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Veröffentlicht am 01.04.2024

Modernes Mädchen - etwas schnell erzählt

Das Mädchen mit dem Porzellangesicht
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Ich tue mich sehr schwer diese Rezension zu schreiben, da ich nicht wirklich weiß, wie ich das Buch bewerten soll. Am ehesten würde ich es als trauriges modernes Märchen mit schönen Charakteren und tollen ...

Ich tue mich sehr schwer diese Rezension zu schreiben, da ich nicht wirklich weiß, wie ich das Buch bewerten soll. Am ehesten würde ich es als trauriges modernes Märchen mit schönen Charakteren und tollen Botschaften beschreiben, das leider etwas oberflächlich bleibt.

Worum geht es? Ganz vereinfacht: Ein verzweifelter Vater versuchte seine Tochter vor einem Geschäft mit dem Teufel zu schützen, in dem er sie hinter einer Porzellanmaske versteckt.

Ich fand die Geschichte schön und spannend, aber auch traurig, allerdings hatte ich meine Probleme mit dem Erzählstil.

Der Erzählstil erinnert an Märchen, in denen oft zusammengefasst Handlung nacherzählt wird, ohne in die Tiefe zu gehen, d.h. oft hat mir das Innenleben der Charaktere etwas gefehlt oder ist zu kurz gekommen. (Wie ging es Miyo damit, dass die anderen Mädchen sie ausschließen? Welche Gefühle hegte sie für Max im Wald? Wollte er mehr als sie?)

Die Grundidee hat mir gut gefallen, die Idee mit dem besonderen Porzellan und auch Miyos Freundschaft mit dem Wächter und Jenny und Dr. Grünbein, die Begegnung mit dem Zirkus, dass waren alles tolle Details, die mir gut gefallen haben.

Teilweise wurden aber Sachverhalte auch einfach so hingenommen und nicht erklärt, z.B. wieso mechanische Menschen Gefühle haben oder wieso die Porzellanmaske Miyo für Fairweather "unsichtbar" macht. Oft konnte ich Miyos Gedankengänge nicht verfolgen, z.B. warum sie nicht nach Amerika gegangen ist, bzw was sie in England gehalten hat und wieso sie zurück geht zum Zirkus (ja, vielleicht fühlt sie sich zu dem besonderen Menschen angezogen, aber der Zirkusdirektor machte schon zu Beginn keinen guten Eindruck, daher kann ich es wirklich nur bedingt nachvollziehen).

Das Ende war mir zu schnell erzählt, zu schnell vorbei und hat mich etwas ratlos zurück gelassen. Die Auflösung hat mich nur bedingt befriedigt. Besonders alles was den Clown betraf, ging mir einfach zu schnell.

Ich denke das Buch hätte mir besser gefallen, wenn das Ende etwas länger ausgearbeitet wäre , denn die Grundidee und die Charaktere haben mir echt gut gefallen.

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Tolles Setting, nicht so tolle Lovestory

A Breath of Winter
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Das Setting von A Breath of Winter hat mir sehr gut gefallen. Wir treffen eine nordisch inspirierte Söldnergruppe mit ziemlich coolen Charakteren und eine Hexe, die mit Knochenmagie umgehen kann. Gerade ...

Das Setting von A Breath of Winter hat mir sehr gut gefallen. Wir treffen eine nordisch inspirierte Söldnergruppe mit ziemlich coolen Charakteren und eine Hexe, die mit Knochenmagie umgehen kann. Gerade die Magie fand ich toll und spannend und habe mich auch gefreut, dass Smilla von ihr Gebrauch macht. Das Buch ist eine Mischung aus nordischer Mythologie (Walküren) und Aufträgen, die ein wenig an den Witcher erinnern (Gent und seine Truppe jagen Monster). Also klingt nach einer super Kombi, oder? Mir haben die teils düsteren Vibes und die Wesen (besonders die Begegnung mit der Quelljungfer) echt gut gefallen. Auch die Charaktere hatten viel Potential. Besonders die Charaktere Jofur, Oìnn und Smilla haben mich sehr interessiert. Leider hat mich der männliche Protagonist und Anführer der Truppe, Gent, überhaupt nicht von sich überzeugen können. Er ist eine Figur voller Widersprüche. Er betont immer, dass er ein Mann ist, der nicht an Götter glaubt und steinhart ist und hat dann aber Angst vor Prophezeiungen und gruseligen Lichtungen. Zudem hat er eigentlich nur zwei Emotionen: er ist horny auf Smilla und somit unkonzentriert oder er ist wütend. Dieser Mann geht einfach bei jeder Kleinigkeit in die Luft und muss "zurückgehalten " werden, dabei erinnert er oft an ein Kleinkind, welches ein Tantrum hat... Also der "Herr der Unterwelt" hat mich nicht überzeugt.

Der Hauptstrang der Geschichte, nämlich die Jagd nach dem Hexenschlächter, und Smillas Rachefeldzug fand ich super. Aber die Liebesgeschichte, die auch einen großen Teil der Geschichte aus macht, hat mich nicht 100% überzeugt. Ich hatte das Gefühl, dass ihre Anziehung vor allem auf körperlicher Anziehung bestand und erstmal keine tiefere Verbindung zwischen den beiden Charakteren herrschte, was ich etwas enttäuschend fand. Die erste Begegnung auf der Lichtung war mir auch einfach zu schnell.

Was mir sehr gut gefallen hat, war, dass wir im Buch mehrmals hinterfragt haben, wer der Schlächter sein könnte und wirklich mehrere Charaktere in Frage gekommen sind und ich wirklich irgendwann fast schon paranoid jeden verdächtigt habe 😆

Die Wendung, als wir dann endlich erfahren, wer der Schlächter ist, fand ich genial und habe mich sehr gefreut, dass Carina Schnell diesen Schritt gewagt hat!

Leider wurde meine Begeisterung vom Ende dann schon wieder etwas geschmälert, da mir das Ende zu kurz kam und auf jeden Fall Raum fehlte, damit Smilla die neuen Informationen verarbeiten konnte. Schließlich hat sie endlich den Mörder ihrer kompletten Familie gefunden! Den Umgang damit fand ich absolut zu kurz. Mehr kann ich nicht sagen ohne zu spoilern, aber das Ende hat mir so erstmal nicht ganz so gut gefallen, ich hätte nach der Offenbarung des Schlächters eine spannende Verfolgungsjagd, die sich bis in Band 2 zieht, spannender gefunden.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Heftiger, aber spannender Einstieg

The Darkest Gold – Die Gefangene
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Heute geht es um den ersten Teil der darkest Gold Reihe. Zu aller erst: auf mich wirkte der erste Roman irgendwie unvollständig. So als ob ich die Einleitung in eine Geschichte gelesen habe, und als es ...

Heute geht es um den ersten Teil der darkest Gold Reihe. Zu aller erst: auf mich wirkte der erste Roman irgendwie unvollständig. So als ob ich die Einleitung in eine Geschichte gelesen habe, und als es dann "los ging" war es vorbei- weshalb ich schon annahm, dass der erste englische Teil vielleicht im deutschen in zwei geteilt wurde (wie bei Strange the Dreamer), das scheint allerdings nicht der Fall zu sein.

Erstmal: ich war vor allem am Midas-Mythos interessiert und dem König Midas, der sich aber recht schnell in der Geschichte als attraktiver, aber ziemlich schlechter Mensch entpuppte. Außerdem spielt er ab der Hälfte des Romans auch keine so große Rolle mehr, da der Fokus definitiv auf der Protagonistin Auren liegt, was ich einerseits gut aber auch schade fand, da ich trotzdem gerne mehr über Midas erfahren hätte.

Ich hatte vorab die Triggerwarnung zum Buch gelesen und war so darauf vorbereitet, dass hier Themen, wie u.a. auch Übergriffe auf Frauen, thematisiert werden. Trotzdem war ich zu Beginn des Romans echt erstmal irritiert von dieser Welt, in der die Königshäuser nicht nur einen Harem haben, sondern ihre Frauen auch einfach als "Sattel" beschreiben. Wie abfällig, oder? Generell wird hier oft sehr abfällig über Frauen gesprochen, da sie auch oft als "Fotzen" bezeichnet werden.
Teilweise wird das Buch als spicy beschrieben- ich weiß aber gar nicht, ob ich es wirklich als spicy betiteln würde, da der Roman vor allem das Thema Gewalt gegen Frauen behandelt. Ja, es gibt auch Szenen in denen König Midas eine Orgie mit seinem Harem feiert- aber größtenteils waren die sexuellen oder potentiell sexuellen Szenen mit Angst verbunden oder mit einem Machtungleichgewicht (Midas/Auren oder die "Sattel").
Auch gestört hat mich zu Beginn Auren, die scheinbar am "Stockholm Syndrom" zu leiden schien, da sie in denjenigen, der sie Gefangen hält, verliebt zu sein schien.

...also zuerst keine guten Vorraussetzungen für das Buch. Aber ich fand, dass Auren sich recht schnell angefangen hat zu wandeln. Sie begann ihre Situation zu hinterfragen und auch etwas rebellischer zu werden. Der Bruch kam dann, als sie endlich das Schloss verlassen und Auren sich als Charakter entfalten kann.

Für mich gibt es ein paar Plotholes in der Story, die meiner Meinung nach eingeführt wurden, damit die Story funktioniert, u.a. wieso Auren nicht gleich mit Miras zusammen gereist ist- das macht für mich, selbst mit der Begründung im Buch, keinen Sinn. Vor allem nachdem, was wir am Ende erfahren. Mehr kann ich aber an dieser Stelle nicht verraten.

Weshalb ich dem Buch allerdings doch insgesamt eine gute Bewertung gebe ist vor allem, da es mich doch recht schnell in seinen Bann gezogen hat und ich es in wenigen Tagen ausgelesen habe. Auch fand ich die erschaffene Welt super spannend, rundum die sechs, ehemals sieben Königreiche. Neben den Herrschern, die über Magie verfügen, gibt es fliegende Piraten, riesige tigerartige Monster im Schnee und Fae. Ich bin einfach gespannt zu sehen, was noch alles in dieser Welt auf uns wartet- denn ich habe das Gefühl, wir haben erst an der Oberfläche von dem gekratzt, was die Welt zu bieten hat. Zugegeben, ich bin auch einfach sehr neugierig auf König Fäule.
Und auch Auren war total außergewöhnlich: nicht nur, dass sie komplett golden ist- nein, sie hat auch noch ihre geheimnisvollen Bänder, über die ich einfach mehr erfahren muss. Ich habe so eine Vermutung, aber das werden wir im zweiten Band sehen, ob sie sich bewahrheitet.

Der zweite Band muss sich definitiv ins Zeug legen, damit ich die Reihe weiterlese- aber wenn er spannend weiter geht, könnte ich mir vorstellen die Reihe weiter zu lesen

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Veröffentlicht am 17.06.2023

Gute Idee - mit Luft nach oben!

Air Awoken (Die Chroniken von Solaris 1)
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Vorab: für mich war das Buch ein deutlicher Coverkauf, da ich Cover und Farbschnitt einfach so toll fand.

Die Idee der Geschichte fand ich ziemlich vielversprechend, auch wenn ich einiges, vor allem am ...

Vorab: für mich war das Buch ein deutlicher Coverkauf, da ich Cover und Farbschnitt einfach so toll fand.

Die Idee der Geschichte fand ich ziemlich vielversprechend, auch wenn ich einiges, vor allem am World Building noch etwas ausbaufähig fand. Beispielsweise hätte ich mir gerade zu Beginn teilweise ausführlichere Beschreibungen der Orte und der Charaktere gewünscht, dies kam teilweise etwas kurz. Auch das Magiesystem und die Götter wurden beschrieben, aber teilweise habe ich über die Religion in der Welt noch keinen richtigen Überblick, außer dass die Mutter Sonne und der Vater Mond angebetet werden- und wieso das Königreich mit dem Norden im Kampf steht, ist mir auch nicht 100% klar, aber ich vermute, dass es daran liegt, dass es eine vierteilige Serie ist, und wir erst in die Geschichte einsteigen.

Dafür wurden mir in der Geschichte manchmal andere Dinge zu oft wiederholt. Dies war aber glaube ich sprachlich einfach manchmal verbesserungswürdig.

Die Liebesgeschichte, mit der hatte ich zu Beginn ein wenig meine Schwierigkeiten. Warum? Ich verstehe das "Bad Boys" und Antihelden gerade total gefragt sind, und dass Vhalla den düsteren Prinzen attraktiv findet- allerdings kann ich nicht verzeihen, wie ihre Liebesgeschichte beginnt, nämlich in dem er ihr ziemlich gewaltvoll begegnet. Ich möchte nicht zu viel spoilern, aber nach ihrer ersten Begegnung hat Vhalla starke Wunden und muss sogar das Krankenbett hüten und Aldrik spricht ziemlich respektlos zu ihr und nennt sie u.a. einen "bedeutungslosen Wurm" oder einen "Papagei". Letzteres soll später zu einem süßen Kosenamen werden- hat mich aber absolut nicht abgeholt, da es deutlich süßere Spitznamen als "mein Papagei" gibt. Auch im späteren Verlauf des Romans nennt Aldrik sie nochmal "du dummes Mädchen" und ich muss sagen, das hat mich einfach wirklich nicht abgeholt- vielleicht ist es im englischen Original nicht ganz so krass, aber die Übersetzung ist auf jeden Fall ein Fall für sich.

Zudem hatte ich mit Vhalla auch teilweise meine Schwierigkeiten, denn ich hatte den Eindruck, dass sie leicht in das "Pick me Girl"-Schema einspielt. Eine "Pick me"- wird eine Person bezeichnet, deren positive Eigenschaft sein soll, "anders als die anderen zu sein", wodurch aber "das Andere", bei Frauen oft das "typisch weibliche" heruntergespielt und negativ konnotiert wird. Mit anderen Worten: Frauen werden heruntergemacht, um eine Frau hervorzuheben, anstatt Frauen zu feiern. Gleichzeitig scheinen in den Romanen aber alle männlichen Charaktere auf diese Nicht-wie-alle-anderen-Frau abzufahren. In Air Awoken benutzt Prinz Baldair sogar genau den "du bist nicht wie die Anderen"- Satz, um Vhalla zu beschreiben, als er gemeinsam mit ihr frühstückt. Zudem hat Vhalla gleich drei Männer, die um ihre Aufmerksamkeit buhlen.

Weshalb ich Vhalla aber wiederum Pluspunkte einräumen muss, ist, dass sie nicht komplett das naive und unerfahrene Mädchen ist, welches erst von einem Mann verführt werden muss (wie einige Fantasy Protagonistinnen, zu denen z.B. auch Poppy aus Blood and Ash zählt) , sondern Vhalla hatte bereits erste Erfahrungen mit Männern und ist daher kein graues unerfahren Mäuschen.

Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, dass bestimmte "Tropes", wie z.B. ein Ball, der stattfindet, damit die Protagonistin sich hübsch machen kann und allen den Kopf verdrehen kann, in die Geschichte eingeflochten wurden, ohne wirklich Sinn zu machen, bzw. aus meiner Sicht hätte dieser Ball nicht sein müssen.

Was ich persönlich gut gelungen fand, war Vhallas Gefühlswelt, auch wenn es mich gestört hat, dass sie einerseits als schlaue Schülerin und gleichzeitig als absolut naiv dargestellt wurde. Auch realistisch und gut fand ich, dass Vhalla einen Freundeskreis besitzt und sich damit konfrontieren muss, wie sich dieser verändert, wenn sie nun Magierin wird. Dieser Aspekt, also das "frühere Leben" von Protagonisten, wird meiner Meinung nach bei Fantasyromanen manchmal zu sehr heruntergespielt und vergessen, deshalb fand ich es sehr erfrischend, dies hier mal mitzuerleben. Trotz dieser Kritik hatte ich Spaß beim Lesen und das Buch lässt sich auch schnell weg lesen. Gerade gegen Ende kommt auch wirklich nochmal richtig Spannung auf und alles was ab dem Ball geschieht, habe ich auch so nicht kommen sehen und macht für mich auf jeden Fall Lust auf die Fortsetzung- von der ich mir auch hoffe, dass Worldbuilding und Politik und vielleicht auch die Magie nochmal ausführlicher unter die Lupe genommen werden.

Ich habe große Hoffnung in die Fortsetzung(en).

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Veröffentlicht am 23.05.2023

Es kommt auf die Erwartungshaltung an...

Babel
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Ich habe lange überlegt, wie ich dieses Buch rezensieren und bewerten soll. Einerseits ist es wirklich toll geschrieben. Die Geschichte spielt in einem fiktiven, allerdings sehr detailgetreuen Oxford im ...

Ich habe lange überlegt, wie ich dieses Buch rezensieren und bewerten soll. Einerseits ist es wirklich toll geschrieben. Die Geschichte spielt in einem fiktiven, allerdings sehr detailgetreuen Oxford im neunzehnten Jahrhundert. Statt der industriellen Revolution behandelt das Buch sie "Silberrevolution", denn das magische Element dieses Romans sind die sogenannten "Silberbarren", die mit Magie Dinge verbessern können. Beispielsweise kann ein Silberbarren eine Kutsche schneller laufen lassen oder Unkraut im Garten fern halten.

Wie geht das? Die Magie in diesem Roman funktioniert so, dass man ein Wort auf einen Silberbarren schreiben muss-allerdings auf zwei Sprachen, z.B. Chinesisch und Englisch, oder Französisch und Englisch. Nur durch die Dualität der beiden Sprachen funktioniert der Silberbarren. Daher wird der Protagonist Robin Swift nach Oxford an die Universität geschickt, um am renommierten Übersetzungsinstitut Babel zu studieren.

Das Buch ist sehr gut recherchiert, d.h. die Autorin hat ein unglaubliches Fachwissen über die Literatur der damaligen Zeit und die Geschichte des British Empire. Was das Buch für mich so besonders macht, ist, dass es nicht einfach nur die damalige Zeit darstellt, sondern diese auch kritisch betrachtet. Anhand von Fußnoten verweist die Autorin beispielsweise bei verschiedenen Autoren darauf, wieso diese aus heutigem Gesichtspunkt kritisch sind, weil sie sich entweder sexistisch oder rassistisch verhalten haben. Auch der Rassismus der damaligen Zeit gegenüber Chinesen und POC wird sehr herzzerreißend realistisch dargestellt. Denn ein großer Teil des Romans bezieht sich auf das Verhalten der Engländer gegenüber Robin und seinen Freunden- dem Inder Ramy und der aus Haiti stammenden Victoire.

Gerade der Beginn und das Studium in Babel fand ich auch toll. Ich wollte dieses Buch auch wirklich lieben, aber leider blieb für mich streckenweise komplett die Spannung aus. R.F. Kuang fasst die drei Studienjahre zusammen, sodass oft ganze Strecken in Abschnitten zusammengefasst werden, während der Fokus vor allem auf den Sprachwissenschaften liegt. Eindrucksvoll zeigt R.F. Kuang auf, wie viel sie über Sanskrit und Chinesisch weiß und nimmt die Lesenden teilweise auf seitenlange Exkursionen durch die Sprache mit - dafür fällt die Freundschaft der vier Hauptprotagonisten (Robin, Victoire, Ramy und Letty) etwas flach - obwohl immer wieder versichert wird, dass sie jetzt ganz enge Freunde sind...aber es fühlt sich als Leser teilweise so an, als ob wir nur über Zusammenfassungen erfahren, dass die Vier nun befreundet sind und "erleben" es nicht richtig mit, weshalb die Freunde mir teilweise etwas "fremd" blieben. Auch der Fantasyaspekt fällt flach. Wer also ein Fantasy Abenteuer erwartet, muss seine Erwartungen meiner Meinung etwas zurückschrauben, da der Roman eher an einen historischen Roman erinnert. Ja, es gibt das Element der Silberbarren, aber dies könnte ist eher ein Randelement. Das Buch wurde in einem Zitat, welches zur Bewerbung des Romans verwendet wurde, mit Harry Potter verglichen- diesen Vergleich sehe ich nicht. Der Verlag hat es damit erklärt, dass Harry Potter ähnlich in der Lage war nicht-Fantasy Leser für Fantasy zu begeistern. Wenn man das so sieht, dann stimmt es wohl, auch Babel erschließt sich vielen Nicht-Fantasy-Lesern, aber man sollte nicht erwarten Harry Potter 2.0. zu lesen. Im Fokus stehen neben der Sprache eher die Themen Imperialismus und Rassismus.

In der Mitte des Romans gibt es dann, nach einem Ausflug nach Kanton, eine Wendung, die den ganzen Roman auf den Kopf stellt und ziemlich chaotisch wird. Bis zu diesem Zeitpunkt wies der Roman für mich teilweise Längen auf, aber der Wendung wurde es etwas spannender, aber auch hier hatte ich das Gefühl, dass R.F. Kuang die Geschichte spannender erzählen könnte, da auch hier teilweise einigen Szenen sehr lang erzählt wurden. Ja, teilweise macht das auch den Charme des Romans aus, denn die Autorin schafft es Gefühle im Leser zu erwecken, beispielsweise die Nostalgie der Babbler, wenn sie an ihre Jahre als Erstsemester zurückdenken oder den depressiven Zustand, in den Robin zeitweise versetzt ist-das alles bringt Kuang sehr realistisch aufs Papier. Auch die Micro-Agressionen gegen die Protagonisten waren wirklich teilweise schwer auszuhalten.

Mich persönlich hat die Gewalt am Ende des Romans etwas perplex zurückgelassen und ich weiß auch noch nicht so recht, was ich von der Botschaft halten soll. Ich habe gehört, dass der Roman im Englischen einen Zusatztitel hat: "Babel or The Necessity of Violence" - vielleicht wäre es nicht schlecht gewesen, den Titel beizubehalten, vor allem, da es im Roman um Übersetzung ging und so ausführlich wie möglich zu übersetzen.
An dieser Stelle kann ich nicht weiter ausführen ohne zu spoilern, aber eines kann ich noch sagen: Robins Wandlung fand ich nicht ganz nachvollziehbar. Ja, ich finde es toll, wenn Charaktere wachsen und sich entwickeln- aber Robins Entwicklung kam etwas...unerwartet.

Fazit: Babel ist auf jeden Fall ein Buch, über das man nachdenken muss. Man sollte sich auch Zeit zum Lesen nehmen. Wer Sprache, Sprachwissenschaften und Dark Academia Settings (Lernen, Studium und Wissen) mag, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen. Wer eher nach einem Fantasyabenteuer mit einer magischen Schule sucht, wird eher enttäuscht.

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