begeisterung recht schnell nach. Spätestens nach dem ersten Drittel bzw. der Hälfte fehlte mir der Fokus. Es gab zig Nebenschauplätze, die Figuren blieben für mich blass und ich konnte ihr Denken und Handeln nicht nachvollziehen. Gerade was die Rolle der Frau anging bzw. die (Liebes)Beziehung zu Num, in die sie gestellt wurde, hat sich der Autor an Klischees abgearbeitet und sich meines Erachtens darin verrannt.

Was ich zu Beginn als mystisch und poetisch wahrgenommen habe, ist schnell umgeschwungen in wirr, skurril und anstrengend. Ich empfand es als mühsam, mich durch die einzelnen Passagen zu arbeiten, die verschachtelten, langen Sätze immer wieder zu lesen und doch immer wieder mit meinen Gedanken abzuschweifen.

Mich konnte "Frau des Himmels und der Stürme" leider überhaupt nicht abholen und ich konnte gerade den Switch in das Gewaltvolle, Actionreiche nicht nachvollziehen und habe auch das Ende im Gesamtkontext gar nicht verstanden.

Veröffentlicht am 23.05.2023

Hat mich leider nicht berührt

Vor uns die Dämmerung
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Seit Emerys Zwillingsschwester Logan an Lupus gestorben ist, erkennt sie ihre Mutter kaum wieder. In deren Augen sieht sie immer nur Logans Tod und zieht daher zu ihrem Vater, um dort einen Neustart zu ...

Seit Emerys Zwillingsschwester Logan an Lupus gestorben ist, erkennt sie ihre Mutter kaum wieder. In deren Augen sieht sie immer nur Logans Tod und zieht daher zu ihrem Vater, um dort einen Neustart zu wagen - und womöglich eine engere Beziehung zu ihm aufzubauen. Allerdings muss sich auch dort immer wieder an Logan denken und hat, da sie ebenfalls an Lupus erkrankt ist, selbst gesundheitliche Einschränkungen und es in der Schule und mit ihrem Vater nicht immer leicht. Umso besser, dass ihr Stiefbruder Kaiden für sie da ist und sich ihr immer mehr öffnet und schnell zu Emerys Stütze im Alltag wird.

Der Plot, dass sich eine (tod)kranke Protagonistin in einen attraktiven, selbstbewussten Jungen verliebt, ist nicht neu und habe ich schon oft gelesen und in Filmen gesehen. Dennoch ist bei einer solchen Story das Potential, durch die Figurengestaltung und die Entwicklung der Beziehung, Emotionen zu wecken, groß. Leider hat B. Celeste dieses Potential nur eingeschränkt genutzt.
Leider blieben die Figuren, allen voran Emery und Kaiden, sehr oberflächlich und konnten in mir weder Sympathie und Antipahtie wecken. Sie blieben für mich eher neutral, unscheinbar und fast schon unbedeutend, was ich aus Büchern mit ähnlicher Thematik so gar nicht kenne.
Zum anderen emfpand ich den Schreibstil als recht abgehackt, sprunghaft und oftmals hatte ich das Gefühl, dass mir irgendeine Info fehlt, ich etwas überlesen habe oder die kleinen Handlungen und Ausarbeitungen nicht kohärent sind.
Auch habe ich mich gefragt, ob Emery und Kaiden tatsächlich eine Liebesbeziehung anfangen mussten. Basierend auf ihren Geschichten und ihren Problemen kam mir das irgendwie unlogisch vor - eine vertrauensvolle und stärkende Verbindung als Freunde hätte ich da nachvollziehbarer gefunden.

Das Ende war sehr vorhersehbar und der Weg dorthin war für mich ebenfalls nicht überraschend. Leider hat mich die Story nicht berührt und das Buch wird mir wohl nicht lange in Erinnerung bleiben.

Veröffentlicht am 14.05.2023

Toxische Männlichkeit romantisiert

Things We Never Got Over (Knockemout 1)
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Einem Hilferuf ihrer Zwillingsschwester folgend, landet Naomi in der Kleinstadt Knockemout - ausgerechnet an dem Tag, an dem sie von ihrer Hochzeit geflohen ist, ohne den Mann vorm Altar zu ehelichen. ...

Einem Hilferuf ihrer Zwillingsschwester folgend, landet Naomi in der Kleinstadt Knockemout - ausgerechnet an dem Tag, an dem sie von ihrer Hochzeit geflohen ist, ohne den Mann vorm Altar zu ehelichen. Ihre eineiige Zwillingsschwester Tina ist jedoch keine Unbekannte in Knockemout, weshalb Naomis Ankunft dort alles andere als angenehm verläuft. Darüber hinaus wird sie von Tina ausgetrickst und steht wenige Minuten nach ihrer Ankunft ohne Handy, Geld und Auto dar - und muss sich plötzlich um ihre Nichte kümmern, von der sie bis jetzt nichts wusste. Wie passend, dass ihr direkt der gutaussehende Bad Boy Knox über den Weg läuft, der gar nicht anders kann, als Naomi zu helfen, ihr sein Gästehaus anzubieten und sie von dem Tag an in Knockemout zu beschützen...

Der Plot ist an sich nichts Neues und von dem Genre bin ich auch toxische Beziehungen gewöhnt, die romantisiert werden bzw. deren Ernsthaftigkeit nicht thematisiert, sondern - sofern sie Teil der Vergangenheit einereines ProagonistinProtagonisten ist, - in romantisierter Form reproduziert werden. Auch Lucy Score macht hier keine Ausnahme, sondern setzt durch ihre Figuren noch einiges drauf. Knox ist der Inbegriff von toxischer Männlichkeit. Er objektifiziert Frauen im Allgemeinen, und Naomi im Besonderen. Seine - und die sämtlicher anderer Männer im Buch - sind misogyn oder sexistisch. Und Naomi, die normalerweise sehr souverän und selbständig ist, kann natürlich nicht anders, als sich in Knox zu verzehren und dessen Grenzüberschreitungen und Übergriffikeiten in Beschützerinstinkt, Romantik und Verliebtheit umzudeuten.
Wie gesagt: Mir ist bewusst, dass viele Bücher dieses Genres auf ähnlichen Plots und Ausgangsszenarien aufbauen, Männer als Beschützer und Frauen häufig als hilflose, naive Wesen dargestellt werden, die erst durch einen Mann stark und vollständig werden können. Dennoch sind die Ausmaße hier auf einem ganz anderen Level und in meinen Augen auch schädlich - gerade als TikTok-Trend -, wenn diese Beziehungskonstrukte und dieses hierarchische Kommunikationsgefälle als normale bzw. erstrebenswerte, liebevolle Vorstellung von Beziehung vermittelt wird.

Zum Schreibstil: Er ist flüssig, das Buch ließ sich gut lesen und einige Figuren mochte ich sehr gern. Dennoch würde ich das Buch nicht gern weiterempfehlen, einfach weil mir die Darstellung der Beziehungen nicht gefallen hat.